Die Röhre 211 noch einmal hochleben lassen!

  • Seit längerer Zeit höre ich sehr viel Musik mit meinen SET 211 Verstärker und ich hatte auch einige Freunde und Bekannte bei mir zu Gast. Zum Teil sind es auch Personen, die wie ich, das HiFi Hobby intensiv betreiben.


    Alle die bei mir zu Besuch waren, sind über den Klang und dem Ergebnis des SET 211 sehr, sehr zufrieden und daher habe ich mich einmal mehr mit den Thema der Ausgangsübertrager beschäftigt, insbesondere weil über die von mir eingesetzten Ausgangsübertrager ( AÜ ) hier etwas geschmunzelt wurde.


    Aus diesen Grund dachte ich mir, wie kann es denn sein, dass meine Bekannten und ich, beim Hören so zufrieden sind, obwohl diese AÜ nichts sein können...


    Deswegen machte ich mich daran mehr über die Theorie der AÜ in Erfahrung zu bringen und habe versucht das Gelernte best möglich messtechnisch zu erfassen.


    Eines der Sachen die ich erfahren habe - die mir allerdings schon bewusst war - ist, dass der AÜ eine komplexe Komponente ist, um die sich leider aber auch einiges an Mythen und Sagen ranken. Noch schlimmer wird es wenn man technische Daten vergleichen möchte, denn die differieren von Hersteller zu Hersteller sehr stark.


    Als Entwickler bin ich eher pragmatischer Natur und das soll heißen, die eingesetzten Bauteile müssen in die Rahmenbedingungen passen.


    Aus meiner Sicht hat frihu das sehr in meinen Sinne in einen seiner Artikel beschrieben:


    https://www.frihu.com/roehrentechnik/uebertrager/3/


    Ich möchte hier nicht auf alles eingehen, wird auch nicht gehen, aber ein paar grundsätzliche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen und diese zu deuten. Im einzelen wären das:

    1. Frequenzgang mit definierten F3 ( -3dB ) Frequenzen
    2. Leistung bei unterschiedlichen Ausgangspegel
    3. und natürlich Klirr

    So einfach das Obige klingt so kontrovers sind die Meinungen drüber und daher möchte ich an dieser Stelle definieren was mir wichtig wäre:


    Im Gegensatz zu Transistorverstärkern ist der Frequenzgang eines Röhrenverstärkers sehr abhängig von dem AÜ. Zum Einen leidet die Wiedergabe in tiefen Frequenzen durch immer geringer werdenden Primärimpedanzen, die die Leistungsröhren stärker beanspruchen, aber auch unter immer stärker einsetzenden Sättigungserscheinungen der Eisenkerne. Im oberen Frequenzspektrum leidet der Frequenzgang unter parasitären Einflüssen die für stärkere Dämpfung sorgen. Desweiteren hat eine Erdung der Sekundärwicklung auch Einfluß auf den Frequenzgang, was in diesen Thread schon oft besprochen wurde.


    Aus diesen Grund sollten Frequenzgänge im Tieftonbereich bei unterschiedlichen Ausgangspegel gemessen werden. Ob nun der theoretisch Maximalpegel das Maß der Dinge sein sollte, sei mal dahin gestellt, dieser sollte jedoch representativ sein. Im oberen Frequenzspektrum wird z.B. wie gesagt der Einfluß der parasitären Kapazitäten und Eigenschaften wichtig sein. Diese sind glücklicherweise nicht so stark abhängig von der Leistung und machen sich auch bei geringeren Pegel bemerkbar.


    Die Frage ist, was ist ein "guter" Frequenzgang und welche Bandweite sollte dieser abdecken. Bei modernen HiFi Geräten wird mittlerweile ein glatter Frequenzgang von mindestens 20Hz - 20kHz erwartet. Dies lässt sich bei SE oder SET Konzepten, insbesondere wenn keine Rückkopplung ( NFB ) benutzt wird, nicht realisieren. Deshalb meine ich dass eine -3dB bei 20Hz und 20kHz ausreichend ist, allerdings im Tieftonbereich < 100Hz bei maximalen Ausgangspegel.


