High End extrem

  • Hallo Jürgen,


    mal von einem, der das können müsste: Wie definierst Du die Audio Kategorie High-End? Ich bin ja der Auffassung, dass High End nicht allgemein definiert ist und alle Interessierten da ihre eigenen Maßstäbe ansetzen...


    Danke und Grüße,

    Winfried

    Die schlimmsten Geiseln der Menschheit sind nicht Krankheiten und Katastrophen, sondern menschliche Dummheit, Angst und Gier!

  • High End?


    Ganz einfach, das ist Alles, was von veritablen Dummköpfen bevorzugt wird.

    Ich lege Wert darauf, dass ich Schakti/Jürgen bewußt gefragt habe weil er sich so gut wie ausschließlich im hochpreisigen Audiosegment betätigt, sich dort anscheinend sehr wohl fühlt und auskennt. Deine Implikation war nicht Hintergedanke meiner Frage an Ihn, von daher finde ich das teilzitat meiner Frage und deine Antwort nicht angemessen.


    Grüße,

    Winfried

    Die schlimmsten Geiseln der Menschheit sind nicht Krankheiten und Katastrophen, sondern menschliche Dummheit, Angst und Gier!

  • Ich sehe in diesen Aussagen eine gewisse Inkonsistenz. Aber vielleicht ist es auch nur ein Missverständnis? Dann sollten wir es dabei bewenden lassen. Jedenfalls hat die Aussage im ersten Zitat (Blender) mich überhaupt erst zu einer Antwort bewogen. Das wollte ich so nicht stehenlassen.


    BTW: Den hochgeschätzten Jean Hiraga habe ich im Laufe der Jahre schon mehrmals gesprochen. Er kennt auch einige von meinen eigenen Arbeiten.

    Deshalb Blender in Anführungszeichen.

  • Deshalb Blender in Anführungszeichen.

    ja, Danke für die Relativierung und nichts für Ungut!


    Ich fühle mich Burmester auch insofern verbunden, als er ebenfalls schöne Elektro-Gitarren gesammelt hat.

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Und ich habe gedacht, wo High End drauf steht, ist auch High End drin. Also brauch ich nicht mehr nach München zu fahren.

    Bernie, darf ich dich fragen womit du Musik hörst. Auch mit Mittelklasse Hifi ?

    Schönen Abend und bleibt gesund

    Der Ausstellungskatalog signalisiert ja bereits, dass es solche Massen von Firmen sind, die dort ausstellen, das kann in der Breite garnicht die Spitze des technisch machbaren sein, das ist heute eine Industrieausstellung wie die IAA. Dort stellt die Industrie halt ihre Modelle aus, und das ist (teilweise) High End, aber auch sehr viel Durchschnittsware. Man kann sich dort einen guten Marktüberblick verschaffen, wer billiger möchte, der geht zu geiz ist geil.

    Persönlich höre ich viel mit DIY Geräten, da es die Gerätschaften, die ich gerne mal probieren würde, einfach am Markt entweder so nicht gab oder sie für meine Verhältnisse zu tiefe Hosentaschen benötigen würden. Und was ich gehört habe war auch nicht optimal für meinen persönlichen Geschmack, also blieb auf der Verstärkerseite nur DIY übrig. Lautsprecher ist ein 2 Weg Horndesign, ebenfalls DIY, da es auch den am Markt nicht gibt.

    Meine Anlage kann nicht konkurrieren in Sachen Auflösung und Durchhörbarkeit, von daher sicher kein High End. Plattenspieler ist ein mod. Garrard 301. Tonband eine B77.

    Einen schönen Sonntag und Gesundheit!

  • Gerne versuche ich mich an einer Definition, doch ist diese recht komplex, da sich diese über die letzten 30 Jahre im Bereich der Musik Wiedergabegeräte stark verändert hat. Dies kann man ja auch in diesem thread herauslesen, in dem viele Menschen schrieben, die dem Hifi Gedanken der 80/90'er Jahre stark verhaftet sind und entsprechend mit einer Münchener Messe nicht mehr viel anfangen können.


