Sichtbarer Verschleiß?

  • Hallo miteinander,

    mein Name ist Nils und bin seit einigen Jahren begeisterter Plattenhörer.

    Nun bin ich in diesem Zusammenhang auf etwas gestoßen, was mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet. Über einen langen Zeitraum habe ich meine Schallplatten mit auf meinem Dual 1229 mit dem klassischen AT95E abgespielt. Nun habe ich mir mal ein kleines Upgrade in Form eines neuen Tonabnehmers gegönnt. Letzte Woche habe ich mir bei Thakker ein Audio Technica VM95ML bestellt. Ich habe das System installiert, und alle notwendigen Parameter penibel justiert. Die empfohlene Auflagekraft von 2 Gramm habe ich mittels einer digitalen Tonarmwaage überprüft. Beim Überhang und Kröpfungswinkel habe ich mich an die Geometrie des in die Headshell des 1229 fest integrierbare Click-Systems gehalten. Ich gehe davon aus, dass dies die vom Hersteller vorgesehene optimale Einstellung ist.


    Nun mein Problem: Wenn ich nun mit dem neuen System eine Platte abspiele, die zuvor nicht damit abgespielt wurde, ist eine deutliche „Spur“ zu erkennen. Abgetastete Bereiche lassen sich optisch deutlich von unangetasteten unterscheiden. Hören kann ich davon nichts. Ich kann keinerlei Verzerrungen bzw. eine deutliche Verschlechterung des Klanges feststellen. Nun hat das VM95ML einen relativ scharfen Schliff und dringt vermutlich auch tiefer in die Rille ein. Kann dieses Phänomens allein dadurch erklärt werden oder sehe ich da eindeutigen Verschleiß des Tonträgers? Das angehängte Bild soll das Ganze verdeutlichen. Das oben links sichtbare kleine Stück Papier zwischen Headshell und Tonarm korrigiert den horizontalen Winkel zum Plattenteller (parallel).IMG_2855.jpg


    Ich bin wirklich ratlos. Wie kann so etwas bei einer neuen Nadel und (hoffentlich) korrekter Einstellung sein? Wie schätzt ihr das ein?

    Ich bedanke mich bereits im Voraus für eure Antworten!


    Liebe Grüße


    Nils

  • Dann ist etwas mit der Nadel kaputt. Nicht mehr weiter benutzen! Egal, ob die (angeblich) neu ist oder nicht. Günstiges 60* Mikroskop bei Amazon bestellen und erstmal selber anschauen. Dann bei gleicher Justage wieder mit alter Nadel probieren. Und die Nadel prof. überprüfen lassen.

    Habe ich noch nie gehabt, bei viel höheren Gewichten. Sehr merkwürdig.

  • Hallo Nils,


    so ein Problem - wie Du es oben beschrieben hast - hatte ich vor vielen Jahren auch mal; und zwar mit einem sauteurem BENZ GLIDER H2: Spielte ich eine Platte ab, sah der "Glanz" des zuvor abgetasteten Bereichs anders aus als der Bereich danach, der noch nicht abgetastet war.

    Unter dem Mikroskop erkannte ich, dass der Hersteller zu viel Klebstoff zur Befestigung des Diamanten verwendete, so dass man nur die Spitze des Diamanten erkennen konnte. Und da auch Klebstoff in ausgehärtetem Zustand "relativ" hart ist, kommt es eben zur dauerhaften Verformung am oberen am oberen Ende an einer oder beiden Rillenflanken. Daher auch der andere "Glanz" ;)

    Deswegen ist die Schallplatte nicht kaputt, aber die Rillenflanke hat einen dauerhaften Schaden! Den Tonabnehmer habe ich dann wieder veräußert ...


    Guck' Dir mal die Nadelspitze unter einem Mikroskop an; vielleicht hast Du das gleiche Problem. Soweit ich weiß hat das VM95ML auch einen nackten Diamanten auf einem Aluminium-Nadelträger: Da genügt normalerweise ein sehr kleiner Tropfen Klebstoff.

    Hier ein Foto meines Nadelträgers mit dem "durchgestoßenen" Diamanten: Die blaue Farbe ist der Klebstoff!


    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/1306/


    Hier ein Bild von der Seite: Kein Klebstoff in der Nähe des Schliffes!


    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/55162/


    Vielleicht weiß jemand noch eine andere Fehlermöglichkeit :)


    Gruß Stefan

    Malerei verwandelt den Raum in Zeit,
    Musik die Zeit im Raum :)

  • Tritt dieser Effekt einmalig auf? Also wenn du erstmalig eine bisher ausschließlich mit dem alten System genutzte LP abspielst, oder ist dieser Effekt auch bei jedem weiteren Abspielvorgang mit dem neuen System zu beobachten?

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Dann muss ich wohl mal den Diamanten mit einem geeigneten Mikroskop untersuchen. Ich schätze, dass meine Chancen bei Thakker eine Erstattung oder zumindest einen Ersatz zu bekommen eher schlecht sind.

    Das Problem tritt nur beim „ersten“ abspielen auf, danach ändert sich nichts mehr.

