Rike Audio Sabine (vs. Blue Amp Suzur MKII vs. Naim Superline)

  • Hallo Forum!


    Angestachelt von den vielen guten Erfahrungen bezüglich der Rike Audio Natalija hier im Forum schwelte bei mir schon seit etwa 2 Jahren der Gedanke das ein Wechsel meiner Phonostufe noch etwas Potential in meiner Kette freilegen könnte.


    Als Naim-Hörer (Vorstufe NAC 552 DR, Endstufe NAP 300 DR) habe ich seit Jahren die Phonostufe Superline inkl. dem Netzteil Supercap DR und war alles andere als unzufrieden mit der Kombi. Beim Wechsel auf den Tonabnehmer Transfiguration Phoenix S (am Laufwerk Raven GT mit TW-Arm 10.5) hatte ich mir allerdings etwas mehr erwartet und zweifelte daran ob hier meine Naim-Phonostufe überhaupt noch mitkommt. Da Naim allerdings keine „größere“ Phonostufe im Sortiment hat, fing ich an mich über andere Phonostufen zu belesen, zögerte allerdings lange, da ich eigentlich diese stimmige Naim-Kette nicht auseinander reißen wollte.


    Vor 2 Monaten stand nun aber ein 3-Wöchiger Urlaub auf „Balkonien“ an und ich nutzte die Zeit an diese (eigentlich nicht vorhandene) Baustelle zu gehen.


    Die Rike Audio Natalija fand ich aufgrund dieses Forums und mancher Testberichte schon spannend, entdeckte dann aber das es da noch eine „Sabine“ gibt. Ein nettes Telefonat mit Georg Arsin von Rike Audio (es sollten noch viele weitere folgen) brachte mich dann aber dazu es mit Sabine einmal zu probieren. Da es leider nur ein paar Händler in D zu geben scheint, erhielt ich von ihm den Kontakt zu einem Händler in Österreich und ich bekam die Zusage Sabine einmal zu Hause testen zu können (danke nochmal). Da ich nicht auf die alte Hifi-Falle (Neu=Anders=besser) reinfallen wollte, suchte ich mir noch einen weiteren Phono-Kandidaten um ihn in den Ring zu schicken. Mein „Haus und Hof“-Händler („Hifi-Senf“ in Eisenach) hatte da was feines: Die Blue AMP Suzur MK II (mit Standart Netzteil). Nach 2 Wochen Organisation waren die beiden Phonostufen eingetroffen und es ging los.

    Ein ganz dickes DANKE möchte ich vorab schon mal Herrn Senf (Hifi-Senf) und Herrn Barisic (Aktivstudio) sagen. Ohne euren Aufwand wäre so ein Vergleich bei mir nicht möglich gewesen.


    Ich fing mit der Suzur an. Diese kleine haute mich schon ziemlich um und ich war erstaunt darüber was da an zusätzlichen Details in der Musik und an zusätzlicher Tiefenstaffelung nun auf einmal im Hörraum zu hören war. Diese Phonostufe macht vieles richtig: Im Vergleich zu meiner Superline waren die Töne nun wesentlich klarer heraus zu hören. Das haute mich bei dem Vergleich des Preises (Die Suzur kostet etwa die Hälfte als die Superline mit dem Supercap DR) heftig um und ich fühlte mich bestätigt das in meiner Kette die Superline das Nadelöhr war.

    Was ich an der Blue Amp nicht so gut fand, war ihre Unflexibilität: Man kann nur aus 3 verschiedenen Abschlusswiderständen wählen und muss dafür extra den Deckel aufschrauben um dann ein mini-Mäuseklavier zu bedienen. Außerdem kann man nur einen Tonabnehmer anschließen, was bei mir zu Zeit zwar ausreichend ist, allerdings meinen zukünftigen Ausbau mit einem zweiten Tonabnehmer und Tonarm (will mir ein Setup nur für Punkrock ausbauen) nicht wirklich realistisch macht, da ich keine Lust habe, ständig hinter den Geräten die Kabel zu tauschen.

    Da aber der Klang erst einmal für meine Entscheidung ausschlaggebend ist, würde ich bei der Blue Amp folgendes Fazit ziehen:

    Bezüglich der reinen Hifi-Kriterien macht sie vieles richtig gut (im Vergleich zur Superline auch einfach besser), allerdings passt in meiner Kette ihre Tonalität nicht. Sie wirkte auf mich zu steril und es kam leider kein wirklicher Spaß beim Hören zustande (Nackenhaar-Faktor irgendwie nicht vorhanden). Sie wirkte für mich wie ein Arbeitsgerät um Töne und Klang zu analysieren.

    Das soll auf keinen Fall per se negativ gemeint sein, ich kann mir sehr gut vorstellen dass die Blue Amp in einer Kette, die eher warm und ein wenig langsamer klingt, eine sehr gute Lösung sein kann. Zu meiner Kette passte das aber nicht wirklich.

    Nun war die Sabine von Rike Audio dran.

