Solidarität mit Plattenläden

  • Der Punkt "Solidarität mit den Plattenläden" ist hier sicher im richtigen Forum. Ich werde bei meinem Plattenhändler weiter kaufen, wie in all den Jahrzehnten zuvor. Der hat die CD überlebt und überlebt seit Jahren den Internethandel (den bietet er nicht an) und er wird auch das überleben.


    Aber ganz ehrlich, wenn sich die Situation nicht entspannt, dann werden Schallplatten unser geringstes Problem sein. Je nach Dauer können die wirtschaftlichen Folgen fatal werden. Es kann nicht nur im Mittelstand ganz schnell gehen, dass massenhaft Arbeitsplätze verloren gehen, sondern auch zu 100.000ern bei Großkonzernen. Es kommt jetzt auf Solidarität für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens an. Schaut mal über die Grenzen. Mir ist es momentan wichtiger, dort bei Bedarf helfen zu können, wo wirkliche Hilfe benötigt wird und das bezieht sich auf eine Grundversorgung (materiell wie persönlich).


    So gerne wie ich Musik habe und wie leidenschaftlich ich sammle, aber das ist aus meiner Sicht momentan alles unwichtig. Vielleicht erleben viele Einzelhänder (und auch die Plattenläden) nach der ganzen Geschichte eine Renaissance, weil sich die Menschen darauf besinnen, wieder mehr vor Ort und lokal zu kaufen. Ich befürchte aber, dass die Masse daraus nichts lernen wird. Es geht weiter wie zuvor. Darüber sollte man mal nachdenken. Es ist nicht an der Zeit über Luxusprobleme nachzudenken.

    "Ich habe nie eine Torchance überhastet vergeben. Lieber habe ich sie vertändelt." Willi Lippens

  • Ich befürchte aber, dass die Masse daraus nichts lernen wird. Es geht weiter wie zuvor. Darüber sollte man mal nachdenken. Es ist nicht an der Zeit über Luxusprobleme nachzudenken.

    Das befürchte ich auch ... nach einer gewissen Zeit nach dem Virus wird "der Mensch" weiter machen als wäre nie was gewesen. Es gibt ja leider auch momentan genug die tun als wenn nichts wäre ... gerade bei den Konservativen und beim Spring Break in den USA :cursing:

  • Ich bin ehrlich gesagt froh, wenn meine Frau und ich die Sache körperlich überleben. Den ersten Fall in der Familie haben wir schon. Ein junger Zahnarzt der sich auf einer Fortbildung angesteckt hat. Den Test musste er selbst machen, über seine eigenen Verbindungen, an offiziellen Stellen hatte er es versucht und war abgewiesen worden.


    Sorry für OT. Ich kann cb69musik nur zustimmen!

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Es ist nicht an der Zeit über Luxusprobleme nachzudenken

    Musik sind keine Luxusprobleme, wenn ich die Streichquartette von Mozart, Beethoven, Schubert (höre grade, eine) ..... Zemlinsky usw. nicht mehr hören kann, ist Rambazamba. Ich hörte, sogar unter mörderischen Bedingungen wurde musiziert.


    Nun ja, dem ganzen Tag auf Kundschaft warten in seiner Plattenstube und woanders wird geschuftet.....verballert doch das Ersparte, der Euro geht so und so in die Währungsreform, also auf Null.


    Und doch mal auf dem Teppich bleiben, die Sterberate bei 7 Milliarden Sapiens ist ... denkt mal an die Kriege, auch an den Magdeburger Tanz, die Infektionen, mitgeschleppt von den Spanischen Inquistatoren. Das Überkandidelte wird jetzt geerdet, ist nun mal ein mörderischer Planet, Mutter Erde.


    Entschuldigt meinen Steifzug, aber Solidarität ist nunmal politisch.

  • Musik sind keine Luxusprobleme, wenn ich die Streichquartette von Mozart, Beethoven, Schubert (höre grade, eine) ..... Zemlinsky usw. nicht mehr hören kann, ist Rambazamba. Ich hörte, sogar unter mörderischen Bedingungen wurde musiziert.

