Eine Luxman L-530 Reanimations-Story

  • Bin selber L530-Besitzer und kann nur sagen "Hut ab!" :thumbup:Ich habe aber im Gegensatz zu Dir den Meister selbst (Hr.Kühnhold) werkeln lassen.

    Danke! Gleich den Meister ran zu lassen ist immer die sicherer und vermutlich bessere Lösung. Auch preislich wird da nicht viel um sein. Leider lehnen die Meister (meist aus gutem Grund) die Reparaturen ab, an denen irgendwelche Remutantenwasteln gerumgewurschtelt haben.

  • good_old_80th

    Am Besten fand ich den Aston Martin Vergleich :)und "...schnell noch die 400 Löcher Bohren und die Bauelemente umlöten!"=O

    Frage: Was hast Du für neue Siebkondensatoren verbaut. Die Großen(Töppe) die meistens ausgelaufen sind!?

    (oder ich habe sie in Deiner Liste überlesen...!?)

  • Dieses Gerät war wohl nur auf diese Art zu retten! Sehr gut.

    Ich persönlich fahre Geräte die mir nicht als wirklich funktionstüchtig bekannt sind mittlerweile generell nur noch mit langsam steigender Spannung hoch. Das erspart den ein oder anderen Knall und auch die dazugehörigen Rauchwolken.

    Da dieses Gerät vermutlich vom "Fachmann" dermaßen verbastelt war bist Du aber über deinen Lernprozeß zum wohl besten Ergebnis gekommen... nämlich den Murks restlos zu beseitigen und einen dauerhaft zuverlässigen Luxman aufzubauen. Respekt für die Geduld und den getriebenen Aufwand.

    Wirtschaftich darf man so etwas nicht sehen ... und das ist sicher auch das Problem vieler Reparaturbetriebe, von teilweise mangelnder Kenntnis und Hingabe einmal abgesehen.

    Ich werde mir den Bericht mal abheften... man weiß ja nie ;-).


    viele Grüße

    Andreas

    gewerblicher Teilnehmer, alles aus Holz für die Musikwiedergabe und noch etwas mehr; hier im Forum aber ausschließlich in Sachen Hobby unterwegs !

  • Frage: Was hast Du für neue Siebkondensatoren verbaut. Die Großen(Töppe) die meistens ausgelaufen sind!?

    (oder ich habe sie in Deiner Liste überlesen...!?)

    Ja, die habe ich gleich am Anfang (bei Mauser bestellt) eingebaut. 2 x 33.000uF


    Freut mich, dass es dir gefallen hat.

  • Das mit dem Stelltrafo habe ich mir auch von jokeramik gespeichert. Ich werde mir so was zulegen wenn ich wieder was mache.


    Betreffend Wirtschaftlichkeit hast du natürlich recht! Daher habe ich es selbst gemacht, weil ein Reparaturbetrieb natürlich nicht so umfassend und zeitaufwendig arbeiten kann - das würde wohl kaum wer bezahlen (wollen/können). . Ein Fachmann wäre vermutlich schneller gewesen als ich...


    ...aber ich sage immer: "Wenn du etwas nicht selbst gemacht hast, weißt du nicht wie (gut) es gemacht wurde"

  • Kapitel 19: Das Vorleben des Luxman L-530


    Auf Anregung von christophs habe ich nun doch noch den Vorbesitzer kontaktiert um die Vorgeschichte zu erfahren (in mir expandierte die Neugier). … und der Vorbesitzer war sehr freundlich und hat mir seinen Freunden- und Leidensweg berichtet.


    Er schreibt:

    Hallo Thomas, ich habe Deinen Reparaturbericht mit Interesse gelesen und freue mich, das Du das Schätzchen wiederbelebt hast. Du hast da ja viel Arbeit und Geld reingesteckt. Das ist jetzt hoffentlich alles vergessen und Dein (und mein) Traumgerät hat einen schönen Platz im Wohnzimmer gefunden. Auch wenn ich dabei nicht gut aussehe, will ich Dir noch was zur Vorgeschichte erzählen. Gekauft habe ich den Luxman damals bei einem Händler, ich glaube es war in Rüsselsheim (du hast ja die Rechnung), auf eine Anzeige in der Stereoplay hin. Betrieben wurde der Luxman mit den Lautsprechern Quadral Vulkan II.