    Man kann es sich bei meinem Urteil über die Blue Amp Suzur sicher denken:

    Nur ganz wenige Komponenten schafften es mich in den letzten 20 Jahren mit offenem Mund und Erstaunen über den Klanggewinn vor der Anlage sitzen zu lassen. Die Sabine von Rike Audio ist ab jetzt eine davon.

    Nach etwa 20 minütiger Warmlaufzeit öffnet sich ein Klangraum wie ihn ihn selten erlebt habe. Mir war auch nicht bewusst das meine Lautsprecher (Speakers Heaven 5.0 mit Diamand Hochtöner) so klingen können. Die Sabine schafft hier den Spagat zwischen Detailauflösung (Bei einigen Musikstücken war mir vorher gar nicht bewusst, dass bestimmte Töne überhaupt da sind) und einer Musikalität (und hier ist das auch DER Vorteil gegenüber dem Blue Amp), dass man unweigerlich anfängt mit der Musik mitzugehen. Vor allem wie sich die Töne von den Lautsprechern lösen war der Hammer.

    Ich hatte auch schon einige Komponenten die nur mit bestimmten Musikrichtungen so richtig gut funktionieren. Zum Beispiel der Trigon Advance-Phono-Pre: Der war mit Klassischer Musik zum niederknien, sämtliches an Rockmusik ging aber hier überhaupt nicht.

    Keine Ahnung wie Georg Arsin das hinbekommen hat, aber mit der Phonostufe klingt einfach alles gut, wobei eine durchschnittliche Aufnahme auch eine solche bleibt, ABER (!!!)... es macht trotzdem Spaß zu zuhören. Ich höre ziemlich viel Blues, ein bißchen Pop und ganz viel Punkrock. Mit Sabine läuft einfach alles rund.

    Ich durfte die Sabine mehr als 5 Wochen Probehören und mir mein Urteil bilden.

    Interessant war noch der Einspielvorgang: Nach etwa 2 bis 3 Wochen gab es mal ein paar Tage, an dem die Sabine-Phono etwas harsch klang, dies war aber nach der dritten Woche komplett vorbei. Georg Arsin bestätigte mir auch das die Sabine etwa 300 Stunden Einspielzeit braucht, da mein Gerät laut Händler bereits leicht eingespielt war, empfahl auch dieser mir, die Sabine auch noch länger zu hören. Seit ca. der vierten Woche bei mir ändert sich nun eigentlich gar nichts mehr im Klang.

    Ein Vorteil der Sabine ist für mich ihre Anschluss-Flexibilität: Man kann zwei Tonabnehmer anschließen (MM und MC) und die Widerstände auch während des Hörens wechseln.


    Wo sie beim Anschluss flexibel, ist sie röhren-typisch unflexibel beim Hören:

    Als Transistor-Hörer liebte ich die Möglichkeit mal schnell morgens vor der Arbeit ein-zwei Stücke zu hören. Dies ist jetzt so leider (für mich) nicht mehr möglich, da man ihr einfach ca. 20 Minuten zum warmlaufen geben sollte. Vorher hört es sich jetzt nicht soo schlimm an, allerdings bringt das Warmlaufen schon einen heftigen Unterschied.


    Schlussendlich habe ich mich nach 4 Wochen für den Kauf entschieden und habe mir die Sabine bestellt, die zur Zeit gebaut wird.


    Ein weiteres Kapitel sollte noch das entsprechende RCA-Kabel für die Sabine werden. Wenn da ein entsprechender Erfahrungsbericht gewünscht ist, dann kann ich mich dazu gerne noch an späterer Stelle äußern. (habe Kondo, Tellurium Q, Naim und die Kabel von Georg Arsin verglichen)


    Ich wollte mit dem Text keinen Werbeblock für Rike Audio gestalten, genauso wenig Stimmung gegen Blue AMP oder gegen die Supeline von Naim machen. Letztendlich möchte ich mit meinem Geschreibsel nur dafür werben, dass einfach nichts einen direkten Vergleich zu Hause ersetzen kann.


    Mit Grüßen


    Hannes

    AAA-Mitglied, Exposure-hörig

  • Mr.Blue Hallo Hannes ,

    danke für den schönen und ausführlichen Bericht. Kann deiner Erfahrung im vollem Umfang zustimmen. Werde meine Natalija im Herbst gegen die Sabine austauschen. War zuerst auf ein Update meiner Rike zur SE Version aus, hatte dann aber die Möglichkeit die Sabine zuhören und war in meiner Kette hin und weg was da noch an Musikalität u. Emotion geht.

    netten Gruß

    Claudius

    seit kurzem "Gewerblicher Teilnehmer"

  • Super Bericht und vor allem so geschrieben, dass man sich etwas darunter vorstellen kann, auch wenn man nicht dabei war. Solche Vergleiche gibt es hier ja nur noch selten. Danke dafür. Ich habe Sabine und Blue Amp nur getrennt voneinander hören können. Beide Male war die Präsentation sehr gut und somit die Phono garantiert kein Nadelöhr.

    Grüße

    Knut



    "Pokal oder Spital"

  • Nach oben gibt es meist nur finanzielle Grenzen.