    Schauen wir uns mal den Markt in den 80'ern, frühen 90'er Jahren an.


    "Hifi" ist der allgemein bekannte Begriff, um hochwertige Stereo Wiedergabe zu beschrieben.

    Die Geräte hatten üblicherweise eine grosse Ausstattung, waren komfortabel und hatten eine gute Verarbeitung, die häufig zu jahrelangem Gebrauch führte.
    Das Preislevel dieser Produkte, von zB Luxman, Marantz, Sansui, Toshiba, Technics, Wega, Sony, Braun,Dual, Thorens usw war bei den damaligen Spitzengeräten, bezogen auf das damalige Gehaltsgefüge, bereits recht hoch.


    Auch damals gab es einige preislich deutlich höher angesiedelte TopGeräte von zB Accuphase, Mark Levinson usw, die aber ebenfalls unter "Hifi" geführt wurden.

    In diesem Dekadenwechsel gab es eine wirtschaftlich kritische Phase in England, die zu einem waren Innovationsschub der lokalen hifi Industrie führte. Ziel war es, mit "preiswerten" und reduzierten Produkten einen sehr hochwertigen Klang zu ermöglichen.


    In dieser Zeit entstanden Klassiker, wie zB der Mission Cyrus, Der Musical Fidelity A1, ein Roksan Xerxes, ein Rega Planar 3, ein Nytech Obelisk, eine Celestion 3 usw usw.

    Diese neue Gerätegattung liess sich unter normalen Hifi Klassifizierungen nicht mehr einordnen, ein Musical Fidelity A1 (damals ca 1200,- DM) mit 2x25w in class A und eher mäßigen Messwerten, aber dafür emotional berührendem Klang widersprach dem bisherigen weg der Hifi Klassifizierung.

    So entstand der Begriff "High End", der all die Geräte beschreiben sollte, deren Focus alleinig auf die Maximierung des Klanges konzentriert war. Diese Geraete hatten sehr reduzierte Gehäuse, dh keine Materialschlacht mehr, nur minimale Funktionen und häufig auch eher grenzwertige Absicherungen (Stichwort kurzschlussfeste Endstufen...), dafür konnten die Geräte einen zu einem bezahlbaren Preis in damals ungeahnte Klanghöhen bringen.

    Deutschland hat recht schnell reagiert und ähnliche Produkte hervorgebracht,
    zB den Verstärker Fidelity Opal & Topas.
    (meine damalige Anlage bestand aus eben diesen Fidelity Opa & Topas, an einer Audiolabor Spontan, einem Rega 3, einem Meridian Pro MCD)

    In den meisten Städten entstanden neben den Branchengrössen an Händlern kleine & oftmals sehr aktive "High End" Studios, die sich auf diese neue Produktart konzentrierten.
    (in Koeln zB "Mercato", Hifi Galerie usw)

    Dieser neue Markt fand sich auf der IFA in Berlin nicht gut aufgehoben, die Messepreise, die dort gehandelten Stückzahlen, passten auch nicht zu den Marken, und so war es schnell klar, dass eine neue Messe her muss und der Begriff "High End" materialisierte in Frankfurt zu einer neuen Form von Messe, der ersten deutschen Hotel Messe.

    Spätestens auf dieser Messe fand dann die ersten Verwässerung des Begriffes statt.

    Denn klanglich wollten sich all die kleinen neuen Geraete mit den Platzhirschen des guten Klanges messen, die die Herausforderung dankbar annahmen, da manch einer erst durch diese neuen Geräte den Geschmack an audiophiler Wiedergabe gefunden hat und nun nach einem Aufstieg suchte.

    So kam es, dass etablierte Marken, wie Audio Research, Mark Levinson, Krell, Jeff Rowland, SAEC, Infinity, usw usw ebenfalls den Weg nach Frankfurt suchten und der geneigte Freund des englischen High Endes sich plötzlich mit massiven US Materialschlachten konfrontiert sah.


