Der Technics MK1210 MK2 und der goldene Ring

  • Hallo zusammen!


    Seit ein paar Jahren lese ich mich hier und in anderen Foren schon recht intensiv über das Thema Systeme für den Technics 1210 MK2 ein.

    Das Resultat: Ich weiß jetzt viel mehr, aber werde trotzdem dumm bleiben. Es ist einfach so das viele Köche den Brei verderben und jede neue Meinung eine andere Gewichtung hat. Geschmäcker sind halt anders und Hörgewohnheiten so etwas von speziell und das Klangempfinden auch!

    Kurz gefasst Ohje!


    Ich bin jetzt fast 43 Jahre alt (BJ 1975), habe knapp 6500 Singles und LP´s angehäuft (Neuerwerbe, Flohmärkte, Nachpressungen, Spenden der Freude meiner Eltern) Rock, Pop, Reggae, deutsche Schlager der 50er & 60er (7"), Metall, Jazz, Soul, Hiphop, Prog, u.s.w., und sogar ein bisschen Klassik.


    Der zweite Plattendreher, ein Dual 1228 mit Shure GLM95 und meine sorgsamen Kinderhände haben dafür gesorgt das sich alle Schallplatten meiner Kindertage (seit 1979) in einem recht guten Zustand befinden.


    1990 wurde der Dual 1228 durch einen Technics 1210 MK2 ersetzt, für die Abtastung ein Ortofon Concorde Pro (Silber S-Nadel), ein jahr später kam das zweite Laufwerk hinzu mit dem identischen Tonabnehmer wie Nummer 1.

    Recht schnell merkte ich das das Ortofon recht kräftig rumst aber in der Höhenwiedergabe weit hinter dem Shure lag.

    Zügig wurde das Concorde Pro gegen das Broadcast E getauscht. Schon viel besser und war auch Partytauglich.

    Plattenschleppen war irgendwann doof, sowie anstrengend und das Hobby DJ-ing war vom Tisch.


    Die Komponenten der Hifianlage wurde nach und nach verbessert und das Hörempfinden und der Anspruch änderte sich. Ein Denon PR-A 1200 Vorverstärker und zwei Sony TA-N 55 ES Endstufen zeigten mir das die Broadcastsysteme, bzw. die Einschübe mit Elliptischen Diamant an die Grenzen kamen.


    Die originalen Cinchleitungen der Technicsdreher wurden schon gegen bessere Exemplare getauscht - habe aber keinen hinweis mehr auf den Hersteller. Habe diese schon Anfang der 2000er bei Hifi-Thelen in W´tal gekauft


    Es wurde nachgeforscht, gerechnet, gegrübelt und aufgrund des Tonarmgewichtes (mittelschwer) und der erforderlichen Nadelnachgiebigkeit, wurde bei einem Concorde Broadcast der Gewichtsring abgedreht um das System von 18,5 Gramm auf 15 Gramm zu reduzieren. Also der Weg war für andere Einschübe befreit.

    Ich habe mir von einem Bekannten einen Ortofon 30 Einschub leihen können, der mit Nachgiebigkeit von 25 µm/mN gut funktionierte. Aus Kostengründen aber entschied ich mich für einen Ortofon 20 Einschub.

    Die Abtastfähigkeit wurde mit der DHFI Schallplatte 2 überprüft. 70µ funktionieren ohne Verzerrung bei 80µ fängt es leicht zu zerren an.

    Diese Konstellation nutze ich seit 2004.


    Als 2013 der Denon PR-A 1200 seinen Platz verlassen musste, weil ein Yamaha C2-x den Weg zu mir fand, änderte sich einiges.

    Die Unterschiede der beiden Preamps und der Phonovorstufen waren so gewaltig das Schallplattenhören für mich eine komplett neue Erfahrung wurde. Die Ortofon Broadcast mit 20 Einschub Kombi finde ich gut und funktioniert auch prima... aber es muss noch mehr gehen... vorallem beim Nadelschliff!


    Ich habe viel gelesen und viel nachgedacht und habe folgende Systeme in die nähere Auswahl genommen:


    Ich möchte kein MC System nur MM bzw MI Systeme!


    Goldring 2300 Gyger II (VdH 2) r/R 5/75 µm (nur Einschub - Body vom 2400 oder 2500)

    Goldring 2400 (Vital)

    Goldring 2500 (2SD)

    Ortofon 2M Bronze (Fine Line r/R 8/40µm)


    evtl.

    Goldring 1012 GX (Gyger II (VdH 2) r/R 5/75 µm)

    Goldring 1022 GX (Vital PH)

    Goldring 1042 (Gyger S)


    Die Nadelnachgiebigkeit liegt bei allen Sytemen um die 20 µm/mN - Passt also!

    Ich kann am Preamp die Kapazität Voreinstellen 330 / 220 / 100 pF und die Eingangsspannung in zwei Stufen anpassen!

    Ich besitze einige Monoschallplatten und habe mich "schlaugelesen" das die "Scharfen Schliffe" gut mit Monoplatten funktionieren (siehe Ortofon 2M Mono)


    Ich habe kleine Angst vor den "runden Ecken" der 2000er Goldrings, denn die Rückseite mit den Anschlüssen ist gerade.

