Selbstbau eines Western Electric WE 15 Horns

  • Hallo

    Die Gainarchitektur beschreibt die Spannungsverstärkung der gesamten Kette. Also vom Tonabnehmer bis zum Lautsprecher. Dabei sollte die Quelle eine Ausgangsspannung liefern, die mit etwas Reserve in der Lage ist die Vorstufe voll auszusteuern. Die Vorstufe sollte dann die Endstufe nahezu voll aussteuern können. Die Endstufe muss dann genügend Spannung abgeben , um den Lautsprecher sehr gut mit Leistung zu versorgen. Dabei sollte " ein " Lautstärkeregler ausreichen um den Pegel der Aufnahme der gewünschten Abhörlautstärke anzupassen. Eigentlich eine ganz banale Angelegenheit.

    Häufig Ist es aber so, dass die Gesamtverstärkung der Elektronik viel zu hoch ist. Wenn ich eine Phonovorstufe, die mir mit meinem Tonabnehmer im Ernstfall 3 Volt gibt, mit einem Vollverstärker kombiniere, der zur Vollaussteuerung 200mV braucht, habe ich was falsch gemacht.

    Baue ich nun eine Kette aus Röhren und Hörnern , die wie in diesem Faden beschrieben, 3 Wege hat und aktiv seien soll, muss ich also 3 mal eine passende Spannungsverstärkung hinbekommen.

    Ich muss mich also fragen wieviel Gain jedes Chassis braucht um einen ausgeglichenen Frequenzgang zu erhalten, ohne dass ich mit Potis oder Spannungsteilern viel Leistung verbrennen muss. Hier wurde erwähnt, dass ein 116 dB Chassis mit einer 811 angesteuert wird. Um den Pegel dieses Weges den anderen Wegen anzupassen, muss dann 99 % der Leistung verbrannt werden.

    Auf dem Weg vom Tonabnehmer zum Lautsprecher sollte die Spannungsverstärkung so gewählt werden, dass alle Röhren im linearen Bereich ihren Kennlinien bleiben und unterhalb ihrer maximalen Verlustleistung arbeiten. Auch wenn es mal laut wird. Die Ketten von Thomas Mayer sind nach diesem Prinzip aufgebaut und es scheint so, als ob Aries Cerat es auch so macht.

    Gruß Stefan

  • Hallo Stefan,

    auch wenn es hier evtl. etwas OT wird. Ich halte das grundsätzlich auch für richtig, was du oben beschreibst. Den 'Testbericht' der Aries Cerat habe ich auch gelesen. Angeblich arbeitet als Treiber dort nur eine E280F, ohne Koppelkondensator und mit einem Zwischenübertrager. Laut Datenblatt liegt der Arbeitspunkt einer E280F aber bei ca. -2V :

    https://frank.pocnet.net/sheets/190/e/E280F.pdf

    Von daher frage ich mich, wozu die Cerat eine Eingangsspannung von 9V benötigt und ob der grösste Teil davon nicht einfach verbraten wird, wie du es oben als ungünstig beschrieben hast.

    VG Jürgen

  • Hallo Zusammen,

    alles soweit korrekt, bei mir geht es zunächst mal um die digitale Weiche in Form eines DSP, dort ist ein ADC Analog Digital Wandler von AKM der AK5558 verbaut und nach Datenblatt ist der differenziell anzusteuern mit 2,8V Spitze zu Spitze....

    AK5558 ADC.GIF


    Meine Phonovorstufe macht ca. 5 Vss unsymmetrisch und steuert den DSP direkt an, daher experimentiere ich mit Transformatoren zur Wandlung unsymmetrisch auf symmetrisch....wenn das geschafft ist, können die anderen Verstärkerstufen angepasst werden. Ich bevorzuge Konzepte ohne Rückkopplung, nur im Bass habe ich bessere Erfahrungen mit rückgekoppelten Konzepten gemacht. Ist noch ein stück Wegstrecke bis alles passt.....

