Zur Einleitung:
- Ich bin kein Avalon Acoustics Händler (die Osiris ist mein privat Vergnügen)
- Die Avalon Acoustics Osiris ist kein aktuelles Modell
Ich habe versucht, im Web die Geschichte der Firm Avalon Acoustics zu recherchieren, sollte es jemand besser oder detaillierter Wissen, freue ich mich natürlich über Ergänzungen und Korrekturen.
Die Lautsprecher von Avalon Acoustics werden seit den 80'er Jahren angeboten und haben eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Die Firma Avalon Acoustics wurde von Charles Hansen gegründet, der bereits zur Firmengründung auf die Arbeit des damaligen EntwicklungsIngenieurs Neil Patel setzte.
Die ersten vorgestellten Lautsprecher hatten bereits das bis heutige gültige typische Design der Gehäuse.
Diese Design sollte nicht nur die Schallabstrahlung der Lautsprecher optimieren, sondern auch helfen, die Reflektionen der begrenzenden Raumwände zu zerstreuen.
Die ersten Modelle erhielten die Namen "Avatar", "Eclipse" und "Monitor", speziell die Eclipse entwickelte sich zum kommerziellen Erfolg. Als letztes Modell des ersten Portfolios wurde das Spitzenmodell "Ascent" vorgestellt, welches für viele Jahre der Technologie Träger der Firma Avalon sein sollte. Die "Ascent" setzte kompromisslos um, was sich Neil Patel damals vorgestellt hatte. Die machte die "Ascent" nicht unbedingt leichter verkäuflich, aber für Neil Patel war es ein Anliegen, dass bei seinem Spitzenmodell die Frequenzweiche in einem separaten Gehäuse untergebracht zu hatte.
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(Die Frequenzweiche im separat stehenden schwarzen Gehäuse hinter den Lautsprechern)
Die Avalon Ascent zählt (aus meiner Sicht) zu den raren Angeboten im Gebrauchtmarkt,
bei denen man einen sehr hohen klanglichen Gegenwert zum aktuell aufgerufenen Marktpreis bekommt.
Die Lautsprecher von Neil Patel und Charles Hansen erforderten von Anfang an eine gewisse Leistungsfähigkeit der angeschlossenen Verstärker. Die aufwendigen Frequenzweichen verschlangen einfach Leistung, so dass der Wirkungsgrad über das gesamte Portfolio unter 90db blieb. Die Impedanzverläufe waren hingegen Verstärker freundlich, so dass man Avalon Lautsprecher auch gerne mit leistungsstarken Röhren von zB Audio Research sieht .
Kurz nach dem erscheinen der Avalon Ascent gründete Charles Hansen eine Firma für High End Elektronik (die Firma Ayre) und verkaufte die Firma Avalon Acoustics an Jeff Rowland, der auch gleich Neil Patel als Entwicklungschef einstellte.
Dank der Kontakte von Jeff Rowland fand die junge Firma Avalon Acoustics viele neue Vertriebe, vor allen Dingen im asiatischen Raum. Auch heute noch biete viele Firmen Avalon Acoustics Lautsprecher und Jeff Rowland Verstärker zusammen an.
Doch leider hat der Markt auf die Akquise Jeff Rowlands sehr negativ reagiert. Hatten zuvor noch viele Lautsprecher Hersteller die Verstärker von Jeff Rowland als die idealen Partner für die eigenen Produkte angepriesen, nahm man Jeff Rowland nun als Konkurrenten war und machte seine Geräte schlecht.
So entschloss sich Jeff Rowland, die Firma Avalon Acoustics 1989 an Neil Patel zu verkaufen, der die Firma seitdem führt.
Behutsam erneuerte Neil Patel das Avalon Portfolio und erschuf Anfang/Mitte der Neunziger den wohl bisher erfolgreichen Avalon Acoustics Lautsprecher, die Avalon "Eidolon" , die über die weiterentwickelten Versionen "Eidolon Vision" und "Eidolon Diamond" bis heute im Programm geblieben ist.
Nach unten wurde das Programm durch die Avalon "Artus" abgerundet.
Als letztes Modell wurde 1996 die bis 2005 angebotene
Avalon Acoustics "Osiris"
vorgestellt.
Alle drei Modelle wurden von Neil Patel dann als "The New Avalon" vermarktet.
(irgendwie verdrehen sich die Bilder beim hochladen, sorry dafür...)
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Die Avalon Osiris wurde 1996 in Deutschland mit einer UVP von 160.000,- DM angeboten, 2005 war der Lautsprecher dann auf ca 125.000,- eur im Preis gestiegen. Der Nachfolger Avalon Sentinel wurde ab 2005 zu 180.000,-eur angeboten, aktuell steht die 2015 vorgestellte Avalon Tesseract als derzeitiges Spitzenmodell mit 350.000,- bis 400.000,- eur in den jeweiligen Preislisten.
Auch Avalon Acoustics konnte sich offensichtlich der globalen Preisentwicklung im High End Bereich nicht entziehen.
Ich vermute, dass dies nicht der letzten Schritt sein wird,
erreichen doch die Spitzenmodelle von Wilson Audio (Chronosonic) und Magico (M9) bereits die 750.000,- eur Schwelle.