    Das die Sabine besser sein muss als die Natalija ist eigentlich klar, sonst würde der Preisunterschied ja keinen Sinn machen und wohl auch keiner die Sabine kaufen.

    Was mich interessiert ist, was an der Sabina anders ist? Andere Schaltung und andere Röhren oder nur bessere Bauteile?

    Kann die nur MM und MC oder an beiden Anschlüssen auch beides?


    Und ja, Erfahrungsberichte über Kabel finde ich immer interessant.


    Grüße

    Frank

    Konfuzius sagt:

    Erst wenn eine Mücke auf deinem Hoden landet, wirst du lernen, Probleme ohne Gewalt zu lösen.

  • Danke für euer Feedback zu meinem Bericht.


    Ja, die Sabine hat zwei chinch-Anschlüsse: Einen für MC und einen für MM. Man kann also theoretisch nur ein MC und ein MM gleichzeitig anschließen. Umgeschaltet wird mit einem Schalter hinten am Gerät.

    Wie sich der Unterschied zur Natalija verhält kann ich dir nicht sagen, da ich nur die Sabine hören konnte. Georg Arsin kann dir zum Unterschied sicherlich mehr berichten.

    Gruß

    Hannes

    AAA-Mitglied, Exposure-hörig

  • . die nächste Superlative, erst Stefan mit seiner Natalija und jetzt schon wieder, toller Hörbericht:thumbup:

    Und ja, Erfahrungsberichte über Kabel finde ich immer interessant.

    Ich auch:)



    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Ein Vergleich zwischen der N. und der Sabine (künftig vermutlich auch „S.“ genannt) wäre natürlich sehr interessant.

    Ein Foto vom Innenleben der Sabine und einige technische Details wären sicher auch aufschlussreich.


    Gruß aus dem heißen Japan - mein Paradies auch für Röhren und Platten. 😎


    Gruß Klaus

  • Sehr interessanter Bericht! Danke! Macht natürlich neugierig auf die Sabine :)

    Hab gerade den hörbericht deiner Natalija in Joachim Pfeiffers Hifi Journal gelesen Stefan.


    Ich denke du kannst dich in der beziehung (völlig unabhängig anderer alternativen) für eine lange lange zeit genüsslich zurücklehnen:)


    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Letztes Jahr hat Herr Arsin Von Rike Audio die Sabine auf der Hifi Messe in Bonn vorgeführt. Nach seiner Aussage ist die Schaltung der Sabine weitestgehend gleich zu der in der Natalija. Nach seiner Aussage werden in der Sabine vor allem bessere Bauteile verbaut.

    __
    Nemu

  • Nicht nur möglich.


    Hatte vor nicht langem eine wirklich sehr gut klingende und auch sehr gut beleumundete alte Onkyo P-3090 Vorstufe.

    Hab dann mit Glück zufällig die exact gleiche mit selektierten Bauteilen bestückt kaufen können, die hieß dann "Private Edition", war streng limitiert mit Kupferschild und eingraviertem Namen vorne drauf.


    Hab noch ein altes Bild gefunden:)


    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/128959/

    Das gerät mittig unten.


    Als ich die mit meiner alten verglich war das eine klangliche Offenbarung.

    Der schon mal gefallene ausdruck "spektakulär unspektakulär" bei der Natalija trifft es sehr gut, völlig unaufgeregt und mühelos nagelte sie mit einer kaum zu beschreibenden natürlichkeit und ruhe im Klangbild meine alte (eigentlich völlig gleiche) sprichwörtlich an die Wand.


    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Mir hat Georg Arsin gesagt, dass die Sabine durchaus besser sei als die N., er aber privat mit der N. höre, da diese einen gewissen Charme habe.

    Es gibt übrigens noch eine weitere Variante der N., die einen großen Schein mehr kostet und über bessere Bauteile verfügt.


    Gruß Klaus

  • Hatte letzte Woche das Vergnügen mit Herrn Arsin zu telefonieren. Sehr netter Mensch.

    mir sagte er ,die Sabine sei klanglich weitaus besser als Natalija. Eine andere Welt, so sagte er in Hamburg auf der Messe.

    Das deckt sich mit meinen Eindrücken aus dem Gespräch. Nicht umsonst wird sich bei der Natalija wohl etwas tun.


    Hannes

    Weiterhin viel Spass mit der Sabine! :thumbup:


    Viele Grüße

    Christian

    »Danke, ich bleibe bei der analogen Tonwiedergabe«, hatte er einmal zu mir gesagt. »Die digitale Aufzeichnung entstellt das Gefüge der diatonischen Tonleiter. Den meisten Menschen fällt es nicht auf, aber mein Gehör ist hypersensibel. Ich erkenne diese minimalen intradigitalen Auslassungen. Das ist eine meiner Anlagen.«

  • ...hier reden wir aber von vier grossen Scheinen Preisdifferenz.

    Stimmt, das ist krass, der Preisunterschied betrug bei meinen beiden nur 500.- DM.

    Die Private Edition mit selektierten Bauteilen kostete demnach 4000.- DM, die normale 3500.- DM


    gruß

    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)