J. S. Bach: Die Kunst der Fuge (in der Fassung von H.-E. Dentler)

  • Sollen jetzt sogar solche Fachdiskussionen abgewürgt werden?

    Wer tut das? Meine Box hat übrigens die Nummer 326/1000.

    Gruß Rainer


    "Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!"

    Kurt Tucholsky 1921

  • meine ist auch heute angekommen, Nr. 108, wenn ich mich etwas mehr damit beschäftigt habe, schreib ich auch noch was dazu. Spontan gefällt mir die Erweiterung mit dem Fagott sehr gut, die einzelnen Melodiefolgen sehr gut durchhörbar... werd mal im Vergleich Glen Gould hören. Danke für den Tip!


    Gruß Gerd


    Micro Seiki BL 91, van den Hul „the frog“, Digna 2, AudioNet Sam G2, Harbeth 7 ES - 3


  • Ich kann dir da versichern, dass da in der behäbigen Musikwissenschaft nicht allzuviel passiert ist. Oder bist du auf dem aktuellsten Stand? Dann erzähle mir Dinge, die ich noch nicht weiß.

    Du bist vom Fach, nicht ich. Daher werde ich über das Stöckchen nicht springen, sorry.

    Ich kenne, habe und schätze das von Dir zitierte Buch.

    Ich finde aber aus den letzten 25 Jahren noch so einige Bücher, die zu dem Thema verfasst wurden. Die allermeisten kenne ich nicht, aber ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass sie alle so inhaltsleer sind, dass sie dem Verständnis des Werkes keinerlei neue Aspekte hinzufügen. Das Buch von Dentler selbst ist doch das beste Beispiel: Man mag die Kunst der Fuge als pythagoräisches Werk für Mumpitz halten, ein neuer Aspekt ist es aber allemal.

    Und sicher kannst du Spaß an der Musik haben, aber spezifische Aufführungsprobleme des Stücks rühren nun mal daher, dass dies nicht zwingend zur Aufführung vorgesehen war, was ja wiederum eine Chance für das Stück sein kann.

    Wo siehst Du denn "spezifische Aufführungsprobleme"? Ich verstehe die Formulierung nicht ganz. Bach schreibt in Partiturform, er gibt keinen Titel an, keine Tempi, keinen Verwendungszweck, keine Instrumentierung. Das führt dazu, dass es heute hunderte verschiedene Einspielungen mit ganz unterschiedlicher Instrumentierung und Interpretation gibt. Ist doch wunderbar! Wer sagt denn, dass ein Künstler immer exakt festlegen muss, wie es zu klingen hat? Bach selbst hat ja viele seiner Musikstücke in anderer Instrumentierung mehrfach verwendet (Beispiel: Violin-/Cembalokonzert BWV 1043 / 1062). Das zeigt doch, dass er nicht sklavisch am einmal geschriebenen festhielt, sondern ein geschätztes Werk gerne noch einmal in ein anderes Gewandt gekleidet hat. Genau so (und bin ich in Deinem letzten Absatz absolut bei Dir) sehe ich in der Kunst der Fuge die große Chance, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, diesen musikalischen Kosmos zum klingen zu bringen - für mich also ganz klar mehr Chance als Defizit!

    Sebastian

  • Ich finde das schon tolldreist, was hier so .... empfehle für nen klaren Antritt Glenn Goulds Contrapunktus 1-9 an der Orgel, da wirds klarer und weniger gedrechselt.

    Gruß,

    Holger

  • Bach hat übrigens das Meiste seiner Stücke am hauseigenen Cembalo komponiert, das hört man auch aus vielen seiner Werke heraus. Daher war es Gang und Gäbe, diese Kompositionen auf andere Orchestrierungen zu transskribieren. Das gibt zugleich die Freiheit, das auch heute so zu handhaben. Damit tut man Bach nicht unrecht.

    Gruß André
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  • Bitte schreibt mal wie ihr die Musik findet.

