Nachdem nun ein neues Soloalbum "Love is king" Ende Oktober von Jeff Tweedy (digital) erscheint, ist das eine gute Gelegenheit die Band hier vorzustellen.
Ich möchte das etwas persönlich machen, die Wikipediaeinträge zu den Anfängen der schwierigen Männerfreundschaft zw. Jay Farra und Jeff Tweedy, die auch wieder zur Auflösung dder stilbildenden "Uncle Tupelo" seitens Farrar (Son Volt) geführt hat, war der erzwungene Start für Jeff Tweedy 1994 mit "seinem" Bassisten und immer noch wichtigsten Bandmaid John Stirrat die Band Wilco zu gründen. Darauf erschien deren Countryrock Debut "A.M."
Meine erste Begegnung war das in der hiesigen Presse hochgelobte Doppelalbum (wer hat schon 1996 Doppelalben veröffentlicht?) "Being There. Es hat mich nicht nur vollkommen verzaubert, sondern meine Musikrezeption zugunsten countryinfizierter Musik verändert. Was für andere der Grunge war, war für mich ab Mitte der 90er Country, Glitterhous-Mailorder und Wilco / Giant Sand / Lambchop / 16-Horsepower etc. Etc....dann kamen Cash's American Recordings und der Soundtrack zu der Zeitposse "o brother where art thou" hat dann auch bei der breiten Höhrerschaft, die Schleusen zu der traditionallen us-amerikanischen Musik geöffnet.
"Being There" legt den Fokus auf die Klassiker der 60s, da werden neben 2 wunderschönen Pianoballaden, vor allem die Rolling Stones und Kinks gewürdigt, aber nie kopiert. Tweedy's Stimme hat mich derart umgehauen, daß ich ihn neben Alex Chilton als den besten blue-eyed-soul-singer bezeichnen würde. Irgendwie vielleicht gar kein Wunder, daß Tweedy inzwischen Alben von Mavis Staples produziert hat.
"Being There" ist vergleichbar mit "Exile on MainStr." oder dem "White Album", ein Panoptikum an unterschiedlichen Stilen, und teils sehr filigran gespielt. 1997 war es dann in München soweit! Wilco live im kleinen Strom 26.4....in Erwartung der filigranen Arbeit auf Being There, gab es die zweite Erweckung der "anderen Wilco" der Live Wilco: das war Power, Energie, Lärm und Hingabe einer Rockband die keine Gefangenen machte. Hier war vor allem der Multiinstrumentalist Jay Bennet an der Gitarre die Show. Aber auch Tweedy schien mit 29 Jahren geradezu explodieren, ohne Rücksicht auf Stimme.
23 Jahre später stehen hier 150 Liveaufnahmen von Jeff Tweedy Solo / Uncle Tupelo / Wilco die ich allerdings als Bootlegs nur bis ca. 2004 auf CD gesammelt habe. Heute kann man sich das alles viel einfacher auf entsprechenden Seiten anhören und braucht keine Rohlinge mehr.
Nach "Being There" kam dann das sehr stark von Jay Bennet beeinflußte "Summerteeth" Album, das vor allem dem 60s Pop der Beatles und Beach Boys huldigt.
Nach Bennet's Ausscheiden (wieder eine schwierige Männerfreundschaft) kamen vor allem die 2 wichtigen Mitstreiter Glenn Kotche (der ab Yankee Hotel Foxtrot) den grobschlächtigeren Stil von
Ken Coomer ablöste und ab 2004 der Jazzgitarrist Nels Cline, der neben Kotche den Sound von Wilco bis heute beeinflußt.
Yankee Hotel Foxtrot war das Wendealbum von Wilco als Rockband zu Wilco als Popband.
Zum Schluß meine Wertung
der Alben
Being There
*****
Summerteeth *****
Sky blue sky *****
Yankee Hotel Foxtrot ****1/2
A Ghost Is Born ****
Wilco (the album) ****
The Whole Love ****
A.M. ****
Ode To Love ****
Star Wars ***1/2
Schmilco ***
Kicking Television Live *****
Live at Troubadour – L.A. 1996 ****1/2
Eps
All over the place ****
Speak into the rose ****
Wilco & Billy Bragg
Mairmaid Avenue 1 – 3 ****
Solo Jeff Tweedy
Together at last ****
Warm ****
Tweedy (Vater-Sohn Duo)
Sukierae ***1/2
Was waren eure Erfahrungen mit Wilco, wie seid ihr zu Tweedy und Co. Gekommen?