Das Ende des Vinyl-Hypes absehbar?

  • Ich fände es nicht ungünstig wenn der Hype morgen schon vorbei wäre, dann gäbe es wieder mehr Qualität statt Quantität...die Chinesen müssten nicht mehr täglich 300 Billigheimer in Hanpin aus 'ner Maschine fallen lassen und die Presswerke müssten nicht mehr tonnenweise irgendwelche uralten Rockplatten nachpressen die eh schon in zig Auflagen auf jedem Flohmarkt herumliegen. Wie schön waren da die 90er, die Rock und Pop Freunde haben alles nur digital gekauft, man musste nicht monatelang auf das Pressen einer 300er Auflage warten und die Thorense und Micro Seikis gabs's für'n Appel&Ei.

  • Vinyl ist und bleibt ein mal mehr, dann wieder weniger populärer Nischen-Hype.

    So wie es immer Leute geben wird, die für ein echtes Kaminfeuer gern etwas Aufwand betreiben, ohne dass man deshalb mMn im Alltag notwendig auf die unbestreitbaren Vorteile der Zentralheizung verzichten muss.

    schrecklich amüsant, aber...

    3 Mal editiert, zuletzt von audiowala ()

  • Der BMVI hat die Umsatzzahlen für das erste Halbjahr 2019 veröffentlicht:

    Zitat

    Die deutsche Musikindustrie ist im ersten Halbjahr 2019 deutlich gewachsen. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres nahm die Branche laut Angaben des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) insgesamt 783,2 Millionen Euro durch Audio-Streams sowie durch den Verkauf von CDs, Downloads und Vinyl ein.

    Das sind 7,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (1. Hj. 2018: 725,9 Mio. Euro Umsatz nach dem Gesamtjahresabschluss 2018) und die höchste Wachstumsrate seit 1993. Verantwortlich für dieses Ergebnis ist zum einen das Audio-Streaming, das um 27,7 Prozent zulegte und seine Position als umsatzstärkstes Format weiter ausbauen konnte. Daneben hat sich die CD (-11,7 %) mit einer gegenüber dem Vorjahreszeitraum halbierten Rückgangsrate leicht stabilisiert, während Vinyl nach einer kurzen Stagnation wieder Zuwächse verzeichnete (+7,4 %). Downloads wiederum gaben zwar deutlich, jedoch ebenfalls etwas weniger nach als im ersten Halbjahr 2018 (-16,3 %).

    Insgesamt wuchs das Digitalgeschäft in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 21,1 Prozent auf einen Anteil am Gesamtumsatz von 66 Prozent (Gesamtjahr 2018: 56,7 %). Das physische Geschäft (-11 %) kommt entsprechend auf 34 Prozent Umsatzanteil. Audio-Streaming hat mit 56,4 Prozent den größten Anteil an den Brancheneinnahmen, es folgen die CD mit 28,2 Prozent, Downloads mit 6,6 Prozent und Vinyl-LPs mit einem Umsatzanteil von 4,4 Prozent.

    Quelle: https://www.areadvd.de/news/st…sikindustrie-mehr-gewinn/


    Demnach hat sich der leichte Rückgang in Vinyl-Umsätzen letztes Jahr schon wieder ausgeglichen. Vinyl hat einen Umsatzanteil von 4,4 Prozent. Wenn ich richtig rechne heißt das gut 34 Millionen Euro Umsatz im ersten Halbjahr allein durch Vinyl. Nicht schlecht. Mit dem Weihnachtsgeschäft sollten damit bis Ende des Jahres die 70 Millionen Euro überschritten werden. Schon klar, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist, aber 70 Millionen Euro für das Nischenformat in der Nische (physikalische Tonträger) ist schon beeindruckend.


    Auch interessant, dass CDs "nur" noch den ca. 6,5 fachen Umsatz von LPs haben...



    Gruß

    Robert

    THIS MONOPHONIC MICROGROOVE RECORDING IS PLAYABLE ON MONOPHONIC AND STEREO PHONOGRAPHS. IT CANNOT BECOME OBSOLETE. IT WILL CONTINUE TO BE A SOURCE OF OUTSTANDING SOUND REPRODUCTION, PROVIDING THE FINEST MONOPHONIC PERFORMANCE FROM ANY PHONOGRAPH.