    Bitte lesen, was ich geschrieben habe. Es geht ja nicht darum, keine Musik mehr hören zu können.

    "Ich habe nie eine Torchance überhastet vergeben. Lieber habe ich sie vertändelt." Willi Lippens

  • Neben aller Vorsicht, „Überlebensangst“ (soweit sind wir hier schon, wow) und Geraderücken von dem, was jetzt wichtig ist und was eher zu den „Luxusproblemen“ gehört:

    Wir dürfen jetzt bei allem Ernst nicht anfangen, das was uns Spaß bereitet (also Schallplatten hören, Hobbykontakte pflegen etc) gänzlich einzustellen.

    Diese positiven Dinge gehören neben frischer Luft und Bewegung auch dazu, um unser Immmunsystem zu stärken.

    Jetzt den ganzen Tag nur an das Virus zu denken und wie wir uns davor schützen und alles andere als „Luxusproblem“ auszublenden, ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Das Leben geht weiter und wie ich hier in den Musik-Threads beobachte, wird auch fleißig weiter Platten gehört. Ein bisschen Erdung tut nach den ganzen Horrorszenarien, die uns über die Medien vermittelt werden, sicher gut.


    Klasse finde ich das, was Alex hier schreibt. Dass man seitens der Kundschaft bereit ist, den örtlichen Handel mit Gutscheinkäufen und Serviceangeboten zu unterstützen und unbedingt dazu beitragen möchte, dass es in der Zeit nach Corona für viele Händler weitergeht. Dafür einen dicken Daumen nach oben! :thumbup:


    Musikalische Grüße und alles Gute

    Rudi


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    seit 2009 AAA-Mitglied

  • Hallo Rudi,


    es geht in der Tat bei nicht wenigen Menschen um die Angst zu überleben (Ältere, Vorerkrankte, chronisch Kranke, Dialysepatienten, Chemopatienten, etc.). Ich verstehe nicht, wie man sowas ausblenden kann. Berichte aus Italien dürften keinem entgehen und in Deutschland hat ein Teil der Bevölkerung immer noch nicht verstanden, worum es momentan geht. Ein Stück Normalität ist aber ganz wichtig. Da bin ich bei Dir und ich höre auch weiterhin Musik. Das ist wichtig für mich.


    Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden wir mit Wucht noch alle zu spüren bekommen. Da bin ich mir sicher. Ich bin beruflich sehr nah an Unternehmen und Arbeitgebern dran und da geht es bei einigen jetzt schon ans Eingemachte.


    Nichts für Ungut.

    VG

    Claus

    "Ich habe nie eine Torchance überhastet vergeben. Lieber habe ich sie vertändelt." Willi Lippens

    Einmal editiert, zuletzt von cb69musik ()

  • Solidarisch wird jeder erst mal gegenüber seiner Familie, Freunden und Nachbarn, seinem Arbeitgeber verhalten.

    Entweder packt man selber an, oder man wartet auf das, was da kommen mag


    Ich möchte mal ein Auszug des Mails eines Second-Hand Schallplattenhändlers vor Ort einbringen.


    Liebe Vinylfreunde,


    als Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie, haben wir am 16.03.2020 vorsorglich unser Ladenlokal am Hellweg 46 geschlossen.


    Wir haben uns dann Gedanken gemacht, wie wir Euch trotzdem weiterhin mit wunderbaren Platten versorgen können.


    Also zurück zum Anfang und alles archivieren.


    Die einzige Konstante im Leben ist der Wandel.


    Heute können wir Euch unsere erste LP-Liste mit über 4000 erfassten Platten präsentieren, das sind noch lange nicht alle.


    Wir werden die LPs laufend weiter erfassen und danach die Singles.


    Wir bieten Euch ab sofort Versand und Lieferung an.


    Schreibt uns eine Email mit Eurer Bestellung, Ihr erhaltet kurzfristig die Bestätigung, der Platten die verfügbar sind. Wir werden die Listen wöchentlich aktualisieren. Sollten Platten nicht mehr da sein oder wir uns beim Eingeben vertan haben seht es uns bitte nach.


