Umbau TFK Wiedergabeverstärker V67 auf RIAA?

  • N'abend.

    Also ich würde so vorgehen, da die Übertragerdaten nicht vorhanden sind:

    -Aufnahme des Frequenzgangs des Gerätes ohne die Entzerrung für Tonband: Bauteile auslöten. Der Verstärker wird sicher nicht ganz linear arbeiten.

    -Dann mit Hilfe eines invers-RIAA Filters diesen original Frequenzgang nachbilden als neue Gegenkopplung an der Stelle der alten (Modell wurde schon beschrieben, Spannungs Gegenkopplung, nur noch mit einem C in Reihe zu den zwei Parallelschaltungen, wg. Gleichspg. Entkopplung). Möglichst hohe R Werte, da wenig Strom vorhanden.


    Das läuft auf mehr als einen Kondensator zu ändern hinaus, aber so ist man sicher, dass die komplette Schaltung inkl. Übertrager nachher genau das macht wie vorher, nur halt mit RIAA Funktion.


    Bernie

  • Aufnahme des Frequenzgangs des Gerätes ohne die Entzerrung für Tonband: Bauteile auslöten.

    Denke mal, es ist Rücksicht zu nehmen auf Michaels Kenntnisse.


    Und Bernie, so einfach wie oben wird das nicht funktionieren, denn die Gegenkopplung muß insofern drinnen bleiben, so daß die neutrale Verstärkung (ohne Frequenzkomponente) der EF40 erhalten bleibt. Mit anderen Worten ohne GK geht die Verstärkung durch die Decke und die Folgestufe würde übersteuern.


    Würde sagen:


    1.) Die große Lösung mit neuer RIAA in der GK kommt NICHT in Frage. Dazu ist auf jedenfall die neutrale Verstärkung der EF40 (bei 1KHz) so ermitteln. Auf die Übertragerdaten könnte dann verzichtet werden.


    2.) Martin sagte, nur die Höhen-Entzerrung in der GK müßte angepaßt werden. Dazu ist der 3000pF Trimmer (Parallelschaltung mit 2000pF) leicht zu verändern. Mit einfachen Mitteln, Sinus-Generator und Oszilloscop ist die Grenzfrequenz (3db Punkt) der 70us auf 75us Zeitkonstante einzustellen. Eine Invers-RIAA ist nicht notwendig, ist ja keine vollständige RIAA-Entzerrung.


    Hallo Michael,


    vielleicht kennst du jemanden, der die Geräte zur Einstellung hat?


    Und hast du schon mal Musik durchgeschickt, die Höhen werden einen Tick zu spät abgesenkt, könnte etwas heller klingen?

    Einmal editiert, zuletzt von keeskopp ()

  • Hallo,

    die EF40 ist lokal mit einer Stromgegenkopplung über den Kathodenwiderstand gegengekoppelt. Diese ist, im Zusammenhang mit dem Anodenwiderstand und der G2/Anoden Spannung, maßgeblich für die Gesamtverstärkung dieser Stufe verantwortlich.

    Das restliche Netzwerk GK Anode auf Gitter ist lediglich die frequenzabhängige GK, die ja den Frequenzgang dann so verbiegt, wie er für IEC I= DIN benötigt wurde für die Tonbandwiedergabe. Keine Angst, da geht keine Gesamtverstärkung der EF 40 durch die Decke, nimmt man das ganze Kram erstmal heraus. Die EF 40 ist lehrbuchmässig beschaltet und hat eine normale Verstärkung für die damalige Tonbandtechnik.


    Will man das nicht machen, dann würde ich erstmal mit der Kiste Platten hören. Das ganze frequenzabhängige Netzwerk hat doch an allen Stellen Trimmer um es einzustellen. Das würde ich klanglich vergleichen mit einem Referenzgerät und so falsch sollte es ja mit dieser minimalen Abweichung nicht klingen bzw. kann leicht durch trimmen der Werte geradegebogen werden, wenn man nicht die ganze Sache grundlegend analysiert und systematisch in Ordnung bringen möchte.