    Wie auch immer gemessen wird, es sollten Messreihen entstehen, die unter definierten Bestimmungen durchgeführt werden, damit Ergebnisse verglichen werden können.


    Im Einzelnen bin ich wie folgt vorgegangen:

    1. Messreihe bei 1kHz einpegeln ( 0 dB )
    2. AÜ Frequenzgang mit Leistungsröhre bestimmen ( 211 Triode in diesen Fall ).
      Dabei wird die Leistungsröhre mit einer transitorisierten Vorstufe betrieben.
      In meinen Fall eine LINN LK100 mit der ich die 211 Triode bis ca. 3 Watt aussteuern kann. Die Transistorvorstufe benutze ich, da sie die 211 Triode linear betreiben kann. Das gilt je nach Röhrenvostufen Konzept nicht und diese Einflüsse sollten die Messung nicht beeinflussen.
    3. AÜ im Tieftonbereich < 100Hz mit unterschiedlichen Ausgangspegel messen um die Einfüsse der Eisenkerne und Primärimpedanz zu ermitteln
    4. Klirrmessung bei Maximalpegel

    Als Ausgangsbasis soll der in meiner SET 211 Endstufe gewählte Arbeitspunkt ( BIAS ) dienen, da ich für diese Bedingungen die AÜs habe fertigen lassen. Die Dimensionierungsbasis ist in folgender Grafik zu sehen.


    SET-211-OPT-BIAS.jpg


    Der von mir gewählte BIAS liegt bei Ua = 1050V, Ia=55mA, was eine Gitterspannung Ug von -60V bedeutet. Dies lässt eine lineare Ansteuerung im Class-A Betrieb ( nur negative Gitterspannung ) von Ug = 0 bis -120V zu. Zu sehen sind unterschiedliche Lastkennlinien ( Ra ) von 10kOhm ( rote Gerade ), 15kOhm ( blaue Gerade ) und 20kOhm ( grüne Gerade ). Erstere habe ich mit einbezogen, weil es eine sehr gängige Primärimpedanz von AÜs darstellt, die im Markt angeboten werden. 10kOhm werden im Allgemeinen als unpassend für die 211 Triode gesehen, da diese für einen höheren Klirr sorgt. Allerdings, wie zu sehen, bei höherer Ausgangsleistung ( 13W ). 15kOhm wird von den meisten als bester Kompromis gesehen, den es bedeutet gute Leistungsausbeute bei annehmbaren Klirr. Mit 20kOhm erhält man die geringste Leistungsausbeute, dafür aber das beste Klirrverhalten.


    Ich könnte auf viele Erläuterungen eingehen, die für den gewählten BIAS und für die 15kOhm Ra sprechen, werde das aber an dieser Stelle nicht weiter besprechen, außer, dass dieser Parameter und die daraus resultierende Leistung die Basis für die Dimensionierung der AÜs waren.


    Wie bereits gezeigt, musste mein Trafo-Hersteller drei Anläufe nehmen, um bezüglich des Frequenzgangs für mich gute Ergebnisse zu erzielen. Bei einer Ausgangsleistung von ca. 1 Watt an 6 Ohm sieht der Frequenzgang betrieben von den LINN LK100 als Vorstufe und der 211 Triode als Leistungsröhre wie folgt aus:


    SET-211-OPT-TBT-15K-06-20-FG-SolidPRE-Open-GND.jpg

    Bei 20kHz und nicht geerdeten Ausgang des AÜs ( rote Kurve ) wird der Pegel um ca. 1dB gedämpft. Wird der Ausgang geerdet, dann liegt der -3dB bei ca. 20kHz.


    Wie besprochen, ist der Ausgangspegel bei niedrigen Frequenzen im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig, nämlich der immer geringer werdenden Primärimpedanz und mögliche Sättigungserscheinungen vom Eisenkern. Daher müssen für diesen Frequenzbereich Frequenzgänge bei unterschiedlichen Pegel durchgeführt werden um zu erkennen welchen Einfluss das auf den Frequenzgang hat. Dies habe ich für zwei höhere Pegel durchgeführt, einmal für ca. 6Vp bedeutend 3W an 6 Ohm und für 10Vp und ca. 8,3W an 6 Ohm. Wie gesagt, eingepegelt habe ich bei 1 kHz.


