Thorens TD126 MK nix, Motor zuckt nur beim Einschalten

  • Liebe Foristi,


    ich habe vor einigen Tagen einen Thorens TD126, erste Version erstanden. Leider macht der Motor fast nichts. Beim Einschalten des Spielers zuckt er kurz, dann mausetot (der Motor). Ich frage mich, naja, eher Euch, ob das Motorzucken ein Hinweis darauf sein könnte, dass der Motor selbst noch in Ordnung ist und eventuell die Steuerelektronik einen Defekt hat? Oder ist dieses Zucken typisch für einen kaputten Motor? Vielleicht kennt ja jemand diesen Effekt. Ich kenne sowas eigentlich nur von Maschinenmotoren, wenn der Startkondensator futsch ist - aber mein Erfahrungshorizont ist sehr begrenzt und per Suche habe ich auch nichts gefunden.


    Soweit ich das verstanden habe, werkelt im TD-126 V1 doch ein schlichter Synchronmotor? Der müsste sich doch eigentlich (elektrisch, mechanisch ist das natürlich noch ein Thema) gegen jeden x-beliebigen anderen Synchronmotor austauschen lassen?


    Für Tipps, Infos und vielleicht "Reparaturrezepte" wäre ich sehr dankbar. Denn dieser Dreher ist eigentlich mein Traumgerät seit lange zurück liegenden Studententagen...


    Vielen Dank,

    Ben

  • Hallo Ben

    Da hast du wirklich einen guten Kauf gemacht. Ich habe vor 3 Jahren einen 126er MK 2 Electronic gebraucht gekauft und selber revidiert. Sehr hilfreich ist die Seite von Catptndifool: http://www.captndifool.de ist übrigens auch hier anzutreffen. Hast Du schon versucht die Achse von Hand zu drehen. Wenn es auch klemmt, den Motor nicht laufen lassen. Für die Revision der Lager nimmst Du am besten das Öl von Joel (ebenfalls hier anzutreffen). Du wirst sicherlich einige Spezialisten hier finden die Dir helfen, frag einfach nach. Auf gar keinen Fall einfach einen Anderen Motor einbauen! Das ist ein Thorens und der braucht den passenden Motor. Läuft der TD126 mal sauber, ist es eine Maschine!

    Viel Spass bei der Revision und danach beim zufriedenen Musikhören.


    Grüsse

    Alessandro

  • Hallo,

    wenn der Motor zuckt, oder das Pulley nur "zittert", der Motor dabei etwas brummt, fehlt eine der beiden Phasen. Der Fehler muß meßtechnisch ermittelt werden, wenn alle Kabel richtig angeschlossen und alle Kontakte gegeben sind. Dabei auch die vier freistehenden Widerstände am Netzteil prüfen, die bzw. einer von denen können schon mal schmauchen.

    Gruß André
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  • Hallo Alessandro und André,

    vielen Dank für Eure hilfreichen Antworten.Ich habe mittlerweile auch mal Deinen (Andrès) Revisionsbericht gelesen. Sehr interessant und informativ.

    Dass der Thorens, den ich erstanden habe eine Motormacke hat, hat der Verkäufer ehrlicherweise auch geschrieben. Da der Thorens ansonstens aber in einem sehr schönen Zustand ist, einschließlich der kritischen Tellerachse, die wie neu aussieht, habe ich ihn trotzdem genommen. EInen Elektronikfehler werde ich schon finden und beheben können. So komplex ist eine Motoransteuerung nun auch nicht, vor allem für einen Synchronmotor.

    Ich berichte, wie es weiter geht.

