Bewertung Zustand alter Platten

  • Hallo,


    ich habe mir bei einem Versandhändler eine LP von den Mamas & Papas gekauft. Angegeben war die Platte und Hülle im Zustand Ex. Es ist eine orginal Ausgabe aus den USA von 1966. Als sie heute angekommen ist war ich doch etwas enttäuscht, Cover und Platte würde ich eher in Richtung VG einstufen.

    Bin ich da vielleicht zu kritisch? Muss man bei solch alten Platten bei der Zustandsbeschreibung Abstriche machen, so nach dem Schema NM ist eher Ex, Ex eher VG, etc.? Oder kann (darf) man auch bei einer solch alten Platte die gleichen Maßstäbe anlegen wie bei einer Platte die, sagen mir mal, 10 Jahre alt ist?


    Gruß,


    Christian

  • Hallo.


    Abstriche musst du generell nicht machen.

    Aber grade die Amis sind sehr freizügig bei Zustandsbeschreibungen und auch im Umgang mit LPs mbMn.

    Aber wenn dir der Zustand nicht passt reklamier halt.


    Gruß Lars

    Yamaha PF800 mit Yamaha MC9, Yamaha YP-B4 mit AT120Eb, Yamaha YP-D6 mit AT5V, Thorens TD 145 MKII mit Ortofon FF150 MKII

  • Es war ein deutsche Versandhändler. Vom Preis her wäre die Platte in VG gerade noch akzeptabel. Werde sie mir heute abend mal anhören, wenn´s zu schlimm ist geht sie zurück.

  • Oder wiederum gibt es Platten , die beim Ansehen erschrecken, aber einwandfrei spielen.

    Bei mir z.B. die alten Blue Note LPs.

    Besitze ein Paar, wo ich dachte Schrott, weit gefehlt.... spielen sehr gut.

    Gruß Roman



  • Muss man bei solch alten Platten bei der Zustandsbeschreibung Abstriche machen, so nach dem Schema NM ist eher Ex, Ex eher VG, etc.?

    Dieses Platten nach Schema NM, Ex oder VG beschreiben ist der größte Blödsinn den man sich ausdenken konnte weil es jeder anders auslegt. Beim nächsten mal einfach explizit nach den neuralgischen Stellen abfragen, Coverecken, Preisabriss, Kratzer etc.

  • Das ist halt bei einem Onlinehändler ein bissel schwierig. Hier muss man sich wohl auf die Angaben verlassen die gemacht werden.
    Ich habe die Platte mal jetzt am Wochenende probegehört, der Klang war überraschent gut, als EX würde ich die persönlich aber nicht einordnen, eher knapp unter VG+, aber das ist natürlich wie immer sehr subjektiv. Die Hülle ist mir nicht so wichtig, bei eine LP die älter als 50 Jahre ist sollte man sowieso die Messlatte nicht so hoch hängen.

  • Dieses Platten nach Schema NM, Ex oder VG beschreiben ist der größte Blödsinn den man sich ausdenken konnte weil es jeder anders auslegt. Beim nächsten mal einfach explizit nach den neuralgischen Stellen abfragen, Coverecken, Preisabriss, Kratzer etc.

    Die Abfrage "neuralgischer Stellen" usw. ist aber absolut sinnvoll. Für mich auch: Knistern oder hörbare Kratzer. Bei Zweifeln kaufe ich nur mit Rückgaberecht oder weiß, dass ich ein Risiko trage.


    Grundsätzlich wäre da die Frage welche Alternative zum Grading es gäbe...

    Wichtig ist mbMn, solchen Angaben explizit auf ein bekanntes Schema zu beziehen.

    Das ergibt sich oft durch den Marktplatz, auf dem angeboten wird oder sollte im Angebot erwähnt sein bzw. könnte auch erfragt werden.

    z.B. hier im Forum und auf Discogs sind recht hilfreiche Angaben zu finden, interessant auch, das EX in vielen verbreiteten Schemata nicht vorkommt.



    Wie bewertet man Schallplatten nach dem anerkannten Goldmine Standard


    https://support.discogs.com/hc…566193-How-To-Grade-Items



    Sorry, aber den "größten Blödsinn" betreiben leider diejenigen, die sich nicht an die meiner Ansicht nach recht genauen Vorgaben halten oder diese zerreden.


    Eine schlichte Übersetzung, insbesondere z.B. von "Mint" oder "Near Mint" ins Deutsche ist aus meiner Sicht übrigens einfach nur falsch.


    Zum Glück gibt es z.B. auf Discogs die Feedbacks.

    Jeder macht mal Fehler, dann ist für mich entscheidend, wie der Gegenüber reagiert.

    Hier können auch Kommentare zu Feedbacks manches offenbaren...

  • Sorry, aber den "größten Blödsinn" betreiben leider diejenigen, die sich nicht an die meiner Ansicht nach recht genauen Vorgaben halten oder diese zerreden.

    Du ich kenne gestandene Plattenhändler die Platten in der Hand halten und nicht wissen wie sie sie bewerten sollen. Wenn z.B. eine nagelneue Platte Lagerfeuerknistern oder durch das unsägliche Einschweißen geknickte Coverecken hat, dann ist sie Mint und dennoch nicht einwandfrei. Probleme durch solche Standardisierungen wird's immer geben eben weil Standardisierungen nicht auf einer individuellen Basis beruhen. Wenn der Verkäufer schreibt, die Platte ist kratzerfrei und dann sind doch deutlich sicht- und hörbare Kratzer drauf, ist das eine Tatsache. Über VG+ oder - haben bei ein und dergleichen Platte zwei Leute auch zwei verschiedene Meinungen.

