heute geht es um einen "Ampearl" MC Übertrager 1:20. Andrey K. von "Ampearl" auf der Krim wickelt Übertrager selbst. Ich habe das Teil einfach mal zum genialen RE1030 Phono mit bestellt. Für rund 130 Euro ist man für das Fertiggerät dabei, er ist umschaltbar auf 1:10. Er besitzt ebenfalls eine Anschluss für MM als Bypass.
Er ist für den Hörtest gepaart mit einem Aidas MC mit 4 Ohm Innenwiderstand . Das Gerät brummt bei weit über Zimmerlautstärke kaum wahrnehmbar. Bei Berühren des Gehäuses ist es ganz weg, da muss ich also nochmal ran. Da passt etwas noch nicht ganz. Da der Brumm aber jetzt schon gegen Null geht, kann der Test erst einmal so erfolgen.
Hören: Elvis -LP "King Creole": TRACK „Crawfish“ : genial, Elvis’ Stimme ist raumfüllend. Mit dabei: Jazz Siegerin Kitty White kommt schön aus dem Off. Insgesamt ist das keine tolle Aufnahme. Trotzdem hört sich der Track aus Januar 1958 wunderbar lebendig an. Irgendwie erinnert das an den Sound, den ich aus der Jugend in Erinnerung habe. Nur der Text hat mich nie interessiert. Jetzt ist die Musik so eindringlich, dass ich mich doch gefragt habe, um was es geht. Um nichts weiter als eine besungene Languste, die geröstet besser schmeckt als Zucker. Na dann: Mahlzeit! Wo ist der Tierschutzbund? Er lauert schon um die Ecke.
Yazoo ist dran mit( Didn’t I) "Bring your love down". Das geht nach vorne. Moyet nagelt den Song nur so raus. Fusswippfaktor zehn. Die Pfunden hört man Moyet an, davon hat sich zwischenzeitlich einige verloren.
„Ladykiller“ von Markus Müller Westernhagen geht wie Tier. Da muss die Bude wackeln. Das Saxophon könnt zwar etwas voller klingen und wärmer, aber insgesamt rockt der Song mächtig. Da hatten die Lieder von MMW noch Dreck. Er rotzt den Song ins Mikro. Das muss jeder S-Ton sitzen. Sitzt!
Lied drei auf dieser LP von Marius „Von drüben“ liefert eine tolle Klavierarbeit ab. Das klingt prima. Die Harp klingt ein wenig mickrig. Die muss dicker kommen. Insgesamt aber setzt der Song gute Erinnerungen frei an die ersten Pilsener aus dem 10er Conti von der Tanke. Mit Kumpels diese Platte im verrauchten Raum hören, abhängen, Gersten-Kaltschale trinken. Zeit, wo bist du hingegangen?
Phil Collins: „In the air tonight“. Total abgelutschter Bonbon? Jo. Aber unheimlich lecker. Was habe ich den Typen gehasst. Aber in den letzten zwei Jahren landet er immer öfter auf dem Dreher. Der Phil kann singen und er kann eine Message rüberbringen. Hier öffnet sich ein wahnsinniger Raum am Anfang. Das Schlagzeug zieht gut durch. Die Stimme hat die nötige Seidigkeit. Etwas Fülle im Organ vermisse ich. Dafür erstrahlen die Stimmbänder mit bester Hochtonauflösung und erstaunlicher Präzision.
Der nächste Track auf der LP ist „This must be love“: Die Percussion ist zackig, die Stimme jetzt voller, hier fehlt etwas Hochton. Hier ist der Bass etwas aufgedickt, dadurch vielleicht auch gleichzeitig etwas im Hochton abdeckend? Hier muss ich etwas am Sub runterregeln. Es wird etwas besser. Die Bühne bleibt weiträumig, hier wird garantiert nichts eingedampft durch den Übertrager. Alles bleibt offen und frei in der Darstellung.