    Beste Grüße

    Gerhard

  • Hier noch ein kleiner Nachtrag zur Hornaufstellung.....Horn erhöht.JPG


    Die untere Hornkante ist jetzt ca. 40 cm hoch, darunter liegen die Subwoofer und strahlen Richtung Raum. Das Horn ist 18 Grad nach hinten geneigt, die Mittel-Hochtöner sind auf Ohrhöhe montiert.

    seitlich erhöht.JPG


    Auch die Elektronik findet wieder Platz unter den Hörnern...


    LG

    Gerhard

  • Hallo Stefan,

    auch wenn es hier evtl. etwas OT wird. Ich halte das grundsätzlich auch für richtig, was du oben beschreibst. Den 'Testbericht' der Aries Cerat habe ich auch gelesen. Angeblich arbeitet als Treiber dort nur eine E280F, ohne Koppelkondensator und mit einem Zwischenübertrager. Laut Datenblatt liegt der Arbeitspunkt einer E280F aber bei ca. -2V :

    https://frank.pocnet.net/sheets/190/e/E280F.pdf

    Von daher frage ich mich, wozu die Cerat eine Eingangsspannung von 9V benötigt und ob der grösste Teil davon nicht einfach verbraten wird, wie du es oben als ungünstig beschrieben hast.

    VG Jürgen

    Hallo Jürgen

    Du hast recht. Das verstehe ich auch nicht. Werde vielleicht mal einen Leserbrief schreiben.

    Danke für den Hinweis.:thumbup:

    Gruß Stefan

  • ...passt nicht so perfekt wie es sein könnte. Die Eingangsempfindlichkeit ist zu hoch.

    Habe ich ja auch nicht selbst gebaut. 😀


    Ein Problem gibt es an der Stelle aber nicht.

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Hallo Gerhard,


    Respekt zu deinem Selbstbau! Ein paar Denkanstöße möchte ich dir auf Basis von Hinweisen aus den Western Electric Kreisen und selbst gemachter Erfahrung geben. Ob du sie probieren möchtest, bleibt natürlich dir überlassen.

    • Das Horn sollte mittig - wie schon von Dietmar beschrieben - mittels Wollfilz (2mm) bedämpft werden. Wie eine Zunge. Die Länge ist dabei auch abhängig vom Einsatz des Horns (Frequenz) sowie dem verwendeten Treiber. Bilder dazu gibt es im Netz.
    • Der Hochtöner sollte nicht im Horn montiert werden. Hierzu gibt es zwar auch anders lautende Empfehlungen, ich bin mit der Positionierung auf Höhe des Hornmundes sehr zufrieden.
    • Die Fügungsstellen der Hornsegmente sollten "gedichtet" werden. Wenn du saubere plane Flächen hast, würde ich dünnen Karton benutzen. Wenn es nicht ganz so plan ist, dann auch hier Filz.
    • Alle Schrauben aus Messing.
    • Anschluss des Horns ebenfalls dichten. Hier habe ich auch Karton verwendet und passend zugeschnitten.
    • Gestell würde ich, wenn die Positionierung gefunden ist, aus Holz aufbauen und kein Metall verwenden. Das Horn dann mittels dickem Filz entkoppeln.
    • Man hört generell alles an mechanischer Dämpfung, die man dem Horn zubilligt. Mehr ist nicht unbedingt besser. Spaßeshalber kannst du aber mal mit Handtüchern an verschiedenen Stellen auf dem Horn experimentieren.
    • Ich betreibe eine rein passive Variante mit möglichst wenigen Bauteilen (6dB Weiche). Hochtöner 1MF Kondensator, Mittelton 70mF Kondensator, Bass 15mH Spule.
    • Interessanter Weise hört man auch den Einsatz eines Tiefpasses im Mittelton, selbst wenn dieser sehr weit oben im Frequenzbereich liegt. Hier habe ich mit 0,39mH gute Erfahrung gemacht (simple Mundorf Spule).
    • Bass: Bei deinem Raum schwierig möglich, aber eine große Schallwand (und ich meine "groß" ... 3,40m x 1,80m) ist eine tolle Ergänzung zum WE15A Horn und bindet sich akustisch sehr gut ein.

