Das Tonabnehmersystem A&R P77 mit SAS 1. Ist da nicht schon genug geschrieben? Ich weiss, ich weiss. Nun gibt es vielleicht noch den einen oder anderen, der noch das MM schlechthin sucht. Und verfügbar soll es auch noch sein, und bezahlbar. Vielleicht mag derjenige hier weiterlesen, zumindest würde ich es empfehlen, genau dies zu tun.
Vorgehensweise, um das System zu erlangen: in der Bucht ein Body A&R E77, C77 oder P77 angeln. Dann einen SAS1 BORON ! Nadeleinschub bei Jico oder Nadelwilli bestellen.
Ja es passt wirklich, auch wenn es immer Zweifler gab. Einfach mutig die SAS Nadel ganz drauf schieben. Dann VTF bei 1,25-1,4g einstellen und schon kann es losgehen. So hat man ein Spitzen- MM mit null Stunden, eine SAS Nadel auf Boron für gut zweihundert Euronen. Es eignet sich für leichte bis mittelschwere Arme.
Allgemeine Aussagen, die man zum SAS1 und A&R findet:
„Der Einschub passt nicht“. Doch er passt Hundertpro .
„Zu teuer“. Erst anhören, dann urteilen.
„SAS1 mit Boron Produktion ist eingestellt“. Nein, es ist wieder verfügbar. Es gab mal über Monate hinweg Probleme mit der Lieferung. Am günstigsten ist es direkt auf der japanischen Seite von Jico. Die Abwicklung ist beim Nadelwilli leichter.
„Das P77 System ist mit der SAS etwas lahmer.“ Nein, nein und nochmal nein.
Es ballert mit der Boron SAS-Nadel Kombi richtig los. Die Dynamik ist besser als mit Alu Träger.
„SAS1 mit Saphir klingt besser“. Das ist wiederum Geschmacksfrage. Ich hatte beide im Vergleich und fand die SAS1 Boron Kombi viel smoother.
Aussehen: na ja. Geht, ne?
Hörbedingungen: Legat Audio Vollverstärker, Diatone P610, BK P12 30cm aktiver Sub, Crystal Solid Phono (Transistor)mit 52pF, Garrard 401, Schickarm plus 10g Headshell, P77 SAS mit rund 18 Stunden, VTF auf 1,4g (Compliance ist mit 20 angegeben). 27 Grad Raumtemperatur, Tendenz steigend.
Start: Red Hot Chili Peppers - Greatest Hits mit „Under the bridge“. Wenn man da mal mit dem falschen Tonabnehmer reinhört, klingt das so als ob Anthony mal die Wolldecke aus dem Mund nehmen sollte. Da wird was verschluckt, happs, Silben neigen zum verschwinden. Erst mit dem Aidas MC kam ich da an das, was ich hören wollte. Nun aber das P77 SAS. Ganz andere Preisklasse-eher unten angesiedelt. Es gräbt sich scheinbar regelrecht in die Rille. Und ja, die Pressung der LP ist völlig ok und man hört jede Silbe in Gänze. Die Sprachverständlichkeit ist nun CD ähnlich perfekt. Die Musik wird aber nicht seziert. Alles ist im Fluss- under the bridge halt.
Der liebe Willie Nelson darf sich nun mit Diana Krall auseinandersetzen. Hier geht es mir um die Sibilanten. Die einsetzende Krell im Titel „If I had you“ kann einem die Krone vom Eckzahn ziehen, wenn da Set up und/oder Tonabnehmer nicht passen. Oooooh, yes. Ist das gut. Nein, dass ist nicht nur gut, das ist fabelhaft. Zahndamm und Gaumen bei Diana sind doch in Ordnung. Sie zischelt nicht im geringsten. Und es ist in der Darstellung gross und meine etwas zum zweidimensionalen neigende Anlage zeigt sich nun plastischer. Man höre sich mit dieser Nadel dieses Piano an. Der Bass knarzt zudem in feinsten Details vor sich hin. Ich reibe mir vor Vergnügen die Hände.
So, und bevor nun in Anbetracht der Musikauswahl und den herrschende Temperaturen einige einnicken und mit der Stirn auf die Tastatur knallen, nehmen wir etwas Fahrt auf:
Zurück zu den Chili Peppers, passt ja bei 30 Grad. Diesmal das oft kritisierte Album „I’m with you“. Seit ich wieder auf dem MM-Trip bin, höre ich das Album mit anderen Ohren. Man ist tiefer drin, die Melodien berühren eher. Die Tür zu den Texten steht irgendwie offener, da die Wiedergabe relaxter ist. Aber geht auch bum! bum!, wie es ein MC kann? ÄÄÄÄh, ja. Track 2 auf Seite 2, „Anny wants a baby“. Holy shit. Der E Bass ist ein wichtiges Kriterium bei den Red Hot Chilis, der tanzt und pfeffert im wahrsten Sinne. Das Schlagzeug ist ein Traum. Kurz und trocken, die Becken zingeln. Diese Chilis brennen zweimal(Gruss an Rainer). Ich spiele das Lied gleich noch einmal.
Rammstein: Reise, Reise mit „Mein Teil“ . Zu Tisch meine Herrschaften. Die Stimme ist detailliert, mit dem Aidas MC jedoch zugegeben noch etwas düsterer. Der Text ist aber mit SAS 1 besser zu verstehen. Dazu ein schöne Schrippe mit Hackepeter und roten Zwiebeln. Und schon wird diese Lied zum Gesamterlebnis. Erlebnisanalogie. Der Chorus kommt schön aus dem Off, die Komplexität des Songs wird vom P77 SAS stets im Griff behalten. Die Gitarren könnten wuchtiger kommen. aber na ja. Linsenzählerei.
