Klangvergleich von Mono-LPs: mit Mono- versus mit Stereo-Kopf geschnitten

  • Hallo Urs, eine oft gestellte Frage. Das lässt sich einfach beantworten.


    Ist dein Mono Pick up eines mit nur lateral beweglicher Nadel? Welche Nadelverrrundung hat er? Klingt nach 25 Micron sphärisch für Microgroove.


    Gruß

    skeptiker

  • Skeptiker,


    Ja, das Thema wurde tatsächlich schon diskutiert -

    und ja: mein IKEDA-Mono ist meines Wissens eine "Lateral-only Zelle", d.h. ich werde damit sicher keine „echten“ Stereo-Platten abspielen; das ist auch kein Problem, denn dafür habe ich genügend sehr gute Alternativen. :)


    ABER: Wenn das Signal ursprünglich nur Mono war - und jetzt kommt eben die Krux !! - wenn keine Stereo Anteile zugemischt wurden, und/oder beim Schneiden mit Stereo-Kopf irrtümlich „reinrutschten“, sollte ich solche Monos eigentlich mit dem IKEDA anhören können.

    (Was ich natürlich nicht kenne, wäre die korrekte Nadelgrösse für so eine "halb-definierte" Platte)



    Gruss


    Urs

    Eine wenig beachtete „Schellack-Weisheit“ besagt:

    Die Wahre Seele der Musik versteckt sich hinter Knistern und Rauschen….

    Einmal editiert, zuletzt von Urs ()

  • Tja Urs,


    Stereoanteile zugemischt kenne ich nur "Enhanced Stereophonie" diese fürchterlichen pseudo Stereoplatten mit Phasenverdrehungen. In der Regel steht es drauf, zumal das ja als Werbeargument gemeint war.


    Mit Stereokopf schneidet heut der Cutting Ingeneer in Ermangelung von Monoschneidköpfen. Die sind sauteuer, extrem gesucht und selten. In der Regel wird heute eine Monoaufnahme mit Schneidstichel für die Stereo Rillenbreite 40 Micron geschnitten, damit auch mit Stereotonabnehmer (15er Nadelverrundung abgetastet ) werden kann. Seltene Ausnahme: Beatles Monobox. Die wurde mit Stereoschneidkopf und Monostichel für Monorille 60 Micron geschnitten. Der Abtaster zur Beatles Monobox von Ortofon hat interessanterweise eine 18er Verrundung.


    Stereo "reinrutschen" kann ich mir nicht vorstellen wie das gehen soll. Dann müsste eine Stereoaufnahme irrtümlich als Monoaufnahme interpretiert werden. Das wäre wiederum auf dem Überspielpult vor dem Schneidekopf, heute natürlich auf dem Monitor, sofort sichtbar werden, da dort zwei unterschiedliche Spuren abgebildet werden.


    Um solcherlei Irritationen im Vorhinein auszuschließen bin ich seit je her Fan der modernen Monoabtaster mit der 18er Verrundung. Sind für die moderne Monorillenbreite ( 40 Micron) perfekt und können niemals die Rille beschädigen.

    Die 25er Nadeln, altes Maß, liegen auch zu weit oben in der Rille was die präzise Führung beeinträchtigt. Nebenbei. Alle mir bekannten 18er modernen Nadeln über AT, Denon, Lyra, Dynavector , Ortofon etc. fand ich im Vergleich zu 25er Nadeln wie SPU, Miayima etc. feinauflösender, was mir persönlich besser gefällt.


    Gruß

    skeptiker

  • In dem von mir zitierten Artikel wurden die tatsächlichen Rillenbreiten von nach 1972 gepressten Mono-Reissues nachgemessen. Und zwar für Reissues der folgenden Firmen: United Artists, Toshiba, Original Jazz Classics, Classic Records, Disk Union und Music Matters. Die Messungen lieferten zwischen 48 und 60 μm, also nicht so weit weg von den historischen 60 μm.


