EMT HSD 006 vs. Zyx R100H Yatra

  • Hallo Michael,

    das ist gar nicht so einfach, denn ich möchte Unterschiede nicht immer in Kategorien von "besser" oder "schlechter" pressen.

    Als ich damals vom Scheu MC auf das Delos gewechselt bin, haben mir 3 Dinge besonders gefallen: Die anspringende Dynamik, die bessere Abtastfähigkeit bei schwierigen Stellen (laute Querflöte oder Sopranstimme oder Vibraphon im letzten 1/5 der LP) und das geringere Rillenrauschen. Die Höhenbetonung des Delos habe ich durch einen Wechsel des Phonovorverstärkers in den Griff bekommen (damals Tom Evans The Groove statt Aqvox). Trotzdem gab es LPs, bei denen das Delos einfach zu viel gemacht hat.

    Beim Wechsel von Delos auf das Zyx war ich im ersten Moment enttäuscht: Es war nicht so der "Anmacher" wie das Delos, sondern hat seine Qualitäten erst nach einer Weile gezeigt: Eine hervorragende Räumlichkeit und wunderbare Klangfarben ohne die Höhenbetonung des Delos. Einige LPs haben damit mehr Spass gemacht als mit dem Zyx, andere aber auch weniger.

    Jetzt kommt das EMT und zeigt von der ersten Minute an dieses Anspringende, Involvierende des Delos ohne dessen Höhenbetonung. Ich habe sofort gemerkt, was mir die letzten 2 Jahre beim Zyx gefehlt hat. Manche LPs, wie Zappa's Sheik Yerbouti machen mir mit dem EMT einfach mehr Spass, als mit dem ZYX. Trotzdem kann ich Cembalokonzerte hören, ohne dass das "Drahtige" wie beim Delos im Vordergrund steht. Man hört mehr die Synthese aus "Draht und Holzkorpus". Dafür fehlten mir vor allem bei Vokalmusik anfangs die Klangfarben des ZYX. Auch erschien mir der Hochton etwas rauher, was sich aber mittlerweile zu legen scheint.

    Es geht also nicht darum, hier eine Rangfolge zu machen, Klangpunkte oder Ohren zu verteilen. Ich habe in meiner Plattensammlung LPs, die mir gerade mit einem der 3 genannten TA am meisten Spass machen, während die anderen 2 abfallen. Letztlich ist für mich momentan das EMT der beste Kompromiss aus Neutralität, Dynamik und Klangfarbe. Ich möchte aber auch nicht ausser Acht lassen, dass der "Reiz des Neuen" natürlich dem EMT momentan ein paar Pluspunkte zukommen läßt.

    Liebe Grüße

    Sebastian

  • Hallo Sebastian,


    das, was du schreibst, kann ich nachvollziehen, denn ich hatte vor Jahren mal ein ähnliches "Erlebnis" mit einem Zyx 4D. Ein toller Tonabnehmer, der sich aber aus ähnlichen Gründen in meinem setup nicht behaupten konnte gegen ein My Sonic Lab "The Eminent". Das Zyx war mir in diesem Vergleich zu nüchtern, zu fahl. Ohne einen direkten Vergleich allerdings war das Zyx wunderbar.

    Na ja, dann bin ich bei den SPU gelandet, denn die Tonabnehmer, die ich damals hatte (Zyx 4D, My Sonic Lab "The Eminent", Clearaudio Titanium und Lyra Kleos) instandzuhalten war mir schlicht zu teuer.

    Auf die typische SPU - Charakteristik habe ich mich komplett eingelassen, sodass ich auch mit meinem Kleos SL derzeit nicht wirklich viel anfangen kann, und mir fehlt rein gar nichts, zumal es ja auch in der SPU-Familie Unterschiede gibt, die auszuloten riesigen Spaß machen kann und auch macht.