    Die Paketzustellung kann auch ohne jeglichen physischen Kontakt erfolgen. Mit der Paketlieferung vor die Wohnungstür, in die Gartenlaube, Garage oder einen anderen sicheren Ablageort erfolgt die Zustellung ohne einen persönlichen Kontaktpunkt.


    In einem Umkreis von 15km liefern wir die Bestellung nach Terminabsprache selber an Euch aus, wir stellen das Paket am vereinbarten Ort ab und klingeln dann per Handy kurz durch.

    Alles was weiter entfernt ist lassen wir von einem Paketdienstleiter liefern.

    Es entstehen Euch Versand/Liefer-Kosten von 5€ pro Lieferung


    Wichtig!!!

    Die Stabilität von Coronaviren in der Umwelt hängt von vielen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beschaffenheit der Oberfläche sowie vom speziellen Virusstamm und der Virusmenge ab. Im Allgemeinen sind humane Coronaviren nicht besonders stabil auf trockenen Oberflächen. In der Regel erfolgt die Inaktivierung in getrocknetem Zustand innerhalb von Stunden bis einigen Tagen. Für das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 zeigen erste Laboruntersuchungen laut einem Preprint-Artikel (eine Veröffentlichung, die noch nicht durch ein in der Wissenschaft übliches Peer-Review-Verfahren geprüft wurde), dass es nach einer starken Kontamination bis zu 3 Stunden als Aerosol, bis zu 4 Stunden auf Kupferoberflächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu 2-3 tagen auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben kann.

    (Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung)

    Für uns als Laien heißt das, wenn ich eine Flasche Wasser(Plastik) im Aldi kaufe sollte ich mir die Hände waschen, auch wenn ich diese Flasche dann später noch mal anfasse weil ich daraus trinke, usw.(Zigaretten, Zeitungen, Obst, Gemüse eigentlich alles).


    Das gilt auch für den Umgang mit Schallplatten, wenn wir Sammlungen ankaufen treffen wir Schutzmaßnahmen.

    Wir schauen die Platten bei Abholung nicht durch, sondern holen Kartons, die vor der Tür stehen, ab.

    Die angekauften Platten kommen 72 Stunden in Quarantäne und werden erst danach kontrolliert und eingeräumt. Auch bei diesem Vorgang werden Schutzmaßnahmen getroffen

    Solltet Ihr noch Platten verkaufen wollen packt sie in Kartons, wir holen diese gerne ab, ohne persönlichen Kontakt. Der Preis wird vorher vereinbart: Vertrauen gegen Vertrauen.

    Solltet Ihr weiter weg wohnen ist auch eine Zusendung möglich.


    Udo hat gesagt: Wie aussichtlos die Lage auch scheint, versuchen wir vielleicht trotzdem irgendwas Gutes zu finden.


    Bleibt zu Hause, wir versorgen Euch mit guter Musik


    Bleibt gesund!

    Gruß

    Wolfgang

  • Guten Abend,

    ich denke, hier muß jetzt kein Richtungsstreit über das ausbrechen, was wirklich wichtig ist oder wie wichtig jetzt das Überleben von Plattenläden gegenüber den aktuell wirklich wichtigen Dingen ist.


    Natürlich ist es wichtiger, dass wir jetzt das machen, was fast alle führenden Wissenschaftler und Ärzte raten: Soziale Kontakte vermeiden, wo es nur geht. Und da gehört ein Laden, der nicht unmittelbar Lebenswichtiges anbietet, eben geschlossen. Das würde, davon bin ich überzeugt, mittlerweile auch kein Ladeninhaber mehr anders sehen. Ich jedenfalls nicht. Unser Laden ist zu und das ist zur Zeit auch gut so. Jetzt muss halt jeder seinen Teil für die Gemeinschaft beitragen.


