Thorens TD 126 Mk II

  • Hallo Forum,


    könnte für relativ kleines Geld einen absolut unverbastelten TD 126 Mk II bekommen. Das Gerät stammt aus Erstbesitz eines leitenden Thorens Mitarbeiters aus den 80ger Jahren. Inclusive des originalen Service Manuals. Signiert.

    Ich weiß, der Mk II ist der perfekte 126er. Er hat nicht diesen unseligen Gleichstrommotor des Mk III, sein Antrieb ist aus dem Prestige adaptiert.

    Eine ganz andere Liga also.

    Eine Erstbesichtigungn verlief allerdings etwas zwiespältig.

    Das Gerät läuft soweit perfekt. Das Stroboskop steht wie angenagelt. Ohne die übliche Regelhysterese die man ja von den Mk III Modellen bis zum Erbrechen kennt. Allerdings nur auf 33,3 U/min. Eine Geschwindigkeitsumschaltung ist nicht möglich und die Endabschaltung funktioniert auch nicht.

    Elektronicprobleme. Absolut machbar.

    Das äußere des Gerätes ist ein wenig angeschlagen. Wie geschaffen um da eine neue Zarge drum herum zu bauen. Vielleicht noch ein High End Netzteil und ein anständiger Tonabnehmer?


    Vielleicht mein erstes Analog Projekt seit vielen Jahren.


    Freu mich drauf.....

  • Die Wechselstrommotoren von Sonceboz (Schweiz) haben alle bessere Drähte als Achsen, sind also nicht ganz gerade und dadurch taumeln die Pulleys, die durch die Rutschkupplung noch ungenauer laufen. Die Tellermasse gleicht das zwar einigermaßen aus, aber gegen die Laufruhe des Pabst-Gleichstrommotors kommen sie nicht an. Letztere haben auch präzise Achsen, wo das Pulley taumelfrei drauf läuft. Kann man leicht testen, wenn man mal ohne Aussenteller laufen läßt und das Strobo anschaut, da darf nichts zucken, wackeln oder zittern (in Motordrehzahl).


    Der Wechselstrommotor wurde nicht vom Prestige adaptiert, sondern umgekehrt. Der MkII bekam den Motor mit verstärkter Achse 2,5mm. Eine Drahtstärke, die so gut wie nicht mehr hergestellt wird. Damit scheiterte auch mein Versuch, mit einer neuen Achse den Lauf zu verbessern.


    Trotz meiner Kritik ein guter Dreher, aber bei mir hat der MkIII klar den Vorzug. Das kann ich sagen, da ich beide Versionen hatte/habe.

    Die Regelschleife hatten die alten Versionen, hier ist der eine Widerstand im Regelkreis zu klein, ein größerer Wert bis weglassen und das Regelpumpen ist weg. Die neuere, verbesserte Schaltung hat das nicht mehr.
    Die MkII-Boards leiden etwas unter Bauteilen, die nicht länger als 30 Jahre halten. Bei meinem Exemplar mußte ich ein komplettes Recapping machen, da waren alle Macken dann beseitigt. Auch neigen die vier Leitungswiderstände gern zum schmoren, die habe ich durch 2W-Typen ersetzt. Neues Netzteil ist unnötig und sinnlos, der verwendete Trafo reicht völlig aus und ist robust. Leider sind viele Thorense im Umlauf, die schlecht behandelt wurden, da hat man viel Arbeit, die wieder hin zu bekommen. Schau Dir auch mal das Lager an, nicht das die Achse schon Rostfraß hat, was ich leider schon oft beobachten mußte.

    Gruß André
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  • Interessant, was jemand, der die Geräte von innen kennt, aus Erfahrung dazu sagt. Meine 2 Stück 126 II (beide für Fremdarme ausgelegt) jedoch laufen und laufen bei relativ starker Nutzung schon seit vielen Jahren bei mir und davor schon weitere viele Jahre. Motor, Elektronik, Lager usw., keine Probleme. Lediglich die Strobo-Birne hat sich bei dem einen Gerät mal verabschiedet. Ja meine 126 II sind dann vermutlich die berühmten Ausnahmen von der Regel ;). Ich habe auch schon 126 III gehabt und ziehe 126 II vor. BG Konrad

  • Der MkII bekam den Motor mit verstärkter Achse 2,5mm. Eine Drahtstärke, die so gut wie nicht mehr hergestellt wird. Damit scheiterte auch mein Versuch, mit einer neuen Achse den Lauf zu verbessern.

