Unterschiedliche Wiedergabepegel bei einer Kassette auf unterschiedlichen Decks

  • Ich hätte mal eine Frage:


    Habe auf meinem Revox B215 ein digitales Signal auf Kassette aufgenommen (400 Hz, automatische Einmessung). Beim Abspielen der Kassette auf genau diesem Deck zeigen die Aussteuerungsinstrumente links und rechts exakt 0db an. Also alles fein soweit.


    Auf meinen anderen Decks sieht das dann allerdings wieder anders aus:

    * Nakamichi RX 505 --> beide Kanäle bei ca. +3db (also keine Kanalungleichheit)

    * Ein anderes B215 --> links 0db, rechts -3db

    * B710 --> links 0db, rechts -1db

    * Akai 760D --> links +10db, rechts auf Vollanschlag


    Alles Decks sind bei bekannten Werkstätten überholt und eingemessen worden.

    Ist das normal, also einfach den Unzulänglichkeiten des Systems "Kassette" geschuldet?

    Oder weil jede Werkstatt eben auch jeweils ihre eigenen Einmesskassetten verwendet, die eben nicht mehr im Neu-Zustand sind.


    Klanglich ist alles fein - zumindest was 50 Jahre alte Ohren noch in der Lage sind zu beurteilen.

  • Denke hängt meist schon mit der Capstanmechanik und den flexiblen Andruckrollen zusammen weil niemals das Band oder die recht unpräzise gefertigten Gehäuse Absolut 100% immer perfekt korend zu den jeweiligen Mechaniken der Decks anliegen.


    Ich kenne das nur allzu gut von meinem Akai GX-95, wenn da nach Wochenlangem Betrieb nicht bei jeder Kassette immer alles penipel sauber vor dem Aufnehmen ist (vor allem die Andruckrollen) läuft manchmal der Pegel gerade einseitig beim Einmessen weg...andere ursachen natürlich nicht ausgeschlossen.


    gruß

    volkmar



    ps..leckerer Fuhrpark8)

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Hallo Volkmar,

    eigentlich sollten die Gehäuse (zumindest bei den bekannten Marken) keine größeren Toleranzen aufweisen. Wenn ein Pegel wegläuft, so deutet das auf einen Bandzug hin der nicht in Ordnung ist. Ob das jetzt am Aufwickelzug oder an der Andruckrolle liegt muss herausgefunden werden. Bei mir lag es zu 98% immer an der Andruckrolle.


    Gruß Dietmar

    Revox B77 MK II, Fostex R8, UHER 4000 L Report, UHER 4200 Report IC, Technics RS-AZ7, Tesla B115, Tesla B90

  • Danke für Eure Antworten.

    Weglaufen tut bei mir aber nix ;) - auch kein Pegel. Die Aufnahmen lassen sich auf jedem Deck sauber aussteuern und auch ohne unterschiedliche Kanalpegel abspielen. Nur eben untereinander gibt es offensichtlich Differenzen.

  • Hallo Miccy,

    du hast nicht zufällig eine mit Mono Vollspur bespielte Kassette (zB mit Kalibrierton)?

    Damit könntest du sofort die Wiedergabepegel kontrollieren.


    Gruß Dietmar

    Revox B77 MK II, Fostex R8, UHER 4000 L Report, UHER 4200 Report IC, Technics RS-AZ7, Tesla B115, Tesla B90

  • Hallo Miccy,




    1. zunächst solltest Du einmal den Bandzug Deiner Geräte checken.

    Dazu gibt (oder gab?) es sogenannte Drehmomentcasetten.


    Dann weisst Du was damit los ist.


    Zumindest die ersten 3 Geräte sind aber Doppelcapstan Geräte, die eine Andruckspannung am Kopf durch (leicht) unterschiedliche Capstanwellendurchmesser aufbauen.

    Ich gehe einmal davon aus, dass Deine Andruckrollen in Ordnung sind ( -> nicht verhärtet ? ) und alles schön sauber (?)


    Jetzt entmagnetisierst Du die Bandführungen und Köpfe mit einer Entmagnetisierdrossel.


    2. Dann solltest Du wissen, dass diverse Casettengerätehersteller mit den Wiedergabepegeln (die sind einstellbar) oft ihr eigenes "Süppchen" gekocht haben.

