Der UKW-Tuner-Thread

  • Hallo,

    daß bei dem DDR -Eigenbau verwendete UKW Eingangsteil sieht nicht nach einem handelsüblichen Fertigtuner aus. Für mich war der Tuner Typ 7 damals das größte. Dieser war etwa ab 1985 zu haben. Den habe ich damals bei meinem Eigenbau verwendet.

    Gruß Bertram

  • Habe ebenfalls so ein Schmankerl Marke "DDR-Eigenbau" allerdings etwas moderner aus den 1980er- Jahren.

    Lt. Verkäufer soll das gesamte Gerät, bis auf das Frequenzzählermodul (das aus dem "Westen" stammt), selbst entworfen und gebaut worden sein. Zum Kauf waren Im Lieferumfang alle Unterlagen dabei. Angefangen von handgezeichneten Schaltplänen bis zu den Vorlagen für die Leiterbahnführung...

    Viele Grüße

    Walter

    Der ungerechteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg.

    Marcus Tullius Cicero

  • Inhaltlich.

    Die Entkernung und Verdudelung / Magazinierung von Bayern 2 habe ich auch sehr betrübt zu Kenntnis genommen - wenngleich als inzwischen Außenstehender. Ich hatte Bayern 2 bis 14.12.2021 als Lieblingsprogramm, es war sozusagen das Programm auf "Speicherplatz 1", auch wenn es auf der 3 war, weil 1 und 2 eher aus "sortier-ästhetischen" Gründen an DLF und DLF Kultur vergeben waren. Aber dann kam die Abschaltung des Hörfunktransponders und ich musste erstaunt zu Kenntnis nehmen, dass ich ARD-Radio nicht mehr hören kann, ohne Bluthochdruck zu bekommen. Das wirkt bis heute - und nein, ich werde deswegen nicht in Therapie gehen. Lohnt nach all dem inhaltlichen Abbau doch generell nicht mehr.


    daß bei dem DDR -Eigenbau verwendete UKW Eingangsteil sieht nicht nach einem handelsüblichen Fertigtuner aus

    Also solche Aufkleber mit diesem Sternchen vor der Seriennummer drauf kenne ich aber aus DDR-Rundfunkgeräten. Und es war sehr, sehr unüblich (um nicht zu sagen: ich kenne das nicht), dass bei Bastelprojekten die Platinen bedruckt war. Schon gar nicht so. Die Platine stammt wohl aus einem Kofferradio, war da aufrecht eingebaut. Die beigen Drucktaster sind ja auch noch vorhanden und in irgendwelchen Positionen fixiert ohne Verbindung zur Frontplatte.


    Was mich irritiert ist, dass es sich wohl um einen C-Dioden-abgestimmten Frontend handeln muss (Speichertasten, offenbar ein etwas martialisch wirkendes Poti für die Handabstimmung, kein Drehko erkennbar) - aber die Zahl der Frontends mit C-Dioden-Abstimmung war in der DDR überschaubar. Tuner Typ 4 war wohl der erste:


    RFT UKW Tuner-Bausteine 2 - RFT Hifi Forum
    forum-rft-hifi.de/index.php?attachment/9044/ Typ 2Si/2 forum-rft-hifi.de/index.php?attachment/9083/ Type 3 forum-rft-hifi.de/index.php?attachment/9084/ Typ 5…
    forum-rft-hifi.de


    Und das passt irgendwie nicht.



    Habe ebenfalls so ein Schmankerl Marke "DDR-Eigenbau" allerdings etwas moderner aus den 1980er- Jahren.

    Das Gerät ist vom Aufbau her und vom Frontplattendesign Hammer! Dresden... da wird doch nicht jemand aus dem Umfeld des ZWT gebastelt haben?

  • Habe ebenfalls so ein Schmankerl Marke "DDR-Eigenbau" allerdings etwas moderner aus den 1980er- Jahren.