  • ...das Ende von was?...!

    verstehe ich nicht8o

    Musikmaschinen: Pro-Ject Xtension 10 / Benz ACE SL, MuFi MX-Vinyl, Sony CDP-XA555ES+Breeze Audio DAC, MuFi M5si, Visaton Atlantis MKII mit Weichen von "Kalle MKII" - Dauertinnitus wegen Rock`n Roll^^

  • Ich beobachte bei Menschen Anfang Mitte 20 ein Interesse an der Schallplatte obwohl hier in großen Teilen Interpreten in digitalen Produktionen des HipHop und Rap gefragt sind. Diese Aufnahmen sind in allen Produktionsschritten digital also muß es wohl an der Haptik liegen.

    Das scheint mir eine hoffentlich weiter zunehmende Konsumentengruppe zu sein.

    Ein Versuch diesen Interessierten den Vorteil einer guten analogen Produktion auf einer Schallplatte hörbar zu machen finde ich persönlich sehr lohnend.

    Denn das ist der eigentliche Kick!


    analoge Grüsse


    Stefan

  • Ich hätte eine Frage zur Preisentwicklung:


    Kürzlich schaute ich nach Vinyl-Scheiben der Band "Incubus" ("Morning View").


    Hier gibt es durchaus Reissues. Bei Discogs kosten die Erstpressungen gut und gerne > 100 €.


    Wie erklären sich solche Preise? Ist der Klang dermaßen besser bei einer Pressung aus dem Jahr 2001? Geringe Stückzahlen?

  • Man muss hier unterscheiden zwischen Preisen die aufgerufen werden und Preisen die wirklich bezahlt werden. Hier regeln Angebot und Nachfrage den Preis auf dem Gebrauchtmarkt.

    Die Höhe des Preises, der für eine Platte bezahlt wird, richtet sich natürlich nicht nur nach dem Klang, Sammler interessieren sich oft unabhängig vom Klang für Erstausgaben. Ist oder war die Auflage klein und ist die Nachfrage entsprechend groß, dann steigen die Preise. Das kann sich natürlich jederzeit wieder ändern, ein in den letztzen Jahren gestiegender Preis wird sich durchaus auch wieder nach unten korrigieren, sobald die Nachfrage nach dem Objekt der Begierde auf dem Marktplatz wieder nachlässt.


    Ciao

    Rudi


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    seit 2009 AAA-Mitglied

  • Ich beobachte bei Menschen Anfang Mitte 20 ein Interesse an der Schallplatte obwohl hier in großen Teilen Interpreten in digitalen Produktionen des HipHop und Rap gefragt sind.

    Ein Versuch diesen Interessierten den Vorteil einer guten analogen Produktion auf einer Schallplatte hörbar zu machen finde ich persönlich sehr lohnend.

    Am besten mit Dire Straits und Eva Cassidy

  • Ich beobachte bei Menschen Anfang Mitte 20 ein Interesse an der Schallplatte obwohl hier in großen Teilen Interpreten in digitalen Produktionen des HipHop und Rap gefragt sind. Diese Aufnahmen sind in allen Produktionsschritten digital also muß es wohl an der Haptik liegen.


    analoge Grüsse


    Stefan

    Lieber Stefan,

    Mainstreamproduktionen POP, um die geht es wenn man den relevanten Markt meint, sind ab Ende der Achtziger zu fast 100 % digital produziert worden. Dann auf Platte gepresst mit dem Ergebnis wunderbarer Aufnahmen. Ob das analog aufgenommen wurde oder nicht ist für den Normal - Konsumenten völlig irrelevant, interessiert ihn nicht. Warum auch.


    Weltstars wie Ariana Grande, Madonna , Lady Gaga, Hip Hopper, AC/DC oder ZZ Top produzieren alle parallel zur CD Vinyl mit Download Code. Das ist die Zukunft.


    Vinyl hören ist ein Hörprozess mit einem physischen, begreifbaren Musikträger plus all seiner umständlichen, wunderbaren Vorteilen des Zeitdehnens. Ergibt eine lange psychischen Einwirkzeit die auch in die tiefer gelegenen Bewusstseinsebenen unseres Hirnes vordringt und sich dort ablegt. So entsteht Erinnerung.


    Gruß

    skeptiker

  • Hi,


    was auch immer da passiert (kann einzelne argumente nachvollziehen) - die Zahlen sind seid Jahren statisch.


    Der Gewinn ist wohl - ' musik wird durch eine lp geadelt '


    schnieken Tach

    Wolfgang

  • Alle, die den Vinylhype nicht so mögen, sollten sich klar machen, dass ohne diesen Hype vermutlich auch das Zubehör verschwunden oder wesentlich eingeschränkter und teurer verfügbar wäre: z.B. Tonabnehmer und Ersatznadeln, Plattenwaschmaschinen, Phonopres usw., von Plattenspielern ganz zu schweigen.


