Auf Wunsch von Dr.John möchte ich heute meine persönliche Meinung über die o.g. MFSL-Platte schreiben, die ich seit August 1985 besitze.
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich kein unbedingter Queen-Fan bin (ich habe lediglich 3 Scheiben ), mich jedoch dem Charisma eines Freddie Mercury wie so viele kaum entziehen kann:
Im ersten Titel hört man die damalig typische E-Gitarre von Brian May und denn Wechselgesang von Chor und Solo-Stimme, das Schlagwerk setzt wuchtig ein und ist eher frontseitig abgemischt. Im Gegensatz hierzu ist die E-Gitarre eher im Hintergrund abgemischt, im zweiten Teil des Titels scheint die Abbildungsebene des jeweiligen Soloinstrumentes nach vorne gemischt zu sein. Der Bass von John Deacon schwächelt hierbei etwas, es dominiert die Basstrommel von Roger Taylor.
Im dritten Titel „I’m in love with my car“ vernimmt man die „Röhre“ des Drummers sehr gut, wenngleich sie teilweise gedoppelt scheint. Grossartige Klänge von Becken bleiben weiterhin aus. Auch der vierte Titel „Your’re my best friend“ startet mit massivem Drumeinsatz, leider ist der Klang ob der fehlenden Höhen einmal mehr leicht belegt, die Gitarre „quietscht“ aus dem Klangbrei heraus ohne eine feste Abbildung zu haben . Freddies Stimme und die perfekten Choreinsätze entschädigen jedoch. Am Ende erklingen gar die ersten intensiveren Höhen mittels Glockenspiels.
Hallo, woher kommt die Stimme? Es scheint, als ob Brian May bei „’39“ etliche Meter hinter seinen Kollegen steht, der Bass kommt wieder ohne grosse präzise Kontur, das Schlagwerk holpert dahinter, die Akustikgitarren schrammeln schön – mehr aber auch nicht.
In „Sweet Lady“ prügelt Roger Taylor auf das High-hat ein ohne klanglich gross bei mir anzukommen. Mensch, wer hat hier auf seinen Ohren gesessen????
Auch im nächsten Stück „Seaside Rendezvous“ kommt die Musik wie durch einen Wattebausch gepresst daher, der Titel ist jedoch abwechslungsreich und humoresk angelegt und kann somit überzeugen. Freddie gibt den ganz grossen Charmeur.
Dann die Platte gedreht, was ist denn das?? Perlende Gitarren und japanische Harfe eröffnen den Titel „The Prophet’s Song“ und nehmen mich für sich ein. Dann wuchtiger Einsatz von Drums und Bass, endlich kann ich einer Basslinie folgen ohne dass sie versumpft. Ein Ausschwingen von Becken ist auch hier kaum zu erahnen. Einmal mehr trägt die Stimme von Freddie den Titel bis zum Ende.
Dann ein wunderbarer Übergang zu einem der schönsten Liebeslieder die mir bekannt sind. Gänsehaut und zugeschnürte Kehle stellen sich auch jetzt, da ich diese Zeile verfasse, rückwirkend ein. Gefühlvoll setzt Freddie die stimmlichen Akzente. Ja, auch klanglich bin in nun zufrieden, das Klavier könnte zwar etwas voller ertönen, muss es aber nicht. Dann perlender Harfenklang – Schluss.
In „Good Company“ startet ein schöner Ukelele-Einsatz den May’schen Gesang. Seine Gitarre untermalt die Szene mit verhalten gedämpften Tönen. Allein, Freddie hätte hier mit seiner charismatischen Stimme meiner Meinung nach besser gepasst. Klanglich kein Überflieger, aber in Ordnung.
„Bohemian Rhapsody“ – was soll ich hierüber schreiben? Der Bass kommt nun präzise, eventuell etwas zu dominant aber letztendlich doch zu dieser Mini-Oper passend.
Die Solo-Gitarre steigt hoch und beendet den ersten Teil mit einem plötzlichen Riff. Die nun folgenden bekannten Choreinsätze münden in einem rollenden Beat mit mächtiger Stützung über die Drums. Dieser Teil kommt unheimlich druckvoll, dann das leicht belegte Klavier und Freddies schöne und offen eingefangene Stimme.
Mir kommt während des Hörens das damalige Video, welches seinerzeit über die niederländische Sendung „TopPop“ ausgestrahlt wurde, in den Sinn. Schöne Erinnerung.
Die ganze LP ist bestens arrangiert, wäre eine bessere Klangqualität förderlich? Ich weiss es nicht, man konzentriert sich in der vorliegenden Fassung einfach intensiver auf die Musik und sucht nicht unbedingt nach den Standorten der Musiker wie in vielen High-end Produktionen.
Im Vergleich habe ich seinerzeit einmal eine EMI-100 Ausgabe dieser Aufnahme hören dürfen. Aus der Erinnerung heraus würde ich der EMI-Aufnahme eine
höhere Transparenz zugeben, wenngleich die MFSL die dynamischere Ausgabe darstellt. Vielleicht kann hier jemand eine definitive Aussage machen?
Die MFSL-Pressung hat auch nach nunmehr 20 Jahren kein einziges Störgeräusch aufzuweisen, einfach erste Klasse!!!! Für MFSL-Kenner (Achim) gebe ich die Gravur mit H121 und H122 an (Jack Hunt???). Komisch ist es schon, aber mir scheint die zweite Seite irgendwie tranparenter aufgenommen zu sein. Vielleicht liegt es aber auch lediglich an den obertonreicheren Instrumenten gegenüber der ersten Seite??
Ich hoffe, dass meine Beschreibung nachvollziehbar ist und die teilweise negativ scheinenden Aussagen von den Queen-Fans objektiv aufgenommen werden.
Viele Grüsse aus dem verregneten Nettetal sendet
Stefan