    Gruß, Bernie

    2 Mal editiert, zuletzt von Bernie ()

  • Nur vollständigkeitshalber, Bernie,


    bestimme doch mal den Betrag des komplexen Widerstands der GK von Anode zum Gitter bei 1KHz. Der Wert bestimmt den neutralen Gekopplungsgrad. Die Stromgegenkopplung ist wechselstrommäßig nicht vorhanden, da mit einem Kondensator überbrückt.


    Nun ist es schon viel, für öffentlich!

  • Sorry, Arbeitsaufträge nehme ich nicht an!

    Den Kondensator hatte ich übersehen, sicher ist die GK dann unwirksam.

    Ansonsten bleibe ich bei meiner Grundaussage.

  • Vielen Dank für die lebhafte und fruchtbare Diskussion, die mich weiterbringt... Es ist ja auch schon vieles klarer geworden, ich profitiere sehr von dem Gedanken- und Ideenaustausch hier... Ich werde den V67 am Wochenende in Betrieb nehmen und testen und dann hier weiter berichten, vorher schaffe ich es zeitlich nicht...


    Ich habe zwar einen Sinusgenerator und ein Oszilloskop, bin aber nicht tief genug in der Materie, um das Ausmessen und Einstellen mal eben so nebenher zu machen...


    Dankenswerterweise hat mir Jürgen (rs237) seine Unterstützung zugesagt, ich werde ihn demnächst besuchen und er wird einen Blick auf das Gerät werfen und messen... Ich bin sehr gespannt, was dabei herauskommt und werde auch darüber gerne hier berichten...


    Möglicherweise fragt ihr euch, warum ich den ganzen Aufwand betreibe: Ich habe über mehrere Jahre relativ akribisch einen EMT R80 restauriert, die dazu passende Phonovorstufe (EMT 133 / V83) ist schlicht unbezahlbar und der mir im Paket "zugelaufene" V67 ist für den Einsatz am R80 geplant... Unter Erhalt der Originalsubstanz...


    Herzlich


    Michael

    „Doubt everything...“

  • Hallo Michael,

    Es ist die Variante, die Peter eingestellt hat, also mit der EF40 im Eingang, die ältere Version, nicht umschaltbar für zwei Bandgeschwindigkeiten...

    Dann wäre die Frage, für welche Geschwindigkeit. Denn nur bei 19cm/s paßt es in etwa.


    Viele Grüße

    Martin

  • Dann wäre die Frage, für welche Geschwindigkeit.

    Die erste Version war ausschließlich für 76 cm/s vorgesehen, mit der damals (1951) üblichen Entzerrung von 35 µs.

    Zwei Nachfolgeversionen (Betriebseinführung 1956) hießen V 67u (für 76 und 38) und V 67/38. Eine Ausführung für 19 cm/s wurde nicht hergestellt.

    Die SP von V 67 und V 67/38 zum direkten Vergleich:

    [Blockierte Grafik: https://i.postimg.cc/1tKhLmTt/V67.jpg]


    [Blockierte Grafik: https://i.postimg.cc/RhV59r5T/V67-38.jpg]

    Grüße, Peter

  • Hallo Peter,


    Danke für die Korrektur, ich habe das irgenwie im Hinterkopf gehabt... Mein Gerät ist ein früher V67, Baujahr 1952, dann sicher für 76 cm/s vorgesehen, sicher auch nie umgebaut, alles original...


    Freundlich


    Michael

    „Doubt everything...“

  • Hallo Michael,


    tja, dann wird das wohl leider nix mit nur einem kleinen Kondensator.


    Ob man dann mit den Einstellern eine halbwegs passable RIAA hinbekommt, müßte man entweder messen, oder einfacher, simulieren.


    Vielleicht nur die Eingangsröhre. Die EF40 entspricht einer EF86. Siehe hier.