    Mit besten Grüßen,

    Ben

  • Hallo ReFux,


    entschuldige bitte meine späte Reaktion: waren in Urlaub... Leider hatte ich noch keine Zeit, den Thorens auf den OP-TIsch zu legen, der ist aktuell von einem Kenwood C2 Vorverstärker besetzt, der auf einem Kanal verstummt ist. Da der Kenwood ein mechanisch wirklich blödes Gehäuse hat, ist die Demontage/Montage zu aufwendig, um sie für den Thorens-OP zu unterbrechen. Und Platz auf dem Boden meiner Bastelbude habe ich auch nicht, da liegt shcon ein demontierter Philips CD-304 MK II, dessen Laufwerk nicht dreht...

    Ich vergesse das Thema jedenfalls nicht und werden auf jeden Fall berichten wenn es weiter geht. Zumal ich noch am überlegen bin, ob ich dann gleich den Tonarm (das ist ja wohl die erste TP16 Version) gegen etwas besseres austausche. Ich hätte noch einen Ortofon AS212 rumliegen. Ob der wirklich besser ist, weiß ich jedoch nicht. Der war eigentlich als zweiter Tonarm für einen Lenco 75 gedacht, dem ich dafür eine neue Zarge spendieren würde... An Projekten für lange Winterabende herrscht kein Mangel.

    Beste Grüße,

    Ben

  • Melde mich mal zurück. Nachdem ich den Kenwood repariert hatte und nach vielen anderen Dingen, habe ich jetzt eine Halterung für den TD-126 zusammengeschraubt, damit ich ihn kopfüber sezieren kann. Bodenplatte ist fast weg, lediglich die blöde Kabelklemme für das Netzkabel kriege ich nciht weg... Muss ich noch dran arbeiten. Zumindest kann ich jetzt am Motor mal messen, ob da Saft ankommt. Dann nehme ich mal die Platinen raus, um zu schauen, was die von Euch benannten Widerstände so machen... Melde mich und berichte.

    Beste Grüße,

    Ben

  • Hallo Ben!

    Die Kabelklemme kann man ganz einfach von der Aussenkante nach innen schieben. Danach aus ihrer Führung von der Bodenplatte heben. Aber bitte ohne Gewalt, sonst können die 'Nasen' brechen!


    Mit analogen Grüßen

    Clemens

  • Hi Clemens,

    das hat beim Phonokabel auch prima funktioniert, aber beim Netzkabel flutscht es einfach nicht. Der Mechanismus ist ja nciht so schwierig zu durchschauen... Bei der Gelegenheit eine Frage: Gibt es irgendwo eine Serviceanleitung für den MK 1? Die Anleitung für den MK 2 habe ich bei Vinylengine gefunden und ich vermute mal, dass zumindest die Motorelektronik bei beiden Varianten dieselbe ist, aber erstens bin ich nicht sicher und zweitens ist das Vinylengine-Exemplar wirklich schlecht gescannt.

    Beste Grüße,

    Ben

  • Hallo Ben,

    Eine MK1 Service Anleitung habe ich leider auch nicht. Die MK1 MK2 Schaltung ist aber weitestgehend identisch. Ich konnte im Vergleich nur feststellen, daß bei einigen Kondensatoren die Werte verändert wurden. Auf Vinylengine gibt es auch einen gut lesbaren MK2 Schaltplan. Hier die Änderungen die ich gefunden habe: C114, 115 verändert auf 1µF, C205a C206a in der Spannungsregelung neu hinzu.

    Gruß

    Lothar

    Musica Nova Poenix & Pandora, Sowter1480, Silvercore MC, Audiolabor Fein, OSAWA PL500 Audiocraft AC33, TD126 Audiocraft AC300MKII, Benz ACE SL Wood SL, Ortofon MC15Super, Phasemation PP200, Jecklin Float , CocktailAudio N15D, Speakers Diy.


  • MkI und MkII unterscheiden sich durch den im Prinzip identischen Motor, welcher beim MkII auf eine 2,5mm-Achse verstärkt wurde. Desweiteren erhielt der MkII eine neue Version des TP16. Die Wechselstromschaltung für den Motor ist gleich.