    SET-211-OPT-TBT-15k-06-20-FG-Power.jpg

    Bei 6Vp / 3W an 6 Ohm wird bei 20Hz der Pegel um ca. 1dB gedämpft und -3dB bei einen Pegel von 10Vp / 8,3W an 6 Ohm.


    Das sind erstmal gute Ergebnisse, aber weil mich das aufgrund der aufgeführten Kritik bezüglich der Übertrager etwas stutzig gemacht hat, da viele behaupteten meine AÜs sein nicht asureichend, habe ich mir einige Sinussignale am Ozsilloskop angeschaut und bin dabie wie fogt vorgegangen:


    1. Bei 1kHz Maximalpegel und Leistung ermittelt ( keine sichtbaren Verzerrungen vom Signal )
    2. Bei gleichen Eingangspegel Messungen bei 100Hz und 30Hz durchgeführt
    3. Messung bei halber Leistung

    Bei 1kHz ergaben sich folgende Maximalpegel bevor sichtbare Verzerrungen auftraten:


    11Vp an 6 Ohm = 10Watt


    Sei es bei 5 Watt ( halbe Leistung ) oder 10 Watt, bei 100Hz sahen die Sinuskurven gut aus.


    Bei 30Hz konnte bei gleichen Einganspegel immerhin noch ein Ausgangspegel erreicht werden, der nur -0,5dB unter dem von 1kHz und 100Hz lag. Das finde ich hervorragend.


    Im Einzelnen sahen die Sinus Kurven bei 5 Watt / 6 Ohm wie fogt aus:


    SET-211-OPT-TBT-15k-06-20-5W-100Hzi.jpg


    SET-211-OPT-TBT-15k-06-20-5W-030Hzi.jpg


    Bin ich auf ermittelte Maximalleistung von 10Watt an 6 Ohm gegangen dann zeigten sich die Sinuskurven bei 100Hz und 30Hz wie folgt:


    SET-211-OPT-TBT-15k-06-20-9W-100Hzi.jpg


    SET-211-OPT-TBT-15k-06-20-9W-030Hzi.jpg


    Leider konnte ich das 30Hz Signal wegen der Periodendauer und Belichtungszeit der Kamera nicht komplett auf das Bild bekommen, aber es sei gesagt das auch unter diesen Bedingungen der Pegel nur um -0,5dB fiel. Erst wenn man das Eingangsignal um weitere 0,5dB erhöht hat, erkannte man am 30Hz Signal am Oszilloskop eintrentende Verzerrungen, die ich rot eingekreist habe. Der Null Durchgang ist nicht mehr eine Tangente / Gerade, sondern weißt bereits kleine Knicke auf, die die Grenzen andeuten.


    OK, ich lasse mir vorwerfen, dass ich nicht bis 20Hz runter gegangen bin, muss jedoch in die Runde die Frage werfen wie relevant das überhaupt ist. Oder, schaut man sich viele der Datenblätter von renommierten AÜ-Herstellern an, dann werden in den allermeisten Fällen Maximalleistungen eher bei 40 bzw. 50Hz angegeben, seltener wie z.B. bei Lundahl durchgehend bei 30Hz. Das war auch der Grund weshalb ich bei den gezeigten Sinus nur bis 30Hz gegangen bin ...


    Bei den Frequnzgänge ist zu beachten, dass der Klirr nicht in die Messung eingeht, sondern nur das Grundsignal. Daher möchte ich noch eine Klirrmessung von 30Hz - 1 kHz bei Maximalpegel ( 10Watt an 6 Ohm ) beifügen.


    SET-211-OPT-TBT-15K-06-20-THD.jpg

    Der Klirr > 100Hz liegt im Bereich dessen was unterschiedliche Simulationen berechnen. Unterhalb von 100Hz macht sich wie gesagt zum Einen die immer geringere Primärimpedanz bemerkbar, was zu einen erhöhten Klirr führt, wie auch wahrscheinliche Sättigungseffekte.


