OTL-Kopfhörerverstärker auf Übertrager umbauen

  • Hallo Analog-Freunde,


    ich bin Christian, 23 Jahre alt, komme aus dem Saarland und bin neu hier im Forum. Zuerst mal ein großes Lob an euch, hier habe ich schon viele Antworten auf meine Fragen gefunden.



    Nun zu meinem Problem. Im Moment baue ich den aus Jogis Röhrenbude bekannten Kopfhörerverstärker mit c3g von Heinrich Siemens nach. (link)

    Dieser ist leider eisenlos aufgebaut, was mir persönlich so nicht zusagt. Daher würde ich statt der Ausgangskondensatoren gerne Übertrager verbauen und habe mir auch schon welche besorgt. (Reinhöfer 53.61U50, 10k+2,5k / 25+50+100 Ohm). Ich weiß nur noch nicht, wie ich die Übertrager richtig in die Schaltung einbringe.


    Genauer: Die Primärseite des Übertragers (10k) kommt in Reihe mit der Anode, soweit klar. Fällt dann der 6,8k-Anodenwiderstand weg und wird praktisch durch die Übertragerwicklung ersetzt oder bleibt der Anodenwiderstand erhalten?

    Im Plan habe ich einen Kanal mal so angepasst wie ich mir das im Moment vorstelle, der andere Kanal ist noch original (s. Anhang). Ist das soweit richtig? Müssen evtl. auch noch Werte von Widerständen und Kondensatoren angepasst werden?


    Ich würde mich sehr über Antworten freuen und bin für jede Hilfestellung dankbar:)


    Liebe Grüße,

    Christian


    c3g.jpg

  • Hallo,


    ja der 6,8k Anodenwiderstand entfällt und wird durch die Primärwicklung des Aü ersetzt. Also entferne den 6,8k Widerstand auf der linken Seite der Schaltung . Den Rest kannst Du so lassen wie er ist.

    Widerstand entfernen könnte jetzt evtl falsch interpretiert weren , eine Seite des AÜ kommt an +VB , die andere Seite an die Anode+Schirmgitter der C3g.


    gruss

    juergen

  • Hallo Christian,


    wie Jürgen schon sagte, ist die Kopfhörerimpedanz zu beachten. Bei KH mit 250/300 Ohm könnten dann auch die 2,5kOhm primär passen,.Dies kann aber ev. zu einem Bassabfall führen- also notfalls messen.

    Ich habe den Reinhöfer -Übertrager mit (50-100-200)Ohm und einen HD 800 kombiniert und das klappt ganz gut. Die Schaltung sollte in meiner Galerie zu finden sein.

    Ansonsten wäre noch zu beachten, dass die Anodenspannung bei der Übertragerschaltung höher ist.


    Gruß

    Erhard

  • Hallo nochmal,


    danke für die schnellen Antworten, das hat mir schonmal sehr geholfen.


    Juergen

    Alles klar, also kann ich den Anodenwiderstand weg lassen. Die Ausgänge vom AÜ möchte ich umschaltbar machen, sodass man verschiedene Kopfhörer betreiben kann.


    erhard

    Deine Schaltung habe ich bei meiner Recherche schon gefunden und habe mir überlegt sie nachzubauen, da war ich mir allerdings noch unsicher weil bei dir die Betriebsspannung niedriger ist und einige Bauteile anders dimensioniert sind als bei H. Siemens. Ich bräuchte dafür also noch einen anderen Netztrafo, richtig?


    @volkmar

    Mit der Sicherheit hat es weniger zu tun als mit dem Klang; mein erster Selbstbau war ein recht günstiger OTL-Kopfhörerverstärker und als nächstes möchte ich mal etwas 'klassisches' mit Eisen ausprobieren. Damit lässt sich die Schaltung auch offenbar besser an unterschiedliche Kopfhörerimpedanzen anpassen.



    Ich stehe leider immer noch etwas auf dem Schlauch was diesen Anodenwiderstand angeht.

    Wenn ich die Schaltung nach Siemens mit Übertragern und ohne Anodenwiderstand aufbaue und dadurch die Anodenspannung erhöht ist, werden dann nicht auch Arbeitpunkt und Ruhestrom verschoben und u.U. die Röhre überlastet? Die Übertragerwicklung müsste für Gleichstrom einen vergleichsweise geringen Widerstand darstellen und nicht die 10k Impedanz, mit denen er angegeben ist. Oder sehe ich das falsch?


