Werte Analogfreunde,
Schon länger suchte ich nach einer finalen Lösung zur Schwingungsentkopplung meines Lenco-Laufwerks. Dieses besteht aus einer Massivholz-Zarge aus stabverleimtem Buchenholz mit Makassar-Furnier und belastet die Waage im spielfertigen Zustand inkl. Tonarm, Tonabnehmer, Schallplatte und Plattengewicht mit 20,2kg. Die bisherige Entkopplung des Laufwerks vom, ebenfalls aus massivem Buchenholz gefertigten Rack, geschah durch die von mir sehr geschätzten und äußerst effektiven "Musicfeet" von ME-Audiosysteme (Michael Methe). Die Musicfeet haben sich über die Jahre hinweg als fester Bestandteil meiner Installation bewährt und gerade unter schwingungsempfindlichen Geräten wie Röhrenverstärkern habe ich bisher in meinem Raum keine effektivere und klanglich befriedigendere Lösung gefunden. Und auch mein Lenco hat deutlich von dieser Variante profitiert und sämtliche zuvor eingesetzten Lösungen wie RDC-Kegel, etc. wurden ad acta gelegt.
Aber, wer kennt das nicht: Es bleiben, gerade in Bezug auf die analoge Abtastung immer Zweifel, ob man nicht noch ein wenig am bestehenden Setup optimieren könnte - so auch bei mir...
Beim Besuch des Analogforums in Krefeld 2018 wurde ich dann auf die von Norbert Gütte (LignoLab) gefertigten Niederfrequenzdämpfer DQR148 aufmerksam und bereits kurze Zeit nach Kontaktaufnahme zu Norbert Gütte konnte ich ein Trio DQR148, abgestimmt auf mein Laufwerksgewicht, in Empfang nehmen.
Bei den DQR148 handelt es sich um die kostenreduzierte Ausführung der schon länger angebotenen DQ148. Funktionsweise und Wirkung sind identisch; lediglich die optische Gestaltung ist einfacher gehalten. So sind diese im Gegensatz zu den DQ148 nicht mit Strukturlack beschichtet, es entfallen zusätzliche Bearbeitungsschritte und auf gesenkte Schrauben muß ebenfalls verzichtet werden. Von den Abmessungen her moderat gehalten (Grundfläche 148x148mm; Gesamthöhe im belasteten Zustand etwa 40mm) passen sie problemlos unter die meisten Plattenspieler und wirken optisch nicht zu dominant.
Lieferumfang DQR148 (Dämpfer, Ankopplungszylinder, Distanzstück, Teller, Senkkopfschraube)
Jeder Dämpfer kann von Norbert Gütte mit drei bis zwanzig Federn bestückt werden, welche jeweils ein Gewicht von max. 1,33kg tragen. Somit können Laufwerke von etwa 12 bis 75kg effektiv entkoppelt werden. Die Dämpfer können auf verschiedene Weise angekoppelt werden; im Lieferumfang enthalten ist jeweils ein Ankopplungszylinder, welcher einfache und stufenlose Nivellierung erlaubt, sowie ein montierbarer Teller mit entsprechend größerer Auflagefläche. Ich habe mein Laufwerk mittels der höhenverstellbaren Zylinder angekoppelt.
Höhenverstellbarer Ankopplungszylinder:
Mit montiertem "Teller":
Bezgl. der Positionierung ist auf ebene Flächen zu achten und Norbert Gütte empfiehlt bei der Verteilung unter dem Laufwerk ein gleichseitiges Dreieck aufzuspannen um gleichmäßiges Schwingverhalten zu gewährleisten. Das ist in der Praxis in kurzer Zeit zu realisieren, aber man macht das, je nach Gewicht des Laufwerks, einfacher zu zweit. In meinem Fall mußte ich vom gleichseitigem Dreieck ein wenig abweichen, da ich das Tonarmkabel nach unten hinaus führe und somit ein Dämpfer Kontakt zu diesem gehabt hätte, was natürlich das Schwingverhalten und somit die Entkopplung beeinträchtigen würde.
Letztlich hatte ich aber recht fix eine optimale Positionierung gefunden und es ergab sich ein umlaufend gleiches Spaltmaß zwischen Laufwerksunterseite und den jeweiligen Oberseiten der drei Dämpferkörper. Da ich das Rack zuvor penibel "ins Wasser" gebracht hatte, war nunmehr lediglich eine klitzekleine Korrektur mittels Höhenverstellung an einem der Ankopplungszylinder nötig. Ein erstes Antippen brachte dann auch das gewünscht gleichmäßige Schwingverhalten und die Vorfreude auf die ersten Töne stieg...
Lenco mit DQR148:
So, wie klingt es denn nun mit den DQR148? Auffallend ist zunächst, daß der Grundtonbereich subjektiv weiter hinunter reicht, strukturierter, farbiger und substanzreicher wirkt, jedoch keinesfalls schlank ist. OK, das war wohl zu erwarten. Es profitiert nun aber auch unmittelbar der Mittelton in Bezug auf Klangfarbe, Raumdarstellung und Detailreichtum und bis in hohe Frequenzen hinein wirkt das Klangbild sehr offen und luftig; Stimmen wirken präsent und greifbar. Der größte Gewinn ergibt sich jedoch aus einem nun sehr ruhigen Klangbild, quasi entschleunigt, welches Tönen nun hörbar Zeit zum er- und verklingen gibt; Ein- und Auschwingvorgänge werden hörbar(er) und es ergibt sich eine gewisse "Entspanntheit", Selbstverständlichkeit in der Wiedergabe, welche mich nun kaum mehr an HiFi denken lässt. Bitte nicht mißverstehen, es mangelt keineswegs an Dynamik. Im Gegenteil: Der Unterschied zwischen einem leisen und einem lauten Ton ist nun empfunden größer und wenn die Aufnahme dynamische Unterschiede bereit hält, liefert mein Lenco sie auch.
Ich möchte zudem betonen, daß das gesamte Klangbild auf schwer zu beschreibende Art reichhaltiger wird, im Gegensatz zu z.B. den Spike- Lösungen, welche ich zuvor ausprobierte. Diese sorgten vielfach für ein schlankes, gut durchhörbares, aber auch subjektiv energiearmes Klangbild. Lediglich die zuvor eingesetzen Musicfeet waren in der Lage hier positiv zu wirken, finden jedoch in den DQR148 ihre Meister. Nicht weiter schlimm; sie entfalten nun unter meinem Tuner ihre segensreiche Wirkung...
Somit komme ich zum Ende meines kleinen Erfahrungsberichts und hoffe, dem einen oder anderen Analogfreund eine Anregung gegeben zu haben. Die Frage nach geeigneten Entkopplungsmaßnahmen für Plattenspieler taucht ja regelmäßig hier auf. Ich bin an dieser Stelle angekommen.
Gruß,
Marc
Disclaimer: Sämtliche Klangbeschreibungen sind subjektiv und wurden ohne Siebenfachblindtest erfasst; auf seismische Präzisionsmeßtechnik wurde ebenfalls verzichtet. Ich bin weder mit Norbert Gütte verwandt, verschwägert noch an der Fa. LignoLab beteiligt. Ich ziehe keine persönlichen Vorteile aus diesem Bericht, bis auf die Tatsache, daß mein Plattenspieler nun auf deutlich höherem Niveau spielt.