    Lt. Verkäufer soll das gesamte Gerät, bis auf das Frequenzzählermodul (das aus dem "Westen" stammt), selbst entworfen und gebaut worden sein. Zum Kauf waren Im Lieferumfang alle Unterlagen dabei. Angefangen von handgezeichneten Schaltplänen bis zu den Vorlagen für die Leiterbahnführung...

    Viele Grüße

    Walter

    kam mir irgendwie bekannt vor.

    War erwähnt in post #45 unter

    Neuer UKW-Tuner? Jetzt? Klar doch!

    Da steckt eine erhebliche Anzahl an Arbeitsstunden drin.

    Das Design erinnert mich etwas an das der Braun-Geräte CE-500 (UKW-Tuner) und CEV-500 (Receiver)

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • da wird doch nicht jemand aus dem Umfeld des ZWT gebastelt haben?

    Kann ich Dir, trotz zeitaufwändiger Recherche im Internet, nicht sagen. Gekauft habe ich den Tuner jedenfalls von einem gewissen Roland Brückner (dessen Name auch auf dem Einband der Mappe mit den technischen Unterlagen) aufscheint. Er hat damals in der eMail-Kommunikation einem gewissen Lothar geschrieben, der ein Perfektionist gewesen sein soll. Vielleicht sagt dem Einen oder Anderen die Namen in diesem Zusammenhang was...

    Da steckt eine erhebliche Anzahl an Arbeitsstunden drin.

    Da frage ich mich warum sich das jemand in den 1980er-Jahre noch antut!? Zu dieser Zeit waren Tuner weder rar noch übermäßig teuer. Ich vermute auch, dass man auch in der ehem. DDR Radios mit einem Empfangsbereich von 87,5-108MHz an allen Ecken und Enden legal kaufen hat können...


    Viele Grüße

    Walter

    Der ungerechteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg.

    Marcus Tullius Cicero

  • Da frage ich mich warum sich das jemand in den 1980er-Jahre noch antut!? Zu dieser Zeit waren Tuner weder rar noch übermäßig teuer. Ich vermute auch, dass man auch in der ehem. DDR Radios mit einem Empfangsbereich von 87,5-108MHz an allen Ecken und Enden legal kaufen hat können...


    Viele Grüße

    Walter

    Für mich wäre naheliegend ein Prototyp-Entwurf von einem UKW-Empfänger, der in Serie gehen sollte (das aber nicht mehr erfolgte), zumal ja alleine die Gehäuse- und Frontplattenausführung für eine Einzelanfertigung bereits sehr hohen Aufwand erforderte.

    == Gewerblicher Teilnehmer ==

  • Ich vermute auch, dass man auch in der ehem. DDR Radios mit einem Empfangsbereich von 87,5-108MHz an allen Ecken und Enden legal kaufen hat können...


    ....stimmt. Der erste Tuner welcher mich vom Selbstbau abgehalten hätte ist der HMK T 200 gewesen. Den gab es Ende der 80er und ab 90 hatte man ja Zugang zu allen Westgeräten. ;)

  • Bis 108 MHz ging es bei DDR-Geräten erst jenseits Mitte der 1980er Jahre. Selbst ein Entwicklungsmuster des HMK-T100 mit Skala bis 104 MHz geistert noch herum. Auch das Tonica RX-80 mit seinen vielen Speichern war in einer Vorserienversion bis 104 MHz spezifiziert. Beide Geräte sind hier zu sehen:


    RFT Anlagen und Geräte - Sonderanfertigungen


    Die Seriengeräte ab 1985 bzw. 1986 gingen dann bis 108 MHz.


    Die Sonneberger S3000 / S3900, die erste Komponentenanlage im modernen Design, ging in der DDR-Ausführung bis 104 MHz, in der Exportausführung (Universum 5050) bis 108 MHz. Warum auch immer man da doppelten Aufwand trieb. Die Anlagen wurden in der DDR ab 1982 bzw. 1984 angeboten - nix mit 108 MHz damals.


    Das wunderschöne "LED-Grab" RS 5001 kam 1981 auf den Markt und ging auch nur bis 104 MHz. Es könnte Inspiration für den Eigenbau-Tuner aus Dresden gewesen sein hinsichtlich "Skala".