    Meist weichen die Japaner von den Europäern ab und Nakamichi hatte auch noch eigene Vorstellungen....

    Dazu gibt es von den Herstellern aus eigene Mess-Casetten mit einem Wiedergabepegel in unterschiedlichen Pegeln ( in Nanoweber gemessen) und anderen Messsignalen drauf. .


    In der Praxis: Du legst die Gerätespezifische Mess-Cassette ein, und stellst den Wiedergabepegel mit 2 (geräteinternen) Trimmpotentiometern auf den nach Service-Anleitung vorgeschriebenen Spannungswert (jeweils Links und Rechts) ein. Das misst man mit einem NF- Millivoltmeter am Ausgang der Casttendecks (oft 0,500 V oder 0,775 V) .


    Dabei sollten die Aussteuerungsinstrumente im Gerät auch einen bestimmten Wert (meist 0 dB) anzeigen.


    Dieser Pegel ist wichtig, da er auch Einfluss auf die Dolby Systeme hat, die wiederum auch (meist Herstellerspezifisch) mit einer eigenen Messcassette eingepegelt werden müssen.


    Durch die Unterschiedlichkeit der Geräte mit den eigenen Messcassetten wirst Du dann bei Aufnahmen von einem Gerät auf das Andere unterschiedliche Anzeigen haben.


    Wenn das Gerät aber ansonsten richtig eingesetllt ist, sollten diese Unterscheide auf beiden Kanälen in etwa gleich ausfallen.


    Oftmals ist es schwierig die gerätespezifischen Messcasetten zu bekommen.....


    Wichtig ist es auch dass solche Messcasetten mit einem Spezailkopf aufgenommen wurden, der über die gesamte Bandbreite arbeitet und nicht die Fehler eines "normalen" Gerätes mitliefert.

    Im E... wird das oftmals viel Schrott angeboten...


    Die weiteren Messschritte werde ich jetzt hier nicht beschreiben, ich denke etwas Literatur kann das deutlich besser....


    Damit Du erst mal die Grundlagen einer ordentlichen EInmessung kennst, würde ich Dir folgende Literatur der Firma Bluthard Tonstudiobedarf empfehlen.


    Das Heft IF 10 b:


    https://www.bluthard.de/index.php?literatur


    Besser auch noch die anderen Büchlein über Tonband Messtechenik, damit verstehst Du dann wie das richtig geht. Das ist alles nicht in komplettem "Fachchinesisch" geschrieben, erfordert aber etwas Auseinandersetzung mit der Materie.


    Ich denke Du hast da ein paar schöne Geräte, wenn Du das alles ordentlich haben willst, lohnt es sich das selber zu machen und sich in die Thematik hinein zu arbeiten.


    Hoffe das hilft Dir ein bisschen weiter.


    Gruss, Udo

  • Udo du sprichst mir aus dem Herzen...

    Aber ob wir da Miccy nicht etwas überfordern?


    Gruß Dietmar

    Revox B77 MK II, Fostex R8, UHER 4000 L Report, UHER 4200 Report IC, Technics RS-AZ7, Tesla B115, Tesla B90

  • Hallo Miccy,


    vor etwa 10 Jahren habe ich eine gebrauchte B 215 hier im Forum gekauft.

    Die hatte ich mal rudimentär gemessen. Du siehst, dass auch hier kleine Abweichungen vorhanden sind.


    Kauf einer gebrauchten Revox B 215 (kleine Stradivari....)


    Deine Revox Geräte sind gar nicht so weit auseinander. Und auch die Nakamichi nicht.


    Allerdings müsste man sich über die Qualität Deines Aufnahmegeräts (B215 "die erste") im Klaren sein, sonst interpretierst Du die dort ev. (schon) vorhandenen Fehler (Du hast ja dort Deine Referenzcassette aufgenommen) auf die anderen Geräte (->Fehlerfortpflanzungsgesetz...).


    Zunächst brauchst Du eine "richtig" perfekt aufgenommene Mess Cassette (über die gesamte Spurbreite und nicht Einzelspuren mit gleichem Pegel aufgenommen), bevor Du anfängst Geräte nach einem ev. nicht perfekten Referenzband zu beurteilen.


