EAR 834p – V1, V2, V3

  • Ich erfreue mich nun schon seit über einem Jahr regelmäßig am Klang meiner EAR 834p deluxe. Vor einigen Monaten habe ich die alten Röhren, die im Gebrauchtgerät steckten, gegen neue Gold Lions gewechselt. Diese genießen eigentlich einen sehr guten Ruf, aber der Klang war für mich danach wirklich unschön.

    Ich war schon drauf und dran das Gerät gegen eine Transistor Vorstufe zu tauschen bis ich mich doch noch aufs Tube Rolling eingelassen habe. Dachte ich zunächst, dass das eher Nuancen sein werden, die ein Wechsel hier hergibt, merkte ich schnell, dass es, je nach Röhre, substantielle Klangunterschiede gibt.


    Aktuell bin ich dann bei folgender Reihenfolge bzw. bei folgenden Röhren gelandet:


    V1 (von der Geräterückseite aus gezählt): RCA 5751 NOS

    V2 Mullard CV4004 NOS

    V3 RCA 5751 NOS


    Fehlte mir bei den Gold Lion u.a. auch der Bass, liefert das die RCA NOS nun absolut ab ;) So viel, dass ich mich manchmal frage, ob ich nicht doch noch feinjustierten sollte/könnte.


    Was mir noch nicht ganz klar geworden ist (ich bin kein Techniker), wofür die einzelnen Steckplätze nun wirklich sind, d.h. wofür ist V1 zuständig, wofür V2 und V3.

    Bei V2 habe ich oftmals gelesen, dort soll man das beste reinstecken, was man hat. Und zwingend eine ECC83 damit die RIAA Kurve stimmt. Ich denke, dass das bei mir mit der CV4004 Mullard der Fall ist.

    Welchen Einfluss aber haben V1 und V3 auf den Klang? Bei V3 hieß es anderswo quasi keinen. Ich habe da aber mal die RCA 5751 rausgenommen und wieder eine Gold Lion eingesteckt und schon hatte alles weniger Bass.


    Ich habe mir kürzlich noch eine Telefunken aus den 50er Jahren geholt. In V2 gefiel mir die Mullard besser, da etwas "fetter". Ich frage mich, wie ich noch variieren könnte. Dazu müsste ich wissen, wofür die einzelnen Steckplätze gedacht sind bzw. wie sie auf den Klang einwirken (können). Wenn eine gute Röhre in V3 verschenkt ist, wäre es sinnlos da die Telefunken reinzustecken.


    Fragt sich, ob man das so verbalisieren kann, dass es auch Nicht-Techniker verstehen... ;)

    Ich bedanke mich auf jeden Fall schon mal für jeden Tipp und jede Rückmeldung. Vielleicht kann man das Rätsel doch noch lösen.

  • So groß ist das Rätsel gar nicht. Wenn man nach "ear 834p schematic" bei google sucht findet man einige Schaltpläne davon, einige auch mit Bezeichnung V1-V3. Ansonsten ist V1 die Eingangsröhre und V3 der Kathodenfolger im Ausgang.

    Das nur V2 für die Einhaltung der RIAA Kurve relevant ist, würde ich nach dem Schaltplan nicht so sehen. Ein Teil des zweistufigen Filters in in der Tat an der Anode von V2. Die Gegenkopplung von V3 nach V2 mit dem zweiten Teil des Filters sieht aber als kleinsten 'Arbeitswiderstand' den Innenwiderstand von V1. Von daher denke ich erstmal, das für die RIAA Kurve V1 und V2 wichtig sind.

    Viele Grüsse

    Jürgen

  • Den Thread kenne ich, da habe ich schon selbst mitdiskutiert. Daraus habe ich auch (in Teilen) die Infos, die ich oben im Eingangsstatement gegeben habe. Aber es sind dennoch Fragen offen. Ich denke/hoffe, dass es sich hier gezielter lösen lässt.

  • So groß ist das Rätsel gar nicht. Wenn man nach "ear 834p schematic" bei google sucht findet man einige Schaltpläne davon, einige auch mit Bezeichnung V1-V3.

    Hallo Jürgen,


    vielen Dank für deine Rückmeldung! Na ja, für jemanden, der sich mit derartiger Technik auskennt vielleicht nicht. Aber wie oben geschrieben, ich bin da absolut unwissend. Aber mir scheint, man kann es schlicht und ergreifend nicht verstehen, wenn man sich mit der Technik nicht auskennt. Oder anders gesagt, man kann es wohl nicht anders verbalisieren, so dass auch die Technik-Dummies verstehen, wofür was ist. Ich habe Deinen Text gelesen, verstehe aber jetzt genauso viel wie vorher. ;) Was ich aber neues mitnehme, ist, dass auch V1 für die RIAA Kurve V1 UND V2 wichtig sind. Das ist neu. Ich interpretiere das jetzt einfach mal in die Richtung, dass V1 und V2 am meisten Einfluss auf den Klang hat und, wenn man experimentiert, am ehesten bei diesen beiden Positionen anfangen sollte.