    Ob man lieber mit Mono-Systemen mit 25 μm oder mit 18 μm hören will ist also Geschmacksache. (Bei gebrauchten Platten, die nicht im mint- sondern im vg+ Zustand sind, hängt es auch vom TA des Vorbesitzers ab, ob es günstiger ist, wenn die Nadel mit 18 μm weiter eintaucht oder mit 25 μm nicht so weit. Vermutlich gibt es da keine allgemeine Regel.)


    -- Joachim

  • Mit dem "Reinrutschen" von Stereo-Anteilen meinte ich iegentlich diesen unten ** angeführten Aspekt:

    =================

    Zum Thema Schneidkopf Mono/Stereo ist meine Information durch einen praktizierenden Cutting Ingenieur, dass nach der reinen Lehre der echte Monoschneidkopf die besseren Ergebnisse liefert. Grund: Der Stichel, ein beheizter Rubin, wird in der lateralen Ebene mechanisch geführt.

    **Das ist präziser als es der Steropkopf kann wo der Stichel ja schwebend im Magnetfeld lateral geführt wird.

    ============

    Aber da handelt es sich - falls dies wirklich eine (marginal ?) hörbare Auswirkung bewirken sollte - hoffentlich um Ausnahmen ! oder etwa doch nicht ??


    Gruss

    Urs

    Eine wenig beachtete „Schellack-Weisheit“ besagt:

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  • OK, wenn es um den Klang geht, dann haben mechanisch geführte Mono-Köpfe beim horizontalen Schnitt eine gegenüber einem durch ein Monosignal (fast) nur horizontal schneidenden Stereo-Kopf theoretisch eine höhere Präzision. Dafür profitieren Stereo-Köpfe aus den späten 1960er und frühen 1970er Jahren (wie der erwähnte Neumann-Kopf) von technischen Fortschritten -- wurde nicht der Neumann SX-74 dafür gepriesen, dass er Helium-gekühlt sei und auch bei niedrigen Frequenzen mehr Energie hatte?


    Aber wenn sich ungewollt der Stereo-Kopf beim Schneiden der Lackfolie für eine Mono-LP leicht vertikal bewegt hat, dann macht man beim Abspielen mit einem rein lateral abtastenden Mono-TA die LP nicht kaputt.


    -- Joachim

  • Ich habe KEINEN Klangunterschied bei unterschiedlichen Entzerrungen von Monoaufnahmen hören können. Beim Abhören bedarf es den geeigneten Entzerrer.

    Selbst mit RIAA & "Entzerrkorrektur" mittels Klangregelung können unterschiedliche Monoentzerrungen sehr wohlig & "gehaltvoll" klingen.


    Viele Monos finde ich klanglich einigen Stereo Pressungen überlegen.


    Ein Freund hat sehr frühe Monos & neuwertige Schellacks. Immerwieder bin ich überrascht, was Monos für eine Klangfülle haben.

    Letztens hatte ich nen Jazz Musiker zu Besuch. Wir hörten uns Platten, auch Monos, an. Der wollte es nicht glauben, das es Mono Scheiben waren ... Dachte, ich wären Stereo Pressungen.


    Meine Monos fahre ich mit 25µ.

    Persönlich finde ich, das ein Röhrenpre mehr zu Monos klanglich passt.


    Ich habe sehr gut klingende "umgepresste" Monos.


    Sonnigst Nadja


  • Aber wenn sich ungewollt der Stereo-Kopf beim Schneiden der Lackfolie für eine Mono-LP leicht vertikal bewegt hat, dann macht man beim Abspielen mit einem rein lateral abtastenden Mono-TA die LP nicht kaputt.


    -- Joachim

    Joachim,

    gut dargelegt, das möchte ich komplett genauso unterschreiben.


    Einen anderen Umstand halte ich für wichtig. Rein lateral bewegliche Abtaster sind ja Modelle, die speziell für die "Microgroove" Monorillenbreite 60 Micron hergestellt werden/wurden. Also eine 25er Nadelverrundung aufweisen.

    Wenn diese 25er Nadel in einer modernen Monorille mit 40 Micron, also das Maß für die 15er Stereoabtaster liegt, tut sie das am oberen Rillenrand. Das kann schon auf die Präzision der Nadelführung durchschlagen. Auch ein Grund warum ich die modernen 18er Monosysteme schätze.