    Vorbesitzer schreibt weiter:

    Nach Jahren der Zufriedenheit hat dann tatsächlich mein Leidensweg begonnen. Irgendwann hat dann das Gerät, begleitet durch aufsteigenden Rauch aus den Lüftungsschlitzen, die Wiedergabe von elektrischen Signalen an die Lautsprecher eingestellt. Die Garantie war schon lange abgelaufen und ich brachte das Gerät zur Reparatur (Aufkleber am Gerät). Nach mehreren Wochen durfte ich den Luxman unter Aufwendung eines nicht unerheblichen Geldbetrages wieder nach Hause holen. Es wurden die großen Netzelkos getauscht, und soweit ich mich richtig erinnere auch die Endstufen-Transistoren und weiteres Kleinwerk.


    Ich erinnere mich nicht mehr, wie lange der Luxman danach gelaufen ist. Auf jeden Fall kam irgendwann wieder das Aus. Ich habe mir daraufhin einen Schaltplan gekauft und wollte die Sache jetzt selbst in die Hand nehmen, schließlich hatte ich ja eine Ausbildung als Radio- und Fernsehtechniker genossen. Die Endstufen-Transistoren des einen Kanals inklusiver Sicherungen waren wieder durch. Leider waren die originalen Transistoren (es gab ja noch kein Internet) nicht zu bekommen und es wurden Vergleichtypen eingebaut. Das Gerät lief wieder. Nach einiger Zeit wieder das aus. Also wieder neue Endstufen-Transistoren und der eine oder andere abgebrannte Widerstand. Das ganze hat sich dann mehrmals wiederholt. Dadurch hat natürlich die Leiterplatte, die Du ja ersetzt hast, gelitten.


    Die abgelösten Leiterbahnen habe ich dann tatsächlich mit Draht gedrückt. Irgendwann habe ich bemerkt, das der 1 Kanal gegenüber dem anderen sehr heiß wurde. (Gefühl oben an den Lüftungsschlitzen). Das die Reparatur der Experten auch nicht lange gehalten hat, lässt mich vermuten, das vielleicht der Ruhestrom nicht oder nicht richtig eingestellt worden ist.


    Na ja, irgendwann hatte ich keine Lust mehr und der Verstärker ist gut verpackt auf dem Speicher gelandet. Irgendwann sollte er wieder zum Leben erweckt werden. Letztes Jahr, ca. 10 Jahre später sind wir umgezogen und da habe ich mir überlegt, den Luxman schweren zu verkaufen. So, und jetzt steht er bei Dir, und Du hast hoffentlich viel Spaß mit der Rarität.


    So, das war meine Geschichte!

    Viele Grüße aus dem Rheingau - W.



    (..ich möchte noch die Worte vom Vorbesitzer unterstützen und dazu einige Bilder senden..

    Lieber W. aus Rheingau – Danke für die Vorgeschichte. Du warst vermutlich in den 80ern genauso HiFi-“gestört“ wie die meisten hier (aus dieser Generation). Warum? – Sonst hättest du nicht in einem Zug etwa 8.000,- DM für Boxen und Verstärker ausgegeben. Vor allem wenn man bedenkt, dass ein neuer VW Golf damals 10.955,- DM gekostet hatte.


    Aber es ist auch mit den alten Geräten so wie beim alten Aston Martin DB5. Selbst wenn er TIP-TOP restauriert ist und nicht nur aussieht wie aus der Auslage, sondern auch technisch wieder auf Vordermann gebracht wurde, so bleibt er trotzdem ein Aston Martin DB5 aus den 60ern. Eine tolle Skulptur, mit der man auch noch fahren kann. Diese Dinger brauchen aber sehr viel mehr Pflege und Wartung als heutige Produkte.