    EF86 statt EF12 zu verwenden wird vermutlich auch eine ausreichend genaue Simulation ergeben. Auch ein Standartübertrager.


    Viele Grüße

    Martin

  • Die erste Version war ausschließlich für 76 cm/s vorgesehen, mit der damals (1951) üblichen Entzerrung von 35 µs.

    Dann müsste die Entzerrung komplett umgebaut werden.

    RIAA:

    Bei der Aufnahme werden zwei getrennte Filter eingesetzt.

    1. Die Höhen werden mit einer Eckfrequenz von 2122,1285 Hz angehoben. Diese Frequenz ergibt sich durch die von der RIAA festgelegten Zeitkonstante von 75µs.

    2. In einer weiteren Stufe werden die Tiefen mit einer Eckfrequenz von 500,50200 Hz (318µs) abgesenkt. Diese Absenkung wird bei 50,050200 Hz (3180µs) gestoppt.


    Mein Vorschlag wäre daher, nach wie vor, das Entzerrungs- Gerümpel herausnehmen und mit einer inversen RIAA vor dem niederohmigen Eingang ein neues internes Netzwerk mit anderen Werten aufbauen, welches dann einen geraden Frequenzgang ermöglicht.

    Den original Eingangsübertrager kann man sicher für den Phono auch nicht so nutzen, der muss auch raus.

    Habe hier auch noch ein komplettes Klangfilm TA- System stehen, aber da fange ich nicht dran an rumzustricken. Das ist Museum und soll auch in dem Zustand bleiben. Ebenfalls mit EF40, aber ohne Eingangsübertrager. Passt so besser für Phono. Kann man direkt mit einem gutem Übertrager rein gehen, welcher für Ortofon passt.


    Bernie

  • tja, dann wird das wohl leider nix mit nur einem kleinen Kondensator

    Hallo,


    ich sehe keine prinzipiellen Probleme um von


    35us/4547 Hz Grenzfrequenz auf

    75us/2122 Hz "


    durch Parallelschalten eines Glimmers die entsprechende Kapazität 3000p//2000p/Xp zu erhöhen und fg=2122 Hz auszumessen.


    Ich würde die V67 original erhalten.

  • So, ich habe das ausprobiert und mit dem V67 einen Kanal eines TSD15 verstärkt, im Jargon des High-Enders würde ich sagen: "Es klingt extrem detailreich, transparent und etwas höhenlastig"...


    Spass beiseite, der Verstärkungsfaktor ist ja gut anpassbar, aber es fehlen Bass und die Höhen wirken überbetont, ansonsten hoffe ich auf einen Besuch bei Jürgen (rs237) nach der Corona-Zeit, um von seinem weiter oben gemachten Angebot Gebrauch zu machen...


    Freundlich


    Michael

    „Doubt everything...“

  • Fehlanpassung und falsche Entzerrung.

    Ohne Messungen kommt man dort nicht weiter, der Frequenzgang ist komplett verbogen.

    Transparent mit viel Durchhörbarkeit war ein Merkmal dieser Geräte. Kommt durch die vielen deutschen Pentoden, die darin werkeln. Der Kaiser wollte es so.

  • So, ich hole den alten Thread noch mal hoch, das Schicksal, der Erwerb eines alten Studiobandgerätes und vor allem ein wohlmeinender Mitforist haben 4 V87 an meinen Strand gespült, die zwei optisch besseren sind für die Verwendung mit der Bandmaschine bestimmt, die beiden schlechteren sollen jetzt tatsächlich Stereo RIAA Entzerrung machen...


    Die V87 sind ja auch für 19 cm/s einstellbar, die untere Eckfrequenz sollte also stimmen, ich würde jetzt gerne noch mal die Frage nach der potentiellen Modifikation der V87 in den Raum stellen... Das sollte ja mit einem Kondensator problemlos reversibel zu gestalten sein...


    Freundlich


    Michael

    „Doubt everything...“