David Bowies „Space Oddity“ klingt sehr plastisch. Im Refrain kommen Stimmen von überall. Meine Pressung ist ausgemergelt. Aber das Aidas klebt in der Rille wie ein Formel 1 Reifen auf dem Monza-Asphalt. Das habe ich schon mal mit einem anderen MC wegen Verzerrungen ausgemacht. Hier aber erstrahlt das Lied in alter, neuer Frische. Die Kombi geht. Der Song ist voll gestopft mit Instrumenten und Effekten. Das ist wie 3D Kino gucken, wenn alles stimmt. Die Hochtöne am Ende bleiben gepflegt. Kein Tinnitus. "Starman" verwöhnt das Ohr mit wunderbaren Klängen . Der Refrain berührt mit seiner Melancholie. Insgesamt wünsche ich mir etwas mehr Bass-Fundament oder Fülle im Song. Ein Hashimoto schürft da eine Sohle tiefer, um es in der Bergarbeitersprache zu formulieren.
Zum Schluss wie immer der Partyknaller der Woche. Weniger audiophil geht kaum. Mit dem folgenden Lied konnte man im Erscheinungsjahr im Kinder-Zeltlager am Strand Norderneys die ersten Liebschaften ergattern, wenn man denn mit Neun schon tanzähnliche Bewegungen vollziehen konnte. Der Typ, der zu dieser Best-of-LP gehört, war der Knaller. Barfuss und mit Gehstock(mit Fahrradklingel) fetzte er über die Bühne. Um wen geht es? Harpo - richtig. Der Song heisst: Moviestar? Falsch. Es geht heute um Zum-Zum-Zummernight.
Legt man das heute auf einer Party auf, hat man vielleicht zwei bis drei Frauen an der Seite, die sich an den trällernden Typen erinnern und schwelgen (Bedeutung: "genüsslich in etwas versinken, sich an etwas berauschen, einem Genuss hingeben") oder man wird zur Fahndung ausgeschrieben und durch die Strassen der Stadt gejagt. Die Papageno/Mozart-ähnliche Flöte kann einen verschrecken. Aber der Song kommt noch, wenn er erst Fahrt aufnimmt. Die Strophen klingen stramm gesungen, rockig, schön Vintage-mässig. Die Rhythmik des Songs ist toll. „I’m gonna play on my romantic guitar,
as we lie under the twinkling stars."
Herrlich . Saugut. Da hat man in den Zum-Zu- Zummernights genug S-Töne, um sich bei Fehlanpassung die Sibilanten-Kante zu geben, aber es bleibt alles im Lot. Ein schöner, schneller, aber auch romantischer Song. Man spürt wieder den heissen Nordseestrand zwischen den Zehen und verdrückt vielleicht eine Tränchen statt im heulenden Elend eines schlechten Klanges zu landen.
Fazit: der Übertrager transportiert die Signale fast in der Art eines grossen MC Transformers. Ihm fehlt etwas die Schlagkraft des Hashimoto HM3. Die Stimmen sind dafür feiner. Er geht mehr in die Richtung des Jensen 347. Aber zu einem viel günstigeren Preis. Das minimale Brummen bei voll aufgerissener Lautstärke bleibt auf der Negativ-Seite. Das geht grundsätzlich besser. Der Ampearl liefet viele Details und hält den Ton kontrolliert. Sibilanten bleiben stets zischelfrei. Wo der HM3 etwas aufdickt, bleibt der Ampearl eher schlank. Der Bass ist gut, etwas mehr Druck im untersten Register könnte sein. Emotionen kann er gut, aber nicht so gut wie ein HM3. Die Raumabbildung ist vorbildlich. Im 1:10 Modus findet er einen Meister im Tribute MC 1:10. Die Nuss ist zu hart, um sie zu knacken. Da kommt er nicht ganz ran. Aber im 1:20 Modus kann man mit diesem Übertrager locker Jahre verbringen, ohne dass der Wunsch nach mehr aufkommt. Und er kostet neu so viel wie 6 LPs. Das darf man nicht vergessen. Eine Kaufempfehlung.