    Und seien wir mal ehrlich: Wenn es darum geht mal ohne Vorbereitung (also von jetzt auf gleich) geschäftlich schnell nach Mailand und zurück zu müssen, dann wollen wir das mit dem Aston Martin machen. Aber weil es kalt ist und regnet (und vielleicht bald schneit), nehmen wir dann doch besser den Skoda Oktavia, weil da kommen wir rechtzeitig zum Meeting….


    Produktinformationen "Quadral Vulkan MK II"

    Große Transmissionline Lautsprecher 3-Wege System mit dem berühmten Technics Bändchen im Hochtonbereich. Abnehmbare Frontbespannungen

    Baujahre: 1983 - 1986

    Farben: Echtholz Nußbaum antik, Eiche rustikal, Mahagoni, Eiche schwarz, Eiche natur

    Abmessungen: 1160 x 400 x 390 mm (HxBxT)

    Gewicht: 55 kg / Box

    Neupreis ca.: 4.880,- DM/Paar (UVP 1983)

    Technische Daten

    Bauart: 3-Wege Real-Transmission-Line, Standlautsprecher

    Chassis:

    Tieftöner: 1 x 260 mm, beschichtet (Schaumstoff-Sicke)

    Mitteltöner: 1 x 120 mm, beschichtet (Gewebe-Sicke)

    Hochtöner: 'Bändchen' (Magnetostat Technics TH-400)

    Belastbarkeit: 150 / 250 Watt (Nenn-/Musikbelastbarkeit)

    Wirkungsgrad: db/1 W/1 m (Dämpfungsfaktor: 100)

    Frequenzgang:

    Übertragungsbereich: 20 - 50.000 Hz (±2 dB)

    Übergangsfrequenzen: 400 / 4.000 Hz

    Impedanz: 8 Ohm

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  • Schöne "Abrundung" zur Wiederauferstehungsgeschichte. Finde ich toll, das der Vorbesitzer das noch so ehrlich nachgetragen hat :thumbup:


    P.S. Interessehalber : Bei welchem Händler in Rüsselsheim wurde das Gerät denn damals gekauft ?

    Gruss


    Bernd

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  • Ich auch!


    Insbesondere wenn er beim Verkauf auch erwähnt hat (?), das die Leiterbahnen auf den Platinen teilweise verbrannt sind. Denn für eine kommerzielle Reparatur ist das i.d.R. ein Totalschaden, weil die Nachfertigung von mehreren Platinen - nur nach den beschädigten Originalen - kaum wirtschaftlich darstellbar ist.


    Bewundernswert mit welcher Ruhe der Threadersteller aus einer Ruine ein tolles Gerät wiederhergestellt hat.


    Erinnert an die Nachfertigung von fehlenden oder völlig zerstörten Motoren in äußerlich guten Oldtimern (PKW).


    Grüße von Doc No

    "Das Volk hasst die Geniessenden wie ein Eunuch die Männer." Georg Büchner

  • ...Interessehalber : Bei welchem Händler in Rüsselsheim wurde das Gerät denn damals gekauft ?

    Gekauft wurde lt. Rechnung:


    1x Luxman L530

    bei HIFI-STUDIO-ALPHA

    Georg-Treber-Str.27

    6090 Rüsselsheim

    am 28.5.1985 um 2.600,- DM


    Ich habe gerade gegoogelt --> den gibt es noch immer !!! (Vermutlich hat er seine Kunden nicht über den Tisch gezogen, sonst gäbe es ihn vermutlich nimmer).


    Vielleicht kennt ihn ja wer - dann könnt ihr ihn auf den Bericht aufmerksam machen...

  • Danke. Kenne das Studio weil ich dort aufgewachsen , bzw. als Schüler oft vorbeigegangen bin. War zwar finanziell so weit weg wie der Mars ,aber Interesse war damals schon vorhanden. Wusste nicht, dass er auch Luxman (eine meiner heutigen Lieblingsmarken) im Angebot hatte :thumbup::thumbup::thumbup:

    Gruss


    Bernd

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