    Gruß André
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  • Hallo Lothar und André,

    danke für Eure weitere Hilfe. Habe gerade gesehen, dass der englisch/französische Schaltplan besser lesbar ist, hier kann man sogar die Bauteilwerte lesen... Habe mittlerweile die Elektronikboards ausgebaut und musste feststellen, dass da offensichtlich schon mal dranrum gelötet wurde.

    Habe auch mal meine Widerstände durchsucht und zum Glück genügende Vorräte auch an höher belastbaren gefunden. Jetzt kann's losgehen... Ich berichte.

    Gruß,

    Ben

  • So, mal wieder ein Zwischenstand:

    • Motortreiberplatine habe ich komplett neu aufgebaut, mit Ausnahme einiger Dioden. Das Poti R215 (22 k) habe ich gegen ein gekapseltes 20 k-Poti aus der Kiste ausgetauscht. Das Original war schon arg oxidiert. War vermutlich überflüssig, aber es beruhigt.
    • Ergebnis: keine Änderung, Motor dreht sich nicht. Man spürt allerdings, wenn man die Motorwelle (eigentlich den Pulley) anfasst, dass er "arbeitet", also vibriert.

    Versorgungsspannung vom Trafo sieht sauber aus:

    • zwischen Anschlusspin C1(braun) und C3 (orange) = 20,8 VAC
    • zwischen Anschlusspins C1 (braun) und C2 (rot) = 20, 8 VAC

    Beim Messen muss ich vorsichtig sein, da ich gerochen habe, hier wird Elektronik heiß, wenn ich die Spannung zu lange anliegen lasse.

    Deshalb werde ich im nächsten Schritt die Versorgungspins C1 bis C3 mal aus dem Kombistecker herauslösen und direkt an die Platine stecken, um in Ruhe die Ausgangsspannungen messen zu können, ohne den Motor durchbrennen zu lassen (der über den gleichen Stecker, Pins C5 bis C8 versorgt wird).

    Im Service Handbuch steht, dass man die 5 VAC, die von der Motorplatine an den Motor abgegeben werden, mit dem Oszi kontrollieren soll, um Transistorfehler auszuschließen (oder zu finden). Das werde ich dann auch mal machen - ein Grund mehr, den Motor elektrisch für diesen Zweck abzutrennen...


    Wenn jemand noch Tipps hat: immer her damit. Vielen Dank und Alles Gute in diesen merkwürdigen Zeiten,

    Ben

  • Hallo Ben,

    hattest du die Treiber Transistoren T205,T206, T209 und T210 geprüft? Wenn die Widerstände abgeraucht sind können die auch defekt sein. Das hatte ich auch schon.

    Den Motor solltest du auf jeden Fall abziehen, und die Motortreiber überprüfen, dann alle Versorgungsspannungen messen und die Schaltung nach Service Manual abgleichen.

    Wenn der Betrag der Betriebsspannungen (+/-14,4V) weiter als 0,5V auseinander liegen würde ich auch die Zdioden D201 und D202 wechseln. Durch einfaches Austauschen konnte ich den Spannungsunterschied auf unter 100mV bringen. Die sind zwar noch in der Spezifikation aber es verbessert sich dann der Gleichspannungsoffset der Motorverstärker.

    Gruß

    Lothar

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  • Hallo Lothar,


    vielen Dank für die Hinweise. Das wird auf jeden Fall der nächste Schritt sein. Mein Problem ist immer, dass ich die Positionsbezeichnungen im Service Manual nicht lesen kann. Die VE-Version ist sehr unscharf. Den eigentlichen Schaltplan habe ich in einer anderen Version und der ist prima zu lesen - nur leider ohne die Positionsbezeichnungen... Es kommt hinzu, dass irgendjemand offenbar schon an der Motorsteuerung gebastelt hat. So ist das Geschwindigkeitsregelpoti gegen einen wohl nicht ganz passenden Typ getauscht und dann die Schaltung angepasst worden. Es sind wohl auch ein paar Pufferwiderstände an einzelne Transistoren gewandert, die da lt. Schaltplan nicht wirklich sein sollten/müssten.


