Taugt der Phonovorverstärker im Onkyo A 8850 qualitativ etwas?

  • Guten Morgen liebe Userinnnen und User,


    beim Stöbern im Netz bin ich auf den Onkyo A 8850 Vollverstärker aufmerksam geworden. Das Design des Verstärkers hat mich als Retrofan so "wuschig" gemacht, dass ich auf den "Kaufen-Button" drücken musste. <3


    Selbstverständlich habe ich mich vorher über die Macken dieses Verstärkers wie verschmutzter Eingangswahlschalter und versagende Lautsprecherrelais kundig gemacht. Laut schriftlicher Aussage des Händlers sind die beiden Fehlerquellen durch entsprechende Wartung beseitigt worden.


    Nun mein Anliegen: Mit dem Kauf des Verstärkers wollte ich eigentlich einen externen Phonovorverstärker einsparen. Der Verstärker soll zu DM-Zeiten 1200 DM gekostet haben und wird heute als High-End-Gerät gehandelt. Ich weiß war nicht, ob ein 1200 DM-Gerät schon als High End bezeichnet werden kann. Aber in dieser Preisklasse sollte doch der Phonovorverstärker schon etwas hermachen, oder etwa nicht?


    Ich bedanke mich schon mal für Eure Antworten.


    Gruß Lars

  • Hallo Lars,

    die Onkyo Geräte haben mir damals in der Klasse sehr gut gefallen, auch die Verstärker. War ein angenehmer Kontrast zu dem Sound von Yamaha, welche immer etwas kühl daherkamen.


    Der A-8850 hat einen recht ordentlichen MM-Eingang, zwar wie üblich mit OPs, jedoch ergänzt mit einer FET Eingangsstufe. Für MM bis 500,- € wird es reichen. MC hat eine Eingangsimpedanz von 130 Ohm, das könnte noch gut mit einem Denon DL 103 gehen, die Audio Technica TAs brauchen meistens über 200 Ohm.


    Leider war das die Zeit der unsäglichen FTZ-Filter, welche speziell den Phono-Eingang betraf. Das lässt sich leicht ändern, zumal der Phono-Eingang über eine Steckkarte realisiert wurde, da kommt man problemlos dran. Wenn man den ausbaut, hast du wirklich einen schönen Vintage Verstärker - und natürlich kein Highend. Finde das witzig, das alles was damals populär war heute mit "Highend" ausgezeichnet wird.


    Wenn du wirklich schön hören willst, empfiehlt sich noch der Austausch der Hauptelkos im Netzteil. Mit den alten klingt der Verstärker nach über 20 Jahren etwas dünn. Muss nicht Original sein, ausserdem gibt es heutzutage bessere (für weniger Geld), z. B. von Panasonic oder United Chemicon.


    Gruß


    Matej

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Hallo Matej,


    vielen Dank für die ausführlichen Informationen.


    Komisch, die Suchmaschinen finden nichts zum Ausbau des FTZ-Filters. Kann ich den Filter selbst ausbauen oder muss ich damit zum Händler?


    Gruß Lars

  • Damit ist eine zu hohe Eingangskapazität gemeint. Diese bildet zusammen mit der Induktivität des MM-Tonabnehmers einen Schwingkreis. Leider fordern die meisten Tonabnehmer maximal 200pF während damals gut und gerne 1000pF (=1nF) verbaut wurden. Oftmals wurde bei der Europaversion des Gerätes einfach ein zusätzlicher Kondensator verbaut, der zu einem kleineren Kondensator parallel geschaltet ist. Bei Nicht-Europa-Geräten wurde dieser einfach nicht bestückt. Und den kann man einfach auslöten oder mit einem kleinen flachen Seitenschneider abzwicken.

    Wurde eine Art Pi-Filter verbaut (also eine C-L-C Kombination) wird es etwas komplizierter.


    Gruß

    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Hallo Andreas,


    herzlichen Dank für die Erläuterung. Weil ich das Gerät noch nicht habe (es kommt nächste Woche) würde ich so verbleiben, dass ich ein Foto der Platine des Vorverstärkers hier poste.


    Gruß Lars

  • Hallo zusammen,

    es ist ein LR-Filter (Spule/Widerstand parallel) - auf dem Bild L101 und R101.

    Auslöten und durch eine Drahtbrücke ersetzen.


    Wenn du mit dem Löten nicht fit bist kann dir vielleicht ein Forumskollege helfen oder man kann dir eine Werkstatt empfehlen. Sofern du sagst in welcher Ecke du wohnst.


    Ansonsten würde ich mir das Gerät erst mal anhören. Wenn du nach höherem strebst kannst du da immer noch drangehen.


    Gruß


    Matej


    Phono_A8850.jpg

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Hallo Lars,


    Mach dir mal keinen Kopf wegen dieses kleinen makels, ich kann dir versichern Onkyo hat damals verdammt gute Phonostufen verbaut, egal ob in Vor oder Endstufe, meine alten Vorstufen zeugen davon:)

    Meine P-3090 Private Edition zbs. war aufgrund ihrer überragenden klanglichen (Phono) fähigkeiten sogar mal Referenzgerät bei Stereoplay.


    Die Kapazität bei MM ist keine der endscheidenten hürden, ok 1000pf sind da allerdings schon ein wiort falls dieser wert bei deinem neuen tatsächlich zutrifft, aber hör dir das teil erstmal an, und wenn es wie auch Matej meint doch zu aufdringlich klingt kannst du immer noch tätig werden.