    High End stand ab der ersten High End Messe im Kempinski plötzlich ganz allgemein für Geräte, mit denen ein hochwertiger Musik Genuss möglich war, und deckte somit sowohl die billigen Blechkisten aus England, als auch die ultra schweren US Amps ab.

    Bereits zu diesem Zeitpunkt tönte es durch die entsprechenden Gazetten, dass zB ein Krell Amp kein "wahres" High End sei, sondern einfach nur 100kg Protz Hifi und rein klanglich natürlich zB einem Mission Cyrus völlig unterlegen sei....

    Nun stand die nächste Iteration des High End Begriffes in den Startlöchern. Diese wurde stark aus Deutschland angestoßen, aber vergleichbares gab es auch in anderen Ländern.

    Es ist die Ankunft des "Designs" im High End Bereich, insbesondere der Einsatz von hochwertigen Materialien als Design Element.

    A1 und Cyrus waren zwei Verstärker, die ihr Alleinstellungsmerkmal auch ihrem Design verdankten und klar machten, dass eine Marke zukünftig auch eine klare Design Sprache verfolgen muss, um am Markt wiedererkennbar und erfolgreich zu sein.


    High End Design bedeutete damals ein klare Unterscheidbarkeit von den Geräten im üblichen 43cm breiten Standard der Hifi Türme.


    Es war die Zeit in der Dieter Burmester die Chrom Front für sich entdeckte, in der Jochen Räke Acryl hoffähig machte, in der Jeff Rowland des Wellenschliff applizierte, Songs Faber mit den ersten Vollholz Lautsprechen auftrat usw usw.

    Manche dieser Design Innovation stehen auch heute noch für den Begriff "High End"

    Zum Jahrtausendwechsel fand dann die letzte grosse Weiterentwicklung des Begriffes "High End" an, getrieben von der Verlagerung des Reichtums in neue Länder und der steigenden Anzahl an "Neureichen" wurde eine "High End" Anlage damals vor allem Russland zu einem Status Symbol der besonderen Art.


    "High End" wurde erstmal mit dem Marktsegment "Luxus" verbunden.


    Dies bedeutete, dass sich Kunden eine High End Anlage kauften, ohne deren primäre Nutzung, der Wiedergabe von Musik im Sinn zu haben, sondern um zu visualisieren, dass man einen bestimmten materiellen Status erreicht hat.

    In diesem Moment ergaben sich hinsichtlich der Markenführung plötzlich Schnittmengen zu anderen Luxusmarken, von denen man schnell lernen konnte, wie man den möglichen Marktpreis Profit optimierend erhöhen kann. Ist doch im Luxus Segment der Preis an und für sich bereits ein Qualitätskriterium. Ich mag an dieser Stelle nicht weiter auf die Markenführung im Luxusbereich eingehen, aber die letzten 20 Jahre standen in vielerlei Hinsicht unter dem Einfluss dieser MarketingTechnik.

    Da sich in den letzten 20 Jahren die Länder, bzw die Märkte, in denen es eine Einkommenexplosion gegeben hat, geändert haben, haben sich verständlicherweise auch die Produkte dem neuen Kundengeschmack angepasst. So gefallen einem russischen Kunden nicht unbedingt die selben Produkte, wie einem Chinesen.


    Leider sind in den letzten 30 Jahren die in der Breite verfügbaren Einkommen in Deutschland stark gesunken, so dass sich der deutsche Kunde vom aktuellen High End Markt star entkoppelt fühlt.

    Insofern gibt es zwar in Deutschland weiterhin global führende High End Marken, welche aber kaum noch in Deutschland käuflich zu erwerben sind, da in einem Preissegment platziert, welches in Deutschland nicht mehr in Stückzahlen verkäuflich ist.