    Fazit: Ja, diese AÜs wiegen nur ca. 2,5kg, sie erfüllen aber 100% deren Einsatzforderungen, die ich zusammenfassend wie fogt angeben würde:


    Frequenzgang Sekundärseite geerdet bei 10W / 6 Ohm: 20Hz -3dB bis 20kHz -3dB

    Frequenzgang Sekundärseite offen bei 10W / 6 Ohm: 20Hz -3dB bis 20kHz -1dB ( leider schafft die Audiokarte von meinen Messsystem keine höheren Frequenzen ... )

  • Noch ein Wort zu den Hersteller, den ich anfänglich nicht nennen wollte. Es handelt sich um die Firma TBT und ich gehe davon aus, dass viele das bereits vermutet haben. Da TBT zum Jahresende ihr Geschäft aufgeben und mich nicht mehr beliefern können, kann ich sie getrost nennen...


    Hier und da habe ich bereits gelesen, dass eingefleischte DIY-User, dessen AÜ Qualität nicht gut fanden. Wenn man sich aber mit den Besitzer und Trafowickler unterhält wird man erfahren was die Gründe dafür sind. Sein Ziel ist es gewesen, ein gutes Preis-Leistungsverhältniss zu liefern. Das geht nur wenn man hier und da Abstriche macht.


    Spezifiziert man allerdings was man genau möchte, dann hat man aus meinen letzten Jahren Zusammenarbeit auch das bekommen was man wollte.


    Im übrigen, die Netztrafos von TBT sind immer von sehr guter Qualität gewesen, insbesondere weil sie so gut wie garnicht mechanisch brummen. Kein anderer Zulieferer hat das bei mir geschafft ...


    An dieser Stelle möchte ich mich bei TBT für die tolle Zusammenarbeit bedanken :thumbup:

  • Moin Cay-Uwe,

    danke für Deine Einsichten.


    Hattest Du schon einmal ein Bild mit einem Rechteckdurchgang gepostet?

    1kHz bei Vollaussteuerung?


    Bei TBT hatte ich selber noch nichts gekauft. Sehr gute Erfahrungen machte ich früher in der Zusammenarbeit mit Reinhöfer, als Gerd noch lebte.


    Übrigens habe ich mal versucht ein Youtube-Video mit meinem neuen Smartphone von meinem 211er Setup zu produzieren. Aber der Sound der eingebauten Mikros ist leider zu schlecht und andere habe ich nicht hier. Man könnte falsche Schlüsse daraus ziehen, wie gut es klingt - deswegen habe ich es lieber nicht hochgeladen. Das wäre ja cringe. ^^

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Rechteckdurchgang

    Schöner Bericht von cay-uwe. :thumbup:

    Ein Blick auf das Rechteckverhalten zeigt zusätzlich noch einiges. Hier ein Bericht dazu:

    Microsoft Word - square_wave_testing.doc (kennethkuhn.com)

    Und man kann auch aus dem Signal auf Phasenfehler schliessen, nämlich dann, wenn das Signal nicht symmetrisch zur Mitte ist, wie z.B. wenn es so aussieht:

    pasted-from-clipboard.png


    während das folgende Signal keinen Phasenfehler aufweist:


    pasted-from-clipboard.png


    OK, ich lasse mir vorwerfen, dass ich nicht bis 20Hz runter gegangen bin, muss jedoch in die Runde die Frage werfen wie relevant das überhaupt ist.

    Betrachtet man normale Musikstücke dann geht der Pegel unterhalb von 50 Hz mit ca. 12 dB pro Oktave in den Keller. 12 dB im Pegel sind nur noch 1/4 in der Spannung und nur noch 1/16 in der Leistung. Also gar nicht so sehr relevant.


    Toni

  • Mit der Qualität der Netztrafos waren wir auch immer sehr zufrieden. Die AÜ waren immer meine 1. Wahl wenn es im Portemonnaie klemmte. Die AÜ befinden sich momentan in meiner EL84. Meine Lieblingsüberträger sind die AÜ von Arkadi. Die polnischen ÜT von Edis könnten auch eine gute Alternative für dich sein. Morgen besucht mich für ein paar Tage ein guter Freund. Bevor er bei mir eintrudelt besucht er noch einmal Hrn. Schäfer von TBT und kauft nochmal kräftig ein. Mal sehen was er so mitbringt.