  • Wer mir eine VG- Platte als VG+ verkauft und dann noch rum zickt sollte sich über eine schlechte Bewertung nicht wundern. Allenfalls eine neutrale, nach dem Muster:


    "Falsches Grading, aber Rücknahme akzeptiert."




    ...kann (darf) man auch bei einer solch alten Platte die gleichen Maßstäbe anlegen wie bei einer Platte die, sagen mir mal, 10 Jahre alt ist...

    Das kann oder darf man nicht nur, das sollte man unbedingt tun.




    Es gab mal eine Äußerung in einem Grading Schema, die ungefähr so hieß:


    "Near Mint" wird der beste Zustand sein, in dem man eine sehr alte Platte finden kann"


    Da gab es dann "Spezialisten", die das umdrehten und wirklich meinten:

    Eine alte offensichtlich VG/VG Platte, die sie selbst in keinem besseren Zustand finden konnten, sei automatisch "Near Mint"...

  • Wenn sie wirklich der Meinung waren diese Platte noch nie in einem besseren Zustand gefunden zu haben ist sie NM, wo wir wieder bei der Interpretation wären und woher sollen sie wissen, dass jemand in Bielefeld eine noch besser erhaltene hat.

  • Wenn sie wirklich der Meinung waren diese Platte noch nie in einem besseren Zustand gefunden zu haben ist sie NM,....

    Hoppla, da lesen wir beide aber was ganz anderes aus den o.g. Schemata.

    Könntest Du mir die interpretationsfähige Stelle im Text, auf die Du Dich beziehst, hier bitte zitieren?

    Es kann ja gut sein, dass ich mich irre....


    Nach Goldmine Schema (s.o.) für gebrauchte Platten ist mbMn auch ein geknicktes Cover oder eine knisternde Platte niemals "Mint".


    Dann für nagelneue Platten anderes gelten lassen zu wollen, ist schon zumindest "fantasievoll"...

    Viele Grüße - soundhaudegen



    Lieber -> Placebo<-   statt ->Nocebo<- oder ->FUD<-

    3 Mal editiert, zuletzt von soundhaudegen () aus folgendem Grund: Könntest Du mir die interpretationsfähige Stelle im Text, auf die Du Dich beziehst, hier bitte zitieren? + (eine zu provokante Äußerung zurückgenommen)

  • Es ist Deutungssache und wenn es anders wäre, würden sich Leute nicht so oft über Platten beschweren die sie nach Schemata gekauft haben. ;)


    Aber wenn das für dich beim Plattenkauf ok ist, so sei dir das auch unbenommen.

  • Leider tritt jetzt anscheinend hier das von mir selbst beklagte "Zerreden" der Grading Standards ein.


    Wer sich als Verkäufer wörtlich dran hält, braucht überdurchschnittlich häufige Rücknahme Anforderungen und (überdurchschnittlich häufige) schlechte Bewertungen nicht befürchten.

    Edit: Wird vielleicht Stammkunden und über diese auch neue Käufer gewinnen.

    Das zum Thema "komische Kunden" ;)


    Ich stöbere immer und gerne bevor ich kaufe in den Feedbacks und gehen nicht einfach nach den Prozenten der positiven.


    Auch bei einem, der massenhaft gebrauchte Platten als Vinyl "Mint" anbietet, bin ich sofort vorsichtig. Da werde ich immer nach den Mängeln einer "Near Mint" Platte fragen und wohl niemals "VG+" oder schlechter kaufen...

  • Moin miteinander,


    da ich selbst fast ausschließlich gebrauchte Platten kaufe und auch verkaufe, kenne ich das leidige Thema zu Genüge.


    Was mir auffällt, ist das man vom optischen Zustand nicht auf den akustischen schließen kann. Aber wenn man mehr als eine Schallplatte verkauft, dann hat man eben nicht die Zeit alle Schallplatten noch mal zu hören. Wenn ich Schallplatten verkaufe, bewerte ichnur optisch. Ausnahmen mache ich für die besonderen Scheiben, für die ich auch etwas mehr Geld haben möchte, die höre ich auch gern noch mal durch, vielleicht hat sich die Meinung ja geändert und die Platte wandert wieder in den Schrank?

    Beim Kaufen ist es mir leider auch schon oft so gegangen, dass der tatsächliche optische Zustand der Schallplatten eine ganze Stufe schlechter war als angegeben. Wenn Sie dann besser klingen als sie aussehen, dann ist mir das optische meist relativ egal, denn ich will die Platten ja hören und nicht ansehen. Wenn es gar nicht geht und die Bewertung kackendreist völlig daneben liegt, dann geht die Platte auch schon mal zurück. Aber wegen einem Popp auf der Platte, mache ich noch lange keinen Aufstand.


    Was das Lagerfeuerknistern betrifft, das so oft erwähnt wird, eine Plattenwäsche genügt meistens, dann ist man das zu 80% los. Es sind halt bei neuen Platten oft Produktionsrückstände in den Rillen und bei alten Platten kommt das Knistern oft vom Nassabspielen.


    Insgesamt muss ich sagen, habe ich mit gebrauchten Schallplatten eher positive als negative Erfahrungen gemacht. Was mich aber ärgert, wenn der Höhenschlag einer Schallplatte nicht angegeben wird bei Second-Hand Scheiben, aber wahrscheinlich ist das auch kein Kriterium, dass dem Goldmine-Standard unterliegt?


    Cheers and enjoy the music! 8)