    Ich besitze eine Schön Schablone Typ 2 und eine vernünftige Tonarmwaage.


    Ich hätte gerne ein knackiges System. Untenrum Satt und obenrum Kristallklar - tolle Beschreibung oder?!

    Sehr analytisch muss es nicht sein. Ehrlich und knackig ist eher meins. Es muss auch nichts an den Platten gerade bügeln. Es es wichtig das im Platten inneren Verzerrungsarm abtastet.


    Auch wenn das Denon 103 in Kombination mit dem Technics hier oft genannt wird und der Preamp MC tauglich ist, steht es hier nicht zur Diskussion! Ich mag es einfach nicht.


    Auch nach langem Suchen finde ich keine Infos über die Goldring SD und Vital Schliffe (habe auch hier im Forum schon gesucht)


    Was nun?


    Liebe Grüße


    Oliver aus Solingen

  • Hallo Frank,


    das 2M Black hatte ich auch schon auf dem Schirm, wollte die € 500,- Grenze eigentlich nicht knacken. Das Goldring 2500 kratzt ja gerade auch schon an der 500 Euronen Grenze.


    Ich besitze auch eine Okki Nokki Waschmaschine um meine Platten zu Reinigen.

    Flohmarktplatten werden auf jeden Fall immer gewaschen und LP´s bekommen eine neue gefütterte Innenhülle.

    Meine Sammlung wird nicht vor jedem Abspielen gewaschen, es sei es knistert Staubig oder ich glaube das ein Waschdurchgang das Hörvergnügen steigert.

    Ansonsten höre ich die Regenwürmer nicht husten ;)


    LG


    Oliver

  • Ich hab an meinem 1210 ein AT VM 740ML, also mit der MicroLine Nadel. Das hört sich mehr als anständig an. Ich hatte das 2M Bronze und habe es nicht justiert bekommen ohne das jeder Sänger schwer gelisssspelt hat. Aber das soll allgemein ein Problem der ohnehin überteuerten Ortoföner sein.

  • Hi Oliver,


    ich nutze zur Zeit keine MM Systeme mehr, habe aber sehr gute Erfahrungen mit Audio Technica gemacht. Ich habe immer noch drei Systeme in meinem Fundus.... Das AT-5V, ein VM 540 ML sowie das VM 760 SLC. Das 760er fällt wegen dem Preis aber raus.


    Ich bin von dem AT-5V für 150 Euro total überzeugt. Das macht (meine bescheidene Meinung) jedem Concorde schon das Leben schwer....


    Welches ich sehr fein finde, ist das 540 ML. Das ist für ca. 250 Euro zu haben und spielt aus meiner Sicht nicht schlechter als das Ortofon 2M Black.....


    Vielleicht ein Kompromiss. Ich kann nichts zu den Goldring Systemen sagen. Hatte noch keins.


    Gruß, Olaf

  • Hallo zusammen,


    ich habe all meinen Mut zusammen genommen und mir das Goldring 2400 gekauft.

    Montiert ist es in der orginalen Technics Headshell mit Ortofon LW-6N Headshellkabeln.

    An meinem Technics hatte ich das originale Cinchkabel schon vor etlichen Jahren mal getauscht.

    Vor dem einbau des Goldring habe ich das Cinchkabel gegen das RCA-E von Pro-Ject getauscht.

    Die Tonarmverdrahtung habe ich 1 zu 1 zum Pro-Ject Kabel durch verdrahtet. Das originale Massekabel habe entfernt uns das vom Pro-Ject verwendet. Den Schirm vom Cinchkabel habe ich isoliert und am Plattenspieler nicht angeschlossen. Der Schirm ist aber an den Steckern aufgelegt, hat aber dort keine Verbindung zum Massepunkt am Stecker (außerer Kontakt).


    Im Kabel von Project sind aber von den verdrillten Kabelpaaren die farbigen Kabel auf - (Cinch äußerer Kontakt) gelegt und die weißen auf + (also Mittelkontakt am Cinchstecker).

    Also genau andersrum als die Tonarmverkabelung bzw. Headshellverkabelung.


    Die Justage mit Hilfe der Schön-Schablone Typ II stellt kein Problem da. Eine Bleistiftmine hinten über die Anschlusskontakte und jeweils eins links und rechts an das System (da ist noch ein ganz keines grades Stück)


    Mit Hilfe der dhfi-Schallplatte 2 wollte ich mal feststellen wie vernünfig das 2400 abtastet.

    Bei einem Auflagegewicht von 1,75 Gramm und einem AS von 1,2 tastet es noch 80µ sauber ab.

    Wenn ich das Gewicht auf 1,9 Gramm erhöhe und das AS auf 2,0 dann funktionieren sogar 100µ.

    (habe das an meinem zweiten Technics ausprobiert und habe die identischen Werte erhalten.)