    Weiterhin müsstest Du auch mal checken, ob denn die Empfindlichkeit der Aussteuerungsinstrumente der verschiedenen Geräte frequenzlinear ist. Normalerweise beurteilt man so etwas bei einer Frequenz von 1000 Hz. Dein selbst gemachtes "Referenzband" wurde mit 400 Hz aufgenommen, diese Frequenz benutzt man normalerweise für die Dolby Pegel.

    Ein absolut frequenzlinearer Tongenerator (mit konstantem Ausgangspegel) könnte Dir da Klarheit verschaffen, ob die Aussteuerungsmesser in den verschiedenen Geräten auch frequenzlinear anzeigen....

    Weiterhin sollten die zu messenden Geräte erst mal ein paar Stunden warm gelaufen sein....


    Wenn Du solche Pegel wirklich ordentlich messen willst, solltest Du das mit einem ordentlichen, klassischen (und präzisen) NF-Millivoltmeter machen.

    Die Aussteuerungsmesser in den Casettendecks sind durchaus alle "Schätzeisen" mit +/-"X" dB Anzeigegenauigkeit.


    Gruss, Udo

  • Ja, mit in Stereo aufgenommenen Signalen gibt es immer Abweichungen. Ich kann natürlich aus der Ferne nicht nachvollziehen, was jene Werkstatt alles eingemessen hat, auch die Anzeigen selbst gehören dazu. Wie Udo schon schrieb, eine echte Testcassette mit Vollspur Mono verhindert schon mal unterschiedliche Pegel, welche nur zum Schein gleichartig sind.


    Hinzu kommt, das die Japandecks bis etwa 1992 hauptsächlich den "Homehifipegel" hatten, die unterhalb des DIN-Pegels liegen. Revox nimmt 200nW/m welches dem Dolbypegel entspricht. Korrekt eingemessen sollte das von Dir aufgenommene Signal also auch auf allen anderen Decks bei dem Dolbysymbol angezeigt werden. Der alte Japanpegel war bei 160nW/m und so waren "0dB" entsprechend links vom Dolbysymbol und damit würde so ein Deck +3dB anzeigen. Dagegen eines, welches den DIN-Pegel mit 250nW/m hat, mit 0dB rechts vom Dolbysymbol würde -1dB anzeigen. Darauf muß auch immer geachtet werden. Ganz genau findet man das wieder raus wie ebenfalls von Udo ausgeführt, dazu braucht es dann schon einiges an Meßtechnik...

    Gruß André
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  • Wenn Ihr schon mit Fachbegriffen um Euch werft, dann setzt sie doch auch richtig ein!

    Dazu gibt es von den Herstellern aus eigene Mess-Casetten mit einem Wiedergabepegel in unterschiedlichen Pegeln ( in Nanoweber gemessen) und anderen Messsignalen drauf. .

    Pegel wird nie in Nanoweber gemessen, sondern immer und ausschließlich in dB.


    Der alte Japanpegel war bei 160nW/m und so waren "0dB" entsprechend links vom Dolbysymbol

    und

    Dagegen eines, welches den DIN-Pegel mit 250nW/m hat

    auch hier wird der gleiche Fehler gemacht: Pegel wird nie in nWb/m gemessen,

    sondern immer und ausschließlich in dB.


    Der magnetische Fluss hat die Einheit "Nanoweber".

    Nachzulesen u.a. hier

  • Den Pegel kannst Du aber nicht absolut messen, nur relativ. Der magnetische Fluß ist aber absolut, auch wenn man das mit Heimwerkstattmeßtechnik nicht direkt erfassen kann. Aber den Pegel in Millivolt variiert zwischen den Herstellern und "0dB" bei japanischen 160nW/m sind eben was anderes als 0dB bei DIN mit 250nW/m. Hier gibt es keine Norm wie in der Studiotechnik, wo man Pegelangaben fixen Spannungswerten zuordnen kann.

    Gruß André
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  • Hallo "Baruse",


    vielen Dank für die Klarstellung.


    Mir ist durchaus bewusst, dass der magnetische Feld auf dem am Kopf vorbeilaufenden Band in der Spule des Wiedergabekopfes induziert wird und an dieser Spule dann erst eine Spannung anliegt, die proportional zum induzierten magnetischen Feld ist.....