Beim Song „Dalai Lama“ stellt sich das anders dar, das Schlagzeug geht heftig nach vorne. Das Rammsteingitarrenbrett ist dermaßen fett, und das mit meiner 6 Zoll Membran. Gut der Sub schwitzt sich einen ab. Der arme kleine Kerl. Das P77 kann also bum bum und es kann fett und es kann Metal.
Stone Sour: ich hoffe mir platzt mir jetzt nicht der Hoden, wie es Sänger Cory Taylor bei einer Gesangsprobe just passierte. Der Junge hat hat aber auch ein Organ. Also Stimmorgan. Wenn ich mir seinen Hals so ansehe. Und irgendwo muss der Druck hin. Zum Beispiel in den Track: Song#3.
Da geht es erstmal human los, dann lässt er die Katze aus dem Sack. Fies ich weiss. Wer den Schaden nicht hat. Das Schlagzeug ist hier hier ok, richtig ballern wie bei Rammstein tut es nicht. Die Wiedergabe ist aber so aalglatt , ist das eine LP? Und das bei Metal. Das P77 fährt so präzise seine Bahn. Unfassbar genau und nebengeräuschfrei. Alles ist da, das P77 lässt sich nicht beeindrucken von zu fetten E-Gitarren. Ich spiele trotz der Hitze Luftgitarre, was das Zeug hält. Und dieser Refrain in dem Song. Geil. Der Typ hat Eier. Obwohl er beim Parallelprojekt Slipknot nochmal richtig Gas gibt.
Aber bei Stone Sour wird mir auch schon die Hose eng, so gut kommt das mit einem MM dieser Grössenordnung. Man platz vor Neugier, was der nächste Track bringt. Nun ist genug mit Wortspielen. Der arme Corey Taylor, gute Besserung von hier. Corey, du bist der beste unter den aktuellen Metalsängern. Was andere sagen, pell dir 'nen Ei drauf.
Beatsteaks mit der LP "Kanonen auf Spatzen": Seite 3. Das ist wahrlich keine audiophile Geschichte. aber die Beatsteaks live auf die Menschheit losgelassen- das ist schon eine Hausnummer. Die SAS1 macht hier aus dem etwas verwaschen wirkenden Klangteppich doch ein tolles Live Erlebnis. Man kann die LP laut hören(hat es gerade geklingelt?), das scheinbar deplatzierte„ Hey du“ aus dem Linie 1 Musical lässt einem auch mal vor Rührung schneuzen, bevor die Fahrt mit Vollgas weitergeht. Die SAS bringt noch viel Differenzierung in das Punkrockgeschrammel. Da sticht kein S-Ton ins Ohr, da fiept kein zu lauter Gitarrenton, keine Tinnitus Gefahr auf weiter Flur. Punkrock laut hörbar und zum Mitsingen mit dem Publikum animierend. „Beatsteaks! Beatsteaks ! Beatsteaks! Jetzt spriiiingen!“ Und man springt. Was fürn MM System. Goil.
„Let me in“ verschlägt einem dann als letzter Track regelrecht den Atem. Anhören bitte. „Springt und schreiiiiiit!“
Zu guter letzt. Der Mittwoch-Oberknaller. Olli würde sagen, da springt dem Tarzan die einäugige Schlange aus dem Lendenschurz. Der absolute Hitze-Kracher.
Interzone mit LP Interzone mit „Liebeslied“ von Seite 2. Alle unter 18Jahren: Bitte jetzt ausschalten. PC auuuus. Ihr seid ja immer noch da? Ausmachen! Der Text des Liedes ist nix für Euch. Ok. Also Heiner Pudelko ist leider zu früh gegangen. Diese LP ist der absolute Hammer und zeigt Pudelkos Können. Die Texte sind abgefahren und äh zweitweise schlüpferich.
Die Stimme ist absolute strange. Ich habe die Platte schon zigmal gehört. Sie kann mit einem schlechten MC richtig nerven. also die LP wird nie bei analogue productions erscheinen. Darüber sind wir uns einig.
Was jetzt das P77 SAS 1 macht ist schlichtweg sensationell. Sie macht aus dieser LP eine gut hörbare Rockpop LP, das rappelt im Karton, das groovt, das reisst mit. Die schneidende Stimme bleibt stets kontrolliert. Das geht dann auch mit weit über Zimmerlautstärke. Ich hatte schon mal ein set up, da habe ich kaum ein Wort vom Text verstanden. Das P77 SAS legt einem die LP hin als ob das statt Röhrenfernseher nun 4K HD ist. Und ja Pudelko kann den Blues, „Karl ich bin schwanger….“ Ja Heiner, ich nehme dir sogar dieses biologische Wunder komplett ab.
Fazit: Das P77 SAS1 ist und bleibt ein echter Brenner. Keine Sau braucht mehr MM. Ich hatte die Kombi schon einige Male. Nun zum Glück wieder. Mein armes Aidas MC. Es liegt nun zu viel. Dies MM kann alles, jawohl alles. Und fast alles besser als andere MM’s. Und ich war MM Sammler und habe viele verglichen. Nach dem Aussieben blieb immer eines : Das P77 SAS 1. Es ist ein klangliche Offenbarung mit einer extremen Spurtreue, störungsfreien Wiedergabe und einer extremen Dynamik und Basswiedergabe- für ein MM. Die Stimmen verzaubern, trotz neutraler Ausrichtung kann es einem emotional richtig am Schlafittchen packen. Und es reisst mit. Heisst zu neudeutsch- es hat PRAT. Und für den Kurs- ehrlich? Ein Witz. Und ja , man bekommt es noch ohne Schwierigkeiten. Noch!