Gedanken zu den großen Tangentialen von Sony PS-X 800 und PS-X 555

  • Und wieder treiben mich Gedanken zu den guten alten Sonys um, oder auch SO-NIE!, wie mancher zu sagen pflegte, wenn es um Service und Standfestigkeit der Entwicklungen ging, die in den frühen 80ern durch den Wettbewerbsdruck in den Markt gepeitscht wurden. Ich muss dazu sagen, dass ich mich nur mit mechanischen Problemen beschäftige, für elektronische Probleme fehlt mir die Kenntnis. Meine Lötversuche sind dilettantisch und messen kann ich auch nix.

    Ich kann nur meine Erfahrungen mit den Genannten wiedergeben und berichten. Teils auch mit Dank an frühere Informationen, die hier und in anderen Foren zu lesen waren und mir geholfen haben.


    Der PS-X800 ist in der Tat eine empfindliche Zicke. Die elektronische Regelung hat Parallelen zu meiner Migräne und reagiert ebenso empfindlich auf Veränderungen, wenn auch nicht wetterbedingt. Ein Abgleich durch einen Fachmann ist unerlässlich, es sei denn, man ändert nichts, wenn er einem einwandfrei spielend mit montiertem System in die Hände fällt. Sobald der Tonabnehmer, oder gar das Headshell gewechselt wird, möchte er neu abgeglichen werden. Erst recht, wenn eins der beiden Zusatzgewichte ins Spiel kommt.. Als Ersatz für das Headshell SH-156 bietet sich gerne ein Sony/Wega SH-300 an, der Fingerlift ist schnell entfernt. Der gemeine PS-X800 quittiert seinen Unmut über unsachgemäße Einstellung gerne mit


    -völliger Ignoranz, die sich entweder mit roter LED auf dem Arm, also Einstellung und Abgleich

    -falschem Aufsetzpunkt neben der Schallplatte, gleiche Ursache, oder falscher Riemenspannung oder Balance

    -oder mangelnder Tonarmrückführung, also falscher Riemenspannung äußert

    -Erhältliche Riemendurchmesser möchten eventuell nachgedehnt werden, das Knarzen ist eindeutige Warnung

    -Die Führungsstange möchte nicht gefettet, nur regelmäßig alkoholisch sauber sein, kollegialer Gruß an tierhaltende Raucherhaushalte


    Aus gleichem Grund kann die Lampe für die Auslesung der Plattengröße beim PSX800 Unmut hervorrufen

    Wenn er denn einmal läuft , ist er sehr standfest. Bei mir sind es zwei davon. Beide sind mit mittelklassigen MCs bestückt, Benz Micro Gold und AT ptg33. Ein PSX800 ist entgegen der ursprünglichen Intention der Entwickler kein Plug and Play-Spieler, er will Aufmerksamkeit. Der PSX800 möchte unbedingt im Wasser stehen. Um diesen wichtigen Punkt zu unterstreichen: Aktuell streikte eine meiner beiden Zicken, der Tonarm traute sich nicht mehr bis zum Plattenanfang vor und wollte vorher aufsetzen. Er stand nicht mehr in der Waage, denn sein fauler Besitzer hatte ihn einfach mit Wattepads ins Gleichgewicht gebracht. Die geben allerdings irgendwann nach. Vielleicht haben auch die Gummipuffer nachgegeben, auf denen die Füße stehen. Die Dinger sind angesichts des restlichen Aufwands bei diesem Plattenspieler eh eine Frechheit. Jetzt steht er wieder im Lot und tut, was er soll. Was er auch nicht mag, sind manche Stromquellen und Verbindungen im Umfeld. Er mag die Traffos meiner Leuchten nicht und manchmal denke ich, auch nicht den Fernseher mit seinen HDMI-Anschlüssen, der auf den Netzwerkplayer zugreift.

    Wenn er einmal läuft, halte ich ihn für fantastisch und ein Upgrade reduziert sich bei mir auf einen Tonabnehmer im vierstelligen Bereich. Das wäre wie Weihnachten.


    Der PSX555 ist ein vergleichsweise umgänglicher Geselle. Der inwendige Drahtverhau ist vergleichsweise entspannend, wenn auch immer noch sehr aufwändig. Hier ist aber wirklich nach meinen bescheidenen Erfahrungen plug and play möglich, wenn das Einstellungsprocedere beachtet wird. Er hat einen Motor weniger als der 800er, steht diesem aber klanglich (mit meinen Möglichkeiten) um nichts nach. Plug and Play wurde hier mit dem aufwändigen Biotracer optimiert. Einer spielt derzeit mit einem AT UL-C3, der andere wartet geduldig auf Umrüstung auf ein Goldring Elite. Der PSX ist im Design noch gewöhnungsbedürftiger, als der Vorgänger, mit seiner flachen Schnauze und mit geöffneter Haube gefällt mir die Flunder noch besser als geschlossen. Erstaunlich, was die da in dieses flache Chassis reingepackt haben.