Schaut man sich die Avalon Osiris genauer an, erkennt man die konsequente Umsetzung der Ansprüche von Neil Patel.
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Die bereits von der Avalon Ascent bekannte externe Frequenzweiche wurde nochmals aufwendiger und ist nun sogar zweigeteilt.
Der LS besitzt 5 Eingänge, kann also theoretisch mit 5 Stereoendstufen oder 10 Mono Endstufen betrieben werden.
Die 4 separaten Elemente der Frequenzweiche wiegen jeweils knapp über 100kg, dh man erhält bei diesem Lautsprecher der damaligen Referenzklasse ca 450kg Frequenzweiche.
Die Lautsprecher selber optisch 3 geteilt und physisch 2 geteilt. Neil Patel vertritt die Ansicht, dass eine Bandweitererhöhung im Hochtonbereich zu einer Bandweitenerweiterung im Bassbereich führen muss. Anders, als sein Mitbewerber David Wilson, setzte Neil Patel von Anfang an auf eine sehr hohe obere Grenzfrequenz von 40khz, wohingegen Wilson Audio die LS gerne bereits knapp über 20khz auslaufen liess.
David Wilson und Neil Patel setzten damals auf "customized" Chassis vom selben Hersteller, und zwar von JM Lab (heute Focal), doch wo David Wilson auf die Fähgkeiten der inversen JM Lab Hochtonkalotte setzte, konstruierte Neil Patel ein optisch abgesetztes Hochtonkabinett, welches schmalbandig auf drei Hochtöner aus verschiedenen Materialen (und Herstellerfirmen) setzt.
Bassbereich: Corn type x2 made from a 33cm nomex Kevlar
Mitteltonbereich: The corn type made from a 23cm nomex Kevlar
Unterer Hochtonbereich: The corn type made from 5cm aluminum magnesium
Hochtonbereich: The dome shape made from 2.5cm titanium
Superhochtöner: The reverse dome shape made from 2.5cm ceramics
Wer sich mal mit einem Kippel Messgerät das "aufbrechen" einer Membran bei unterschiedlichen Frequenzen angeschaut hat, sich dazu die Resonanzspektren der jeweiligen Materialien , versteht den theoretischen Ansatz bei Neil Patels Referenzsystem.
Ich habe mir diese imposanten Lautsprecher mal zur JahrtausendWende anhören dürfen. Die Performance hat mich nachhaltig begeistert. Damals besass ich bereits mehrere sehr gute Anlagen, so dass ich glaubte, dass mich nichts mehr so leicht vom Hocker hauen würde, doch die Osiris schaffte dies, selbst unter Messe Demo Bedingungen.
Doch die schiere Masse von irgendwas zwischen 800 und 1000kg plus die imposanten Anmaße
Speaker part: Width 430x height 1890x depth of 510mm
Network part: Width 430x height 1150x depth of 600mm
liessen diesen Lautsprecher in einer ErinnerungsSchublade zusammen mit meinen Infinity IRS und Martin Logan Statement usw Erlebnissen verschwinden, da man ein solches Lautsprecher System nur schwerlich in einem "normalen" Zimmer aufzustellen vermag.
Vergleicht man aber mal die absoluten Flaggschiff Lautsprecher der vergangenen 20 bis 25 Jahre, fällt auf, dass Produkte, wie Wilson Audio Wamm oder Grand Slam sowie Avalon Osiris und Sentinel im Vergleich eher kompakt und aufstellungsfreundlich sind (zB kein Dipol). Die Flaggschiff Lautsprecher der letzten 5 bis 10 Jahre schliessen sich leider preislich aus, der Weg des High End Segmentes vom Performance- orientierten zum überpreisten Luxus ProduktSegment muss im Bereich Lautsprecher leider ohne mich stattfinden.
Da aber bereits vor 20 Jahren das Preissegment um die 100.000,- eur ein sehr exclusives war, führen die entsprechend kleinen gebauten Stückzahlen zu einem sehr knappen Angebot an solchen Lautsprecher "Giganten". Sieht man eine Wilson Audio Grand Slam noch ab und zu mal angeboten, sind Lautsprecher vom Schlage einer Osiris, Sentinel, Wamm, Logan Statement usw fast nie im Gebrauchtmarkt platziert.
Um so mehr freut es mich, dass ich wohl die Möglichkeit habe eine Avalon Acoustics Osiris erstehen zu können.
Sich hoffe, dass ich es dieses Mal schaffe, die Logistik organisiert zu bekommen.
Schmerzlich erinnere ich mich noch daran, fast mal eine Gryphon Poseidon gekauft zu haben, die aber so in einem Dachgeschoss aufgestellt war, dass sich ein (bezahlbarer) Transport kaum noch darstellen liess.
Meines Wissens steht die Poseidon selbst heute noch (ungenutzt) in diesem Dachgeschoss.
Wenn es mit der Avalon Osiris weitergehen sollte, werde ich in diesem thread berichten, ansonsten hoffe ich, dass der eine oder andere Spass daran hatte, mal wieder was über die Marke Avalon zu lesen. Um diese ist es in Deutschland aktuell etwas stiller geworden, würde mir wünschen, dass sich ein neuer Vertrieb mit entsprechend neuer Energie dieser begeisterungsfähigen Marke annehmen würde.
Gruss
Juergen