    Dieser nationale "Frust" verhindert häufig den Blick darauf, dass sich neben den vielen "Luxus" Firmen (zB Tidal, Constellation, Aries Cerat, usw), auch einige "primär" dem musikalischen Genuss verpflichtete Firmen (zB Koda, Zanden, TechDAS, Lampizator, T Meyer, CH Precision, Dartzeel, C Feickert usw usw) befinden, die ganz herausragende Produkte anbieten und in der Lage sind aufzuzeigen, dass sich in den letzten 30 Jahren die Qualität der Musik Wiedergabe verbessert hat (haben kann).

    Mich freut, dass auch viele etablierte Firmen aus Deutschland , zB Brinkmann, Clearaudio, Transrotor, Avantgarde, den Weg in die Gegenwart gefunden haben und nunmehr seit einigen Dekaden erfolgreiche Firmen in diesem sich wandelnden Segment sind.

    Betrachtet man also die Bedeutung des Begriffes "High End" in der heutigen Zeit,

    bildet dieser die Bereiche:


    - hohe Treue der Musik Wiedergabe

    - Wertigkeit in Material und Verarbeitung
    - Design
    - Service
    - materieller Status
    - Exklusivität (dh kleine Stückzahlen)

    - Markenimage

    gleichzeitig ab.


    Die aus der Anfangszeit des "High End" stammende Segment Eigenschaft der hohen Preiswürdigkeit für das klangliche GesamtErgebnis ist dabei über die Jahre auf der Strecke geblieben.


    Beurteilt man die Qualität der heutigen Produkte, übersieht man schnell eine weitere Entwicklung. Die Welt ist global geworden.

    Hat man vor 30 / 40 Jahren noch amerikanische, deutsche, englische, französische Lautsprecher am Klang voneinander unterscheiden können, klingen diese heutzutage extrem viel ähnlicher.


    Hat man vor 30 Jahren noch manchen US oder UK Lautsprecher für Deutschland anders abgestimmt, macht dies heutzutage kein Hersteller mehr.

    Alle Kunden haben sich also dem "neuen" globalen Wiedergabe Geschmack unterzuordnen.

    Da aber speziell im ursprünglichen High End viele deutsche Kunden mit englischem High End sozialisiert worden sind, erscheinen diesen viele moderne High End Ketten als klanglich sehr unbefriedigend, da nicht mehr dem alten englischen Klangideal folgend.
    Somit werden moderne High End Anlagen von diesen "Altkunden" zumeist als dünn, steril, zu Hochtonlastig klingend empfunden. Dies hat aber weniger mit der Qualität der modernen Geraete zu tuen, sondern eher mit traditionellen Klanggewohnheiten, die heute nur noch von einigen Spartenmarken bedient werden (zB Harbeth, Graham, Tannoy, usw)

    Gruss

    Juergen









    HEIMSTATT DER MUSIK

    Veranstalter musikalischer Events,
    Händler für hochwertige audiophile Genussmittel mit analogem Schwerpunkt


    AAA- Mitglied

    Einmal editiert, zuletzt von shakti ()

  • Die aus der Anfangszeit des "High End" stammende Segment Eigenschaft der hohen Preiswürdigkeit für das klangliche GesamtErgebnis ist dabei über die Jahre auf der Strecke geblieben.

    Mir ist Preiswürdigkeit nach wie vor wichtig.


    Und eine Verbeugung vor dem arabischen, russischen oder chinesischen Geschmack mag ich auch nicht machen. :)


    Alles in allem eine ausführliche und recht informative Bestandsaufnahme zu Thema High-End, aus der Sicht eines Verkäufers - man dankt!

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Interessant 🍻


    Was mich grundsätzlich nur etwas stutzig macht ist, dass zB. Lautsprecher doch sehr unterschiedlich klingen und dann stellt sich die Frage - welcher bietet die höhere Klangtreue? Genau bei diesem -eigentlich entscheidenden- Punkt (hohe Treue der Musikwiedergabe) gehen die Meinungen und Geschmäcker (weit) auseinander ...

