Ist über SE Verstärker mit der Röhre 300B nicht schon alles gesagt? Eigentlich ja, aber...

  • Mit dem hohen Gitterableitwiderstand soll aber vor allem die echte WE300B zurecht kommen, den Derivaten wird nachgesagt, das nicht lange zu tolerieren...

    „Doubt everything...“

  • Sehr interessant was mk_ hier gepostet hat!

    Der Schaltplan von WE ist 1936 erstellt und als Endröhre ist die 300A ausgewiesen. Für die 300A sind im Datenblatt keine Werte für die Gitterableit-Widerstände angegeben. Das deckt sich mit dem, was in der Literatur zu finden ist. Erst ab Mitte 1937 gab es erste Untersuchungen zur Gitter-Emission und deren Bedeutung. Die 300B wurde 1938 vorgestellt und hat wahrscheinlich von diesen Untersuchungen profitiert. Aber das ist reine Vermutung.

    Fakt ist aber, dass erst 1956 abschließende Studien zur Gitter-Emission wegen Ausdampfen von Kathodenmaterial und dessen Ablagerung auf dem Gitter von den Philips Laboratories veröffentlicht wurden. Diese Ablagerung bewirkt Sekundäremission des Gitters und kann die Röhre schädigen, insbesondere im Fixed Bias Modus, wenn der Gitterableit-Widerstand zu groß gewählt wird. Im Autobias Modus dagegen wirkt der Kathodenwiderstand als DC Gegenkopplung, weshalb der Gitterableit-Widerstand hier größer gewählt werden darf.

    Für mich gilt: Soll die Röhre lange leben, ist der Gitterableitwiderstand höchstens entsprechend dem Datenblatt zu wählen. Niedriger ist durchaus erlaubt.

    Aber die Werte für die aktuellen 300B Röhren finde ich nicht, für die 211 auch nicht. :(

    Gruß Reiner

  • Servus.


    Imho geht es hier weniger um EMISSION, als um ABSORPTION am Gitter.


    Wenn der Pfad nach GND zu hochohmig ist, bildet sich am Gitter eine negative Raumladung.

    Dann funktioniert die Röhre nicht mehr wie gewünscht.


    Gruß,

    Dieter.

    "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen... ", Colonel Kilgore alias Robert Duvall, aus "Apocalypse Now", Francis Ford Coppola, USA 1979.


    Da LiTe is out 4ever - please stand by! ;)F.A.T. BESTELLTHREAD

  • bildet sich am Gitter eine negative Raumladung.

    Dann funktioniert die Röhre nicht mehr wie gewünscht.


    Gruß,

    Dieter.

    Richtig, und diese Raumladung entsteht weil sich Kathodenmaterial auf dem Gitter niederschlägt und die Sekundäremission damit stattfinden kann, das Gitter sich also wie eine Kathode verhält.

    Gruß Reiner

  • Die 300B unterscheidet sich von der 300A nur durch die Position des seitlichen Bajonet-Pins!

    Elektrisch sind sie gleich!

    Und, nein,

    Fakt ist aber, dass erst 1956 abschließende Studien zur Gitter-Emission wegen Ausdampfen von Kathodenmaterial und dessen Ablagerung auf dem Gitter von den Philips Laboratories veröffentlicht wurden. Diese Ablagerung bewirkt Sekundäremission des Gitters und kann die Röhre schädigen,

    das ist nicht zutreffend. Eher geht es um schlechtes, oder schlechter werdendes Vakuum. Eine 300B, die keine 500k Gitterableitwiderstand (Kathodenwiderstand!) verkraftet, gehört entsorgt. Ich betreibe seit Jahren billigste Shughuang 300B-98 mit 1Meg Gitterableitwiderstand... keine Probleme. Und auf die Lebensdauer hat sowas schon gleich gar keinen Einfluß. Entweder geht die Röhre sofort "durch" und gehört sowieso entsorgt, oder sie lebt über sehr sehr viele Jahre.

  • Dago64


    Nööö.


    Viel zu kompliziert gedacht.


