Wie lange hält eine Schallplatte

  • Hi.
    analog zur Frage nach der Haltbarkeit eines Tonabnehmers: Wie oft kann man eine Schallplatte abspielen, bis ihre Lebensdauer erreicht ist und sie nicht mehr sauber klingt? Hier muss es doch auch einen Verschleiß geben, wenn ein Diamant im Vinyl „schabt“?!?

    Die Frage ist natürlich eher akademisch, aber für eine Platte in einer Music-Box wohl auch real.


    Was ist der Wissensstand der Pro‘s?


    Daynie

  • Echt unterschiedlich: Unabgetastet und einigermaßen korrekt gelagert (gleichmäßige Zimmertemperatur/Luftfeuchtigkeit) halten PVC-Schallplatten mittlerweile 72 Jahre...


    Was die Abtastung angeht, so ist der Verschleiß im Wesentlichen von der Qualität des Nadelschliffs abhängig. Übliche Allgebrauchstonabnehmer mit gängigen sphärischen oder elliptischen Abtastnadeln verschleißen Schallplatten nach 20...50 Abspielvorgängen hörbar. Hochwertige, orientiert geschliffene und/oder polierte Abtaststifte haben so gut wie keinen Einfluss auf den Verschleiß.


    Die Schallplatten meiner Sammlung von vor 1989 wurden fast ausschließlich mit den genannten Allgebrauchs-Tonabnehmern abgespielt. Je nach Häufigkeit hört man denen ein gewisses "worn" an. Seit 1989 habe ich ausschließlich van-den-Hul-Nadeln unterm Tonabnehmer und kann verläßlich sagen, dass sich auch 50-fach abgespielte Platten wie neu anhören. Ähnliche plattenschonende Qualitäten sagt man auch den Abtastnadeln von Gyger und Benz (und einigen anderen) nach, aber dazu habe ich keine persönlichen Erfahrungen.

    Gruss,


    Hendrik
    ---
    Die Schallplatte ist das Tollste, auf das sich je eine Nadel gesenkt hat, seit Marilyn Monroe gegen Pocken geimpft wurde.
    ---
    Mitleid ist die subtilste Form der Verachtung, und Neid die plumpeste Form der Bewunderung.

  • Grüezi


    Ich gehöre nicht zu den Pros's


    Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass die Platten in der MBox naturgemäss eher grobmotorisch behandelt werden. Vor allem die Lagerung im Magazin, reinraus, Nadelgewicht usw .... killen die Scheiben förmlich über kurz oder lang.


    Ich hab Scheiben die hin sind weil sie zu wenig gespielt wurden. Als Folge weil sich die Kontaktpunkte im Magazin nicht verschieben.


    Gruss

    Tobi

  • Hallo Tobi,


    was für ein Magazin ist gemeint? Welcher Hersteller? Bei Seeburg zum Beispiel sähe ich diese Gefahr genauso wenig wie bei alten Wurlitzer mit dem horizontal drehenden Korb...


    Freundlich


    Michael

    „Doubt everything...“

  • Sehr schön Michael, was Du verlinkt hast.

    So eine konische oder auch eliptische Nadel hat was zerstörerisches wenn man die Bilder so sieht. Zum Glück gibt es schärfere Schliffe heute ja auch für relativ kleines Geld an den Systemen zu kaufen. Wenn man es kaufmännisch betrachtet wird der finazielle Einsatz wohl in etwa gleich sein, weil die Nadel eine höhere Standzeit hat und man eine Platte eventuell nicht ein zweites mal kaufen muß.

    Gratis gibt es dann noch den besseren Klang dazu.


    VG

    Dieter

  • noch den besseren Klang dazu.