    VG
    Mario

  • Zum großen Teil kann ich dieser Darstellung zustimmen.


    Möchte noch zwei Korrekturen anbringen:

    - Dieter Burmester startete seinen Erfolg mit der Vorstufe 777, was unschwer auf das Jahr 1977 als Erscheinungsdatum hinweist. Er war damit zeitlich ganz vorne dabei, als andere noch Mittelklasse Hifi verkauften, war er der erste "Design Papst" aus Deutschland.



    "Alle Kunden haben sich also dem "neuen" globalen Wiedergabe Geschmack unterzuordnen."


    Der Kunde hat sich niemandem unterzuordnen. Der Kunde ist König, denn er sucht sich aus, was, wo und wieviel er davon erwirbt. Diesen Grundsatz sollte ein Händler nie vergessen, der Kunde hat eine sehr breite Marktauswahl, und die nutzt er aus.


    Der Produzent muss sich den Kundenwünschen anpassen und versucht, diese durch Marketing in die von ihm gewünschte Richtung zu bewegen. Leider funktioniert das nicht so, wie es sich die Hersteller wünschen, und schon gar nicht unter Zwang und Zeitdruck.


    In den USA werden gänzlich andere Wagen nachgefragt als in Deutshland, in Asien ebenso. Da kann sich VW auf den Kopf stellen, soetwas wie ein "Welt- Auto" wird es niemals geben. In Asien zeigt man Reichtum demonstrativ. Und zwar mit einem standesgemäßen Auto in der klassischen Stufenheck Variante. Und zwar je größer, destso besser. Über eine Vierzylinder S- Klasse können die (reichen) Asiaten nur lachen. Sowas wird dort nicht verkauft.


    So haben die Asiaten auch Geräte für den japanischen Markt entworfen, die niemals exportiert wurden. Ganz einfach, weil sie nicht dem westlichen Geschmack entsprechen. Das passierte und passiert weiterhin, weil sich eben ein Designgeschmak kulturellen Vorlieben anpasst und diese sich nicht auf Knopfdruck marginalisieren lassen.

    Auch die Amis machen weiterhin ihr Ding. Sie haben einen ausreichend großen Binnenmarkt, so dass die Firmen für ihren Markt Produkte entwerfen können. Ein Manley, Audio Research ist für den amerikanischen Markt entworfen und klingt weiterhin so, dass er erstmal deren Geschmack entspricht. Auch dort gibt es nach wie vor den Ost- und Westküsten sound. Auch dieses Land ist riesig und nicht auf Europa angewiesen.


    Richtig ist, dass der Begriff High End nun in den Mainstream Massengeschmack übergegangen ist. Und damit ist der Marktanteil größer geworden, was sich an dem erweiterten Messeumfang zeigt sowie an dem großen Ausstellerkatalog.


    Was High End definiert hat sich nicht gewandelt. Es ist, nach wie vor, das technisch machbare. Das stellen auch viele Hersteller heraus, dass sie nämlich Innovationen liefern mit jeder neuen Produktgeneration. Nur gab es das schon immer, und die wirklichen Innovationen sind sehr rar gesät. Für mich daher in vielen Fällen Pseudo- High End Produkte, die sich (erfolgreich, da äusserlich wertig aussehend) im High- End Fahrwasser tummeln.

  • Was mich grundsätzlich nur etwas stutzig macht ist, dass zB. Lautsprecher doch sehr unterschiedlich klingen und dann stellt sich die Frage - welcher bietet die höhere Klangtreue? Genau bei diesem -eigentlich entscheidenden- Punkt (hohe Treue der Musikwiedergabe) gehen die Meinungen und Geschmäcker (weit) auseinander ...

    Guter Punkt!


    Das hat bei mir dazu geführt, dass ich schon öfter in der Vergangenheit mehrere dedizierte Anlagen daheim aufgebaut hatte, mit LS die bezogen auf das jeweilige Programmmaterial besondere Stärken hatten. Allein schon die grobe Klasseneinteilung, Breitbänder, Elektrostaten, Hörner ... zeigt große Unterschiede im Klang.