    Gruss

    Michael

  • Hallo Michael,

    wir scheinen eine ähnliche Hörpräferenz zu haben! Auch ich habe mir ja vor über einem Jahr ein SPU angeschafft und betreibe es am Schick Arm. Ich war fasziniert von der ganz eigenen Art "zu musizieren" und habe mich bewußt im Kontrast zu den sonstigen scharfen Schliffen für die Rundnadel entschieden. Jetzt nach etwas über einem Jahr SPU#1S habe ich beschlossen, noch ein SPU Classic GM MKII zu kaufen. Während einige ja behaupten, das Classic wäre nur wegen des ganzen Steins im Vergleich zum gefassten Stein den Mehrpreis nicht wert, schreiben andere von durchaus differenter Klangcharakteristik. Mir ist das #1S gelegentlich etwas "spitz" und es gibt SPU Kenner unter uns, die behaupten, genau das wäre beim Classic anders, da sich die SPUs nicht nur in der Rundnadel sondern doch auch im Generator unterscheiden würden. Mein SPU kommt Anfang des neuen Jahres und ich werde dann über den Unterschied berichten.

    Von der Dynamik her ist das EMT jedenfalls deutlich näher am SPU als das ZYX.

    Liebe Grüße

    Sebastian

  • Hallo Sebastian,


    ich betreibe selbst ein Classic GM II, habe allerdings das #1S noch nicht gehört.

    Ich empfinde das Classic als in der Tat rundes, involvierendes, mitreissendes System, das einen in die Musik hereinzieht. Ich höre sehr viel Alte Musik und habe noch nie den Eindruck gehabt, das Classic könne die Instrumente nicht trennen, im Gegenteil, ein Flötenkonzert z.B. wird ganzheitlich wiedergegeben, trotzdem werden die Instrumente(ngruppen) separiert, jedoch nicht seziert. Die gesamte Darstellung empfinde ich als absolut angenehm und hatte noch nie das Gefühl, es sei genug und ich müsste mit dem Musikhören aufhören. Z.B. das Weihnachtsoratorium durchzuhören in einem Stück, was wir gleich mal wieder tun werden, ist ein Vergnügen!

    Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel "geschwurbelt", aber anders kann ich's nicht ausdrücken.


    Gruss

    Michael

  • Moin! Ich kann meine Erfahrungen bezüglich der Dynamik des EMTs nur bestätigen, da ich recht viel Metal und Rock höre. Das System ist für mich eine gute Wahl.Wenn ich Feinzeichnungen hören will nutze ich nen Colibri.

  • Halt das für'n Mär, daß das EMT Einspielzeit benötigt, ist gleich voll da. Denke das kommt davon: EMT hatte jahrzehnte-lang Zeit sein Profi-Produkt zu optimieren und den Produktionsprozeß zu verstehen, auch große Stückzahlen sind hierzu wichtig. Deshalb spielt das Gerät stabil, auch bei 30 Grad im Sommer und im rauhen Einsatz usw.


    Ganz im Gegensatz zu schnell wechselnden Produkten, welche man ja kennt und meidet, besonders bei den Apothekerpreisen. Wahrscheinlich ist der Klang davon abhängig mit welchem Bein das Bett verlassen wird. Das nennt sich Einspielzeit und selbstverständlich, das Marketing entschuldigt sich mit Einspielzeit für ein unausgereiftes Produkt.


    Gruß,

    Holger,

  • Hallo Holger

    Halt das für'n Mär, daß das EMT Einspielzeit benötigt, ist gleich voll da.

    Ich fahre insgesamt 5x EMT TSD15 (4x SFL, 1x Rundnadel) auf EMT 930, 938, 948 und 950.

    Die gefühlte Einspielzeit beschränkte sich nach meiner Wahrnehmung jeweils auf wenige (ca. 2 - 4) Stunden. Während dieser Zeit offenbarten die EMT's für mich eine gewisse, wenn auch rasch abnehmende Rauheit im Klangbild.

    Deshalb spielt das Gerät stabil, auch bei 30 Grad im Sommer

    Stimmt mit meinen Erfahrungen überein, wurde allerdings, so meinte ich von Michael (mvd) auch schon am anders wahrgenommen.

    Wahrscheinlich ist der Klang davon abhängig mit welchem Bein das Bett verlassen wird

    Könnte zumindest was meine Wahrnehmungen betrifft gut möglich sein. Bin schliesslich kein geeichtes Messgerät und weiss von mir, dass mein jeweiliger "Gemütszustand" durchaus Auswirkungen auf meine Aufnahmefähigkeit hat.