    Die Diskussion ist insofern etwas unglücklich, als dass der Beginn der Diskussion zu einem Zeitpunkt gestartet wurde, als die gesundheitliche Lage noch bei Weitem nicht so drastisch war und eben auch noch nicht klar war, dass der Staat die Läden finanziell auch anderweitig als durch Kredite unterstützt. Das hat am Anfang zu einer großen Verunsicherung geführt; mittlerweile ist aber klar, dass es gar nicht anders geht als durch flächendeckende finanzielle Hilfen. Und auch wenn diese nicht ausreichen, um alle Kosten zu decken; wichtig ist doch, dass es am Ende reicht, damit es nach der Krise irgendwie weitergeht. Es trifft ja im Übrigen nicht nur die Ladenbesitzer und Selbstständigen, sondern wahrscheinlich ohnehin alle von uns irgendwie (außer vielleicht das 1% ganz oben). Dann sollten wir das auch alle solidarisch aushalten. Und genau dewegen schrieb ich, dass wir uns über den ganzen Zuspruch und die Hilfsangebote freuen. Und da gibt es in einem analog-forum eben einen ganz konkreten Bezug zur gemeinsamen Sache. Das heißt im Umkehrschluss ja aber nicht, dass diejenigen, die uns schreiben, sich nicht auch allen anderen Betroffenen verbunden fühlen.


    Gute Nacht!

  • Guten Morgen Leute,


    also, es gibt Dinge, von denen man denkt, ...


    Da schreibt uns gestern doch tatsächlich jemand:


    "Hallo, fühle mich durch euren Text angesprochen, da ich gerne Gast in eurem Plattenladen bin. Wäre es nicht auch gut „Anreize „ zu schaffen und es nicht nur dem Altruismus zu überlassen? Bsp: Ich kaufe einen 100€ Gutschein und bei Wiedereröffnung kann ich mir dann Platten im Wert von 120€ kaufen. das kann man auf verschieden Beträge dann anwenden. Ich habe dies bei anderen Plattenläden auch so erfahren.

    Bleibt stark und gesund,..."


    Ok, da hilft dann wohl nur eine ganz klare Antwort, welche sich so gestaltete:


    "Guten Tag Herr [Name],

    wir erfahren derzeit eine Welle der Solidarität; viele unserer Kunden kaufen Gutscheine für Platten, die sie später ohnehin bei uns gekauft hätten. Es kaufen aber auch völlig fremde Menschen Gutscheine bei uns. Das Ganze, wesentlich durch einen Artikel in der FAZ angestoßen, in dem über unsere Lage berichtet wird; dass wir also verzinste Hilfskredite in der derzeitigen Lage als "zynisch" empfinden.

    Aber von Ihnen können die Banken scheinbar noch etwas lernen! Think big!


    Wir schlagen Ihnen vor, doch in Zukunft einfach in den anderen Läden zu kaufen.


    Wir brauchen keine Kriegsgewinnler.


    Machen Sie es gut und bleiben Sie gesund

    Alex Timme"



    Leute gibt`s, das denkt man kaum.


    Nun gut, immerhin eine Story mehr zum Erzählen.


    Bleibt gesund!


    Alex Timme

  • Lieber Alexander, ich halte es für keine so gute Idee, dies hier zu veröffentlichen.


    Ihr habt im Gegensatz zu überwiegenden Mehrheit der Händler Glück gehabt, Aufmerksamkeit und somit Solidarität der Öffentlichkeit durch den FAZ-Bericht bekommen zuhaben. Dadurch habt ihr vielleicht eine komfortablere Situation als die allermeisten anderen Plattendealer. Zumindest hat sich hier im Forum noch keiner dazu geäussert. Oder sind diese durch das Verhalten hier im Forum schon alle abgeschreckt?


    Dieser Kunde mag es mit seinem Vorschlag übertrieben haben, meinte es aber u.U. nur gut. Mit einem Ideenvorschlag, der einen Händler zu weiteren Aktionen anregen kann. Ich würde z.B. einen solchen in den Ring werfen:

    Einen bestellten Gutschein in eine schöne Stofftasche packen und zusenden. Eine solche Tasche kostet auch Geld, kann er/sie aber bei nächsten Einkauf nutzen und ist eine schöne Geste.


    vg

  • Lieber Alexander, ich halte es für keine so gute Idee, dies hier zu veröffentlichen.

    Lieber (leider weiß ich Deinen Vornamen nicht),


    gerade solche Vorschläge muss man m.E. öffentlich machen. Warum?


