Dämpfung von Tonarmen mit Silikonöl

  • Hallo Tonarmprofis,


    mit meiner Frage möchte ich mich auf das mir noch fremde Feld der Tonarmdämpfung vorbereiten und wäre daher über Rückmeldungen bzw. erfahrungsbedingte Empfehlungen dankbar.

    Zwei Tonarme betreibe ich bisher zufrieden ohne Silikonöldämpfung, und zwar einen Mayware IV Einpunktlagerarm und einen Jelco E mit 10 Zoll. Als Tonabnehmer betreibe ich MC-Systeme von Denon, Benz Micro, Goldnote und Ortofon, sowie MI-Systeme von Grado und Nagaoka. Der Mayware lief bisher nur mit den MI‘s, sehr schön, und der Jelco konnte mir bisher wirklich jedes System sauber führen, zu meiner Freude.

    Was darf ich klanglich erwarten, wenn ich mich erkühne, das jeweils mit den Armen mitgelieferte Silikonöl in die armseitig vorgesehenen Reservoirmulden zu füllen. Wird das Klangbild etwa stabiler im Sinne von schärferen Kontouren oder besserer Ortbarkeit, oder gewinnt das Differenzierungsvermögen bei Klangdetails und Ausdrucksvermögen?

    Wer hat mit diesen Armen schon experimentiert und könnte von seinen Eindrücken berichten?

    Bevor ich mir alles mit dem zähen Zeug verschlimmbessere und erheblichen Aufwand riskiere, alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzen zu müssen, frage ich doch lieber mal in der AAA-Gemeinschaft nach.

    Nur noch als Zusatzinfo und der Vollständigkeit wegen: Vorstufen und Laufwerk sind auf recht hohem Niveau und sollen nicht als Gegenstände in die anzustellenden Überlegungen einbezogen werden.

    Es würde mich freuen, den einen oder anderen Tipp zu bekommen. Pro oder Kontra Einsatz von Silikon mit kurzer Begründung/Erfahrung fände ich prima.


    Beste Grüße

    Gerd



  • Hallo Gerd,


    ich bin kein Tonarmprofi!

    Ich nutze seit dreißig Jahren u.a. einen Mayware Formula 5, also den mit der stählernen Kappe (deiner hat die Plexiglaskappe) und einem bedämpften Tonarmrohr.

    Anfangs betrieb ich ihn ohne Silikonöl, z.B. mit einem Benz Micro Gold - das hatte mir nicht zugesagt, es klang mir zu hell, manchmal zu harsch, es nervte mich einfach. Dummerweise hatte ich das System verkauft, ohne mir mal Gedanken betreffs einer Silikonölbedämpfung zu machen. Es wurde von einem Grado „The Reference“ (noch das alte mit dem Plastikbody) abgelöst... dies spielte ohne Öldämpfung super, mir fehlte nichts. Ich informierte mich dann betreffs eines passenden Öls, kaufte das empfohlene 300.000 cST und probierte das mal mit dem Grado aus. Ich hatte es erst ein wenig gut gemeint, sodass mein Grado etwas verhangen klang. Mit einem Q-Tip konnte ich aber bequem etwas Öl wieder rausnehmen, sodass die Spitze des Einpunktlagers gerade eben Kontakt mit diesem zähflüssigen Zeugs hatte... der „Ölstand“ stand also etwas über dem Rubin, der ja die Lagerpfanne bildet. So ließ ich das, das Grado klang wieder so, wie ich es gewohnt war... vielleicht etwas runder; aber das konnte auch Einbildung gewesen sein.

    An dieser Stelle möchte ich genau dieses alte Grado, welches eine Compliance von 30 hat, Dir wärmsten ans Herz legen - ein best match mit diesem leichten Tonarm (allerdings sind die extrem selten zu finden und haben nichts mit den Holzbody-Grados gemein).


    Da ich die Tonabnehmer von Decca schon immer geil finde und diese ebenfalls zu unseren Tonarmen bestens passen sollten, besorgte ich mir ein AEC Black (Decca Maroon) und verkaufte das Grado.

    Mit diesem Tonabnehmer habe ich etwas mehr Öl nachgefüllt... die Stahlspitze ragt jetzt bestimmt 5mm ins Ölbad... das Decca klingt wie es klingen soll. Es zischt und verzerrt nichts... ein Traum.