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Prinzipbedingt können die Lautsprecher (so es denn überhaupt welche sind, evtl. auch Leisesprecher) nur das leisten, was die Physik zulässt. Und die lässt sich halt nicht überlisten.

    Ein Breitbänder hat nur einen begrenzten Durchmesser, anders könnte er die hohen Töne nicht wiedergeben. Ein Elektrostat hat sehr wenig bewegte Masse, welche direkt einem elektrischen Feld ausgesetzt ist und daher sehr leicht schwingt. Ohne Gehäuse klingt es luftig, locker.Ein Magnetostat klingt schon wieder anders. Hornlautsprecher gibt es viele Bauarten, alle klingen unterschiedlich.

    Was will man erwarten, ein original Musikinstrument lässt den Klang durch Resonanz von Materialien entstehen, das ist mit keinem Lautsprecher so hinzubekommen. Was erreicht werden kann ist ja schon sehr gut, aber die Qualität von natürlicher Stimme oder Instrumentenklang halt nicht.

    Und dann noch die vollkommen anderen Räume, in denen das stattfindet. Völlig unmöglich, hier realistische Reproduktion zu erwarten.

    Ich nenne nur mal den Dynamikumfang eines echten großen Instrumental- Orchesters. Da meldet sich aber sehr schnell der Nachbar, wenn man die leisen Stellen auf Normallautstärke eingestellt hat und plötzlich wird es laut. Das ist ja zum großen Teil alles einnivelliert, im Dynamikumfang den schlechten Wiedergabesystemen angepasst, dann hat man noch Leisesprecher zu hause stehen, die wahre Wattvernichter sind, dann kann man es halbwegs in einer Lautstärke durchhören.

    Oder eine reale Blaskapelle, oder Musikkorps der Bundeswehr. Die können einfach Pegel erzeugen, das geht durch Mark und Bein. Zuhause ist anhören so garnicht möglich, nur im freistehenden Eigenheim.

    Also wie man vergleicht und was die Anlage überhaupt leisten kann, das sind variable, die werden sich nie zu 100% ausgehen.

  • Gerne versuche ich mich an einer Definition, doch ist diese recht komplex, da sich diese über die letzten 30 Jahre im Bereich der Musik Wiedergabegeräte stark verändert hat....

    Hallo Jürgen,


    vielen Dank für Deine ausführliche Abhandlung und die Arbeit damit! Nachdem ich auch seit den frühen 70ern im HiFi-Wahn bin war das wie Geschichtsbuch lesen ^^ und die Entwicklung sehr gut mitvollziehbar.


    Nur am Rande: Der Burmester 777 stammt wirklich aus 1977. Hab ihn damals in Berlin beim Händler auch mal geöffnet gesehen und die Operationsverstärkeraufdrucke waren (vielsagenserweise8o) sorgfältigst entfernt. Den Preis fanden wir damals "sehr teuer", waren aber (noch) keine High-End Fans und hatten auch keine Ahnung von Kalkulation...


    Grüße,

    Winfried

    Die schlimmsten Geiseln der Menschheit sind nicht Krankheiten und Katastrophen, sondern menschliche Dummheit, Angst und Gier!

  • Bernie

    Volle Zustimmung zu fast allen Punkten. Allerdings ist die Dynamik (Kompression) des Hörortes geschuldet, d.H., wenn man nicht kompremieren würde, wäre die Musik zu Hause nicht hörbar. Leises wäre zu leise und Lautes wäre zu laut. Die Dynamik muss immer auf den Ort angepasst sein. Je höher das Außengeräusch desto weniger Dynamik.

    Deshalb ist auch die mögliche Dynamik der LP für zu Hause völlig ausreichend und stellt die Musik vollständig dar.

  • Deshalb ist auch die mögliche Dynamik der LP für zu Hause völlig ausreichend und stellt die Musik vollständig dar.