    Genau so wie Stefan es beschrieben hat sieht es auch bei mir aus: Der Glanz verändert sich. Das ist je nach Lichteinfall erkennbar. Das so etwas wie mit dem Klebstoff auch bei Herstellern hochpreisiger Highend Systeme passieren kann zeigt wohl, dass auch deren Endkontrollen nicht unfehlbar sind...

    Leider habe ich hier kein geeignetes Mikroskop um die Nadel ausreichend gut zu betrachten. Ich denke die zwei uralten Lichtmikroskope aus den 30ern werden nicht reichen ^^ Gibt es sonst noch eine Möglichkeit eine Nadel überprüfen zu lassen?


    Auf jeden Fall werde ich mal eine Mail an Thakker mit dem Bild als Anhang schicken. Ich habe denen bereits mein Problem beschrieben. Sie erklärten sich das Phänomen durch einen Abtransport von Schmutz durch die spitzere Nadel. Ich denke aber das ist eher unrealistisch oder?


    Vielen Dank nochmals!


    Nils

  • Ich finde die Antwort von Thakker nicht unrealistisch. Hätte es mir eigentlich auch so erklärt, zumal bei erstmaligem Abspielen und keinerlei hörbaren Verzerrungen.


    Die Antwort von stbeer spricht allerdings eine andere Sprache. Halt uns auf dem laufenden!

  • Hallo Nils,


    warum sollte das "uralte Lichtmikroskop aus den 30ern" das nicht können ?

    In den meisten Fällen reicht eine Vergrößerung von 30x bis 60x aus, um den Diamant begutachten zu können.

    Oft ist es sogar so, daß die uralten Teile mechanisch so gut gefertigt sind, daß die Handhabung leichter geht. Stichwort Schärfeeinstellung beim Wechsel der Auflösung am Objektivrevolver.

    Nicht verzagen ! Ausprobieren !


    Gruß

  • Bei Amazon gibts die 60 fach für Münzen ansehen doch schon für 2,99€. Das reicht, um grob eine defekte Nadel zu erkennen, ob was abgebrochen ist, Klebereste etc.

  • In den Rillen wird sich im Laufe der Zeit Staub festgesetzt haben, den du mit dem schärferen Schliff des neun Systems aus der Rille kratzt.


    Wie sieht denn die Nadelspitze in Bezug auf Schmutz nach dem Abspielen aus?


    Abhilfe bzw. Klarheit bringt hier eine gründliche Plattenwäsche, tritt das Phänomen danach nicht mehr auf, war das die Ursache.

    Gruß Martin


    Sony TTS-8000 - Pio PA-5000/Ortofon MC30 Super II - Ortofon T-20 - Phonomopped MK2B14
    DIY Laufwerk Pioneer MU-70 - Groovemaster II 12"/Ortofon Venice - Ortofon TA-210/Ortofon MC30 Super - Silvercore mc25 - Phonomopped MK2B14

  • Thakker nimmt problemlos zurück (eigene Erfahrung) und wird dann sicher auch tauschen.


    Ob Dreck die Ursache ist, wird sich nur mit einer ordentlichen Reinigung feststellen lassen.
    Mal so eine Platte nehmen, bei der der Unterschied sichtbar ist (Stelle merken) und diese waschen, danach sollte davon nichts mehr sichtbar sein. Beim Abspielen der gereinigten Platte ab dieser Stelle sollte der Effekt dann nicht mehr auftreten ...

    VG
    Mario

  • Das Phänomen kenne ich von der Knosti-Reinigungsflüssigkeit. Nach der Reinigung mit Knosti ist die Platte hochglänzend. Nach dem ersten abspielen verändert sich auch die Optik. Die Reinigungsflüssigkeit bleibt nämlich in der Rille hängen und wird durch die Nadel herausgekrazt. Wenn ich danach nochmals mit einer Nadel mit schärferem Schliff abspiele, kommt noch mehr Knosti aus der Rille.

    Ich würde also nicht umtauschen, weil entweder die Platten vorher mit Knosti behandelt wurden oder ein anderer Schmodder tief in den Rillen sitzt.


    Dietmar

  • Ich ging von einer sauberen, neuwertigen Platte aus. Falls es eine verdreckte, alte mit Staub in den Rillen ist, kann es natürlich so sein, dass der neue TA den rauskratzt.

    Nichtsdestsotrotz würde ich mal die 2,99 in ein Mikroskop mit Lampe investieren. Vermeidet stochern im Nebel ob und wie und eventuell und so.

  • Ich habe mich bereits bei Thakker gemeldet und das Ganze nochmals geschildert. Ich werde morgen oder heute Abend mal versuchen die Nadel unter einem einfachen Mikroskop zu untersuchen. Das mit dem tiefliegenden Schmutz, der von einer elliptischen Nadel schlicht nicht erreicht werden würde kann natürlich auch sein. Meine Platten sind größtenteils alle 30-40 Jahre alt. Allerdings trat das Phänomen soweit ich mich entsinne auch bei Neupressungen auf. Ich überprüfe das gleich nochmal.