    Robotron RS 5001 | Hifi-Wiki


    https://www.hifi-wiki.de/images/1/15/201905-DD_Robotron5001_070crop.jpg


    https://www.hifi-wiki.de/images/e/e3/201905-DD_Robotron_5001_069crop.jpg



    "ET 82" könnte auf "Eigenbau-Tuner 1982" hindeuten. So wie das aussieht, könnte es da glattweg noch nen Verstärker gegeben haben...

  • ...ein Prototyp-Entwurf von einem UKW-Empfänger, der in Serie gehen sollte (das aber nicht mehr erfolgte)...

    Dass das Gerät nicht mehr in Serie ging könnte daran liegen, weil der Entwickler (lt. Infos des Verkäufers) es erst 1990 fertig gestellt hat. Vielleicht lässt die Modellbezeichnung ET 82 auf das Jahr schließen an dem er mit der Planung begonnen hat!?


    Viele Grüße

    Walter

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    Marcus Tullius Cicero

  • Uii... 1990. Und dann nur bis 104 MHz. Und obwohl es inzwischen den HMK-T200 gab oder halt auch in Dresden Onkyo, Grundig, Yamaha, Pioneer...


    Aber ich kanns verstehen. Wenn man sowas anfängt, dann will man das auch zuende bringen. Das ist dann eine Herzensangelegenheit. Auch wenn es auf der Zielgeraden plötzlich ganz andere Sachen zu kaufen gibt.

  • Waren zur Entwicklungszeit, Mitte der 1980er-Jahre, westliche Geräte wie eben Onkyo, Grundig und Co in der DDR bereits regulär in den Läden erhältlich?


    Hab nun in meinen alten eMails aus dem Jahr 2019 nochmals nachgeschaut und dabei folgende interessante Infos gefunden:

    Zitat

    Ich meine, das der Lothar den Tuner 1990 fertig gestellt hat, er ist 2015 verstorben.

    Den Mischer + den VV hat er schon 1986 fertig gehabt, gleiche Bauweise.


    Die Unterlagen habe ich mit beigelegt. Bei einem letzten Blick in die Unterlagen habe ich entdeckt, dass das ZF-Filter dreistufig!! (mit drei Keramischen 10,7 MHz) gebaut worden ist, das ist schon eine Ausnahme!

    Sicher war ein Tuner der nur bis 104MHz ging 1990 bereits out-of-date. Aber er hätte ihn ja noch auf 108MHz umstricken können.


    Viele Grüße

    Walter

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    Marcus Tullius Cicero

  • Natürlich waren solche Geräte mitte der 90er nicht verfügbar in der DDR. Zumindest nicht offiziell. Wenn sich sowas mal über Westverwandtschaft in den Osten verirrte und dort nicht so sehr gebraucht wurde, wie Geld gebraucht wurde, dann konnte auch mal ein Sony-Tuner oder ein Sony-Verstärker im staatlichen An- und Verkauf (2nd Hand) landen und für horrende Summen in einen anderen Haushalt geraten.


    Ich schreibe das nicht ohne Hintergrund: so kam um 1985 mein Patenonkel in Ostberlin an seinen Sony TA-AX4 und seinen ST-JX5.


    https://www.hifi-archiv.info/Sony/1982-1/18.jpg


    https://www.hifi-archiv.info/Sony/1984/Sony84_13.jpg


    Die Geräte sind heute noch vorhanden, der Tuner bei ihm, der Verstärker bei mir.


    Aber sowas war die absolute Ausnahme, das konnte sich mein Patenonkel auch nur leisten, weil er zeitlebens Single war, keine Familie ernähren musste, keinen "WAF" berücksichtigen musste (er hatte hinter einer Tür seiner Wohnzimmerschrankwand auch den betriebsbereit angeschlossenen Oszi stehen für Messungen an UKW-Programmen) und halt als Toningenieur beim Rundfunk arbeitete - im Hörspiel und für Sondergeräteentwicklung (Subharchord!) beim RFZ.