    Ich hab sogar mal mein Denon DL 103 probeweise montiert, den Ölstand deccamäßig wie beschrieben gelassen und das Reitergewicht bis an die Headshell geschoben - funktionierte wunderbar.


    Ich denke, ob Öl -und wenn ja- wieviel, ist vom Tonabnehmer abhängig. Ich mutmaße, dass schwierige TA, wie das Decca oder eigentlich unpassende, hart aufgehängte Systeme etwas Öl gebrauchen könnten. Aber keine Angst, fülle einfach das Öl ein und wenn es zuviel sein sollte, bekommst Du dieses sehr zähe Zeug mit einem Wattestäbchen sehr leicht wieder raus.

    Ich glaube, Gerd, dass Dein unbedämpfter Mk IV ruhig etwas Öl vertragen könnte... Du scheinst ja sogar noch das originale Öl zu besitzen. Bei diesem kenne ich nicht die Viskosität... das hier geschriebene bezieht sich auf mein genanntes zähflüssige Öl.


    Zu Deinem Jelco kann ich leider nichts sagen, ebensowenig möchten mir schwurbelige Klangbeschreibungen einfallen...


    Beste Grüße,


    Michael

  • Ich denke das Thema Öldämpfung ist ein spezielles Thema. Ich betreibe 2 Audiocraft Einpunkter. Bei einigen klang es ohne Öl besser, andere wieder habe ich nur mit Dämpfung zum laufen gebracht. Dann noch verschiedene Viskositäten und die Stärke der Dämpfung variieren und du hast die nächsten Wochen genug zum testen.

    Mein Decca läuft mit geringer Dämpfung (200.000 Viskosität) sehr gut.

    Im Alphason HRS100 MCS läuft es noch dynamischer, aber bei manchen Aufnahmen verzerrt es, wo es dann beim Einpunkter mit Dämpfung sauber durchläuft.

    LG Dieter

    Monohörer

  • Ich hatte SME III und danach 3009R, beide probeweise mit der Ölwanne und Paddel betrieben. Mit Öldämpfung verloren das Ortofon MC 30, MC 10, MC 20 MkII wie auch das Dynavector Karat Rubin etwas von der filigranen Höhenzeichnung, insgesamt akzeptabel, aber ohne Öl gefiel es mir besser, so daß ich die Ölwanne wieder entfernte.

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


  • Ganz einfach: Einpunkter mit Wanne profitieren davon, (Erfahrung mit Decca Arm!), Kardanische mit Kugel - oder Messerlager brauchen es eigentlich nicht, außer man will zu harte Systeme zähmen, wird dann aber immer noch nicht wirklich gut (AT-1100!).


    Gruß


    Frank

    "Ich habe schon mehr über High End vergessen als Ihr je darüber lernen könntet!"

    Zitat von: "TOBI ois is Blues"

  • Frank, dieser Meinung schliesse ich mich an. Ein SMEIII hat bei mir mit unterschiedlichen Tonabnehmern ohne Dämpfung deutlich besser gespielt als mit.

    Viele Grüße


    Jörg


    Ich höre damit und meine kleine Plattensammlung seht ihr bei DISCOGS.



  • Wenn Tonarm und Tonabnehmer passen, braucht man mMn keine zusätzliche Bedämpfung.

    Ich hatte bei meinem Jelco nie das Verlangen etwas zu dämpfen. Mein jetziger Tonarm kommt ohne Dämpfung aus, und zwar mit: SPU, Benz und Dynavector.


    Gruß


    Horst

    LG


    Horst

  • Lieber Michael,

    liebe Dieter, André, Frank, Joerg und Horst,


    ganz herzlichen Dank für Eure aufschlussreichen Antworten, besonders für die von Michael! Ich scheine ja nicht viel verderben zu können, also werde ich mal die Arme befüllen, in der Tat jeweils mit dem Originalöl! Besonders gespannt bin ich auf die Auswirkungen im Mayware, der bei mir auch einen Metalldom hat, und der dennoch auf seiner Kartonumverpackung mit Mk IV bezeichnet ist. Sei's drum, ob IV oder V, das wird schon nicht so viel ausmachen.


