Ampearl RE1030 RIAA Korrector
bei diesem kleinen Freund handelt es sich um einen Röhren-Phonoverstärker aus Ukraine/Krim/Russland. Er basiert auf einem Schaltungsprinzip von Yevgen Karpov aus Odessa. Mit letzteren habe ich Kontakt aufgenommen, weil er auch noch etwas Nettes in der Pipeline hat. Dazu gibt hoffentlich im März ein paar Infos an dieser Stelle. Der Mann baut gerade etwas.
Doch zurück zum Ampearl Re1030. Dieser wird vertrieben von Andrey K. Ich hörte den RIAA das erste mal in einer Kette bei einem Bekannten. Diese Anlage war überraschend stark ausgerichtet für so einen Phono-Gnom. NEM 300b, Tron 300B, Shindo Latour, usw. Ich wunderte mich, dass der Phonozweig nicht ebenfalls mit einem richtigen Trümmer ausgestattet war. Der Bekannte sagte, mehr als den "Zwerg" brauche man nicht. Der Klang damals ging mir nie aus dem Kopf. Etliche Monate danach leierte ich ihm den gebrauchten RIAA aus den Rippen. Seitdem habe ich mich genau auf diesen Phonoamp festgelegt.
Ich habe dann direkt in der Ukraine einen weiteren bestellt, der eher in einem kastenförmigen statt flachen Gehäuse untergebracht war. Grund war, dass die Platinen inzwischen grösser wurden, weil der Hersteller die Schaltung minimal angepasst hat. Nun passen sie nicht mehr ins „alte“ Gehäuse. Um nicht Monate zu warten, nahm ich das Alternativgehäuse. Ich habe es dann und wann schon mal hier abgelichtet. Es gefällt mir immer noch.
Hier das Runde, das ins Eckige musste:
Ich wollte aber unbedingt doch noch einmal den flachen RIAA Verstärker haben und so musste der Erbauer doch ran an das Thema "Gehäuse". Ich hatte das Gefühl, er war auch mit dem kastenförmigen Gerät inzwischen zufrieden. Er zeichnet die Gehäuse also neu. Alles wurde breiter und tiefer, höher, aber hatte die Linie der Geräte von vorher. Nun liess ihn aber der Gehäusebauer hängen. Es dauerte 5 Monate bis die neuen Gewänder da waren. Ich warte aber geduldig, weil ich wusste, das Ergebnis wird gut.
Und so wurde aus Sommer, Herbst, dann Winter und der Amp trudelte endlich erst beim Zoll (Krim ist russisch)und dann bei mir ein. 8 Ersatzröhren waren dabei und zum Test ein 1:10/1:20 MC step -up Trafo, den er selbst gewickelt hat.
Alles wirkt auf mich solide gemacht. Es ist kein bling bling Chrom-Gehäuse, aber auch nichts mit einfachen 1mm-Schlabberblechen. Die RIAA macht kräftige 49dB an Lautstärke im MM Betrieb unter Verwendung zweier 6P12P und einer 6Ц4П
Für MM s lässt sich die Kapazität von 56-500pF über ein Mäuseklavier im Innern einstellen. Ein- und Ausgänge sind mit Chinch versehen.
So sieht er aus, grösser als man denkt:
Hören:
Sade: „Clean Heart“. Tolle warme und doch feine detaillierte Stimme, Sibilanten werden sehr schön im Griff behalten. Hier sind reichlich S-Töne als Stolpersteine gelegt. Die werden leicht flüssig genommen. Ich erwähne die S-Töne deswegen immer so oft, weil mir unsaubere Silben dieser Gattung unheimlich auf die Zwölf gehen.
Die Percussion klingt fetzig, real. Schön plastisch. Die feindynamischen Anteile im Song sind klasse, der E-bass lässt sich ebenfalls gut verfolgen. Sade kommt dem Hörer in dieser Aufnahme sehr nahe. Eine Menge Rauchanteil findet sich, wenn sie die ruhigen Töne lange aussingt. Gehauchter Rauch sozusagen.
I never thought I'd see the day: Das ist viel Raum in der Aufnahme, viel Hall, wenig Instrumente untermalen das Lied. Das Gewicht liegt auf der Stimme. Das funzt. Zurücklehnen, entspannen, der eigene Atem beruhigt sich. Oft bin ich ehrlich angespannt beim Testhören solcher Lps. Kennt ihr das?" Klappt das? Zischelt es? Verzerrt es gleich?"
Hier ist alles gut, ruhige Fahrt. Trotz extrem hoch hinaus wollender Sade, bleibt alles warm, kontrolliert, angenehm, ein Klangbad mit Extraschaumkrone. An meine Ohren lasse ich nur Ampearl und LP's.
Vollenweiders „Caverna magica“ ist ein Klangerlebnis der besonderen Art. Beim Intro lässt sich gut die Tiefe des Raumes erfassen. Die nachfolgenden Tropfen in der Höhle rechts und links sollten dynamisch sein. Platsch, Platsch , Platsch. Muss ich ein Tuch holen? Das schöne Parkett.
Die E-Harfe soll nie nerven. Hier ist alles unter Kontrolle. Das ist wirklich mit der Ampearl eine akustische Entdeckungsreise. Alle Effekte sind einzeln zu vernehmen. Es sind aber so viele, dass man die Platte immer neu hören kann, um wieder etwas zu entdecken. Auch hier heißt es entspannen und geniessen, ohne das feindynamische Einbussen da sind. Die Ampearl entschleunigt, wenn sie soll und reisst mit, wenn es gefordert ist. So wie jetzt folgend.
Clutch: LP Earth Rocker
Crucial Velocity: Das muss einem 3.59 min die Zahnkronen raushämmern, tut es auch. Der Bass grollt, die Drums treiben, Sonderschicht für den Sub, aber alle Achtung, die Becken zingeln trotzdem noch hell, metallisch und zeigen sich noch deutlich in diesem eher dunklen schweren Klangteppich. hallo, wir sind auch noch da. Fein sezieren -ohne Zusammenhänge aufzureissen- kann der kleine Röhren-Lurch auch. Voll aufs Brett gibt es mit dem AXT 347 Übertrager, etwas seichter geht der Ampearl Übertrager zu Werke. Insgesamt aber ist es so oder so schön satt, noch mit der nötigen Leichtfüssigkeit und Schnelligkeit, um die Rhythmik des Songs straff zu halten. So geht Rock. Der Kopf bangt, die Luft-Gitarre ist ausgepackt. Die ergrauten Nackenhaare stehen. Alles prima.
Wir sehen uns wenn es gefällt in Teil 2.