    Liebe Grüße,

    Christian

  • Moin Christian,


    Du hast das Problem schon erkannt, die Spannung ist zu hoch.

    Der Arbeitspunkt der Röhre liegt bei Ua = 190V und Ia = 16mA.

    Also fallen am 6,8k-Widerstand ca. 110V ab (OTL-Betrieb).

    Das zusammen macht 300V Betriebsspannung.

    Du musst die Betriebsspannung so anpassen, dass weiterhin 190V an der Röhre abfallen.

    Also den Gleichstromwiderstand des Übertragers (Primärseite) messen, mit den 16mA multiplizieren und dann hast Du den Gleichstromspannungsabfall am Übertrager.

    Diesen Spannungsabfall + die 190V an der Röhre und Du hast die Betriebsspannung.

    Der 6,8k-Widerstand fällt natürlich ersatzlos weg.


    Gruß,

    Frank

  • Ich stehe leider immer noch etwas auf dem Schlauch was diesen Anodenwiderstand angeht.

    Wenn ich die Schaltung nach Siemens mit Übertragern und ohne Anodenwiderstand aufbaue und dadurch die Anodenspannung erhöht ist, werden dann nicht auch Arbeitpunkt und Ruhestrom verschoben und u.U. die Röhre überlastet? Die Übertragerwicklung müsste für Gleichstrom einen vergleichsweise geringen Widerstand darstellen und nicht die 10k Impedanz, mit denen er angegeben ist. Oder sehe ich das falsch?

    Hallo,


    das siehst Du schon richtig, durch den geringeren Gleichstromwiderstand des Übertragers wird sich die Anodenspannung und somit auch der Anodenstrom erhöhen. Der Kathodenwiderstand regelt dies allerdings zum Teil wieder aus.

    Ich kenne dein Netzteil nicht. Wenn es eine RC Siebkette besitzt könntest Du die Widerstände erhöhen um die Betriebsspannung abzusenken.

    Eine weitere Möglichkeit den Anodenstrom zu reduzieren wäre ein grösserer Kathodenwiderstand.


    Messe doch mal die Spannungen an der Kathode und an der Anode und poste die Werte hier.

    Dann können wir Dir sagen ob alles noch passt oder Änderungen notwendig sind.


    Aber bitte Vorsicht , die Spannungen in diesen Gerät sind Lebensgefährlich und bleiben nauch nach dem Ausschalten des Gerätes noch eine weile stehen.


    gruss

    juergen

  • Hallo Christian,


    die 10K sind der AC Widerstand der Primärseite, wenn auf der Sekundärseite ein 100R Kopfhörer am 100R Anschluß angeschlossen wäre und auf der Primärseite die 10K Wicklung verwendet werden würde.


    Besser ist es daher das Übersetzungsverhältnis zu betrachten. 10K-100R sind 10:1. Auf der Seite von Reinhöfer steht auch ein Beispiel.


    Der RDC des Übertragers wird sicherlich niedriger sein. Wenn du den gleichen Arbeitspunkte haben möchtest, mußt die vor den Übertrager einen Widerstand einsetzen, der die 6K8 ausgleicht. Außerdem sollte der Siebkondensator zwischen Zusatz R und Übertrager angeschlossen werden. Oder du verwendest gleich eine niedrigere Ub.


    Viele Güße,

    Martin

  • Auf der von Martin verlinkten Seite ist ja der Gleichstromwiderstand der Primärseite zu erkennen , er beträgt bei 10k Beschaltung 400 Ohm.

    Ein guter Arbeitspunkt laut TFK-Datenblatt ist bei Ua 200V , Ia 17 ma und Rk 180 Ohm. Bei 17mA fallen am Übertrager 6,8Volt ab , somit wäre die Betriebsspannung von ca 200-210V passend.


    gruss

    juergen

  • Hi Christian,


    mit 17 mA erreicht die C3g ihre Grenzen, dass muss keinesfalls sein, mit 13 mA/ bei 185 V u. -3 V am Gitter gehts genau so gut und die Röhre freut sich.