    Mir geht es bei sehr vielen Kompositionen von Bach so, dass ich beim Hören wieder ein wenig die irrationale Hoffnung verspüre, dass es doch so etwas wie eine vernünftige universale Ordnung geben könnte. Die Kunst der Fuge speziell besticht durch ihre Formvollendung, in der man meint fast Mathematik hören zu können, das ist anstrengend und entspannend zugleich. Das gleiche gilt für das Musikalische Opfer. Zu meinen Lieblingswerken von Bach gehören zudem die Cello Suiten, Golbergergvariationen und das Wohltemperierte Klavier.

    Streamen ist wie alkoholfreies Bier...scheint erstmal richtig zu sein, am Ende fehlt aber das Entscheidende.

  • Hallo,


    kajetan, deine Beschreibung kann ich ganz und gar nachvollziehen! Jawoll.


    Ich täte mich sehr sehr schwer eine Rangfolge aufzumachen. Die Kunst der Fuge ist eine gut nachvollziehbare Ordnungsangabe. Diese Ordnung ist klar und zugleich stiftet es an, diese Ordnung als losen Rahmen zu begreifen. ( Besser kann ich es nicht ausdrücken )


    BWV 1043 insbesondere zweiter Satz ist unfassbar ergreifend. Also Leute - dranbleiben an Bach...


    Vielleicht sollten wir eine Bachfaden aufmachen. Würden wir nur ein paar Leute mitreißen in die wunderbare Welt von Bach würde es sich allemal lohnen....



    Gruß Uli

    Gruß Uli

  • Bach hat übrigens das Meiste seiner Stücke am hauseigenen Cembalo komponiert,

    Nö, noch wilder: Er hat am Tisch komponiert - meistens ohne Instrument unter den Fingern. Bei dem Kompositionstempo, das er teilweise anschlug, wäre es mit dem ständigen ausprobieren nicht gut gegangen. Haben viele andere auch so gemacht. Mozart, z.B. oder ganz extrem Sibelius.

    Ja, er hat Stücke wieder verwendet, allerdings immer mit kleinen aber wichtigen Anpassungen. Es war ihm also durchaus nicht gleich, für welches Instrument er gerade schrieb.

    Zu der Aufnahme von MAK gibt es ja auch eine längere Erklärung, die das weiter ausführt und aus dem teils wechselnden Gestus der einzelnen Stimmen Rückschlüsse auf die wahrscheinlich angedachte Besetzung formuliert.

    Man kann ja - vor allem menschlich - von R. Goebel durchaus geteilter Meinung sein, musikgeschichtlich und aufführungspraktisch gibt es kaum jemanden, der ähnlich kompetent war/ist.

    Grüße,
    Stefan

  • Das ist doch mal erfreulich!

    Statt für fragwürdiges (Vodoo-) Zubehör wird der Verkauf von echtem Kulturgut angekurbelt - es gibt noch Hoffnung! 8)


    Da es ja offensichtlich kein Problem darstellt, die mittlerweile zahlreichen Besteller zügig zu beliefern, kann sich diese Plattenbox vorher vermutlich nicht gerade wie geschnittenes Brot verkauft haben.


    Gruß Klaus

  • Hallo,


    Kaptään, dann pass mal auf!


    Die Leute bei JPC haben bestimmt schon den Verfassungsschutz angerufen, weil sie glauben das sich eine neue geheime Loge der Freimaurer gebildet hat.:S


    Gruß Uli

    Gruß Uli

  • Liebe Leute,

    ich hätte ehrlich gesagt niemals geglaubt, dass hier auf eine Plattenrezensionen der Kunst der Fuge über 70 Antworten folgen! Das finde ich mal echt erfreulich und es macht mir Mut, mal wieder eine Plattenrezensionen zu schreiben. Da lohnt sich doch wenigstens die Mühe!

    Sebastian

  • Meine ist auch da. 324 v 1000

    Konnte bisher nur die erste Platte hören - sehr schön.


    Zumindest meinen Musik Konsum/Geschmack/Wissen hat das Forum hier durchaus bereichert und erweitert in den letzten 15 Jahren ;)


    LG

    Uli

    >>:everybody has to sometimes break the rules:<<