    In der DDR / für die DDR war eine 6. UKW-Kette koordiniert, aber soweit mir bekannt nicht in der Aufbauplanung. Die Frequenzen wären alle jenseits der 104 MHz gewesen und kamen so erst nach 1992 mit den soooo wichtigen und für die Vielfalt wertvollen Privatdudlern.


    Zu DDR-Zeiten war knapp unter 104 Schluss, die 103,8 Helpterberg könnte die höchste belegte Frequenz gewesen sein:


    https://www.meindt64.de/wp-content/uploads/2021/11/1991_dt64_sendeplan_2_2000%C3%971038.jpg


    https://www.meindt64.de/wp-content/uploads/2021/11/1991_dt64_sendeplan_1_2000%C3%971041.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von lg74 ()

  • Nein, wenn es ein Standard-Frontend aus Ostproduktion (RFT?) war, wäre das vermutlich so ohne weiteres gar nicht möglich. Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger kamen private Sender in Westdeutschland dazu, die auch Frequenzen oberhalb 104MHz nutzten. Ging denn die fünfte UKW-Kette (DT64?) überhaupt über 104MHz hinaus? Falls nicht, brauchte man den Bereich 104-108MHz doch auch gar nicht.


    Edit: Die Antwort von lg74 hat sich mit meiner überschnitten.

    Gruß tomfritz

  • Das Frontend ist allerdings industriell gefertigt und stammt aus DDR-Produktion.

    Nein, auch dieses Teil wurde eigens für dieses Gerät konstruiert. Sogar die Spulen wurden von Hand gefertigt - siehe Scans im Anhang...

  • Es wird immer mehr "Hammer!".


    Ich hatte es geahnt, es verdichtet sich: das ZRF war da irgendwie im Spiel. Die Kurzinhalte der radio mentor electronic stammen aus dem ZRF. Der Schaltplan des Frontends ist in in der DDR üblicher professioneller Weise entstanden und vervielfältigt worden. Datum 21.10.1977, jemand namens Reinke (?). Am 29.9.1980 wurden Änderungen gemacht.


    Das ist kein Hobbyprojekt gewesen. Das war Entwicklung für RFT-UKW-Frontends. Wirkt beim schnellen Draufschauen bissl wie ein früher Entwurf des Tuners Typ 7.


    Kann freilich sein, dass man sich - da ohnehin in Dresden - diese Unterlagen damals beschafft hatte auf dem kleinen Beziehungsweg (keinesfalls legal wäre es gewesen, sowas aus dem Institut rauszugeben) und dann eigenmächtig weiterentwickelt hat in privatem Rahmen.


    Ich muss das mal jemand zeigen, der sich mit den DDR-Geräten und dem ZRF / ZWT bestens auskennt.

    Einmal editiert, zuletzt von lg74 ()

  • Meine Herren,

    das ist mal Amtlich....

    viele Grüße Tobias.

    "Ich habe von Jugend an geahnt, daß es mit der Musik noch eine andere Bewandtnis als die nur künstlerische haben müsse... daß sie eine Welt für sich sei... etwas geheimnisvoll Jenseitiges, das mir tief das Herz bewegte" Bruno Walter

  • Ich hatte die ursprüngliche Verkaufsanzeige noch auf meinem Rechner. Laut Aussagen des Verkäufers handelt es sich um eine Entwicklung des ZRF. Lediglich der Stereodecoder und der Frequenzzähler seien Westimporte gewesen. Das Frontend ist von RFT (Typ7). Wer sich für die verschiedenen RFT-Frontends interessiert, sollte hier mal schauen...


    RFT UKW Tuner-Bausteine 2 - RFT Hifi Forum
    forum-rft-hifi.de/index.php?attachment/9044/ Typ 2Si/2 forum-rft-hifi.de/index.php?attachment/9083/ Type 3 forum-rft-hifi.de/index.php?attachment/9084/ Typ 5…
    forum-rft-hifi.de

    Gruß tomfritz