    Da ein AS von 2,0 viel zu hoch ist, bin ich bei 1,0 gelandet und einem Auflagegewicht von 1,78 Gramm (Im Hinterkopf die Aussage von v.d. Hul, das der häufigste Diamantverschleiß durch ein zu hohes AS entsteht!) Ich habe nicht die Leerrille (ohne Rille :)) zum Einmessen des AS genommen.


    Der Klang: Das System hat jetzt erst 10 Stunden gelaufen, werde die Einstellungen nach ca. 50 Stunden überprüfen.


    Der Yamaha C2-X steht auf 330pF, so klingt es für mich am besten.


    Ich beschreibe hier mein Hörempfinden und Vergleiche mit dem OM 10/20 von Ortofon.


    Der Klangeindruck ist sehr ehrlich und direkt. Untenrum gibt es nun weiche gut dargestellte, wummerde Bässe im Frequenzkeller. Etwas höher knacken und kicken die Bässe wunderbar sauber. Der Mitteltonbereich ist sehr unangestrengt und nicht mittenlastig oder nervig.

    Im oberen Frequenzbereich tönt es wahnsinnig klar und brilliant und gut aufgelöst. Es entsteht eine saubere "Bühne" die nicht nur linken und rechten Kanal hat sondern auch ein dazwischen erkennen lässt und neuerdings auch ein oben und unten!


    Das System kommt mit Neupressungen auch mit Flohmarktplatten bestens klar.

    Ebenfalls ältere Mono-7" mit Gebrauchsspuren werden sauber abgetastet. Das knistern der Platten verlagert sich vom Mitteltonbereich etwas mehr nach oben und wirkt da durch weniger störend.

    Beschädigungen der Rillen durch defekte Tonabnehmer sind weniger deutlich wahrzunehmen.

    Die Stabilität bei der Abtastung inneren Radius ist viel Sauberer als mit der 10/20 Nadel von Ortofon ( ist auch nur Eliptisch getipt/nude).



    Beispiel Kate Bush - The Kick Inside: Wuthering Heights (deutsche Erstpressung)


    Die Darstellung wirkt viel leichter und entspannter und weniger quatschig! Ich mag dieses Lied wirklich sehr gerne, habe aber die CD-Version von 1988 bevorzugt da diese einfach besser klingt. Jetzt stehen beide auf der gleichen Stufe.



    Led Zeppelin II: Whole Lotta Love (deutsche Erstpressung - totgelieber Flohmarktkauf)


    Es prasselt viel weniger, das wirklich stark wahrnehmbare Vorecho verursacht durch Materialverschiebung bei dem Lackfolienschnitt wird deutlich leiser. Die Aufnahme bekommt mehr Raum, der Bass wirkt sauberer und knackiger die höhen sind brillanter und die Instrumente sind besser verteilt und kleine Nuancen besser hörbar. Knistern tuts trotzdem! Egal.



    Meine Frau wollte nach meiner Rock- und Pop Beschallung mal was beschwingtes klassisches hören


    Herbert von Karajan & Berliner Philarmoniker: An der schönen blauen Donau (Deutsche Grammophon 129014 - 1967)


    Die augenscheinlich saubere Platte musste zweimal auf der Okki Nokki gewaschen werden, da die geprasselt hat wie ein Lagerfeuer und der Diamant fiesen Dreck aus der Rille geholt hat. (Die Platte lief vor ca. 6 Monaten mit dem Ortofon 20 und dort war das nicht!)

    Ein so leichter und tragender Klang. Die Streicher stehen offen im Raum, nichts stört, es ist so unangestrengt und aufgeräumt. Es ist alles so leicht. Die Cellos und die Kontrabässe wummern so klar und deutlich, so dass ich der Meinung bin diese sogar im Raum orten zu können. Ich glaube sogar diese in der Magengegend gespürt zu haben, obwohl ich nur auf Zimmerlautstärke gehört habe...


    Also der Schritt vom Concorde 20 zum Goldring 2400 ist ein Quantensprung gewesen und ich bereue den Kauf auf keinen Fall. Ich ärgere mich aber das ich das System noch nicht viel früher angeschafft habe.

    Ich habe gelesen das einige den Golring 2xxx Tonabnehmern eine gewisse Überzeichnung in den oberen Frequenzlagen nachsagen. Dem muss ich zustimmen, das lässt sich aber durch eine Anpassung der Anschlusskapazität eliminieren.

    Um unteren Frequenzband ist das Goldring 2400 sehr knackig und holt einiges mehr aus dem Tiefbasskeller zu tage ohne das Rumpel- und Störgeräusche angehoben werden.


    Der Titel "A&E" von dem Album "New Eyes" von Clean Bandit zeigte mir nochmals deutlich was das System so alles kann. Die scharfen Elektrobeats standen klar und unverzerrt im Raum und verlangten nach mehr... Lauter... Lauter... Lauter...


    Das Goldring 2400 ist in meinen Augen in sehr Guter Allrounder...


    Liebe Grüße


    Oliver

  • Klingt als seist Du sehr zufrieden mit Deinem Kauf! Glückwunsch! :thumbup:


    Gruß

    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.