  • Bin mir im Moment auch gar nicht so sicher, ob nicht sogar das ganze RIAA Filter in der Gegenkopplung steckt. Dann hätte allerdings V2 eigentlich gar keinen Einfluss auf das Filter. Wenn man's nicht nachrechnet oder simuliert ist es manchmal halt doch nicht so einfach. ?(

    VG Jürgen

  • thelivingyears

    Vielleicht sollte man einfach die Finger von Dingen lassen, von denen man nichts versteht!

    Sorry, aber mehr fällt mir dazu nicht ein...


    Das ist natürlich auch eine super Idee, die dem Homo Sapiens alle Ehre macht. Wenn die Menschheit Deiner Idee gefolgt wäre, würde sie heute noch in Höhlen wohnen. Frag Dich mal, wo Du wärest, wenn Du Deiner eigenen Maxime gefolgt wärst.


    Zumal – so viel zum Thema Lernen – Dir scheint galant entgangen zu sein, dass ich den Klang substantiell verbessert habe. Ohne alles zu verstehen. Aber sukzessive eben immer mehr.


    Mehr fällt mir dazu auch nicht ein.

  • Bin mir im Moment auch gar nicht so sicher, ob nicht sogar das ganze RIAA Filter in der Gegenkopplung steckt. Dann hätte allerdings V2 eigentlich gar keinen Einfluss auf das Filter. Wenn man's nicht nachrechnet oder simuliert ist es manchmal halt doch nicht so einfach. ?(

    VG Jürgen


    :) Okay, ich sehe schon, es wird wohl wieder darauf hinauslaufen, dass ich die Röhren noch mal munter durchwechsle und nach Gehör entscheide (gut, letzteres mache ich ja ohnehin, sonst wäre auch was falsch ;)). Natürlich will man keine teuren Röhren (manche kosten 150 Euro das Stück) irgendwo sinnlos verbraten, deswegen die Frage.

  • Hallo,


    dann will ich mal kurz zusammenfassen.


    1.) unterschidlicher klang durch "bessere" Röhren

    V1 sitzt am Eingang und ist für die erste Verstärkung zuständig. Da diese Röhre die kleinsten Signale verarbeiten muss sollte man auf rausch und mikrofoniearme Röhren zurückgreifen . Da alles was diese Röhre produziert zumindest von V2 mitverstärkt wird werden sich Klangveränderungen die durch den Systemaufbau der Röhre verursacht werden auch am stärksten auswirken.

    Die RIAA Entzerrung wird über V2 und dem R/C Filter in der Gegenkopplung erreicht. Für diese Röhre gilt in abgeschwächter Form das gleiche wie für V1.

    V3 ist als Katodenfolger geschaltet und soll den Ausgang nur niederohmiger machen, Verstärkung ist immer <1 . Auch hier kann der Systemaufbau für Klangunterschiede sorgen , aber im Verhältnis zu V1 eher wenig.

    2.) Unterschiedlicher Klang weil die RIAA verbogen wird.

    Es wird oft behauptet das V1 keinen Einfluss auf die RIAA hat, das ist aber falsch. Wenn ich ein Filter berechne brauche ich Frequenz, Quellwiderand an dem das Filter betrieben soll und Lastwiderstand auf den das Filter arbeitet. Frequenz ist klar. Den Quellwiderstand bildet der Ausgang von V3. Dieser ist im Verhältnis zum Lastwiderstand des Filter allerdings nicht so klein das er vernachlässigbar ist.

    Den Lastwiderstand bildet 1 Widerstand am Gitter von V2 , der Anodenwiderstand von V1 und der Innenwiderstand von V1 .

    Also können im Grunde V1,V2 und V3 die Riaa verbiegen. Allerding ist hierfür ein anderer Röhrentyp nötig. Bleibe ich bei der ECC83 egal von welchem Hersteller wird es keine RIAA Veränderung geben, es sei denn die Datenblattparameter der verwendeten Röhre liegen weit ausserhalb der Toleranz.

    Benutze ich aber eine Röhre mit deutlich unterschiedlichen Daten dann wird es RIAA Verbiegungen geben. Die 5751 ist keine ECC83 , Steilheit, µ und somit Innenwiderstand sind unterschiedlich.


    Das Resumee der ganzen Geschichte , ist doch egal wo,wie,was verbogen wird , steck rein was Dir gefällt und gut ist :)


    gruss

    juergen

  • Hallo Jürgen, vielen, vielen Dank! Das hilft mir schon sehr weiter! Da habe ich sogar vieles verstanden und verstehe jetzt schon ein gutes Stück mehr!