    Beim Gang durch die Elektromärkte habe ich nicht den Eindruck, dass da irgendwas vorüber ist, denn dort quellen die Regale mit Platten über, während die CD-Abteilungen erheblich geschrumpft wurden, um Platz für noch mehr Platten zu machen.


    Ich finde auch, der Hype treibt manche kuriose Blüten, z.B. eben Reissues von Platten, die es überall gebraucht billg gibt, aber das muss mich nicht kratzen. Die Vorteile des Booms überwiegen für mich aber. Mir ist der Hype in dem Sinne auch egal, weil es mich nicht stören würde, einem unhippen Hobby nachzugehen. Aber der Hype hat dazu geführt, dass es eine super Auswahl an neuen Platten gibt. Ende der 1990er, Anfang der 2000er brachten doch selbst Majorlabel nur noch kleine Vinylauflagen auf den Markt, vieles kam dann nur auf CD raus.

    Jetzt bringt doch jede Band ihre Sachen auf Vinyl raus.


    Ich denke, die CD verschwindet, weil die Leute streamen und Vinyls bleiben weiter erhältlich, weil sie auch als "Erinnerungsträger" taugen.


    Gruß,

    Martin

    eine Stereoanlage, zwei Ohren und viele Platten

  • Hey,


    ich mag den Begriff "Hype" nicht, vorallem nicht in dem Zusammenhang.

    Tatsache ist, dass die Vinyltechnik Hersteller-seitig sowie Geräte-/Zubehör-seitig ausgereift entwickelt und ausreichend standardisiert ist. Das betreffende Basis- und Spezial-KnowHow sind seit Jahren verfügbar.

    Solange es immer noch und immer wieder Gründe aller Art gibt Musik über diesen Tonträger zu verbreiten und dafür ein Markt besteht, werden diese Tonträger hergestellt und das Format "LP" auch aktiv in die Konzeption neuer musikalischer Veröffentlichungen mit einbezogen.


    That`s it...deswegen kann man das immer noch und immer wieder kaufen...


    Das verstehe ich nicht unter Hype

    -vielmehr kann die gute alte Schallplatte allen an sie gestellte Marktanforderungen bestehen und wird gemäß ihrer Marktposition und daran geknüpfte zu erwartende Verkaufszahlen hergestellt.


    Gruss,

    Bernie

    Musikmaschinen: Pro-Ject Xtension 10 / Benz ACE SL, MuFi MX-Vinyl, Sony CDP-XA555ES+Breeze Audio DAC, MuFi M5si, Visaton Atlantis MKII mit Weichen von "Kalle MKII" - Dauertinnitus wegen Rock`n Roll^^

  • Ende der 1990er, Anfang der 2000er brachten doch selbst Majorlabel nur noch kleine Vinylauflagen auf den Markt, vieles kam dann nur auf CD raus.

    Was heißt hier selbst, es war einzig und allein der Mainstream wo nix mehr auf Vinyl erschien. Die Subkulturen (Punk, Oi, Noise, Gothic, etc.) allen voran der Techno waren's die die Presswerke bis zum Boom über Wasser hielten. Ich habe die ganzen 90er über neues Vinyl als normalste Sache der Welt gekauft. Da gab es keine Rezession und keinen Boom.

  • Ich denke, die CD verschwindet, weil die Leute streamen und Vinyls bleiben weiter erhältlich, weil sie auch als "Erinnerungsträger" taugen.

    Die CD hat das gleiche Potential, auch sie wird nicht verschwinden. HB bemerkte bei seinem High End Rundgang wieder mehr CD Player bei den Ausstellern und mein Händler meinte auch vor ein paar Wochen zu mir, dass er eine erhöhte Nachfrage nach reinen CD Playern feststellt. Der Konsument braucht physische Tonträger und viele Leute wollen sich nach Feierabend einfach nicht mehr mit Rechnern beschäftigen. Lade auf und CD rein ist wie Schlüssel in Schloß und an Einfachheit eben nicht zu toppen. Ich seh's ja bei mir selbst, ich hatte auch locker vier Wochen meinen LapTop nicht an, das ändert sich erst wenn ich mir einen Film anschauen möchte, da reichen mir komischerweise Dateien. Die Hardcore Cineasten die ich kenne sehen das aber auch wieder anders, die kaufen sogar noch Videokassetten.

  • Ich habe nichts gegen den aktuellen Vinyl Hipe. Dennoch glaube ich nicht, dass es wieder so wird wie es mal war. Dazu genügen ein paar scratchende Jungvinylisten nicht.

    BG Konrad