    Ich hatte mal einen MK II den ich aber aufgrund mannigfaltiger Elektronikprobleme wieder verkauft habe. Das taumelnde Pulley hatte er auch und ich fand seinerzeit einen australischen Block zur Restauration, da hatte sich jemand eine neue Motorachse drehen lassen. Meine damalige Rücksprache mit meinem Dreher ergab, dass das Drehen einer neuen Achse so gar kein Problem wäre. Letztendlich habe ich aber nichts gemacht und ihn als defekt wieder in der Bucht versenkt, ein MK III war mir dann auch lieber.

  • Konrad

    Geräte, die viel laufen, gehen weniger kaputt. Komisch, ist aber so. Strobolampen bekommst Du beim Dualfred, falls noch nicht...


    Achse drehen funktioniert rein technisch, aber die muss gehärtet werden, sonst kann sie leicht wieder verbiegen. Zudem muss man beim Drehen sehr versiert sein, denn es ist kaum möglich, so ein dünnen Teil auf die Länge gleichmäßig hinzubekommen.

    Gruß André
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  • Hallo André, ich habe seinerzeit, das ist schon ein paar Jahre her, noch eine Strobolampe gebraucht erstehen können. Ich glaube zu erinnern, dass da noch eine ganze Strobo Einheit dran hing. Egal, es funzt wieder. Mir ist schon bewusst, dass ich mit meinem alten Plattenspielergeraffel bisher auch ein wenig Glück gehabt habe. Solange es läuft, läuft es. Wenn nicht, versuche ich als erstes, mein Ersatzteillager, das ich durch die zwei Geräte von einer Sorte habe, zu nutzen. Und sonst muss halt ein Gerät aus dem Bestand nachrücken, u.a. sind noch zwei 125er da. Und ganz zum Schluss, wenn alles nicht mehr hilft, denke ich vielleicht sogar über eine Neuanschaffung nach. BG Konrad

  • Hi Captpn Difool


    Den MK II der da bei mir auf dem Tisch steht, den habe ich mir schon sehr genau angeschaut. Er läuft perfekt, auch ohne Außenteller. Möglicherweise ist er aufgrund des prominenteren Vorbesitzes aus der damaligen Geschäftsleitung auch selektiert worden. Aber egal wie es ist, er läuft runder als alles was ich vom Mk III kenne. Und das ist nicht wenig.


    Natürlich haben wir alle unsere kleinen Tricks, die Regelhysterese beim Mk III in den Griff zu bekommen. Aber letztlich bleibt der Gleichstrommotor, der natürlichen Verschleiß ausgesetzt ist. Irgendwann sind die Bürsten aber runter. OK, auch da gibt es Lösungen, aber da wird es richtig hakelig. Einen Mk III Motor instand zu setzen ist nicht ohne, erst recht wenn der Tacho Generator defekt ist.


    Das alles hat der Mk II nicht.Defekte Elektronik ist allemal leichter instand zu setzen als ein DC Pabst Motor.


    Was das Netzteil betrifft, muss ich sagen, dass Du natürlich bezüglich der Leistung und Ausführung des Seriennetzteiles aller TD 126 vollkommen recht hast. Die Schaltungen sind großzügig dimensioniert und reichen elektrisch für den Betrieb des Gerätes vollkommen aus.


    Der Punkt ist ein anderer.


    Konstruktiv baut jeder TD 126 auf einer Stahblechplatte auf. Obendrauf steht auf Kegelfedern das Subchassis. Untendrunter hängt der Transformator. Die Kegelfedern sind auf Tritschall (Infraschall) ausgelegt und isolieren das Subchassis damit gegen äußere Einflüsse. Soweit, so gut.


    Gegen die unvermeidbare 50 Hz Schwingungen (und erst recht gegen deren Oberwellen) des Transformators sind die Kegelfedern aber absolut machtlos.


    Mittel der Wahl ist es daher, die Stromversorgung auszulagern. Man kann dabei sogar den Serientransformator weiter verwenden. Gut, ein zusätzliches Netzfilter schadet nie, und die Siebglieder auf der Platine sollte man nach 40 Jahren sowieso mal erneuern. Fertig ist das High End Netzteil.


    Etwas problematisch ist das Stroboskop der frühen Modelle. Es arbeitet mit einer Glimmlampe und mit Netzspannung. Ich ersetze es durch eine LED Schaltung, die an die allerletzte Serie des Mk III angelehnt ist. Damit kann ich das Stroboskop mit Niederspannung aus dem externen Netzteil fahren.


    Geht nicht, gibts nicht

    2 Mal editiert, zuletzt von Omegafreak ()

  • Aber letztlich bleibt der Gleichstrommotor, der natürlichen Verschleiß ausgesetzt ist. Irgendwann sind die Bürsten aber runter.