    Gruß

    skeptiker

  • Hallo Nadja,


    mit RIAA & "Entzerrkorrektur" meinst Du einen Verstärker mit RIAA-Phonoteil plus gewöhnliche Klangregler für Bass und Höhen? Im Grunde genommen machen Entzerrer-Vorverstärker etwas ähnliches.


    Ich habe einen Sentec EQ10 (and diesem kann man mit 3 Stufenschaltern insgesamt ziemlich viele Kurven einstellen, natürlich auch RIAA). Der abgespeckte Nachfolger EQ11 erlaubt eine kleinere Auswahl zwischen einigen üblichen Kurven.


    Viele Grüße


    Joachim


    eq10.jpgeq11.jpg

  • Hallo skeptiker,


    es würde sich schon lohnen für unterschiedliche Mono-LPs unterschiedliche Mono-Tonabnehmer auszuprobieren. Für Stereo-LPs verwende ich Rundnadel-TA wie das SPU-A (aktuell mit 18 μm, früher 17 μm) und DL-103 (mit 16.5 μm).


    Ganz moderne Mono-Reissues kann ich zur Not auch mit diesen anhören -- natürlich nicht so gut wie mit einem modernen 18 μm Mono-System. Aber ich habe viele Klassik Mono-LPs aus den 1950er Jahren und für diese sind die lateral abtastenden 25 μm Mono-Systeme sehr gut. Irgendwann werde ich vermutlich auch ein 18 μm Mono-System probieren.


    Die Leute von der Ortofon-Reparatur wollten mir meine altmodischen, lateral 25 μm Mono-Systeme auch schon ausreden (bisher ohne Erfolg). Aktuell habe ich dort auch wieder eines zur Reparatur.


    Viele Grüße


    Joachim

  • Hallo Joachim,

    Sentec EQ10. Das nenn ich Nägel mit Köpfen machen für die Monowiedergabe.

    Aktuell höre ich noch mit meinem Liebling SCOTT 121 C. Das Maß der Highend Monoentzerrung von 1957.


    Mittels zweier stufenloser Drehregler TURNOVER/ROLLOFF (links oben) ließ sich praktisch alles entzerren was auf dem internationalen Markt an unterschiedlichsten Entzerrungen anzutreffen war.Scott_121C_2.JPG


    Etwas neues, aktuelles nach vergleichbarem Prinzip sehe ich perspektivisch bereits.


    Gruß

    skeptiker

  • Ja, Joachim, das meine ich.

    Für mich lohnt es sich noch nicht mir einen entsprechenden Phonopre mit unterschiedlichen Schneidkennlinien zu zulegen.

    Ein Freund hat sowas edles. Gut, der hört ja sehr viel Schellack Jazz.


    Mein Grada Reference Platinum 2 Mono, habe ich mir extra mit einer 25er Nadel, als auch als MI geordert.

    Nachdem mir leider diese Nadel abbrach, habe ich mir eine 25er Shure Nadel an Grado getütert, damit spielt es viel feiner als mit der Grado Nadel.


    Mit einer 25er Nadel treten weniger Störgeräusche auf.

    Ich hatte zwischenzeitlich eine 15er Nadel am Grado, damit hatte ich mehr Störgeräusche. Wie Rauschen, Knistern, Prasseln, etc.


    Sonnigst Nadja

  • Hallo skeptiker,


    wenn man nicht für das Hören von Mono- und von Stereo-LPs zwei getrennte Wiedergabeketten betreiben will (z.B. mit einer Mono-Anlage mit nur einem Lautsprecher in einem anderen Zimmer), dann möchte ich auch das Umstecken von Kabeln (oder gar das Tauschen von Tondosen) vermeiden. Daher gehe ich vom Entzerrer-VV, dem EQ10, in den Hochpegel-Eingang der Vorstufe (obwohl man auch direkt in die Endstufe gehen könnte). Am Phono-Eingang der Vorstufe habe ich meinen "Stereoplattenspieler" angeschlossen -- am EQ10 den "Monoplattenspieler" (jeweils mit den passenden MC-Trafos dazwischen). Dann kann ich bequem an der Vorstufe zwischen Phono (stereo), Phono (mono), CD und Tuner auswählen, ohne Umstecken, und kann beim Hören nach Lust und Laune Stereo-LPs, Mono-LPs und CDs aus dem Regal nehmen und Auflegen.