    Woher hast Du das??(

    Der Idee folgend, dass eine dem Schneidstichel angenäherte Abtastnadelform die systemimmanenten Fehler der Stereo-Schallplatte reduzieren könne, wurde schon früh versucht von runden Abtastnadeln abzuweichen. Durch den schmalen Berührungsradius in der Horizontalen steigen die Kräfte auf die Rillenflanken an, was durch einen vertikalen Radius kompensiert werden muß, um die Auflagefläche des Diamanten gleichgroß zu erhalten, und die Rille nicht zu beschädigen. Das die Stereorille zweifelsfrei mit einer schmaleren als einer Rundnadel Verzerrungsärmer abgetastet werden könnte, ist durchaus richtig. Jedoch nur, wenn die Lagerkonstruktion des Nadelträgers derjenigen des Schneidstichels entspricht. Und dies ist nie der Fall!;(


    Viele Grüße

    Reinhard

  • Die größte Auflagefläche und damit die die höchstmögliche Schonung der Schallplatte wird mit dem von Shure entwickelten Micro Ridge Schliff erreicht. Im folgenden Bild Micro Linear genannt.


    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/96921/


    Kombiniert mit der extrem niedrigen Auflagekraft zB. des V15VxMR stellte dies sozusagen den Gipfel der Entwicklung dar.

    Selbst Schallplatten deren Rillen bereits durch elliptische oder runde Nadeln vorgeschädigt waren, konnten mit dem Shure noch einwandfrei abgespielt werden, weil die Nadel einfach auch oberhalb und unterhalb des Schadens die noch heilen Flanken abtasten konnte.


    Der Micro Ridge Schliff ist heute leider selten und nur hochwertigen Abtastsystemen vorbehalten. Beim Dynavector Karat 17 DX findet man ihn beispielsweise vor.


    Gruß

    Michael

  • Durch den schmalen Berührungsradius in der Horizontalen steigen die Kräfte auf die Rillenflanken an, was durch einen vertikalen Radius kompensiert werden muß, um die Auflagefläche des Diamanten gleichgroß zu erhalten, und die Rille nicht zu beschädigen.

    Es gibt ja dieses recht verbreitete Bild:


    [Blockierte Grafik: https://www.vinylengine.com/images/forum/stylus_shapes/Stylidiagrams.jpg]


    Gemäß diesem ist die Kontaktfläche bei den schärferen Schliffen deutlich größer als bei den eliptischen und konischen Nadeln. Also nix mit "...um die die Auflagefläche gleich groß zu halten".


    Die feinere Auflösung im Hochtonbereich resultiert meines Wissens aus der Eigenschaft, dass die "Wellenlänge" der modulierten Rille einfach irgendwann kleiner ist als der Durchmesser des konischen/eliptischen Diamanten.

    Mit der Lagerkonstruktion des Nadelträgers hat das meine ich, zumindest primär, nichts zu tun.


    Viele Grüße,

    Sebastian


    EDIT: da war der Michael schneller ;)

  • Hallo Reinhard,


    ich hatte hier u.a. Ortofon 2M Systeme mit Elipse, Fine Line und Shibata sowie Sumiko MCs, dass Black Bird mit Elipse und Starling mit Micro Ridge Schliff.

    Die Unterschiede im Bereich Auflösung und harmonischer Enegieverteilung über den gesamten Frequenzbereich ist schon beeindruckend unterschiedlich bei den MM- wie bei den MC-Systemen, abhängig vom Nadelschliff.


    VG

    Dieter

  • Auch der MR Schliff verkantet zwangsläufig aufgrund der Modulation.

    Die beträgt vielleicht 1 Grad wenn die LP flach und rund ist, wenn nicht werden es schnell mal 5 Grad. Ergo gehts beim verkanten runter, da Rille breit. > Klirr 3/5/7/9 steigt> Klangfarbe variert durch Modulation.

    Verkantet eine runde Nadel?

    Falls nicht, wird der Frequenzgang obenrum absinken bei zuviel Modulation und K2 steigt " Untermrum etwas fetter, oben eher weniger.

    Von wegen MR und deren Wunderwirkung würd ich gerne mal eine belegbare Story lesen. Die Jungs mit den RF Armen hören ja nur noch die Wahrheit, Fehlwinkel ist angesagt und Antiskating ist audiomortal.


