Parallelschaltungen von Kondensatoren im Hochpass von Frequenzweichen

  • Hallo,


    zur Zeit beschäftige ich mich mit klanglichen Signaturen von Weichenbauteilen, insbesondere Parallelschaltungen von Kondensatoren im Hochtonzweig einer herkömmlichen Frequenzweiche.


    Mit Auslöser dieses Themas war für mich, daß ich mittlerweile einige Oldtimer hier habe, deren Kondensatoren in den Weichen überaltert sind. IMHO zeigt sich dies besonders daran, daß die LS bei jeder Hörsession eine gewisse Einspielzeit benötigen, bis sie "voll da sind". Vorher ist der Raum teilweise ungleichmäßig ausgeleuchtet und alles wirkt etwas unsymmetrisch...


    Nun bastle ich grade an einer Weiche, die serienmäßig ein Bypass C im HT Zweig hat und bei Experimenten diesen zu ersetzen, mußte ich feststellen, daß die klanglichen Unterschiede verschiedener Kandidaten doch deutlicher ausfielen als erwartet.


    Was mich nun umtreibt ist natürlich zum einen, ob es eine Methode gibt, das zu erwartende Ergebnis vorherzusehen und in eine bestimmte Richtung zu steuern, so daß man am Ende nicht einen Schuhkarton voll mit kleinen Kondensatoren übrig hat, wenn man mit dem Testen fertig ist.


    Auch interessiert mich, ob amn durch das Kombinieren verschiedener Kapazitäten nicht auch Geld und Platz einsparen kann - also durch den Einsatz eines entsprechenden Bypass ein ambitioniertes Ergebnis erreichen und dabei auf Boutiqueware in Größe einer Getränkedose und mit Preistendenz Richtung unbetzahlbar verzichten kann.


    Dann bin ich während des Lesens auf einige DIYler gestossen, die wohl häufig unterschiedliche C´s zu bestimmten Anteilen zum gewünschten Wert kombinieren, weil es klanglich immer wieder zu ihrem bevorzugten Ergebnis führt.



    Also - ich denke, das Thema ist einigermaßen umrissen.


    Was mich interessieren würde sind Dinge wie:


    Habt ihr Lieblingskondensatoren die euch von der klanglichen Signatur her besonders Zusagen?

    Kennt Ihr preisliche Geheimtipps?

    Gibt es noch moderne Exemplare mit übersichtlicher Baugröße (z.B. zum Ersatz bei Oldies)?

    Welche Hersteller bieten C´s mit seltenen Bauteilwerten an (z.B. 6 µF) ?

    Wenn Ihr Kapazitäten aus verschiedenen Exemplaren zusammensetzt, habt ih da ein bestimmtes Rezept dafür?

    Welche Typen eignen sich besonders zum Bypass?

    Wie dimensioniert man diese?

    usw...



    Wer dieses Thema für Unsinn hält, weil ja alle Kondensatoren, Kabel, Verstärker oder CD-Plärrer gleich klingen - meidet dieses Thema bitte und diskutiert da mit, wo es für ihn Relevanteres gibt!



    Grüssle Henner

  • Meine Meinung/Erfahrung dazu ist:

    Alle Kondensatoren haben eine Signatur, die Meisten fügen was hinzu, einige lassen was weg.


    Werde Dir als erstes klar, ob Du den Klang in eine gewisse Richtung 'verbiegen' willst oder ob es möglichst neutral sein/bleiben soll.


    Der 'Hauptkondensator' sollte schon von bester Qualität sein, was hier verloren geht oder schon verfärbt wird, holt auch der beste Bypass nicht wieder auf.


    Nach vielen Versuchen verfahre ich folgendermaßen: Als Bypass-C verwende ich entweder den gleichen Kondensator mit 22-100nF oder bypasse mit Sikatrop.

  • Gerne verwende ich MKPs von http://www.askjanfirst.com und da nach Möglichkeit die Alten mit aufmetallisierten Zink. Die sind von den Ausmaßen auch sehr klein.


    Werte mit z.B. 6µ (1 - 15µ) gibt' bei den Amis, entweder als Boutiqueware oder von z.B. CDE.

  • Werde Dir als erstes klar, ob Du den Klang in eine gewisse Richtung 'verbiegen' willst oder ob es möglichst neutral sein/bleiben soll.

    Grundsätzlich muß es wohl die Stärken des LS unterstreichen und grundsätzlich will ich keinen neuen LS entwickeln, sondern es geht generell um Restauration älterer Devotionalien. Ein kleiner Schluck mehr Auflösung oder Transparenz ist eigentlich immer OK - Tonale Verschiebungen dagegen nicht.