    Morgen probiere ich das mit dem Waschen auch mal aus. Ich werde einfach eine Platte auswählen, bei der es auftritt und einen Titel bis zur Hälfte abspielen. Diese Passage wasche ich dann gründlich und schaue, ob die Spuren dann verschwinden... Vielen Dank für eure Hilfe! Ich halte euch natürlich auf dem Laufenden. :)


    Nils

  • Hallo Nils,


    ja, versuch mit deinen alten Mikroskopen die Nadelspitze zu untersuchen. Da du die Nadel in Richtung zum Objektiv hin auf den "Mirkoskoptisch" legst, kannst du von der Seite her mit einer LED-Taschenlampe ausreichend Licht an die Nadel bringen, damit du etwas erkennen kannst. Du kannst auch das System auf die Seite legen und von der Seite her zusätzlich schauen.


    Zu dem kleinen Stück Pappe zur Winkelkorrektur der Systemaufnahme: du kannst den ganzen Tonarmkopf ausrichten, indem du die kleine Schraube vorne am vorderen Ende des Tomarmrohres von unten löst, den Tonarmkopf ganz senkrecht ausrichten (mit Spiegel auf den Plattenteller legen und die senkrechte Flucht System zu Spiegelbild einstellen/ausrichten) und du brauchst keine ungenaue Pappe mehr.


    Gruß, Uli

  • Hallo, Uli,


    hast recht, das mit der Schraube unten am Tonarm ist mir auch gekommen. Ist aber nicht ganz trivial, wenn man keinen kleinen Schraubenzieher hat, der darunter passt.


    Gruß


    Frank

  • Hallo,


    nun wie versprochen mal eine kleines Update. Leider etwas später als angekündigt, ich hatte die Woche noch viel zu tun.
    Danke für den Tipp mit der kleinen Schlitzschraube unten an der Headshell. Da werde ich mich gleich mal dran machen, heute habe wirklich genug Zeit für solche Basteleien. :)

    Ihr habt recht gehabt; das alte Mikroskop hat weitestgehend funktioniert. Bei der näheren Untersuchung der Nadel ist mir nichts aufgefallen. Leider konnte ich vernünftige Fotos nur von den beiden Seiten machen, von oben musste ich am Fokus drehen, um die gesamte Länge der Nadel zu betrachten. Aber auch hier keine abgebrochenen Kanten oder Kleber für mein Auge zu erkennen. Ich habe die Nadel auch nochmal mit Neupressungen getestet. Auch hier tritt das Phänomen auf. Die Platten, auf denen die Spuren erscheinen sind ansonsten auch alle flüsterleise und ich denke eine so starke Verschmutzung bei Neupressungen ist doch eher unwahrscheinlich...
    Allerdings ist mir aufgefallen, dass der gesamte Nadelträger minimal verdreht zu sein scheint. Das ist aber mit dem bloßen Auge seeeehr schwer zu erkennen. Das dritte Bild versucht das zu verdeutlichen, vielleicht kann man ja etwas erkennen. ;)


    So wirklich schlau werde ich aus den Beobachtungen nicht. Jedenfalls hat mir der sehr freundliche Kundenservice von Thakker angeboten das System zurück zu nehmen. Das finde ich sehr fair.

    Ich danke euch für eure Hilfe, wenn es etwas Neues gibt melde ich mich!

    Liebe Grüße


    Nils

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  • Das Phänomen kenne ich von der Knosti-Reinigungsflüssigkeit. Nach der Reinigung mit Knosti ist die Platte hochglänzend. Nach dem ersten abspielen verändert sich auch die Optik. Die Reinigungsflüssigkeit bleibt nämlich in der Rille hängen und wird durch die Nadel herausgekrazt. Wenn ich danach nochmals mit einer Nadel mit schärferem Schliff abspiele, kommt noch mehr Knosti aus der Rille.

    Ich würde also nicht umtauschen, weil entweder die Platten vorher mit Knosti behandelt wurden oder ein anderer Schmodder tief in den Rillen sitzt.


    Dietmar

    Meinst du das ernst?

    Nach dem reinigen muss erstmal die Nadel den Dreck rausholen oder die scharfe Nadel den feinen Dreck ?

    Da kannst du ja gleich Ariel nehmen, dass macht nicht nur sauber, sonder rein!:love:

    Gewerblicher Teilnehmer (Nebenbei)

    Mein Stereo ist zweikanalig! Echt!
    Und bitte deute mit deinem Zeigefinger doch mal auf die Stelle, an welcher dir die Aliens das Metallteil reingesteckt haben, welches nicht rauszukriegen ist!

  • Nils,


    was sind für dich "Neupressungen"?


    Mache mal den Test mit einer nagelneuen Scheibe. Es kann ja nicht sein, dass die Nadel die Platte soweit abhobelt, dass das optisch mit bloßem Auge erkenntlich ist.


    Irgendwas stimmt da nicht. Oder du hast das Auflagegewicht viel zu hoch eingestellt.


    Das ist alles sehr komisch.


    Dietmar