    Eine einzige Vorstufe, die dasselbe ermöglicht (Musikhören ohne Umbau), benötigt mindestens 2 Phonoeingänge. Und wenn man mit Tonabnehmern experimentieren will, dann wäre man (meiner Meinung nach) flexibler, wenn man in eine solche Vorstufe keine MC-Trafos einbauen würde.


    Viele Grüße


    Joachim

  • Hallo Joachim,


    genau meine Philosophie die Du da beschreibst.

    Darum wird mein zukünftiges Set Up deutlich verschlankt werden bei maximaler Flexibilität.


    Vorstufe -

    3er Kombi Phono Stereo, -PSU-, Phono Mono

    Plattenspieler Stereo, /Plattenspieler Mono, Vintage Reibrad mit altem System 25er Nadel.

    Den Stereoplattenspieler nutze ich dann in Doppelfunktion mit Stereotonarm und Monotonarm für "moderne" Monoabtaster.

    Damit lässt sich eigentlich alles versorgen. Selbst Schellack wäre mit Headshellwechsel am Vintage Player möglich. Bin aber hauptsächlich Mono Vinyl interessiert.


    Gruß

    skeptiker

  • Wenn man obige - übrigens schöne & interessante – Fotos betrachtet, fällt mir auf, dass die RIAA Kennlinie irgendwo in der "Mitte" der Wahlknöpfe erscheint: Hinweis auf einen sinnvollen „Technischen Kompromiss“ ??


    Zu Nadias Anmerkung betr: Röhren ! die sind immer gut …nicht nur für MONO !! ;)


    Eine „ quasi Transistor-frei Analogkette mit VIELEN Kennlinien“ war immer mein Ziel…halt mit Übertrager & (MM)-Röhren–Phono–Pre: Ein AMR PH-77 – nicht geheim, aber leider SEHR rar – und ein echtes - gerade auch klangliches - Schwergewicht…:)

    Damit spiele ich ALLES, von Schellack über Monos und Stereo !


    Apropos: Ich bin gespannt, welches „Phono“ -Geheimnis sich da - evtl. bald ?? - offenbart :saint:


    Gruss


    Urs

    ===============

    PS: der PH-77 hat über 20 Kennlinien.....

    PPS: Mein Airtight - Übertrager ist meine "Phono-Schaltzentrale" : 3 Eingänge, zwei Verstärkungen und Bypass - OK der PH-77 könnte es wohl auch. Dank SME Wechelköpfen kann ich daher rasch umstellen


    Eine wenig beachtete „Schellack-Weisheit“ besagt:

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    Einmal editiert, zuletzt von Urs ()

  • Wenn man obige - übrigens schöne & interessante – Fotos betrachtet, fällt mir auf, dass die RIAA Kennlinie irgendwo in der "Mitte" der Wahlknöpfe erscheint: Hinweis auf einen sinnvollen „Technischen Kompromiss“ ??


    Gruss


    Urs

    Kein Kopromiss. Das weisst daraufhin, dass dort kein Zugeständnis an die Optik gemacht wurde.


    Die TURNOVER Frequenzen, also die Tiefenentzerrung, reicht von der Übergangsfrequenz 250HZ (Schellack) bis 800HZ ( z.B frühe RCA Vinyl).

    Die RIAA Übergangsfrequenz ist 500HZ. Liegt damit fast genau mittig. Das passt.


    Sämtliche Tiefenentzerrungen des Weltmarktes inklusive Schellack befinden sich innerhalb dieses Bereiches.


    Gruß

    skeptiker

  • Skeptiker,


    Sorry fürs Missverständnis !!


    Nicht die Geräte sind ein Kompromiss - sondern die RIAA Kennlinie , so fast ein "Durchschnitt" der damals vorhanden anderen EQ's


    Urs

    Eine wenig beachtete „Schellack-Weisheit“ besagt:

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