    Beispiele meiner Patienten hier sind z.B. Acoustic Research AR3a, Radford Monitor oder die IMF Modelle Compact 2, Super Compact 2 und ALS 40. Die sind allesamt so 40 - 50 Jahre alt und brauchen etwas Zuwendung.


    Auch ist blöd, daß beim Ersatz von C´s mit geringerem ESR eben deutliche tonale Veränderungen eintreten.


    Wenn ich schon etwas verändern muß, dann geht es gerne in Richtung:


    - gute Auflösung, aber entspannt

    - Transparenz

    - Holographische Plastizität

    - nicht zu offen, lieber akurat und beschaulich

    - eher gerne mit einer gewissen Hintergrundschwärze und Ansatzlosigkeit

    - lieber etwas Wärme als zu analytisch


    Die Diskussion um Klang "verbiegen" oder "neutral" hören, geht aber schnell in eine philosophische Richtung. Mir muß es vor meinen Lautsprechern Spass machen, aber ich befinde mich dabei eigentlich schon noch auf der neutralen Seite...

  • Bei den IMF z.B. ja. Teilweise habe ich die sogar wieder durch Elkos ersetzt und das mit teils sehrst gutem Ergebnis. Meine Super Compact II spielt damit traumhaft.


    Die kleine Compact II gab mir da aber Anlass zum experimentieren:


    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/137943/


    ...da sie von Haus aus einen Bypass hat (HT ist der T27 von KEF) und die klanglichen Ergebnisse der bisherigen Probanden höcht unterschiedlich waren.

    Einmal editiert, zuletzt von defektzero ()

  • Vor einiger Zeit hingen aus meinen Lautsprechern noch Kabel heraus , um genau das genauer zu erörtern , was Dich gerade beschäftigt .

    Kombinationen von Kondensatoren führen teilweise zu erstaunlichen klanglichen Fähigkeiten des Lautsprechers.

    Im HT Zweig der Weiche finden sich keine großen Kapazitäten . Das macht dein Vorhaben preislich absolut überschaubar .


    Im Grunde bleibt Dir nicht anders übrig , als auszuprobieren .

    Bei mir ging das ganze Ausprobieren über 12 Monate .
    Bei mir betraf es aber auch den HT und MT Zweig.

    Im Hochton würde ich als Hauptkondensator auch den in dem entsprechenden Lautsprecher klanglich besten wählen .
    Dazu würde ich einige interessante Kandidaten mittels Laborkabel (Krokodilklemmen) ausprobieren.

    Der beste bleibt , die anderen kann man auch wieder zurückgeben.

    Der passende Bypass Kondi will auch wieder über Ausprobieren gefunden werden . Ich denke nicht , daß irgendwer wirklich einschätzen kann , was mit den jeweiligen Bypässen klanglich geschieht.

    Als Bypasskondis können Silver Mica (um etwa 10nf), höchstwertige Folien (um etwa 0,1uF) , oder Ölpapierkondis (ca. zwischen 1500pf und 0,1uf) interessant sein .

    Je nach Kapazität kann sich ein und der selbe Kondi mal sehr positiv , oder durchwachsen bis gräßlich auswirken.

    Das macht die Sache sicher nicht einfacher .


    Im Netz gibt es Seiten , die behilflich sein können.

    Ich verlinke mal diese hier :


    http://www.humblehomemadehifi.…Hifi_Cap-Test-Ratings.pdf


    Gutes Gelingen 😁👍


    Beste Grüße,

    Oliver

    ...mag Musik

  • Im HT Zweig der Weiche finden sich keine großen Kapazitäten . Das macht dein Vorhaben preislich absolut überschaubar .

    Naja - wenn ich z.B .den 6 µF Elko ersetzen möchte, hat diesen Wert schonmal fast keiner der üblichen Verdächtigen auf Lager. Ich brauch dann 3,3 µF und 2,7 µF oder 4x 1,5 µF. Selbst wenn im mittleren Preissegment ein 6,8 µF Kondi um die 60 € gekostet hätte, können dann die 4 Stück 1,5er gerne gleich mal nen Hunderter verschlingen.

  • Hab ja auch nicht gesagt , daß es sehr günstig wird 😉
    J o , diese „besonderen“ Werte muss man zusammenstellen.

    Da sich die Kondis aber klanglich unterscheiden , gibt es welche , die bei gleicher Kapazität voller , oder Hochtonlastiger klingen , als der ursprüngliche Kondensator X.
    Es lohnt sich daher auch mal mit Werten zu spielen, welche nah am originalen Wert liegen .