    Gruss Adrian

  • Kurzes Update zum EMT:

    Ich höre jetzt seit 5 Wochen damit und würde sagen, in den ersten 20h hat sich die anfängliche diskrete Rauigkeit in den Höhen gelegt. Auch vermisse ich inzwischen die Klangfarben des ZYX nicht mehr. Ob sich mein Gehör angepasst hat oder das EMT in der Einspielzeit besser wurde, vermag ich nicht zu sagen. Im Moment fehlt mir der direkte Vergleich zum ZYX, da ich dieses zur Überprüfung eingeschickt habe. Ich bin jedenfalls summa summarum mit dem EMT sehr zufrieden und kann mir gut vorstellen, dass es mich lange begleiten wird.


    Sebastian

  • Moin Sebastian, ich glaube dass sich Dein Gehör angepasst hat:). Dieses Phänomen habe ich immer bei mir beobachtet und ein schlechtes MC-System hatte ich nie.Viel Spass mit dem Abtaster!!!

  • Und schon wieder benutzt Sebastian den Begriff "Klangfarben" (im falschen Kontext). Horowitz Flügel hatte spezifische Klangfarben im Anschlag, deswegen hat ihn auf Reisen und Veranstaltungen immer dabei gehabt. Keine Piano hat gleiche Klangfarben, gleiches Klang-Spektrum im Anschlag. Meiner Meinung nach hat ein Tonabnehmer keine Klangfarben, denn ich erwarte in allen Zuständen einen möglichst linearen Frequenzgang auch bei Temperatur, Luftfeuchte, Zigarrenrauch, usw.


    Möchte doch die Begrifflichkeiten hier mal zum Diskurs stellen!?!


    Gruß,

    Holger

  • Hallo Sebastian,


    gibt es noch weitere Langzeit Erfahrungen mit dem System? Ich denke ebenfalls über die Anschaffung nach. Warte aktuell noch auf eine Antwort von Einstein Audio, ob meine TTC mit dem hohen Ausgangspegel von 1mV überhaupt klar kommt.


    LG


    Mario

  • Hallo Mario,

    sorry wegen der späten Antwort. War für 2 Wochen in Norwegen zum Wandern.

    Mir macht das EMT weiterhin Freude, ich bereue die Anschaffung nicht.

    Was mir noch aufgefallen ist: Das EMT hat die Eigenart, beim raschen Absenken in der Einlaufrille am Beginn der LP manchmal eine Leerrille zu überspringen. Und ja: Der Dreher steht im Wasser, der Tonarm ist ok und am Antiskating liegt es auch nicht. Das passiert auch nur in der leicht wulstigen Einlaufrille, nicht aber beim Absenken zu einem Stück mitten auf der LP. Es wird auch nicht bis in den Anfang der Musik gesprungen, sondern nur gelegentlich um eine Leerillen-Umdrehung, so dass dann relativ schnell die Musik beginnt. Mir ist das so noch bei keinem anderen TA aufgefallen und ich hatte in der identischen Konfiguration schon ein Delos und ein Zyx. Ich habe auch das Gefühl, es hängt etwas von der Absenkgeschwindigkeit des Liftes ab. Ich betrachte es als Eigenart nicht als Fehler.

    Des Weiteren habe ich das Gefühl, dass das EMT von der Verwendung der Dereneville Headshell Contact Mat profitiert hat. Das sind aber nur Nuancen.

    LG

    Sebastian

  • Noch ein kleines Update: Das mit dem Überspringen einer Einlaufrille liegt definitiv an der Absenkgeschwindigkeit des Liftes. Ich habe mir jetzt angewöhnt, dem Reed Lift nur einen kleinen Schubs zu geben und dann geduldig zu warten, bis er langsam abgesenkt hat - da springt dann auch nichts. Lege ich den Lifthebel jedoch mit etwas Schwung um, kann das EMT schon mal hüpfen.

    Ansonsten bin ich mit dem EMT weiterhin sehr zufrieden. Ich habe tatsächlich noch keine LP gefunden, bei der das EMT (auch in den Innenrillen!) Abtastprobleme gehabt hätte. Dynamik und Auflösung sind super. Die Bühne geht eher in die Breite als in die Tiefe - das ist vielleicht ein Unterschied zum Zyx. Trotzdem kann man die Tiefenstaffelung eines Orchesters gut nachvollziehen. Ich würde es wieder nehmen!


    Liebe Grüße

    Sebastian