    Mich erstaunt auch, dass alle Freaks die feinsten Modulationen genau hören, vor allem mit Heulschliff, Geigenschliff, Paroc weinzt auch Schliff, aber der Fehlwinkel in allen Achsen der durch die Modulation erst entstehen kann, den hört vor allem mit MR Schliff keiner. Nur der runde Schliff ist audioscheibenuntauglich, der verfärbt halt zuwenig und vor 50 Jahren waren eh alle taub, weshalb alle modern wurde und dazu die Abtastnadelform weiterentwickelt, mit Behauptung nur die Schneidstichelform könne perfekt abtasten obwohl die Entwicklung von Herrn Goldmark spätestens 1954 abgeschlossen war.

    Blöde Frage zum Schluss:

    Wenn ich mit Schneidstichelform abtaste, taste ich dann ab oder schneide ich was neues dazu oder anders weg, weil die Abtastung wegen Resonanzen und Fehlwinkel und so Gedöns keine 100% Uebertragung gewährleisten kann. ???????


    Mit viel Liebe und schlechtem Gehör


    Euer Robert

    Gewerblicher Teilnehmer (Nebenbei)

    Mein Stereo ist zweikanalig! Echt!
    Und bitte deute mit deinem Zeigefinger doch mal auf die Stelle, an welcher dir die Aliens das Metallteil reingesteckt haben, welches nicht rauszukriegen ist!

  • Ich habe keine Musikbox wie z.B. Wurlitzer o.ä.


    Ich habe viele Schallplatten, die ich ca. 1980 ff NEU gekauft habe UND seitdem mehr oder weniger regelmäßig und gerne höre wie z.B die beiden ersten LPs von "The Cure" oder "Fehlfarben". Diese Schallplatten sind (wie damals üblich) ziemlich dünn und nix besonderes, sie wurden im Laufe der Jahre mit unterschiedlichsten Plattenspielern und verschiedenen Systemen/Nadeln unzählige Male abgespielt. Sie sind noch heute einwandfrei abspielbar! Ab und zu werden die Schallplatten gewaschen und das war es dann auch. Ich bin nahe dran zu behaupten, dass eine Schallplatte bei guter Behandlung beliebig oft abgespielt werden kann und ewig hält 8o


  • Grüezi Michael

    Magazin = Korb etc.

    Ich habe eine AMI 200 mit senkrechtem Mag. Platte spielt waagrecht.

    Und eine Tonomat Panoramic 200 mit waagrecht bzw nach hinten geneigtem Mag. Platte spielt senkrecht.

    Irgendwelche m.o.w. leichte Kontaktpunkte sind da immer welche längerfristig zu Schäden führen.

    Im vergleich zu einem normalen PS sind m.M.n. auch die Nadelgewichte eher als rudimentär ein zu stufen.


    Beim stöbern im Plattenladen sieht man meist sofort welche Scheiben mal in einer MBox waren.


    Gruss

    Tobi

  • Butter bei die Fische. Was willst du uns eigentlich verkaufen?

    Was hättest du denn gerne?

    Gewerblicher Teilnehmer (Nebenbei)

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  • Ich bin nahe dran zu behaupten, dass eine Schallplatte bei guter Behandlung beliebig oft abgespielt werden kann und ewig hält 8o

    Falls in ein paar tausend jahren vielleicht mal jemand diesen Thread ausgräbt lacht er sich garantiert halbtot.

    Dann gibts für manchen unserer alten Schinken auf Schwarzem Gold garantiert Preise wie heute Gemälde von davinchi oder anderen begnadeten Malern...ob das digitales auch schafft?


    gruß

    volkmar



    ps.. ich spiele nach wie vor eine drei LP UK Box von 1979:!: jedesmal wenn ich Platten höre teils mit ab, mittlerweile fast 40 jahre und gefühlt mehrere tausend mal.