    Dann nimmt man einen MK III der letzten Serie, der hat den unproblematischen Valvo Motor verbaut.


    Die Kegelfedern sind auf Tritschall (Infraschall) ausgelegt und isolieren das Subchassis damit gegen äußere Einflüsse.

    Das ist so nicht richtig. Gegen richtigen Trittschall hilft kein Subchassis dieser Welt, die Energie der Anregung ist viel zu stark. Dafür wurde das Subchassis auch nicht erfunden.

  • Hallo Gerhard,


    ich habe schon einige Pabst- und Valvomotoren instand gesetzt. Sicher, da muß man schon etwas Grips und Händchen zu haben, ist aber nichts unmögliches. Der Tachogenerator leidet zumeist durch unsachgemäße Ablötung der Anschlußkabel.

    Beim MkII habe ich das Pulley in die Drehbank gespannt und mit sehr kleinen Hub (sonst klemmts) den Exenter abgedreht, das war zumindest schon mal eine Verbesserung, die den Gleichlauf auf 0,04% DIN brachte. Aber wenn Dein Exemplar superrund läuft Glückwunsch und freue Dich daran, denn diese findet man nicht so oft. Meine beiden MkII stammen aus 1980, als diese "unter der Hand" für Diskotheken geliefert wurden, der Rest entsprach bereits den MkIII. Bei beiden leider der unruhige Pulley und auch bei meinem TD 125 MkII sah es da nicht wirklich besser aus, während dort die Innenteller nahzu frei von Höhenschlägen sind.

    Unter dem Brummaspekt, jetzt verstehe ich erst Dein Ansinnen, stimme ich Dir zu, den Trafo auszulagern, das habe ich bei meinem TD 126 MkIII, bei mir seit 1982 im Erstbesitz, ebenso gemacht. Als Gehäuse nahm ich das wie jenes vom TPN 2000, welches den Trafo, die Sicherung und einen separaten Netzschalter beinhaltet. "Oben" am TD dient der alte Netzschalter zur sekundären Abschaltung, habe ich so durchgeschleift, ist alles auf meiner Webseite dokumentiert. Wobei es auch exemplarisch abhängt, ob ein Trafo stärker oder weniger mechanisch brummt.


    Ein Recapping der Elektronik empfiehlt sich bei ernster Absicht zum Langzeitbesitz immer.

    Das Strobo war bei meinem Thorens schon ab Werk als LED ausgeführt und diente als Vorlage für einige Umbauten für Kunden. Desweiteren habe ich auch die Tasten mit weißen LED beleuchtet, damit wirkt der TD etwas moderner und aktueller.


    Aktuell arbeite ich, sofern es die wenige Zeit zulässt, an einem TD 126 "Mk V". Das ist eine Langzarge mit allen technischen Neuerungen die ich entwickelt habe zusammen fast. Bilder habe ich davon noch keine öffentlich, kommt aber noch.


    Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deinem Projekt und freue mich auf Neuigkeiten hier. Falls Probleme, einfach fragen :)

    Gruß André
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  • Hallo André, eine Langzarge ist ein interessantes Projekt und ich hoffe, dass Du hier darüber weiter berichtest. Ich habe vor Jahren mal einen Eigenbau erworben, um einen 126 mit 12 Zoll Arm betreiben zu können. Sehr schöne Zarge, aber der darin eingebaute 126 III funktionierte nicht so wie er sollte. Das Projekt liegt seitdem auf Eis. Falls Du Interesse an der Zarge hast, melde Dich mal.

    BG Konrad

  • Hallo André,


    die Langzarge gab es auch ab Werk. Nannte sich TD 127 und war bis auf das fehlende linke Armboard mit dem TD 226 weitgehend identisch. Sehr selten...


    Im Zargenbau verfüge ich über gewisse Erfahrungen. Habe da etliches entworfen und auch gebaut. Wichtig war mir immer der Abbau von Resonanzen, weshalb ich in meine Zargen immer Kammern eingebaut habe, die mit Granulaten gefüllt waren.


    Auf der Basis lassen sich auch sehr interessante Bodenplatten herstellen.


    Für Details einfach nachfragen.


    Eine Feinbearbeitung der Pulleys macht bei allen Thorens Sinn. Kunststoffe altern durchaus, was der Maßhaltigkeit abträglich ist.


    Der Klassiker schlechthin ist hierbei ja der TD 126 / III, wo ja so gern die Speichen zum Messingring reißen. Aber ein schickes Alu Pulley ist ja schnell gedreht.


    Gruß, Gerhard

  • Ja, ich habe das schöne Alupulley, leider ist es inzwischen vergriffen. Für mein neues Projekt drehe ich eines aus Messing mit Schwungmasse. Der Pabstmotor trägt das.