    Weil es nicht die Schuld der Geschäfte ist, das die Dinge aktuell so sind, wie sie sind. Nennen wir es "unverschuldet in eine Zwangslage geraten".


    Und weil mit dem Vorschlag diese Zwangslage faktisch ausgenutzt werden würde.


    Der "Kunde" schreibt ja ausdrücklich, dass er gerne in unserem Laden einkauft. Und das würde für uns bedeuten, dass nach der Wiederöffnung genau dieser Kunde einfach einen Vorteil ausnutzt, den er jetzt in der Zwangslage freundlich als "Angebot" darstellt. Also im Prinzip nichts anderes als ein Kredit mit 20% Zinsen in 3-4 Monaten (je nachdem, wie lange die Geschäfte zu sind).


    Und gerade deshalb muss man die anderen, in der Krise vielleicht auch nicht so aktiven Händler, vor solchen Machenschaften schützen. Denn, es wird ohnehin schwierig genug werden. Wenn dann sogar die Stammkunden das ausnutzen und statt 120 Euro eben "nur" 100 euro ausgeben, dann ist das kein gutes Vorbild. Und wenn eine solche Masche Schule macht, dann kommen gerade die Händler, die mit dem Rücken Wand stehen, in eine Verteidígungsposition, aus der sie ganz schlecht wieder rauskommen.


    Ich gehe sogar so weit, von einer subtilen "Erpressung" zu sprechen:

    "Ich habe es bei anderen Läden auch so erfahren" bedeutet doch nichts anderes als "überlegt es Euch, ich kann mein Geld auch in andere Läden stecken." Soll er machen.


    Mit anderen Worten: Wenn er gerne bei uns kauft, warum bestellt er sich dann nicht ganz einfach einen normalen Gutschein? Nein, es muss was dabei rausspringen. Das ist Egoismus pur. Und die vermeintliche Projektion auf andere ist nichts anderes als eine unbewusste Rationalisierung seines Egoismus.


    Die Idee mit der Stofftasche ist gut.


    Viele Grüße

    Alex

  • Hallo Alex,


    auch wenn ich Deinen Ärger wirklich voll und ganz nachvollziehen kann, hätte ich dennoch versucht, ohne Vorwurf zu antworten. Etwa in dem Sinne, dass die Lage im Moment einfach so ist, dass man sich über jeden Kunden freut, auch über jeden jetzt verkauften Gutschein usw., aber dass man gerade jetzt in dieser Situation überhaupt nicht solche Rabatte geben kann. Ich glaube, mancher Kunde kann nicht so schnell mental umschalten und sein eingeübtes Kaufverhalten (Geiz ist geil usw.) mit der rasanten Entwicklung in Einklang bringen. Auch wenn nicht auszuschließen ist, dass dieser Kunde tatsächlich in der Krise noch einen Bonus raushandeln möchte. Aber man kann eben auch nicht ausschließen, dass er es als Euer Stammkunde nicht so übel gemeint hat, wie es bei Dir - verständlicherweise - angekommen ist. So habt ihr jetzt vielleicht einen Stammkunden weniger, was bestimmt nicht Dein Ziel war. Vielleicht kann man ja anbieten, dass man im Laden nach dem Ende der Krise gemeinsam ein Bier mit den Stammkunden trinkt und so gemeinsam auf das Überdauern der Vinylleidenschaft anstößt? Oder man macht später ein Soli-Konzert im Laden, wo die Erlöse den notleidenden Musikern und dem Laden zu gleichen Teilen gespendet werden können?

    Bevor man "die Bazooka" rausholt (O-Ton dieser Tage), würde ich erst noch einmal an die Einsicht appellieren, selbst wenn das bei einigen Kunden vergebens sein sollte. Vielleicht sieht mancher Kunde dann ein, dass solche Rabatte eher noch dazu beitragen, dass es Euch als Stammladen bald gar nicht mehr geben könnte. Man darf die Hoffnung auf Einsicht nicht aufgeben...


    Beste Grüße,


    Martin

    eine Stereoanlage, zwei Ohren und viele Platten

  • Hallo Martin,

    und es nicht nur dem Altruismus zu überlassen

    klingt für mich nicht unbedingt unreflektiert (also der Kunde).