    Normalerweise ist der Dynamikumfang von Schallplatten für mich zwar ausreichend, aber es geht halt auch noch einen entscheidenden Tick besser wenn ich digital höre.


    Ich hatte es schon verschiedentlich geschrieben, dass speziell die Neue Musik (Kompositionen der zeitgenössischen Kunst-Musik, die aus der Klassik kommt) an den Dynamikumfang und die Nebengeräuschfreiheit und Durchhörberkeit höchste Anforderungen stellt.


    Das reicht vom sprichwörtlichen Hören der fallenden Stecknadel bis zum brachialen Klanggewitter oder tiefen Registern einer Orgel - volles Rohr sozusagen. Ersteres geht häufig im unvermeidlichen Rillengeräusch unter und tiefe Bass-Register klingen stabiler wenn ich sie digital einspeise. Dann habe ich bei hohen Lautstärken auch kein Problem mit der Mikrofonie über den Weg Unterlage/Platte/Tonabnehmer.

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Der Ausstellungskatalog signalisiert ja bereits, dass es solche Massen von Firmen sind, die dort ausstellen, das kann in der Breite garnicht die Spitze des technisch machbaren sein, das ist heute eine Industrieausstellung wie die IAA. Dort stellt die Industrie halt ihre Modelle aus, und das ist (teilweise) High End, aber auch sehr viel Durchschnittsware. Man kann sich dort einen guten Marktüberblick verschaffen, wer billiger möchte, der geht zu geiz ist geil.

    Persönlich höre ich viel mit DIY Geräten, da es die Gerätschaften, die ich gerne mal probieren würde, einfach am Markt entweder so nicht gab oder sie für meine Verhältnisse zu tiefe Hosentaschen benötigen würden. Und was ich gehört habe war auch nicht optimal für meinen persönlichen Geschmack, also blieb auf der Verstärkerseite nur DIY übrig. Lautsprecher ist ein 2 Weg Horndesign, ebenfalls DIY, da es auch den am Markt nicht gibt.

    Meine Anlage kann nicht konkurrieren in Sachen Auflösung und Durchhörbarkeit, von daher sicher kein High End. Plattenspieler ist ein mod. Garrard 301. Tonband eine B77.

    Einen schönen Sonntag und Gesundheit!

    Hallo Bernie

    Was meinst du mit Spitze des technisch Machbaren! Wie sieht eine Kette aus, die die Spitze des technisch Machbaren darstellt? Gab es das schon einmal? Was war zB im Jahr 2000 die Spitze des technisch machbare?? ( Falls es die gegeben hat, war sie besser als die Spitze des technisch Machbaren von 1935 ??? )

    Die High End ist ein Glücksfall für uns, denn sie wird in Deutschland veranstaltet. Dort sieht man Leute, die um die halbe Welt fliegen um die Topproducke der High End Hersteller zu hören.

    Das sind dann die Produkte, die für den jeweiligen Hersteller das Machbare darstellen und ich finde es sehr interessant sich sowas mal anhören zu können.

    Du hörst über ein 2 Wege Horndesign. Wie wäre es, sich mal ein aktives 5 Wege Horndesign anhören zu können, bei dem der Hersteller die Chassis , die Hörner und die Elektronik entwickelt und aufeinander abgestimmt hat? Kannst du in München machen. Gerade für Leute, die ihre Sachen selbst bauen, muss es doch cool sein, mal zu hören was geht. Falls die Messe in diesem Jahr statt findet und die Chinesen wieder da sind, fahre ich hin, nur um diese Teile hören zu können.


    Gruß Stefan

  • Gerade für Leute, die ihre Sachen selbst bauen, muss es doch cool sein, mal zu hören was geht.

    Die besten exemplarischen Installationen habe ich bei technisch beschlagenen Audiophilen gehört, die ihre Anlagen teils schon über Jahrzehnte pflegen. Auf Messen? Autsch!

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.