Gleb Kolyadin

  • Sorry für den Bltzreflex. Ich sollte mal tagsüber Plattenrezensionen schreiben, dann wäre das mit dem Foto einfacher...

    Gleb


    Vor mir liegt die LP "Gleb Kolyadin" von gleichnamigem Künstler, veröffentlicht 2018 auf Kscope. Kscope ist ja eigentlich bekannt für Progressive Rock - fast alle meine Porcupine Tree und Steven Wilson LPs stammen von diesem Label. Doch ist das hier wirklich ProgRock? Werfen wir einen Blick auf die Gastmusiker: Steve Hogarth (Marillion), Mick Moss (Antimatter), Gavin Harrison (King Crimson/Porcupine Tree), Nick Beggs (Steven Wilson), Theo Travis (Robert Fripp/Porcupine Tree/Steven Wilson) und Jordan Rudess (Dream Theater). Okay, also danach dürfte die Einordnung als ProgRock ok sein. Doch wer ist Gleb Kolyadin?

    Zunächst ist der Mann einmal klassisch ausgebildeter Pianist aus St. Petersburg. Ja, das hört man. Das Klavier ist nicht nur dominierendes Instrument auf Front- und Backcover sowie den Labels der A und B Seite - es ist auch das musikalisch dominierende Instrument der LP mit vielen geradezu klassisch anmutenden Passagen. Und wer meine Rezension zu Iamthemorning gelesen hat, weiß natürlich auch, dass Gleb Kolyadin zusammen mit Marjana Semkina Mastermind von Iamthemorning ist. Allerdings ist die Musik auf der Solo LP ganz anders: Sie ist rhythmisch komplexer oft auch mit vielen Rhythmuswechseln. Hier sind durchaus auch jazzige Anleihen zu hören. Dann wieder gibt es melancholische Balladen und Übergänge zwischen verschiedenen Stilen. Nehmen wir z.B. den 1. Titel der B-Seite "Confluence". Der Titel beginnt als Klavier-Ballade mit leicht verzerrt gesprochenem Wort im Hintergrund. Die Stimme sinniert darüber, wie die eigenen Knochen vom Fluss davongetragen werden. In der Ferne vernimmt man etwas Meeresrauschen und ein paar weit entfernte Möwen. Dann setzt die Percussion ein. Die elegische Melodie wandelt sich in einen treibenden Rhythmus. Über einem Klavier-Ostinato wird munter weiter getrommelt, dann mischen sich Harfenklänge darunter bevor eine E-Gitarre dem ganzen eine Wendung gibt, die den geneigten Hörer sagen läßt "Ah, also doch Prog Rock!". Aber kaum ist das Stück zu Ende beginnt mit Constellation ein Klavierstück, das ich den ersten Takten nach problemlos Schubert zugeordnet hätte. Allerdings verharrt es auch nicht in diesem Stil sondern entwickelt sich im Verlauf auch zu polyphonen Exkursen, die durchaus einen J.S. Bach zitieren. Was soll ich sagen? Eines wird die LP auch nach mehrmaligem Hören nicht: Langweilig! Es ist sehr abwechslungsreiche Musik und insbesondere Leute, die grenzüberschreitende Musik lieben, werden diese Platte mögen. Für mich ganz klar eine der Top Neuentdeckungen des Jahres 2018!


    Cover: 1-

    Schön gemachtes Cover. Innen befindet sich ein Faltblatt zu weiteren Kscope Veröffentlichungen. Das Innencover enthält alle Texte, ist aber leider mal wieder ungefüttert (dafür das Minus). Mit einem Katta Sleeve kann dem abgeholfen werden.


    Pressung: 1

    Plan, zentriert und absolut störgeräuschfrei. So sauber sollten bitte alle LPs gefertigt sein!


    Aufnahmetechnik: 1

    Von mir eine glatte Schulnoten-1! Tonal ausgeglichen, großartige Dynamik. Wunderbare Räumlichkeit auch über die Lautsprecher rechts und links hinaus, aber auch in der Tiefe. Wenn man so will durchaus ein audiophiler Leckerbissen, den man zur nächsten HighEnd mitnehmen sollte, damit dort nicht nur DSOTM, Hell freezes over und die üblichen Verdächtigen laufen :)


    Musik: 1

    Weit oben unter den Top10 meiner Platten dieses Jahres. Sie wird sicher auch dauerhaft öfters auf meinem Plattenteller landen.


    Schade: Der LP liegt kein Downloadcode bei. Ich finde, so etwas sollte heute Standard sein und Kscope kriegt das bei anderen Platten ja auch hin.

  • Vielen vielen vielen vielen Dank für diesen Tip. Das Album ist sooooooo geil. Allerdings würde ich das ganze tatsächlich eher dem Jazz zuordnen.

    Das Album ist genial arrangiert. Schlagzeug, Gitarre, Klavier und sogar das Saxophon ist nicht so aufdringlich, so das sogar ich dieses Instrument mal hören mag. Hammer Scheibe. Klang Top, kaum Störgeräusche, aber plan muss ich sie machen.


    Danke für den Tip