    Gruß

    Mike

    Von den leichten französischen Landweinen ist mir Cognac am liebsten.

  • ... das Bessere ist der Feind des Guten.


    Wenn ich mir die Zeit nehme einen Verstärker aufzubauen, dann mache ich keine Kompromisse. Mich ärgert sowas dann im Nachhinein.


    Allerdings sind die "Fehler" und somit auch der Klirr, der Grund weshalb uns Röhrenverstärker so gut gefallen. Ich denke du hast mit deiner 211er Endstufe alles richtig gemacht. Vor allem wenn sie dir gefällt


    Zumal ich das klasse finde, dass hier nicht nur geredet wurde, sondern wirklich auch ein toller Verstärker dabei rum gekommen ist... also :thumbup:


    ps. der einzige Netztrafo, welcher bei mir gebrummt hat, war von Reinhöfer... allerdings habe ich diesen dimensioniert... finde den Fehler.

    Welter, TBT, Hammond, Arkadi, Rondo Müller... bislang waren alle gut.

  • Hattest Du schon einmal ein Bild mit einem Rechteckdurchgang gepostet?

    1kHz bei Vollaussteuerung?

    Das hatte ich schon mal zu einen frühen Zeitpunkt gemacht. Ich werde mal schauen, dass ich eine Messung wiederhole und nochmals hier einstelle.

    Schöner Bericht von cay-uwe. :thumbup:

    Ein Blick auf das Rechteckverhalten zeigt zusätzlich noch einiges.

    Ich freue mich, dass dir, aber auch Anderen mein Bericht über die AÜs gefallen hat.


    Wie gesagt, ich werde eine Messung mit Rechteck wiederholen. Die einzige, die ich bis jetzt gemacht habe, zeigt bei 1kHz leichte Überschwinger, die eventuell vom AÜ herrühren könnten, da die AÜs im oberen Frequnzspektrum ab 20kHz einige Resonanzen aufweisen.

    Mit der Qualität der Netztrafos waren wir auch immer sehr zufrieden. Die AÜ waren immer meine 1. Wahl wenn es im Portemonnaie klemmte.

    Schön, dass du auch so gute Erfahrungen mit TBT gemacht hast.

    Wenn ich mir die Zeit nehme einen Verstärker aufzubauen, dann mache ich keine Kompromisse. Mich ärgert sowas dann im Nachhinein.


    Allerdings sind die "Fehler" und somit auch der Klirr, der Grund weshalb uns Röhrenverstärker so gut gefallen. Ich denke du hast mit deiner 211er Endstufe alles richtig gemacht. Vor allem wenn sie dir gefällt

    Anfänglich war diese Entwicklung von mir als Spaß gedacht und da wollte ich nicht so tief in die Tasche greifen. Irgendwann mal packt einen der Ergeiz und man möchte doch mehr.


    Genau, es sind bestimmt gerade diese "Fehler", die insbesondere SET oder SE Konzepte so gefällig erscheinen lassen und es ist schon erstaunlich wie tolerant das menschliche Ohr ist...


    Im Bassbereich nimmt im Wesentlichen der Klirr zu, weil die Impedanz des Übertragers typischerweise unterhalb von 100Hz abnimmt. Laut Simulation entstehen bei Volllast in meinen Konzept folgende Klirrwerte je nach Last:


    Ra=15k, K2=1,8%, K3=0,3%, THD=1,8%

    Ra=10k, K2=3,4%, K3=0,7%, THD=3,5%

    Ra=08k, K2=4,4%, K3=1,0%, THD=4,5%

    Ra=05k, K2=8,2%, K3=2,4%, THD=8,5%


    Überträgt man die Werte der Klirrmessung auf die entsprechende Frequenz müsste mein AÜ folgende Impedanzen <100Hz aufweisen:


    Ra=15k bei 100Hz, Ra=10k bei 45Hz, Ra= 8k bei 35Hz


    Das sind Impedanzen, die sich sehen lassen können und auf eine Primärinduktivität von ca. 50H hinweisen, eine Sache die ich allerdings nicht gemessen habe...