    Ich werde versuchen die Telefunken jeweils auf V1 und V2 einzubinden und die Mullard dann immer in die frei werdende zu stecken. Somit lasse ich die RCA erst mal in V3. Mal sehen, was sich tut.


    Also vielen Dank nochmals! Das war sehr hilfreich. Danke für Deine Mühe.

  • Da ich ebenfalls an einem meiner Plattenspieler eine Ear 834p nutze, die wohl noch mi den originalen Röhren ausgestattet ist (hab sie noch nie geöffnet), nehme ich diese Informtionen für die Zukunft mal dankbar mit. :merci:

    VG

    Rudi


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    seit 2009 AAA-Mitglied

  • Ach noch ein wichtiger Hinweis zu V3 , immer vergessen.

    Die Katode von V3 liegt auf ca 120V , die Heizung bei Parallelheizung auf 0V . Selbst bei Serienheizung und wenn V3 am positiven Ende hängt wird die Ufk von 90V bei der 5751 überschritten. Die ECC83 hat eine Ufk von 180V , also kein Problem.

    Wenn die Heizung also nicht hochgelegt ist wird die 5751 an dieser Stelle nicht lange halten.


    gruss

    juergen

  • Ah okay, interessant! Das wäre natürlich doof. Zum schnellen "Verglühen" ist sie viel zu schade. Dann wird's schwieriger für mich. Denn ohne die RCA mag ich es mir nicht vorstellen. Ohne die Mullard auch nicht. Aber die Telefunken bzw. Mullard in V3 scheint verschenkt zu sein. Dann streiten sich drei um zwei Plätze ;)

  • Bin mir im Moment auch gar nicht so sicher, ob nicht sogar das ganze RIAA Filter in der Gegenkopplung steckt. Dann hätte allerdings V2 eigentlich gar keinen Einfluss auf das Filter. Wenn man's nicht nachrechnet oder simuliert ist es manchmal halt doch nicht so einfach. ?(

    VG Jürgen

    V2 macht doch die Verstärkung für die Gegenkopplung. Natürlich hat die Einfluss.

  • Sorry das ich hier so rumklecker mit meinen Beiträgen , aber ich wurde grad unterbrochen.


    Erst mal ich finde die bessere Position für die 5751 ist V1 , V3 kannst Du dann problemlos die ECC83 einsetzen.

    Es gibt aber noch ein weiteres kleines Heizungsproblem. In den meissten Schaltungen die ich gesehen habe werden alle 3 Röhren in Reihe geheizt. Das geht aber nur wenn die Heizstöme der Röhren gleich sind. Leider unterscheidet sich die 5751 auch hier von der ECC83.

    Beim Einsatz einer 5751 wird diese um 11% unterheizt und die beiden ECC83 um 5,5% überheizt.

    Das kann man noch so durchgehen lassen. Wenn man aber 2 mal 5751 einsetzt wird die verbleibende ECC83 um 11% überheizt und die beiden 5751 um 5,5% unterheizt. Dies wird die Lebensdauer der ECC83 deutlich herabsetzen.

    Bei parallel Heizung entfällt dies natürlich .


    gruss

    juergen


    Nachtrag : Auch eine über/unter Heizung kann sich auf den Klang einer Röhre auswirken

    Einmal editiert, zuletzt von rs237 () aus folgendem Grund: nachtrag

  • Danke Dir Jürgen. Ich hab's kapiert! :) Das spricht für Dich ;)


    Okay, dann wäre die Lösung doch an meiner ersten dran:


    V1 RCA 5751 NOS

    V2 Mullard CV4004 NOS

    V3 Gold Lion


    Das hatte ich schon mal, da war etwas weniger Bass im Spiel als mit der RCA in V3. Aber die Mullard wissend unnötig zu verschleißen will ich auch nicht.


    Die Telefunken hatte ich in V2, das war mir dann einfach einen Tick zu mager. Ich könnte die Telefunken in V3 setzen (werde ich testweise im Ausgleich zur Gold Lion auch mal ausprobieren). Aber, das ist doch eine Position, an der eine 150 Euro NOS Röhre aus den 50er Jahren doch verschenkt ist, oder? Perlen vor die Säue.

  • Ich wills nicht so drastisch ausdrücken :) , aber ganz unrecht hast Du nicht.

    Aber was solls , wenn die Tfk in V3 gut spielt dann ist es doch egal was sie gekostet hat.

  • Tick zu mager

    Wir hatte diesen Diskurs schon in der anderen Abteilung zum Clone, will auch nichts aufwärmen. Nur ein Hinweis, die 12ax7 (ECC83) RCA dickt auch ordentlich ein im Bass und nochmals zu TFK, die Ripped-Version ist stärker im Oberbass als die Smooth, allerdings auch heller in den Höhen, finde ich.