    Das Steuer Gitter ist zwischen Kathode und Anode mitten im Elektronen Strom angeordnet. Und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit verirren sich wenige Elektronen auch auf den Drähten des Steuer Gitters. Von da müssen sie hinreichend schnell abfließen.


    Das ist schon die ganze Geschichte.


    Gruß,

    Dieter.

    "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen... ", Colonel Kilgore alias Robert Duvall, aus "Apocalypse Now", Francis Ford Coppola, USA 1979.


    Da LiTe is out 4ever - please stand by! ;)F.A.T. BESTELLTHREAD

  • Hallo mk_

    damit stehst Du im Widerspruch zu:

    * den ehemaligen Philips Laboratories New York

    * dem ehemaligen Leiter der Entwicklung im Geschäftsbereich Röhren der Telefunken G.m.b.H. Ulm und

    * dem ehemaligen Dozenten für Physik der Technischen Hochschule Stuttgart,

    Drei unterschiedliche Quellen, drei gleiche Meinungen.

    Gruß Reiner

  • Jaaaa...

    Weniger lesen, mehr selbst messen...

    Und eine 300B sollte eher mit 25-30W Anodenverlustleistung betrieben werden, als mit 35 bis 40W...

    In den 30ern wußte man das noch... in den 50ern war das verloren gegangen... Lies dazu die unterschiedlichen Datenblätter. Wer eine 300B auf 10W Sprechleistung auslegt gehört nicht nur mit einem 100kOhm Gitterableitwiderstand ausgestattet, sondern mit 7,62mm Stahlmantel behandelt.

    dem ehemaligen Leiter der Entwicklung im Geschäftsbereich Röhren der Telefunken G.m.b.H. Ulm

    Komisch... genau von einem dieser Herren beziehe ich mein Wissen...Schaffernicht hieß der. Dr. der Physik, seines Zeichens... Leider schon hin.

    Ist aber auch egal... Baut doch Verstärker mit 1k Gitterableitwiderstand und dem ad absurdum Führen jeglicher Röhrengrundlgen... Mt so einer McRiem PC86 sollte das doch hinzubekommen sein... Wenns auch scheiße klingt...

  • Mäßigung, meine Herren, es ist Weltfrauentag.


    Ist es dieser Dr. Schaffernicht?

    Ja, genau jener,

    Und genau bei diesem Herren habe ich ca. 4 Jahre gelernt... so als Abschluß meines beruflichen Werdeganges.

    Und genau deshalb, habe ich keine Ahnung, von dem, was ich da treibe. Nur sind alle Entwicklungen seither von mir. Dünne Bretter. Sehr dünne Bretter. Gaaanz gaaanz dünne Bretter...

    Macht da mal weiter... Es hat keinen Sinn, sich hier einzumischen...

  • den Derivaten wird nachgesagt, das nicht lange zu tolerieren...

    Moin,


    ich habe in meiner Schaltung 220k eingesetzt und mit diversen Derivaten verschiedener Hersteller

    keinerlei Probleme bekommen :) - und ich arbeite mit fester Gittervorspannung...


    Gruß Björn

    AAA-Mitglied

  • Moin auch,

    klar, man kann Datenblätter auch ignorieren. Das ist dann wie Autofahren ohne genügend Öl im Motor.

    Geht natürlich, fragt sich nur wie lange.

    WE hat wohl nicht ohne Grund den Wert bei Fixed Bias auf 50k gelegt (siehe WE Datenblatt der 300B vom Januar 1950 bei Frank).

    Gruß Reiner

  • Das Ganze wird hier ziemlich OFF TOPIC, aber lassen wir das mal unter "Gitter-Ableitwiderstand für 300B" laufen ;)


    Ich finde es irgendwie interessant, dass man über den Bedarf dieses Widerstandes so wenig im Web findet. Irritieend ist auch, wie unterschiedlich von Hersteller zu Herstellr zum Teil die Werte ausfallen.


