Die Röhre 211 noch einmal hochleben lassen!

  • 6V Wechselspannung, einseitig knallhart auf Schaltungsmasse - dann ist zu 95% Ruhe im Karton.

    Wie gesagt, ich hatte die 6,3V Heizspannung mit Mittelanzapfung versehen lassen und diese jetzt auf Schaltungsmasse gelötet.


    Was soll ich sagen, alle 6SL7, die ich gerade bei mir liegen habe, funktionieren so einwandfrei :thumbup:


    Es ist bei mir die erste Vorstufenröhre bei der sich das so extrem bemerkbar macht. Sei es nun 6922 / E88CC, ECC83, 6463, EF86 und viele Andere, da hat diese Maßnahme nichts gebracht, zumindestens nicht hörbar.


    Es ist wie so oft im Entwicklerleben, "It depents" wie es so schon heißt ;)

  • So langsam entwickelt sich dieser Thread für mich zum Alleinunterhalter, aber ich hoffe, hier und da finden sich trotzdem User, die meine Posts interessiert.


    Nachdem ich durch frihu Hinweis das Brummen der 6SL7 Vorstufenröhren in Griff bekommen habe, konnte ich mich auch den weniger technischen Sachen wieder etwas stärker widmen, sprich dem Eigentlichen, nämlich Musik hören.


    Daher möchte ich über ein paar Beobachtungen, die ich mit den unterschiedlichen Röhren gemacht habe, berichten.


    Anbei ein Bild von den Röhren, die ich bei mir bis jetzt eingesetzt habe.


    SET211SER0-12i.jpg


    Von links nach rechts wären das die TAD 211/VT4 Triode, die "No Name" 6SL7 / 6H9C, die SOVTEK 6SL7GT / 6H9C Low Noise und Low Hum, die JJ Electronic 6SL7GT und die Shuguang 211 Triode.


    Anfangen möchte ich mit den 6SL7 / 6H9C Vorstufenröhren, die ich endlich alle auch mal detalliert hören konnte, jetzt wo es kein Brummen mehr gibt.


    Bei allen hat sich der gewählte BIAS sehr ähnlich eingestellt und lag im Bereich von 2,32V - 2,4V. Die JJ Electronic und die SOVTEK sind selektierte Paare, während die "No Names" es nicht waren. Alles in Allen kann man da nichts Negatives sagen und wiesen damit eine Abweichung von nur 0,07dB.


    Beim Hören fiel es mir schwer Unterschiede zwischen den einzelnen 6SL7GT Röhren auszumachen und wenn, dass die JJ Electronic hier und da etwas mehr Differenzierung im Hochton zustande brachte. Aber, wie gesagt, wenn überhaupt, minimale Unterschiede.


    Auch wenn es beim Hören keine Rolle spielt, machte von allen drei 6SL7GT Typen, die JJ Electronic die wertigsten Eindruck. Beide russische Varianten machen vom Aufbau her ein schlechteres Bild. So z.B. sind die einzelne Elemente im inneren sehr unterschiedlich platziert und zum Teil fast 45° versetzt. Auch die Glaskolben sind zum Teil schräg montiert. Da sind die JJ Electronic nahezu perfekt aufgebaut. Die Elemente in meinen Paar sind identisch ausgerichtet und auch die Glaskolben sitzen senkrecht auf den Fassungen. Wie gesagt, spielt eigentlich keine Rolle beim Hören, aber wie wir alles wissen "hört" das Auge mit...


    Auch bei den 211 Trioden gab es bezüglich des BIAS keine großen Unterschiede und sie lagen bei allen vier Röhren bei ca. 56V - 58V.


    Wie ich bereits schrieb, machten sich beim Hören, deutliche Unterschiede auf. Die TAD 211 / VT4 klingt im Hochton detallierter und ist somit in der Lage das Klanggeschehen differenzierter wiederzugeben, ohne jedoch nervig zu werden. Dadurch kann ich mir auch moderne Rock-Aufnahmen ohne Stress und Ermüdung lange und auch lauter anhören. Besonders auffällig wird das beim Musikstück Vicarius von Tool, aus der CD "10000 Days", das ich mir gerne zum Testen anhöre, weil es Gitarrenriffs enthält, die bei Unstimmigkeiten im Hochton, schnell nervig und streßig werden können.


    Durch diese Klangeigenschaft schafft es die TAD 211 / VT4 Stimmen deutlicher und verständlicher in Erscheinung zu setzen als die Shuguang 211 Triode. Maria Gomez "Cielito Lindo" wirkt dadurch präsenter und realistischer.


    Auch im Bass scheint mir die TAD 211 / VT4 straffer und präziser in der Musikwiedergabe, was sich in Yello's Musikstück "Oh Yeah" oder Yim Hok-Man "Poems of Chinese Drum" bemerkbar macht.