    Dann reden wir noch über Verstärkerstufen etc.... und dann bekommen wir erst den entsprechenden Pegel angezeigt, ob am Aussteuerungsinstrument oder am NF Millivoltmeter am Ausgang der Cassettengeräts ....


    Stimmt alles, sicher hast Du damit recht....


    Ich wollte mit meinen Ausführungen das Thema aber noch möglichst "halbwegs einfach und kurz " gestalten, zumal ich nicht weiss, wo ich Miccy "abholen" soll, bzgl. seines Kenntnisstandes.


    Deshalb habe ich mich auch mit den Detail- (nWb/m) Werten der unterschiedlichen magnetischen Flüsse auf den Messcassetten zurück gehalten.


    Ich habe sowieso schon einen halben Roman geschrieben und möchte Miccy nicht gleich damit "erschlagen" oder komplett abschrecken....


    Gruss, Udo

  • Vielen Dank für die vielen Antworten - das muss ich erstmal verarbeiten.

    Ich wäre ja schon zufrieden, wenn die Pegel L+R bei allen Decks gleich sind.

    Ich vermute, dass das zweite B215 (mit 0db/-3db) nicht korrekt eingestellt ist.

    Bei den anderen sind die Unterschiede ja eher marginal (bis auf das Akai).

  • Zitat

    Ich habe sowieso schon einen halben Roman geschrieben und möchte Miccy nicht gleich damit "erschlagen" oder komplett abschrecken....

    Abschreckend sind die Ausführungen auf keinen Fall - "erschlagen" kommt der Sache schon näher... :)

  • Hallo Miccy,


    also, was Du brauchst ist eine gute Messcassette, die mit einem "breiten Kopf" (Vollspur) über die gesamte Bandbreite aufgenommen wurde.


    Ich habe einen Freund, in dessen "Dunstkreis" sich Leute befinden, die das alte BASF Equipment zur Herstellung von Messcassetten übernommen haben. Es gab da auch vor ein paar Jahren noch einen größeren Konvolut von Messcassetten der ehemaligen BASF Produktion.


    Diese Quelle ist vertrauenswürdig und damit wüsstest Du, was mit Deinen Geräten los ist und kannst einen "richtigen" Pegelvergleich machen (mit einem ordentlich aufgenommenen Referenzband) .


    Wenn Dir an der Sache etwas liegt, kann ich Dir per PN eine Kontakt-Tel. Nr. geben und ihr werdet euch irgendwie einig. Ich weiss allerdings nicht, ob er noch was hat bzw. erstellen kann.


    Andererseits gab es früher auch bei der Firma Bluthard gut gemachte Messcassetten, die aber heute nicht mehr auf der Webseite angeboten werden.


    Bin da nicht verwandt oder verschwägert.


    Interessant ist auch diese Cassette die mal von der HiFi Stereophonie - Verlag G Braun (Vorgänger Stereoplay) herausgegeben wurde :"DHFI Test - Prüfsignale und Musik" das ist eine ersnt zu nehmende Cassette, die aber noch nicht zu sehr in die Tiefe geht.

    Gibts aber heute wohl auch nur mit "viel Suchen"....




    Gruss, Udo

  • Zitat

    Wenn Dir an der Sache etwas liegt, kann ich Dir per PN eine Kontakt-Tel. Nr. geben

    Hallo Udo, ja Du hast sicher recht, erstmal zu überprüfen, ob und wo die Pegelungungleichheiten wirklich liegen. Dein Angebot nehme ich gerne an.

  • Es hat ein bißchen gedauert - für mich ist das Problem jetzt gelöst:

    Tatsächlich war der Wiedergabepegel beim B215 falsch eingestellt.


    Revoxman hatte mir freundlicherweise eine Messkassette mit 0DB-Pegel zukommen lassen.

    Beim Nak und 710er stimmte der Pegel. Beim B215 und beim Akai nicht. Beides konnte ich selbst einfach korrigieren. Seitdem passt alles gut zusammen. Egal auf welchem Deck ich aufnehme.

    :)


    Vielen Dank für Eure Hinweise und Hilfe!