    ...mag Musik

  • Hab ja auch nicht gesagt , daß es sehr günstig wird 😉

    ^^

    Vielen Dank an euch jedenfalls schonmal für den fröhlichen Austausch hier im Faden!



    Siemens MKL 3,3mF

    Wo bekommt man denn sowas? Die gibt´s doch nicht mehr aus aktueller Fertigung? Oder?



    Grüssle Henner

  • MKLs schwirren noch zu Tausenden als NOS durch das Land. Einfach mal bei Tante Gockel nachforschen.


    PS: ich schau mal ob ich no was Passendes habe

  • es ist sicher verlockend, durch vermutlich bessere MKT alte Elkos zu ersetzen.


    Ich habe da immer Sorge, dass die ursprüngliche Abstimmung flöten geht.


    Mittlerweile ersetze ich ausgetrocknete Elkos

    gegen gematchte neue Elkos und nicht mehr gegen MKT ' s.


    Angeblich soll der ESR von Elkos bei damaliger Weichenabstimmung auch berücksichtigt worden sein.


    Ich möchte bei meinen vintage Boxen die ursprüngliche, gedachte Klangcharakteristik erhalten oder wieder herstellen.


    Ich bin aber gerne für Tipps/ Korrekturen dazu offen.

    Harbeth M 30.2 40th, Cabasse Clipper II M3, Stirling Broadcast LS3/5aV2, Rogers Studio 1a, Linn Nexus LS250, Braun L625, Castle Chester, Velodyne SPL800i.

  • Sind die Siemens denn besonders langzeitstabil oder alterungsbeständig? Wie alt sind die denn dann?

  • Ich mache das nicht nur bei Frequenzweichen, sondern auch bei fast allen Verstärkerzügen, sogar bei CD-Ausgangsstufen und Cassettendecks und es immer ein Verbesserung in feinerer Hochtonwiedergabe zu hören.

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


  • hallo zusammen.


    das mischen vom c vor dem hochtöner mache ich schon länger.

    vor ca 18 Jahren hab ich von Intertechnik den Mica-Cap

    (ist ein reiner Bypass mit 0,01uf)

    zum mundorf supreme beigemischt.

    Die auflösung wurde klar besser.


    vor wenigen jahren hab ich den mundorf supreme-silber-öl entfernt.

    der ließ sich nicht nach unten anbinden (zum TT zu leise) - obwohl

    zugleich oben sehr detailreich.


    mit Jantzen Aluminium wurde das viel viel besser.. obwohl billiger.

    (immer noch mit mica-Bypass)

    schließlich den Mica getauscht gegen duelund bypass.

    Ich sage heute, das ist ein muss !!!

    soviel mehr... soviel runder.... doch 2 Monate einspielen muss sein.


    Aktuell habe ich die capazität gemischt...

    70% Jantzen Aluminium

    30% Miflex Kupfer

    + duelund Kupfer-Zinn- bypass


    ...doch das würde alles nichts nützen, wenn die Pegelanpassung über

    billig metall-film oder draht- Widerstände erfolgen würde - wie sie in über

    95 % aller serienlautsprecher bis 15 k€ verwendet werden.


    Mit pathaudio-Widerständen (stück ca. 25 Euro) kommt dann auch

    wirklich was an bzw. raus. Duelund-R s und die teuren Mundorfs

    sind sicher auch klasse - hab ich aber noch nicht gehört.


    So jedenfalls meine eigene Erfahrung -

    und wer mag kann gern hören kommen:-)


    100% Miflex-Kupfer hatte ich angedacht, doch während

    corona verschwand das Paket....

    habe jetzt andere Baustellen vorgezogen.


    musikalische Grüße


    Josef


    Der Austausch von C-Typen erfordert zwangsläufig eine neue Abstimmung.

    soll heißen, die alten Werte können nicht übernommen werden.

    AAA - Mitglied und (Neben-) Gewerblicher Teilnehmer

    Hifi-Tuning höchster Effizienz bedeutet, die Präzision der Signalquelle durch die gesamte Anlage bis hin - zu den Membranen -so vollständig wie möglich zu erhalten

  • duelund bypass

    Hallo Josef,


    vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag.


    Wo kann man die Dinger denn am sinnigsten kaufen, denn wenn mich nicht alles täuscht, habe ich die Teile für rund 38 € gesehen (da waren sie aber "out of stock") und für über 200 €...


    Die von dir verwendeten Marken sind sicher nicht umsonst so gehandelt, aber da ist man, wenn man die bei mir benötigten 6 µF samt Bypass zusammengekauft hat ganz schnell mal beim 8-fachen Preis des verbauten Hochtöners.