Frage zur Atoll P200 - Rauschen normal?

  • Moin,


    ich habe gestern eine Atoll P200 erhalten, nettes Gerät, klingt gut. Allerdings ist bei voll aufgedrehter Lautstärke ein sehr deutliches Rauschen und Gebrummel vernehmlich. Verhält sich wie ein Verstärker aus den 80er Jahren, Cyrus One oder so.

    Klar ist das in der Praxis nicht wirklich relevant, so laut mag und kann ich gar keine Musik hören und selbst wenn, dann wird das Gerausche von den Abtastgeräuschen überlagert.

    Trotzdem gefällt mir das so nicht wirklich, daher wüßte ich gern, ob so ein Verhalten bei der P200 normal ist oder ob ich da eher irgendein Einstreuungsproblem habe.

    Der MM-Phonoeingang meines kleinen Linn Majik rauscht im Vergleich praktisch gar nicht, auch mit anderen etwas moderneren Phonopres hatte ich kaum Probleme.

    Aufstellungsänderung und Kabeltausch machten keinen Unterschied, das Netzteil der Atoll ist nicht original sondern ein recht solides JVC-Camcorder-Teil.

    Falls irgendwer hier die P200 hat oder kennt, würde ich mich über eine Einschätzung freuen.


    Grüße, Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Bei offenem Eingang (also bei nicht angeschlossenem Tonarmkabel des Plattenspielers) und bei Einstellung auf "MM" bei dem höchst möglichen Ballastwiderstand (meist zw. 47K und 82K) ist das Grundrauschen am höchsten - der Hauptanteil des Rauschens wird dann durch diese Widerstandswerte definiert.


    Wenn das Rauschen sich bei gleicher Lautstärkestellung und eingestecktem Tonarmkabel in dieser Einstellung nicht spürbar verringert, liegt ein Fehler vor.

    Auch dann, wenn es Unterschiede zw. den beiden Kanälen gibt.


    Wenn die erwähnten Ballastwiderstände wegen eines internen Fehlers keinen Kontakt hätten, wäre das Rauschen bei offenem Eingang am höchsten. Das wäre der Fall, wenn der Majik von Linn bei offenem Eingang wesentlich weniger rauschen würde.


    Ein weiterer Grund für das hohe Rauschen könnte ein überdurchschnittlich hoher Spannungsverstärkungsfaktor sein, was man daran merken würde, das bei exakt gleicher Position des Lautstärkereglers eine erheblich größere Lautstärke wahrnehmbar wäre wie bei den anderen erwähnten Modellen.

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

    2 Mal editiert, zuletzt von A.K. ()

  • Hallo A.K. und Danke für den Hinweis!


    Tatsächlich nimmt der Rauschteppich der P200 bei abgezogenem Phonokabel hörbar zu. Das Nebengeräusch-Niveau entspricht dann ungefähr dem des Majik mit offenem Eingang, erweitert um eine Brummkomponente, vorwiegend auf dem rechten Kanal.


    Die Verstärkung der P200 unterscheidet sich nicht wesentlich von der anderer Phonopres, evtl. ein kleines bißchen mehr Pegel als beim Majikeingang.


    Ich habe das Dinge gerade 'mal aufgeschraubt, auf den ersten Blick habe ich jetzt keine schlechten Lötstellen erkennen können.


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    Grüße, Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Wenn nur das Rauschen der dominante Faktor ist, könnte ein Serienwiderstand am Eingang dafür verantwortlich sein, allerdings könnten auch die Transistoren selbst oder das Schaltungsdesign ungünstig gewählt sein. Ein Schaltplan wäre hilfreich.

    Sollten aber die Brummkomponenten stören, muß als erstes ausgeschlossen werden, das ein magnetischer Brumm dafür verantwortlich ist, der von außen einstreut (z. B. Netztrafo in der Nähe des Phonoteils, weil es zu dicht am Voll-/Endverstärker steht).


    Ist das der Fall, liegt es vielleicht an der Qualität des Steckernetzteils, das bei aktuellen RIAA-Vorstufen i.d.R. eine extrem billige, nicht aufzuschraubende und nach meiner Einschätzung sehr schlechte Ausführung ist, die durch eine hochwertige konventionelle 50Hz-Ausführung am besten mit Parallelregelung (Shuntregler anstatt Längsregler) zu ersetzen ist. Wie man das macht ist beschrieben in der Zeitschrift Klang & Ton - siehe Anhänge in Post #28 unter

    https://www.diyaudio.com/forum…ing-schematic-help-3.html

    am Beispiel des iPhono2 von iFi.

    Generell empfehle ich heute keinem, ein Phonoteil aus laufender Fertigung zu kaufen, sofern es unter etwa 1.000 € kostet - wegen den ausgelagerten, leider aber meist minderwertigen Stecker-Schaltnetzteilen, die nicht einmal aufzuschrauben gehen.

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • Moin,


    ein kurzes Update: das Netzteil war schuld. Der Vorbesitzer hatte - wohl glaubend "viel hilft viel" - das Originalnetzteil durch ein großes JVC 5A Video-Netzteil ersetzt.


    120watt.jpg


    Da die Vorstufe sicher keine 120 Watt benötigt, habe ich ein anständiges Steckernnetzteil gekauft. Die Atoll läuft jetzt prima, rauscht nicht und brummt nicht.

    Falls sich also jemand eine günstige Vorstufe sucht, kann ich die P200 bzw. P200SE uneingeschränkt empfehlen.


    Grüße, Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Freut mich, das jetzt alles so ist, wie es sein soll. Schaltnetzteile sind generell problematisch, da sie durch unerwünschte Hochfrequenzeinstreuungen auch Einfluss auf das Rauschen haben können (im Gegensatz zu 50 Hz Trafo-Netzteilen, wo nur unerwünschtes 50 Hz-oder 100 Hz-Brummen auftreten kann).

    == Gewerblicher Teilnehmer ==