    Alles in Allen bin ich sehr zufrieden mit meiner SET 211 Endstufe und es freut mich auch sehr, dass ein guter Kunde von mir und Liebhaber der 211 Triode es auch so sieht, insbesondere weil er den Charakter der 211 Triode für sich wiedererkennt ...

  • Moin!


    In einem anderen Verstärker und an einer anderen Kette mag sich der wahrgenommene Röhrencharakter von Vorröhren usw. wieder ganz anders darstellen. Da habe ich auch schon unzählige Versuche hinter mir ohne allgemein gültige Aussagen treffen zu wollen.


    Manchmal kann man schon das Gefühl haben, dass sich mit Tuberolling etwas verbessert. Dann ist es ja schön... :)


    Bei den Endröhren kommen die Shuguang 211 bei vielen 'Kollegen' übrigens ganz gut weg, wenn ich nach deren Kritiken gehe. Solche hatte ich früher auch mal gehabt. Auch noch welche von Valve-Art. Hatte auch mal alte GE probiert...


    Den Einfluß der Endröhren auf den Klang sehe ich als relativ gering an, im Verhältnis zu anderen Eigenschaften eines SE-Verstärkers. Da gehe ich konform mit Thomas Meier, mit dem ich mich in den Nullerjahren öfter mal zum Thema 211 beraten hatte.


    Bei den Linlai 211 Tuben sehe ich aktuell keinen Grund die zu wechseln, einfach weil mein Verstärker damit sehr gut klingt im Vergleich mit anderen Verstärkern und HiFi Anlagen in meinem Besitz.

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • In einem anderen Verstärker und an einer anderen Kette mag sich der wahrgenommene Röhrencharakter von Vorröhren usw. wieder ganz anders darstellen.

    So möchte ich auch meine Eindrücke verstanden haben, sie gelten für meine Endstufe.

    Bei den Endröhren kommen die Shuguang 211 bei vielen 'Kollegen' übrigens ganz gut weg, wenn ich nach deren Kritiken gehe.

    Ich habe es ein paar Mal hier erwähnt, ich bin auch zufrieden mit der Shuguang 211 Triode, insbesondere wenn man bedenkt, wie lange ich die schon in anderen Verstärkern benutzt habe...

    Den Einfluß der Endröhren auf den Klang sehe ich als relativ gering an, im Verhältnis zu anderen Eigenschaften eines SE-Verstärkers.

    Das war bisher auch meine Erfahrung, aber diesmal sieht es anders aus ;)

  • Moin!


    Wenn ich mich recht erinnere, favorisierte Sakuma San 211er Röhren von General Electric. Die sind als NOS inzwischen richtig teuer geworden.


    Habe gerade nochmal alte Unterlagen von ihm durchgestöbert und bei seinem Phonoverstärker mit den Röhren 841 und 211 hat er bei der Endröhre 'Russia 211' im Schaltplan eingezeichnet.


    Bin am Rätseln, was das für ein Fabrikat sein könnte.


    silvernight.jpg

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Das, Jo, dürften Shuguangs gewesen sein.
    Nicht umsonst bezeichne ich die 1990'er Jahre als - nunja - sehr interessant. Es gab tatsächlich russische Röhren die - nun heisst es vorsichtig sein - nicht aus Russland kamen. Das hat man aber sehr schnell spitz bekommen...


    Apropos Shuguang: Ich habe eine 211'er. Suche eine Zweite. Alternativ steht mein Exemplar zum Verkauf.


    cay-uwe

    Das mit dem Symmetrieren hatte anfangs bei mir auch Hoffnung geweckt. ;) Habe nicht alles ausprobiert, deshalb blieb ich irgendwann dabei, die Heizung knallhart auf Masse zu legen. Das Wieso, Weshalb, Warum... Wäre schön, wenn man mal eine Erklärung bekäme. ;)


    Gruss in die Runde

    frihu

  • ...

    Das Wieso, Weshalb, Warum... Wäre schön, wenn man mal eine Erklärung bekäme.

    Manchmal muss man es einfach hinnehmen, obwohl das nicht immer zufriedenstellend ist :(


    Ich meinerseits danke dir nochmals für den Tipp und wie gesagt, alle 6SL7 / 6H9C die ich bei mir habe, verhalten sich seitdem ich die Mittelanzapfung der 6,3Vac Heizung auf Schaltmasse gelegt habe einwandfrei und rein gehörmäßig identisch.


    Am Rande habe ich noch etwas festgestellt, dass sich verbessert hat, nämlich eine sehr starke Reduzierung vom Brummen, auch wenn der Eingang nicht auf Masse gelegt ist, wie zum Beispiel wenn der Vorverstärker ausgeschaltet ist. In anderen Projekten von mir, hatte ich mir in so einen Betriebszustand recht viel Brummen durch "nicht ideal" gelegte Leitungen oder Verdrahtungslayout eingebrockt.