    Prima, da werde ich also in nächster Zeit einiges ausprobieren in Bezug auf Füllmenge und Viskosität - und wenn ich das richtig sehe, einfach Überschüsse oder Reste mit einem Wattestäbchen beseitigen.


    Ein Bericht folgt - in einiger Zeit. Möge mir am Ende aber hoffentlich der Appetit auf einen Decca-TA versagt bleiben, denn über die hört man ja wirklich die dollsten Geschichten....


    Nochmals besten Dank und

    schöne Grüße

    Gerd

  • Hallo Gerd,


    Die Beiträge zum Thema Ölbedämpfung bei Tonarmen verfolge ich ebenfalls mit großem Interesse. Hier mal noch als Ergänzung mein Eindruck, denn ich hatte kürzlich das Vergnügen, den Plattenspieler Clairon deltamusica mit dem dazugehörigen Öl-Tonarm von magAudio bei mir zu Hause Probe zu hören. Montiert war das Decca London Gold. Ich kann dazu nur eins sagen:

    Für mich war das schlichtweg beeindruckend. Diese Dynamik und Präzision in der Abbildung des Klanges war schon faszinierend. Einhergehend mit einer breiten und tiefen Bühne die ich vorher noch nie so wahrgenommen hatte. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und saß nur da mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

    Ich hätte das Teil am liebsten gleich da behalten und meinen TR dafür abgegeben. Leider aber verweigert mein 'Finanzministerium' momentan noch die Genehmigung ;) . Ich werde auf jeden Fall schon mal anfangen zu sparen und mir dann dieses geniale Teil von Tonarm zusammen mit dem Decca holen. Für einen komplett neuen Plattenspieler wird's wahrscheinlich nicht ganz reichen (zunächst wenigstens nicht) aber gut Ding will ja bekanntlich Weile haben.

    Für mich ist unterm Strich der ölgedämpfte Tonarm ein Traum, der schlicht und einfach das macht was er soll: Der Nadel Ruhe geben. Das Ergebnis ist für mich schlichtweg beeindruckend und ich bin total fasziniert.


    Viele Grüße


    Michael

  • Da ein Decca anders als ein herkömmlicher TA konstruiert ist, bringt es in diesem Fall viel.

    Ich habe einige Arme wie Alphason HRS, Decca International, Decca FFSS, Audiocraft,...auf den Einpunktern klingen sie für mich an besten ( mit wenig Dämpfung).

    Monohörer

  • Ich nutze die Silikonöldämpfung an meine Tonarmen wie Iasson (H&P), Graham 2.0, AC 400 und 3000, EA-03 sehr gerne und immer mit Erfolg. Eingestellt habe ich den Arm mit Test LP immer ohne Silikonöleinsatz.

    Gerade mein Decca FFSS C4E hat mit Silikonöl wesentlich weniger Verzerrungen. Ich hatte den Eindruck, dass die Raumakkustik sehr viel Probleme am Arm verursacht, die ich mit Silikonöl wieder (etwas) in Griff bekommen habe.

    An einem Benz System war der Zugewinn nicht so dramatisch wie bei einem Decca.

  • Nach meiner erfahrung ist entscheidend das man den punkt erwischt wo genügend dämpfung vorhanden ist,

    und der Tonabnehmer noch frei klingt.

    Wenn es zuviel Öl wird fängt der Tonabnehmer an leblos zu klingen :)

    LG Andreas

    Wer Rost nicht mag sollte IRON MAIDEN. Glück Auf !

  • Nach meiner erfahrung ist entscheidend das man den punkt erwischt wo genügend dämpfung vorhanden ist,

    und der Tonabnehmer noch frei klingt.

    Wenn es zuviel Öl wird fängt der Tonabnehmer an leblos zu klingen :)

    LG Andreas

    absolut korrekt. Der Arm darf nicht überdämpft werden. Problem ist für viele, dass die Funktion oder Grenze mit Ohren allein nur festzustellen ist.


    viele Grüße


    Josef

    AAA - Mitglied und (Neben-) Gewerblicher Teilnehmer

    Hifi-Tuning höchster Effizienz bedeutet, die Präzision der Signalquelle durch die gesamte Anlage bis hin - zu den Membranen -so vollständig wie möglich zu erhalten

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