    Im Buch "Valve Amplifiers, Fourth Edition" von Morgan Jones findet man aus meiner Sicht eine recht verständliche Erklärung für den Grund eines Gitter-Ableitwiderstandes:


    "In practice, there is always a very small leakage current flowing from the grid to ground, partly because there will always be some contamination of the grid with the oxide coating used to form the nearby cathode emissive surface, but also because of gas current. Gas current occurs because there is always residual gas in the valve. Brownian motion ensures that individual gas molecules are distributed evenly within the valve, so some must be in the electron path. When a high velocity electron strikes a gas molecule, it may have sufficient energy to displace an electron from the molecule’s outer shell. The resulting two electrons then continue their path to the anode, but the gas molecule is now a positively charged ion (because it has lost an electron) and is, therefore, repelled by the anode, so it travels towards the grid/cathode. Statistically, as more electrons flow from cathode to anode,random collisions between electrons and gas molecules become more likely, so positive ion current towards the grid increases with anode current. As each ion strikes the grid, an electron immediately flows up through the grid-leak resistor to discharge it."


    Meiner naiven Meinung nach, würde das bedeuten, dass indirekt die Größe des Gitter-Ableitwiderstandes etwas über die Qualität des Vakkums der Röhre aussagt. Gutes Vakkum = großer Gitter-Ableitwiderstand, schlechtes Vakkum = kleinerer Gitter-Ableitwiderstand.


    Das würde aus meiner Sicht auch zum Teil erklären, warum billige 300B unter Umständen geringere Werte bräuchten als hochwertige Röhren.


    Es deckt sich auch mit dem was ich über die 211 Röhre als Empfehlung gefunden habe. Die ELROG 211 wird mit 500k in Self-BIAS ( Kathodenwiderstand ) angegeben:


    https://cdn-reichelt.de/docume…nblatt/A300/211_DB-EN.pdf


    Im 211 Thread wurde ich aber gleich von mk_ gewarnt das nicht für China 211er anzunehmen und besser auf Nummer sicher zu gehen. Meine Shuguang 211 laufen aber bereits schon länger recht stabil und ich habe mir 220k als Gitter-Ableitwiderstand erlaubt. Läuft auch problemlos.


    Die Sache mit der Kathodenemission und der Verunreinigung des Gitters ist natürlich auch so eine Sache. Wenn ich die 211 sehe, so ist die Heizung / Kathode doch recht groß und würde mehr Verunreinigungen abstoßen, womit damit auch ein Zusammenhang zur Dimensionierung des Gitter-Ableitwiderstandes bestehen würde.


    Aber das lasse ich mal, denn da bin ich nicht der Richtige um das zu erläutern und halte mich an Datenblätter ;)

  • Moin!

    ...würde das bedeuten, dass indirekt die Größe des Gitter-Ableitwiderstandes etwas über die Qualität des Vakkums der Röhre aussagt.

    Moin!


    So hat es ja auch schon Matthias verlauten lassen.

    Beim neuen 211er sind es bei mir sogar 470k.


    Mal sehen, wer jetzt noch länger lebt, die Endröhre oder ich. :/

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Hallo Cay Uwe,


    die Erklärung von Morgan Jones erklärt ja alles , man darf sich nur nicht von der Einleitung verwirren lassen.


    In practice, there is always a very small leakage current flowing from the grid to ground, partly because there will always be some contamination of the grid with the oxide coating used to form the nearby cathode emissive surface,


    sagt ja nur wann und warum Gitterstrom fliessen kann. Das hat aber erst mal nichts mit dem Gitterableitwiderstand zu tun.

    Der nachfolgende Teil , der beschreibt wie positiv geladene Ionen entstehen die von g1 (negativ geladen) angezogen werden, ist der eigendliche Punkt.

    Gäbe es den Gitterableitwiderstand nicht oder währe er zu gross, würde sich das Gitterpotential mehr und mehr in Richtung positiv verschieben und die Röhre würde durchgehen.


    gruss

    juergen

  • Eher geht es um schlechtes, oder schlechter werdendes Vakuum

    Ist von Mathias schon durch diesen schlichten Satz gesagt worden!:!:


    Alter Hut, Ionenstrom übers negative Gitter, entstanden durch Stoßionisation mit Gasresten im Kolben.


    Alterung der Röhre im Auge behalten. Ist schon am Thema und nicht OFF TOPIC.