    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Dem Schaltplan nach hat der Phonoeingang für MM 150pF. Das ist noch okay, da würde ich jetzt nicht unbedingt dran gehen.


    Gruß

    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Na Andreas, damit wäre das thema ja erstmal gegessen8)


    apropos..

    doch zu aufdringlich klingt kannst du immer noch tätig werden.

    heieiei, muss mich korrigieren:sleeping:


    Ich meinte natürlich "zu dunkel oder verwaschen" klingt, zu hohe kapazitäten erzeugen i.d.r. einen eher weniger strammen Hochton, ist aber jetzt eh egal:)


    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Hallo an alle,


    nochmals herzlichen Dank für die Antworten.


    Wenn du mit dem Löten nicht fit bist kann dir vielleicht ein Forumskollege helfen oder man kann dir eine Werkstatt empfehlen. Sofern du sagst in welcher Ecke du wohnst.

    Hallo Matej


    Löten ist kein Problem. Sollte doch etwas sein, dürfte es im Raum Berlin bestimmt Forenkollegen geben.

    Hallo Volkmar,


    ja das werde ich machen. Es ging mir in erster Linie darum, einen separaten Phonovorverstärker einzusparen. Ich hatte ja, nachdem ich meine HiFi-Leidenschaft wieder pflege, für den Einstieg einen Denon PMA 720 gekauft. Der hat einen eingebauten Phonovorverstärker. Ich behaupte aber mal hier in den Raum herein, dass dieser nicht mit den damaligen Vorverstärkern mithalten kan.


    Es freut mich, dass Deine P-3090 Referenzgerät bei Stereoplay war. Ich habe mal eben geschaut, um die 400 EUR kostet sie heute noch.Stark.:)


    Gruß Lars

  • Hallo Lars,


    Zusammen mit der ebenfalls limitierten Originalen Endstufe ging ein duo vor nicht langem in ebay für schlappe 4000 Euro an einen liebhaber:)

    Krass, aber für seltene Sammlerstücke und erstklassigen Klang zahlt man heute schon mal Mondpreise.


    gruß

    volkmar



    ps..zur info: neben der normalen P-3090 Vorstufe + Endstufe gab´s noch eine streng limitierte Sonderedition davon, diese "Private Edition" hatte u.a. selektierte Bauteile und man bekam ein mit eigenem Namen edel eingraviertes Kupferschild vorne drauf.

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • ps..zur info: neben der normalen P-3090 Vorstufe + Endstufe gab´s noch eine streng limitierte Sonderedition davon, diese "Private Edition" hatte u.a. selektierte Bauteile

    Moin Volkmar,

    die 3090 hatte ich auch mal, da war leider der Phono-Zweig "abgefackelt"...und der Rest war irgendwie klanglich auch nicht so pralle...ich war daher froh, sie wieder los zu sein. Optisch und haptisch natürlich klasse. Die 200´er Variante soll aber nach damaliger Aussage mehrerer berufener Fachleute keine selektierten Bauteile gehabt haben...das sei eine Mär, die gehegt und gepflegt werde...oder gab es da noch was anderes?

    VG

    Frank

  • Die normale P-3090 war gut, für sich alleine betrachtet wirklich sehr gut.


    Meine Limitierte Version die meine normale 3090 ablöste, sah ich mal zufällig in einer Auktion bei ebay und einem seriösen Händler, ich hab nicht lange gefackelt, für etwa 700 Euro kam sie dann (ich hatte bis unfassbare 1000 Euro mein Gebot erhöht!)

    Das teil war Opt. + Technisch Absolut Neuwertig, und als ich sie anschloss tat sich mir eine völlig neue Welt auf, das war echtes High End an der grenze des machbaren, für mich jedenfalls.

    Verdammt guter Klang also der gerade auch über Phono süchtig machte, und das aufgrund eines völlig unspektakulären aber dennoch kraftvollen farbigen Klanges der zudem wie aus einem guss rüberkam.

    Ich musste sie später trotzdem weder abgeben wegen eines kaum nennenswerten, aber dennoch mir unlösbaren technischen Problems.


    Meine Private Edition bekam ich mit einem Echtheitszertifikat und 2 Jahren Garantie, was meinst du übrigens mit selektierten Bauteilen?

    Diese hatte sie jedenfalls definitiv, da brauchte ich gar keine Urkunde mit Zertifikat; wer das nicht raushört ist schon taub.


    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

    Einmal editiert, zuletzt von volkmar II ()

  • also gab es neben der P-3090 + P-200 noch eine "Private Edition"? Das wollte ich ja wissen und war mir unbekannt...

    Das mit den selektierten Bauteilen hattest doch Du hier unter #11 formuliert?! Und für die 200´er Version gilt das nach meiner Recherche vor vielen Jahren offenbar nicht.

  • Glaub ich auch nicht, hab jedenfalls noch keine gesehen obwohl ja quasi identisch.


    Wer strikte neutralität mal erleben möchte sollte sich so ein teil mal anhören, sind allerdings Ultraselten und mittlerweile schon richtige Oltimer.

    Ihr Geburtsjahr war um 1980 rum, also jede die noch Spielt ist mittlerweile um die 40 Jahre alt.


    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/128959/

    (Bild meiner damaligen Anlage, unten sieht man die Vorstufe)


    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

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