    Selbst die für ihre hohe Qualität bekannten Japan (Mint-) petands mussten nach klangvergleichen mit den Platten vor nicht langem wieder gehen, sagt doch eigentlich alles, oder:)

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

    Einmal editiert, zuletzt von volkmar II ()

  • Also bei Digital ist die Chance immer 50 % , das es so ist oder anders.

    Oder 50 % das es anders ist oder so.


    Mit der Abnutzung ist es so, dass ich nie weiss ob die Platte gelitten hat oder meine Ohren alterswegen. Meine Scheiben sind gepflegt , der Brilli auch. Wenn ich vergesse, die Nadel abzuheben vor dem zubettgehen, dann findet sich da morgens jeweils ein wenig Vinylstaub .


    Reell nimmst du einfach mal ne olle Heinoscheibe oder sowas, senkst die Nadel ab, schaltest die Endabschaltung aus wenn vorhanden und lässt das Ding mal 2-3 Tage drehen.


    Falls auch nur das geringste Fitzelchen Vinylstaub neben der Auslaufrille liegt, dann nutzt sich da was ab. Bei mir war das immer so.


    Wer behauptet da ist nix zu sehen, der nehme seine teuerste und beste Lieblings- LP dafür und macht ein Video welches hier präsentiert wird.


    Natürlich alles mit geputzter Nadel und gereinigter LP.


    Wer behauptet, Diamanten seien verschleissfrei, den lade ich gerne eine zum Glaser um die Ecke , der Behaupter nimmt dann seinen absolut besten und teuersten Abtaster mit, ( ich schlage vor Mindestpreis 2'000.- Euronen, sonst lohnt sich der Aufwand nicht) dann machen wir drei Monate Party während der Arm einen festgelegten Innenanschlag hat auf dem Glasteller von irgendnem Dreher , der dreht bei abgesenkter Nadel. Danach sehen wir nach wer recht hat. Gerne auch mit Videobeweis.


    Wenn alles ist wie neu, bezahl ich gern ein schönes Bier weil ich verloren hab, wenn nicht auch eins zum trösten .Aber sehen will ich das Resultat .


    Neulich hat mir übrigens jemand gesagt, Diamant habe ja MohS Härte 10, Graphen aber 11. Skala loga.... Ergo wart ich jetzt auf Graphennadeln, die müssten dann mindestens 10x länger halten .

    Diamant hat eine Ausrichtung, nur deshalb könne man den schleifen mit Diamanten, sagte er mir auch.
    Schleifen = Abtragen oder abnutzen oder so.


    Ist das nicht Denk mal-würdig?


    Gruss


    Robert

    Gewerblicher Teilnehmer (Nebenbei)

    Mein Stereo ist zweikanalig! Echt!
    Und bitte deute mit deinem Zeigefinger doch mal auf die Stelle, an welcher dir die Aliens das Metallteil reingesteckt haben, welches nicht rauszukriegen ist!

  • Hallo,


    ich habe ein paar so etwa 1975 bis 1977 neu gekaufte Platten von Kansas, Status Quo, Fletwood Mac, Deep Purple, Camel, was ich so mit 16 oder 17 Jahren damals so gehört hat. Die habe ich damals ununterbrochen rauf und runter genudelt. Damals hatte ich noch nicht den Plan, das System genau einzustellen, die Grados und Shures von damals wurden an den Telefunken S500 geschraubt und fertig. Die originale Headshell des Ortofon-Armes ließ auch keine Variabilität zu, da sie keine Langlöcher hatte (beim S600 allerdings schon). Ich habe die Platten nun schon ein paar Jahre nicht mehr gehört, meine aber, früher noch nie irgendwelche Verschleißerscheinungen wahrgenommen zu haben (soll nicht heißen, dass keine vorhanden sind). Ich werde sie mal wieder herausholen und mit meinem heutigen Geraffel ausprobieren und dann hier berichten.


    Gruß


    Frank