    Die Zargen kenne ich... ;) Habe ich immer mit Interesse verfolgt. Für mein Projekt erstand ich damals den letzten Satz aus Frontblende und Tastenblende des TD 127. Jetzt habe ich endlich Zeit, das zu verwirklichen.

    Gruß André
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  • Moin moin miteinander


    Im Sachen TD 126 Mk II hat sich inzwischen einiges getan. Das Gerät kam ja ursprünglich nur zur Durchsicht und Reparatur zu mir. Es sollte funktionstüchtig gemacht und dann im Rahmen einer Haushaltsauflösung verkauft werden.


    Nun habe ich das Gerät für einen sehr interessanten Preis gekauft. Die Familie erbat sich noch über das Wochenende Bedenkzeit, hat aber heute meinem Vorschlag zugestimmt.


    Die vorhandenen Fehler sind inzwischen repariert, der TD 126 läuft so wie ein TD 126 laufen soll.


    Ich will aber mehr.


    granulatbefüllte Hohlkammerzarge

    granulatbefüllte Hohlkammer Bodenplatte

    externes Netzteil

    neue Innenverkabelung, XLR Stromanschluss, NF über das Cinch Anschlussfeld des TD 2001

    Recapping

    Komplett neue Optik in Lack und Holz

    natürlich ein anständiger Tonabnehmer.


    Den originalen TP 16 Tonarm würde ich gern zunächst einmal beibehalten, auch im Zusammenspiel mit dem alten TP62 Endrohr.


    Mal sehen (hören), was da rauszuholen ist.


    Ich denke mal, es wird ein interessantes Winterprojekt.


    Gerhard

  • Ich bin gespannt....;)


    Ich habe mich entschieden, meinen Schrott-MkII, den ich eigentlich schlachten wollte, auch wieder aufzubauen. Eine brauchbare Haube ist unterwegs, die damals mitgelieferte besteht aus 3 Teilen...

    Ich werde aber näher am Original bleiben, jedoch ist ein neuer Tonarm schon fest geplant, denn vom TP16 habe ich nur noch Reste, mag den Arm eh nicht so sehr. Die Auswahl besteht zunächst zwischen einer schwarzen Nextelzarge oder einer in Nußbaum. Letztere braucht viel Zuwendung, wie schon bei meinem ersten MkII....aber all das gehe ich erst später an. Über den Winter entsteht ein anderer TD 126...

    Gruß André
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  • Hallo André, gute Entscheidung. Ja den TP 16 mag ich auch nicht so besonders. Aber am 126 (II wie III) gehen viele Arme. Hit ist bei mir der DFA 105, der auf das normale Tonarmbrett noch ganz gut passt. Damit reizt man das Potenzial schon ganz gut aus. Hin und wieder ist ein DFA 105 mal relativ günstig zu greifen.

    BG Konrad

  • Das laß ich mal noch offen, aber es soll ein SME-Kompatibler werden, so bin ich immer mit Tonabnehmern flexibel.

    Gruß André
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  • Also über den TP16 lasse ich nichts kommen. Jedenfalls nichts aus dem Hause Thorens. Er krankt ein wenig am Headshell, wo man ja bezüglich der Einstellung des Überhanges recht eingeschränkt ist. Aber dafür gibt es ja Lösungen mit Langlöchern zur Systembefestigung.


    Dieses Rad muss ich nicht neu erfinden.


    Liebe Grüße, Gerhard

  • Moin moin


    Draußen ist es kalt, da sind Arbeiten an den Omegas erstmal aufgeschoben. Ist ja auch nichts dringendes dran zu erledigen.


    Somit hatte ich heute Zeit, mich näher mit dem TD 126 Projekt zu beschäftigen.


    Zunächst habe ich das Gerät soweit zerlegt, dass ich das Chassis aus dem Gehäuse heben konnte.


    Dann habe ich das Gehäuse exakt vermessen und eine maßstabsgerechte 3D Zeichnung angefertigt. Diese Zeichnung kann man am PC drehen und wenden, von allen Seiten betrachten und auch Maße abnehmen. Sie soll die Basis für die Konstruktion der neuen Außenzarge werden. Die Lage der Befestigungsschrauben des Chassis ist dabei nicht relevant, da das originale Gehäuse nur umgebaut, aber nicht ersetzt werden soll.


    Ich habe ein kostenloses 3D Programm verwendet und wer mag, kann die Datei gern von mir bekommen.

    Anmerkung 2019-12-04 183413.png

    Anmerkung 2019-12-04 183721.png

    Anmerkung 2019-12-04 183805.png


    Liebe Grüße


    Gerhard

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