Hallo zusammen,
gestern war so ein Tag, welcher sich wohl für ewig bei mir einbrennen wird. In Ljubljana läuft diese Tage eine kleine HiFi-Messe, und ausgehend davon das es nicht viel anders würde als die Jahre zuvor - den allwissenden Kuzma ertragen, die Vorführungen mitleidig belächeln und sich über die kleinsten positiven Anzeichen erfreuen, sich ärgern über ahnungslose Anbieter - was sollte da also großartig passieren? Mit einigen Freunden aus Maribor und Graz verabredet zum Smalltalk, das war der eigentliche Grund meines Besuchs.
Jedoch war gleich zu Anfang einiges anders als die Jahre zuvor. Anderes Hotel, mehr Aussteller, darunter einige die mich doch neugierig machten. Im Hotel angekommen die nächste Überraschung - zwei eigene Etagen, 13 und 15, das erinnerte mich irgendwie an die erste Highend-Messe in Frankfurt. Meine Neugierde wuchs. Oben angefangen - also 15. Etage - kam schon die erste Überraschung. Ein hiesiger Händler und Importeur in einem akustisch sehr passablem Raum, und eine überraschend gute Vorführung. Digital, gesteuert über sein Smartphone, es lief eine Nait Mu-so QB 2, ein großer Raum, und es klang schon verdammt gut. Eine Stereo-Box - was haben wir früher über diesen Begriff gelacht. Da war nichts zu lachen, sondern zum freuen, das war gut! Besser als jede Vorführung auf der High-End in München die ich bisher gehört habe.
Dann ging es weiter. Nachdem die 15. Etage abgearbeitet war - der Rest soll jetzt nicht das Thema sein - ging es hinunter in die 13. Etage. Ist 13 wirklich eine Unglückszahl? Ich glaube ja nicht daran...
An irgendeiner Tür stand eine Schild für B&W. Ich kenne B&W sehr gut, habe die alten 801er noch gut in Erinnerung, erwachsene Lautsprecher die einfach erwachsene Verstärker benötigen, sonst ist Essig. Neugierig darauf wie der hiesige Vertrieb diese Herausforderung meistern würde, mit Rotel-Verstärkern?, betrat ich den Raum. Und da stand sie nun, die 800 D3, die Box an der sich die Geister scheiden. Klang wunderbar, aber Raum viel zu klein, das störte etwas. Aber es klang gut, und nicht nur das, die klang sogar so gut, das ich mich gleich hingesetzt habe. Mensch, das war wirklich was! Ich merkte wie sich meine Anspannung löste, es wurde immer besser, alle Atribute, alle Disziplinen die ich ansonsten so abarbeite - alles in einer unglaublichen Selbstverständlichkeit, von ganz oben bis ganz unten, alle Ecken, alle Ritzen ausgeleuchtet, aufgelöst - und doch homogen, und das so das mir mehr und mehr die Spucke wegblieb. Da muss wirklich eine Super-Endstufe dran sein. Doch was war das? Zwei "kleine" Röhrenendstufen, Mono-Blöcke, mit je einer Bottle Rum im Zentrum, träume ich oder bin ich schon high? So eine Röhre habe ich noch nicht gesehen, was es nicht alles gibt. Der Vorführende legt dann Luis Armstrong auf - Armstrong & Ellington, The great Reunion, I don't mean a thing - da habe ich alle viere von mir gestreckt. Was für Musik, so echt, so livehaftig - Wahnsinn. Wollte dann etwas zum Verstärker wissen. NAT, eine Firma aus Kragujevac, Serbien. Von der serbischen Hifi-Scene habe ich bisher nur Fotos gesehen, sah alles vielversprechend aus, aber sowas? Das hätte ich jetzt nicht erwartet.
Zuhause angekommen habe ich mich erst mal den Rechner gehängt, wollte wissen was das für eine Firma ist, was die sonst noch so machen. Bin dabei auf einen Test von Audio aus dem Jahr 2014 (lebe ich wirklich hinter dem Mond?) gestoßen, den ich sofort und ohne zu zögern unterschreiben würde. Aber was ist schon ein geschriebener Test, wenn man selbst meint man hätte Ahnung?
Wollte dann etwas entspannen und habe mich vor meine Anlage gesetzt. Da ist da noch ein Dachbodenfund von ca. 50 LP's den es noch zu durchforsten gilt. Habe die ersten Schätzchen bereits waschen lassen, bekomme ich aber erst am Dienstag wieder. Was war da los, sind die Platten so banal, oder meine ist es meine Anlage? Nach der dritten Platte habe ich den Fernseher eingeschaltet, Frust kam auf. Und Freude, das in unseren Breitengraden so etwas entstehen kann. Da geht ja doch noch was, aus ist mit Hifi-Diaspora. Sowas, in der Intensität habe ich zuletzt (und zuerst) 1978 erlebt.
Kennt hier jemand die Marke NAT und hat die auch schon gehört? Ist jemand bereit sein Leid (oder auch Freud, ganz wie man es nimmt) mit mir zu teilen? Mit 60 meint man ja ein alter Hase zu sein den nichts mehr schocken kann, eigentlich ein sch... Gefühl. Jetzt nimmt das HiFi-Leben wieder Fahrt auf, wie einst mit 19.
Übrigens, die Vorführung der NAT/B&W-Kombi lief analog ab, keine CD, keine NAS-Server. Nur Plattenspieler und jede Menge guter LP's.
Gruß
Matej