    Ich berichte über die nächsten Schritte.

    Beste Grüße,

    Ben

  • Hallo Ben,

    hier Fotos einer MK2 Leiterplatte mit Bestückungsdruck. Eventuell hilft dies bei der Bauteilesuche.

    Gruß

    Lothar

    PCB TD126MK2

    PCB TD126MK2

    PCB TD126MK2

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  • Hallo Lothar,

    herzlichen Dank für die Fotos. Die helfen sicher. Die Platinen im MK-Nix sind natürlich ohne Bedruckung. Ich hoffe, Du hast nicht extra einen Deiner Thorense geschlachtet... Tolle Fotos, die Du online gestellt hast. Der Jecklin Float sieht besser aus als neu...


    Am Wochenende mache ich am TD-126 weiter, habe heute noch ein paar Kondensatoren bekommen, die mir noch fehlten. Komisch, selbst wenn man das Zeug schubladenweise hat, es fehlt immer irgendein Wert.


    Beste Grüße,

    Ben

  • Hallo Ben,

    Ich brauchte keinen TD126 zu schlachten. Das machen ja bereits einige andere und verkaufen die Teile einzeln in der Bucht.

    Ich hatte mir die Teile besorgt, da ich vorsorgen wollte für den Fall, daß der Motor meines MK3 einmal unwiederbringlich defekt ist. Es ist früher immer etwas Stimmung gegen den MK3 gemacht worden, in den neueren Posts hier im Forum ist es eher wieder anders herum und so war mein Plan den MK3 später auf MK2 umzurüsten. Mittlerweile habe ich neben dem MK3 (OSAWA) auch einen MK1-2-4 neu aufgebaut.


    An der abgebildeten MK2 Platine waren übrigens auch die Widerstände abgeraucht. Die Widerstände gegen Leistungsstärkere zu ersetzen ist recht sinnvoll, der eigentliche Fehler liegt aber an anderer Stelle. Im Fehlerfall werden Widerstände eigentlich immer hochohmig. Die von Thorens eingesetzten Widerstände sind eine gewendelte Schicht, ein niederohmiger Kurzschluß zwischen den Wendeln ist fast nicht möglich. Ich hatte sogar deutlich verbrannte Widerstände, die immer noch 18Ohm hatten. Es ist eher so, daß die Schaltung zu höher frequentem schwingen neigt, wenn es an einer Stelle Kontaktprobleme gibt. Daher sollten alle Trimmer getauscht werden und man muß sorgfältigst nach kalten Lötstellen suchen. Ich hatte an einem Jumper im Oszillator Teil eine kalte Lötstelle und die war wohl an dieser Leiterplatte das Problem.


    Gruß

    Lothar

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  • Ja, die Widerstände sind problematisch, die habe ich auch immer durch 2W-Widerstände ersetzt, das Doppelpoti zerlegen und gut reinigen (nicht reinsprühen!) und die Trimmer gegen neue tauschen. Ferner hilft auch ein Recap, erst nach diesen Maßnahmen wurde die Drehzahl wieder stabil gehalten und die Endabschaltung funktionierte auch wieder.

    Gruß André
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  • Okay, dann wird's wohl bei dem einen Trimmer, den ich schon ersetzt habe, nicht bleiben... Was mir auch aufgefallen ist: die ICs sind alle gesockelt und die Beinchen völlig oxidiert. Habe die schon mal rausgeholt und gereinigt wieder eingesetzt. Beim Kenwood VV, der vorher auf dem Basteltisch war, war genau das die Ursache für den Totalausfall des linken Kanals. Hat mich einige Zeit gekostet, bis ich auf die Idee kam, nachzumessen, was bei den OPA rein- und rausgeht... Bin ja auch kein Berufsbastler. - Nach kalten Lötstellen suche ich sowieso immer.

    Beste Grüße und herzlichen Dank für das rege Mitdenken!

    Ben