    Die Hochkommas bei "nicht ideal" habe ich benutzt, weil es auch was die Verdrahtung angeht, kein allgemeines Allheilrezept gibt...


    Wie ich bereits sagte, werde ich die Innenverdrahtung noch etwas schöner machen, jetzt wo meine SET 211 gut funktioniert.


    Danach habe ich daran gedacht unterschiedliche 211 Trioden zu testen, wobei mir insbesondere die KR Audio KR211 ins Auge fällt und zwar aus zwei Gründen:


    1. Der Heizstrom beträgt 1A statt 3A wie bei den üblichen 211er Trioden
    2. Die Verlustleistung im Audiobereich ist mit 100W angegeben, sonst 75W

    Die höhere Verlustleistung, wenn das so stimmt, würde es erlauben den BIAS etwas "agressiver" zu gestalten, was dazu führen würde, das man im Class-A ( Ug < 0V betrieben ), etwas höhere Leistungsausbeute hätte, wie auch geringeren Klirr. Das würde natürlich auch mit den gängigen 211er Trioden gehen, aber dann werden sie wirklich bis zum Anschlag gefahren, während die KR211 noch Reserven hätte.


    Einfach mal so etwas gesponnen, wobei die knappen EUR 1000,00 für ein Paar KR211 zum Testen schon gut überlegt sein muss :wacko:

  • Moin!


    Bei einzelnen kleinen Röhren-Endverstärkern mit denen ich mir die größte Mühe beim Bau gemacht hatte (ausgelagertes Netzteil und so), heizte ich auch die Vorröhre mit DC.


    Heizung auf höheres Potential legen, hat manchmal auch beim S/N ein bisschen was gebracht. Dazu hatte ich eine tricky Hilfsschaltung. Diese finde ich aber gerade nicht in meinem Archiv. (Hatte ich anno dunnemals auch nicht auf meiner Audio-Homepage veröffentlicht)


    Normalerweise gab es aber bei den Vorröhren kein Problem mit Noise. Die Psvane (Post #1.734) sind leider eine unrühmliche Ausnahme.



    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

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  • Sehe gerade, dass der Thread schon auf fast 2000 Seiten angewachsen ist und 69 000 Zugriffe verzeichnet werden.


    Hat sich offenbar gelohnt, das Thema 211 nochmal aufzuwärmen. :);)

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Ja, Martin,


    je nachdem, was man erreichen will. Bei der SRPP-Vorstufe mit 6SN7 Vorröhren für meine alten 211er hatte ich die Spannung zum Höherlegen von zwei Systemen mittels Spannungsteiler aus der Anodenspannung abgeleitet. Das waren ungefähr 60V.


    Bei meinen aktuellen 211ern habe ich auf das Höherlegen der Vorröhren-Heizung verzichtet. Die verwendeten Röhren sind da sehr unkritisch. Der Amp ist 'totenstill' :)


    Zum ersten Mal hatte ich die abgebildete Hilfsschaltung mit Diode und Kondensator bei meinem EL8 'Heinzelmann-Amp' angewendet mit der 6SL7 als Treiber. Der S/N war zwar schon vorher bei dem sehr gut, aber messtechnisch konnte ich noch eine kleine Verbesserung nachweisen.


    heinzelmann.jpg

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

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  • Das war schon klar. Die 6SL7 scheint aber eine spezielle Konstruktion aufzuweisen, die die Sache mit Ufk kritisch werden lässt. Und genau deswegen diese drei W's. Das Netz ist übrigens von dieser Thematik voll davon.
    Es scheint so, dass entweder knallhart auf Masse, oder auf 50V hochgelegt die zwei Möglichkeiten sind, dieses Glas ruhig zu bekommen.


    frihu

  • Im RCA Receiving Tube Manual wird bei der 6SL7 bezüglich Heizung - Kathoden -Beschaltung auf die 6AT6 verwiesen.

    Toni,


    vielen Dank für den Hinweis und Quellenangabe.


    Der zweite Hinweis, dass man den Aufbau so gestaltet um das "Brummen" zu minimieren finde ich auch interessant. Demnach scheinen meine drei Paar 6SL7 unterschiedlich aufgebaut zu sein, wobei ich zwischen der "No Name" und der SOVTEK keinen Unterschied sehe. Die JJ Electronic dagegen ist sehr anders aufgebaut und ist auch die, die am empfindlichsten auf die AC-Heizspannung reagiert.


    Aber wie gesagt, mit der Mittelanzapfung der 6,3V auf Schaltungsmaße ist alles in Ordnung.

    ...das wäre dann ein Argument für DC-Heizung bei dieser Röhre.

    Da hatte ich mir vorsichtshalber schon ein 6V Schaltnetzteil zugelegt ;)