Ich dachte mir, ich lagere meine an zwei Stellen geführte Diskussion (EAR 834p vs. Cyrus Phono Stage) mal hierhin aus. Im Prinzip will ich gar keine große Sache draus machen, nur den Abschluss einleiten. Ich werde noch eine Weile hören, aber grundlegend habe ich schon einige Erkenntnisse gewinnen können.
Die Cyrus Phono Signature spielt unglaublich. In irgendeinem Test habe ich gelesen, wenn man wirklich besser (oder vergleichbar) haben will, muss man sich in der 4000,- Euro Klasse umsehen. Das glaube ich aufs Wort. Die Cyrus hat alle Phonovorstufen, die ich bisher hatte deutlich hinter sich gelassen. Ich kann es nicht in Worte fassen, wie sehr ich beeindruckt bin von dem Teil. Und ich ziehe meinen Hut vor den Ingenieuren, die so ein kleines Wunderwerk der Technik auf die Beine gestellt haben. Meine Räume haben nie so einen druckvollen, trockenen und präzisen Bass gehört. Noch nie klang eine Stimme so voll. Ein Saxophon so räumlich. Alles hat seinen Platz, nichts ist verloren. Alles bekommt seine Bühne eingeräumt. Ich will es mal so sagen: Da haben sich die Leute von Cyrus sicher in endlosen Stunden den Kopf zerbrochen und das Gehör gemartert, um am Ende die Perfektion zu erreichen. Die Tragödie ist: Es ist ihnen gelungen.
Hört man die EAR merkt man plötzlich, was alles fehlt. Die Stimme ist dünner, der Bass zurückgenommener, man kann ihn nicht mehr so wirklich lokalisieren im Musikgeflecht, das Saxophon ist plötzlich im Hintergrund. Die EAR zerlegt nichts. Ist das also Brei? Könnte man meinen. Aber wahrscheinlich nennt man es einfach nur "Musik".
Ich habe heute überlegt, was den Unterschied ausmacht. Die Cyrus ist für mein Dafürhalten die absolute Perfektion. Durchaus auch im Positiven Sinne. Wer demonstrieren will, was Analog kann, der kommt an dem Gerät nicht vorbei. Dabei spielt die Cyrus aber alles andere als analytisch, auch wenn meine Beschreibung so klingen mag. Wenn man das Wort anwenden will, dann nur im besten sinne, musikalisch analytisch.
Bei der EAR ist es im Prinzip ganz einfach: Wer fühlen will muss hören. Müsste ich das Gebotene mit einer Theateraufführung vergleichen, sitze ich bei der Cyrus im Prinzregententheater, die Kulissen sind überwältigend, die Requisiten vielfältig und immer perfekt abgestimmt auf die jeweilige Szene, die Schauspieler hübsch und perfekt nach Drehbuch gecastet. Ich sitze also da und bewundere das bunte Treiben. Und als der Held dann am Ende des Stückes im Sterben liegt denke ich daran, ob ich vielleicht 2 Minuten früher gehen soll, um den Treiben an der Garderobe zu entgehen und ob ich die frühere U-Bahn vielleicht doch noch erwische.
Bei der EAR dagegen sitze ich in einem Kleinstadttheater. Die Bühne ist deutlich enger, man macht es eben igendwie passend. Die Kulissen betören nicht das Auge. Und als der Held dann stirbt, möchte ich 112 wählen vor Schreck.
Ich stecke ab und an mal zum Vergleich wieder die EAR dran. Wenn's dann um's zurückstecken geht, möchte ich das eigentlich gar nicht. Ich möchte Weiterhören. Die Botschaft der Cyrus höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Natürlich gilt auch hier: Andere Ohren, andere Sensoren.
Es muss nicht alles perfekt sein. Aber die Stimme bzw. das Soloinstrument, das muss mich mitnehmen. Bei einem Saxophonstück beispielweise spielt das Saxophon eine Passage, die mir wie eine Treppe vorkommt. Bei der EAR spüre ich wie sich der Musiker förmlich jede Stufe hochhievt. Man hört es. Bei der Cyrus nimmt er die Stufen mit links, en passant. Kein Drama. Ich brauche dieses Drama.
Trotz alledem kann ich nur sagen, hört Euch die Cyrus mal an, wenn ihr die Möglichkeit habt. Ich bleibe dabei, es ist ein Meisterwerk des Machbaren in diesem Preissegment (und vielleicht noch ein gutes Stück drüber). Wer so was sucht, findet ein Juwel.