    Ach ja, die Haube:

    Fragiles Miststück. Die Scharnieraufnahmen sind Sollbruchstellen. Sind für beide Modelle theoretisch gleich. Ich habe zwei originale Hauben ohne Defekte aufgearbeitet und sechs Stück gesamt hier. 2x800er, sind schwerer, 2x555er, sind leichter und gehen die Ermüdung der Federn auch heute noch mit und 2 Nachbauten, die sehr ambitioniert sind. Bestellung in Portugal, Lieferung aus Polen und außer den Lufteinschlüssen an den Klebekanten wirklich hervorragende Arbeiten.

    Ich erhebe natürlich keinen Anspruch auf Richtigkeit meiner Ausführungen, es sind nur meine subjektiven Erfahrungswerte als japanischer Ziegenhirte und ich will nur meine eigene Wand anspielen.


    Grüße

    Frank

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  • Diese beiden Tangentialspieler entstanden vor dem Hintergrund, die LP ähnlich komfortabel abspielen zu können wie die CD, die in der anderen Abteilung bei Sony nebenan zur Marktreife gebracht wurde. Intern wußte man, das die Platte damit zunächst am Ende ist...


    Technics machte es gleichsam. Allerdings hatte ich weder von Technics noch von Sony einen Tangentialspieler, kann daher keine Erfahrungsvergleiche beitragen. Aufgrund ihrer Technik sind sie vom Wartungsstandpunkt heute sicher eine Herausforderung.

    Gruß André
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  • Oh, ich hatte schon mehrere Technics SL-10 Tangentialspieler und kann dazu nur sagen, dass die nicht zickig sind. Die brauchen nur alle zig Jahre einen neuen Riemen für den Antrieb des Tangentialarms und etwas neues Fett daran und dann ist gut. Exzellente Spieler und heute sehr begehrt auf dem Vintagemarkt. Die Sony Biotracer kenne ich allerdings nicht.


    Gruß


    Andreas

    AAA Member mit Unmengen an altem Geraffel

  • Nein, die tangentialen Technics SL7 und SL10 sind wirklich keine Zicken. Sehr robust und vergleichsweise einfach gestrickt. Und obwohl sie nicht die komplizierte Regelelektronik eines Biotracers haben, können sie sehr gut klingen. Sie spielen auch senkrecht ohne Klangverlust, während der Sony schon streikt, wenn er nicht in der Waage steht. Sie sind wirklich nicht vergleichbar.

    Gruß

    Frank

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  • Meine PS-X800 laufen zum Glück noch alle 3. Zweien von ihnen habe ich aber neue robustere Kugellager für den gespannten Riemen gönnen müssen. Sie laufen übrigens, bestückt mit dem großen Gegengewicht, auch einwandfrei mit schweren Systemen, wie SPU oder XL-55 PRO.

  • Interessant, Frank.

    Wie hat sich der Lagerwechsel angebahnt? Mit Systemwechseln bin ich bis dato nur bis zum leichten Zusatzgewicht vorgedrungen, ein SPU oder XL55 stehen mir leider nicht zur Verfügung.

    Wie macht sich eine Tondose an dem PSX?

    Gruß

    Frank

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  • Die original Sony Lager hat es einfach zerbröselt. Sie waren auch nicht besonders hochwertig.Der Austausch ist aber keine große Sache.

    Jahrelang habe ich an dem einen PS-X800 ein XL-55PRO betrieben. Es lief einwandfrei. Inzwischen habe ich an dem einen ein XL-88D, an dem 2. ein XL-55/2 oder ein Audio Technica Art 1 oder ART 9.

    Am 3. ein Benz Ruby 3 Wood. Das SPU, die XL-55PRO und das XL-55PRO/2 laufen an meinem PS-X-9.

    Gruß

    Frank

  • Überraschung zum Nikolaus. Heute morgen bewegte sich der eine Tonarm nicht mehr in der Horizontalen. War aber nur ein kleiner gerissener Riemen. Schon wieder repariert. Jetzt heißt es wieder genießen.

    Frohe Festtage

    Frank