    Lass uns weiter an deinen Schritten teilhaben! :merci:

    Grüße,
    Jonas


    "Das Problem bei Zitaten im Internet ist, dass man nie weiß, ob sie authentisch sind." -Abraham Lincoln-

  • Hallo Jonas,

    danke dir super interessante Anregungen die du mir da auf den Weg gibst. Das mit den Wollfilz habe ich gleich mal probiert, beeindruckend was so ein dünnes Stöffchen zaubern kann. Genau die kleine "Helligkeit" die unnatürlicherweise auf den Instrumenten (Klangfarbe) liegt ist weg, wie kann das sein? ist doch nur ein Stückchen Stoff!? Bei den anderen Vorschlägen wird es wohl bei mir noch etwas dauern, aber das läuft ja nicht weg. Interessanter Weiße, habe ich gestern auf den Lenco Forum, angefangen einen längeren Faden zu lesen, geht in etwa in die Richtung deiner Vorschläge.

    Zugegeben mein Ansatz mit DSP und dem Hochtonhoren ist ja schon ehr als modern oder sogar als revolutionär zu bezeichnen, im Gegensatz zu der Weichenbeschaltung, die du vorschlägst. Das ist wohl ehr der klassische WE-Weg....

    Danke dir für die Denkanstöße. Eines ist allerdings schon jetzt klar, schwarz beizen geht bei meiner Regierung überhaut nicht, da wird schon sehr viel Toleranz geübt und dafür bin ich zu tiefst dankbar.

    Liebe Grüße

    Gerhard

  • Hallo Gerhard,


    da ich auch ein Satohorn betreibe, würde mich genauer interessieren wie der Wollfilz positioniert ist. Könntest du bitte ein Bild einstellen. Vielen Dank vorab,


    Gruß


    Andreas

  • würde mich genauer interessieren wie der Wollfilz positioniert ist.

    Der Filz ist nur innerhalb der Aussenbahn der "Baggerschaufel"... also nicht mehr auf der "Trog"fläche wirksam.

    Die Stärke des Filzes und wie tief er in die Baggerschafel hineinragt hat einen enormen Einfluss auf den Hochtonanteil des SATOhorns.

    Und das ist nur empirisch ( am besten mit Messystem begleitend) zu ermitteln.

    Viel Spass

    Ps: ist alles schon im SATO-Thread besprochen worden.

    Dietmar

  • Hallo Hannes,

    ganz genau zum symmetrieren bzw. desymmetrieren (siehe #244), sind vom Taobao 10K:10K

    https://xmcsjcdq.taobao.com/ kannst auch mal hier schauen http://audiodesignguide.com/DSC2/OPT/index.html da wird verglichen....

    Grüße

    Gerhard

    Hallo Gerhard

    Danke für die Info.

    Ändern die Trafos den Klang in irgendeiner Richtung?

    Von Monacor würde es auch welche geben aber ohne das Mu-Gehäuse drüber

    Grüsse Hannes

  • Hallo Hannes,

    in der Kombination mit dem "Hochwirkungsgrad-Horn" kann ich keinesfalls auf die Abschirmbecher verzichten. Ich habe sogar noch eine weitere Abschirmung aus Kupferblech hinzugefügt.


    IMG_2750.JPG


    IMG_2751.JPG

    Du hörst hier wirklich alles - wie mit einer Lupe - ich habe immer noch keine optimale Masseführung gefunden und arbeite daran. Ja, der Klang verändert sich, ich gehe eingangsseitig ohne Koppelkondensatoren aber derzeit noch mit Puffer OP auf den ADC, ausgangsseitig gehe ich vom DAC direkt auf die Transformatoren. Klanglich wirkt das natürlicher, weniger verhangen besonders im Mitteltonbereich, ich möchte das nicht mehr missen. Vermutlich spielt die Qualität der Transformatoren eine erhebliche Rolle, ich hatte bisher immer mit Lundahls gearbeitet, die sind aber schon eine andere Preis- und Qualitätsklasse!

    Dennoch die Taobao Transformatoren sind für ihr Geld gut gemacht, PC-Permalloy-Kern Material mit 85% Nickelgehalt, Frequenzgang 10Hz - 195 KHz bei -0,2 dB, Mu Metall Abschirmung....

    Beste Grüße

    Gerhard