    Meine, zugegebenermaßen etwas rauhe, Antwort verteidige ich inhaltlich vollumfänglich.


    Man muss doch auch sehen, dass es sich bei einem Gutschein um eine Vorabzahlung eines Betrages handelt, der einem dann später auch in der gleichen Höhe in der Kasse "fehlt, wenn der Gutschein eingelöst wird.


    Der Vorschlag ist nichts anderes als das Angebot eines Wucherkredits. Und dann muss man eine solche Antwort auch aushalten.


    Zu Deinem Vorschlag, lieber ohne Vorwurf geantwortet zu haben und die Sache stattdessen zu erklären: Da ist was dran. Aber das ist ja nicht ausgeschlossen. Wenn der Kunde uns antwortet, treten wir gerne in diesselbe Diskussion ein, wie sie hier gerade läuft.


    Aber Du hast schon recht:

    Manchesmal wäre es vielleicht besser, ersteinmal duchzuschnaufen. Das gilt besonders für mcih. Aber dafür bin ich niemand, der wirklich nachtragend ist. Oder anders ausgedrückt: "Mit mir kann man ganz gut streiten (und nebenbei auch Bier trinken - siehe Vorschlag oben)".


    So, ich bin dann mal kurz weg - Bin nämlich auch noch im örtlichen Gewerbeverein aktiv und versuche gerade, eine Solidaritätsgutscheinkette für die Geschäfte zu organisieren. Und dann ist da ja noch unser Laden und und und.


    Leute, Leute, was freu ich mich, wenn das alles überstanden ist. Mit offenem Laden war es weniger streßig.


    Bleibt gesund!

    Grüße

    Alex

  • Hallo,


    manche Leute sind wirklich Schmerz befreit.

    Wenn ich meinen lokalen Plattenladen unterstützen will dann kaufe ich mir einen Gutschein über 100,- und lasse später, wenn ich ihn einlöse, stillschweigent 20,- unter den Tisch fallen. Die paar Euro tun mir persönlich nicht weh, und wenn das 100 Kunden machen kann der Händler zumindest einen Teil seines Verlustes ausgleichen.


    Gruß,


    Christian

  • Solche Menschen mag ich!

    Solidarität einfordern, aber

    in guten Zeiten keinen Rabatt geben, und in schlechten Zeiten schon mal gar nicht!

    Dem Kunden war es wahrscheinlich gar nicht bewusst was 20% Rabatt für Dich bedeuten!

    Den Laden würde ich persönlich nicht mehr betreten!

    Den oft reicht schon ein kleines entgegenkommen des Ladenbesitzers, um trotzdem einen Gutschein zu kaufen. Und das wichtigste: "Der Kunde wäre zufrieden"!

    Marketing ist teurer!

    Gruß

    Wolfgang

  • Ok, ihr habt grundlegend Recht mit Eurer Kritik an meiner harschen Ausdrucksweise.


    Das hätte ich sachlicher und freundlicher ausdrücken müssen. Ferner wären einige Erklärungen in meiner Antwort sicherlich hilfreich gewesen. Das habe ich nun in einer zweiten Antwort an den Kunden inzwischen korrigiert, mich für den harten Ton entschuldigt und ihm angeboten, darüber noch einmal in Ruhe zu diskutieren. Ausserdem habe ich "Kriegsgewinnler" zurückgenommen. Dieses Wort gewählt zu haben, tut mir leid. Punktum.


    Und ich will im Thread auch nicht weiter vom eigentlichen Thema ablenken.

  • Solche Menschen mag ich!

    Solidarität einfordern,

    Der nette Herr Timme, man kann sich nun selbst ein Bild seines etwas ambivalenten Verhaltens machen. So geht man einfach nicht mit Kunden um, auch ich würde mit solch einem Händler nichts zu tun haben wollen!


    Weiterhin darf ich erwähnen, dass im Bereich des Gastronomie-Gewerbes bereits zwei größere Unternehmen die Insolvenz angemeldet haben.


    Schöne Grüße nach Frankfurt

    Reinhard