    Generell war mir aber die Lautstärke nicht ausreichend, ich empfehle noch eine Vorstufe, z. B. eine ECC88, EF86 als Triode, eine schnöde ECC82, oder mein Favorit, die E86C, die paar Widerstände plus ein Koppel-C sind schnell verlötet und Du bist auf der sicheren Seite.


    Gruß Hans

  • Hallo,


    17mA sind kein Grenzwert sondern ein vom Entwickler der Röhre empfohlener Arbeitspunkt .

    Ob die Röhre bei 13mA deutlich länger hält ist fraglich.

    Auch klanglich zeigt es sich immer wieder das eine auf "Sparflamme" betriebene Triode eher müde klingt.

    Ja ich weiss das gilt eher für Endtrioden, aber als solche wird die C3g hier ja auch betrieben.


    Viel wichtiger ist die Einhaltung der korrekten Heizspannung. Die lange Lebensdauer der Röhre wird nämlich nur garantiert wenn diese auf +-5% eingehalten wird. Hier wird gerne mal in DIY Projekten geschludert.


    gruss

    juergen

  • na ja, der AP mit seinen 17 mA bei -3 V schrammt verdammt nah an der Belastungsgrenze vorbei, und bei 20% weniger wird garantiert keine Müdigkeit aufkommen, selbst 10 mA sind genießbar.

    Der Motor eines Autos mag es auch nicht, wenn er konstant am Limit drehen muss und wenn er innerhalb der Garantie verreckt, wird auch der Hersteller knurren, da diese Fahrweise gespeichert wird.


    Gruß Hans

  • ja, an der Kathode. Die Angabe macht uns aber noch keinen schönen AP wo mit linearer Verstärkung zu rechnen ist, dazu brauchen wir den Anodenstrom, der laut Datenblatt immer noch überdeutlich kleiner ist, als Anode und G2 zusammen, dies kann man in den Datenblättern bei allen Röhren nachlesen.


    Nur noch rasch am Rande; sollten 30 mA an der Anode machbar sein, dann bei einer G1 Spannung von völlig unrealistischen -0,5 Volt. Wenn dann mit CD-Pegel, in der Regel max. 2 Volt ausgesteuert wird, wird das filigrane Spanngitter weit in den positiven Bereich gedrückt was unbedingt bei Kleinsignal-Röhren zu vermeiden ist und sich in Schall und Rauch auflösen.


    Gruß Hans

  • Hallo Hans,


    da redet ja auch keiner von ... nur sprachst du vom Strom der nahe an der Belastungsgrenze liegt.

    Und das ist eben falsch .

    Selbst wenn Du einen Strom meinst, der bei der gegebenen Anodenspannung nahe an der maximalen Anodenverlustleistung liegt , list es völlig unbedenklich. Bei 200V und 17mA habe ich 3,4 Watt . 3.5 Watt ist die nominale Anodenverlustleistung der Röhre. Auch muss ich berücksichtigen das ein , wenn auch geringer Strom, zum Schirmgitter fliesst.


    Dein Vergleich mit dem Motor hingt, wie alle Vergleiche ja ein wenig hinken. Allerdings ist es bei Deinem Vergleich schon sehr krass, das ein Motor bei höherer Drehzahl und höherem Gasdruck einen höheren Verschleiss hat lässt sich leicht erklären.

    Erklär mir aber bitte mal warum eine Röhre die mit nur 2,6W Pa gefahren wird signifikant länger hält , als eine Röhre die mit 3,4W Pa gefahren wird. Wohlgemerkt bei einer Röhre die vom Hersteller mit 3,5W Pa spezifiziert ist


    Um auf Deinen Motorvergleich zurückzukommen , wenn Du das Auto in der Garage lässt hält der Motor noch länger :))


    gruss

    juergen

  • "Ich bräuchte dafür also noch einen anderen Netztrafo, richtig?"




    Hallo Christian,


    Du kannst damit eine bessere Siebung der Anodenspannung als Nebeneffekt der "Spannungsreduzierung" erreichen- einfach ein oder zwei zusätzliche RC-Glieder in die Spannungsversorgung und gut!

    Also kann der Netztrafo bleiben und Du kannst noch eine sauberere Anodenspannung bekommen.


    Gruß

    Erhard