    Noch eine Sache zum Klirr, weil es keiner angesprochen hat. Wie aus der Simulationberechnung zu sehen ist, sollte es bei Ra=15k K2=1,8% und K3=0,3% sein. Schaut man sich jedoch meine Messung der Klirrwerte oberhalb von 100Hz an, wird man feststellen, dass K2 immer mehr abnimmt, bei annähernd gleich bleibenden K3. So wie ich feststellen konnte ergibt sich das aus der Summe von den Klirr der Treiber- und Leistungsröhre und lässt eine Kompensation von K2 vermuten...


    In Sachen AÜ werde ich im Moment nichts mehr machen, denn diese passen gut zu der Dimensionierung. Ich würde aber kein echter Techniker sein wenn ich nicht schon Gedankenspiele hätte da noch etwas mehr aus den Konzept zu holen...

  • Hattest Du schon einmal ein Bild mit einem Rechteckdurchgang gepostet?

    1kHz bei Vollaussteuerung?

    Ihr haltet mich gut auf Trapp, aber ich finde, das ist gut so. Nach dem Umbau von dem MDF-Gehäuse habe ich damit gerechnet, dass sich im Wesentlichen nichts viel ändert.


    Interessant finde ich, dass sich die Rechteckwiedergabe verbessert hat und zwar dem Ideal sehr viel näher kommt. Ich muss auch zugeben, bei den vielen Messungen die ich bis jetzt gemacht habe, kann ich nicht mehr sagen welchen Stand die damalige Endstufe hatte, da mindestens zwei Versionen an Treiberstufen bis zum aktuellen Stand liegen.


    Auf jeden Fall hat sich was getan und so sieht die Rechteckwiedergabe aus:


    SET-211-OPT-TBT-15k-06-20-9W-100HzSQRi.jpg


    Da ich das Signal vom Oszilloskop fotografieren muss, schleichen sich einige Reflexe und Überbelichtungen ein, die störend wirken können. Nichts desto trotz, es gibt aus meiner Sicht nichts zu meckern...

  • Danke für Dein Foto Cay Uwe,


    ich hatte dieses mal aufgenommen. Bei etwa 10 Watt und den No-Name Ausgangstrafos aus China.


    Leider habe ich kein besseres Bild. Bin aber mit dem Ergebnis zufrieden. Sieht bei mir fast so aus wie des Signal vom Generator selbst, der nicht viel taugt.


    oszibild.jpg

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Hi......was noch wichig wäre wenn das Audiosignal bis 60khz und der AÜ da noch kein Pegelabfall macht... so hat man bei 20Khz auch keine Phasendrehung...


    Aber wird wohl sehr schwer so einen bezahlbaren High End AÜ zu finden.....


    Wer aber oben rum schon nicht mehr gut Hört....für den ist es eher unwichtig


    Gruss Chris

    Hauptsache es Glüht.....

  • ... geht schon, aber nicht als SE mit hochohmigen Trioden.

    ... aber wo bleibt denn da der Röhrenklang? Oder das magnetisch anziehende im Klang bzw. das elektrisierende Moment? :)


    (Mein 211er mit 1kV Anodenspannung bringt es mit sich) ;)

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Hi......was noch wichig wäre wenn das Audiosignal bis 60khz und der AÜ da noch kein Pegelabfall macht... so hat man bei 20Khz auch keine Phasendrehung...

    Toni31 sagte es bereits, bei einen hochohmigen AÜ ab 10k wird es schwierig die Forderung zu erreichen, da durch die vielen Wicklung die parasitären Kapazitäten recht hoch werden. Dazu kommt noch wie gesagt, der hohe Anodenwiderstand der 211 Triode, der bei meinen gewählten Arbeitspunkt bei 3,4kΩ liegt.


    Leider kann ich mit meinen Messsystem nur bis 24kHz messen, da die interne Soundkarte nur max. Fs von 48kHz unterstützt. Das ist für meine Hauptarbeit, die Entwicklung von Lautsprechern, ausreichend, nicht aber für Audio Geräte. Ich schaue mich schon nach anderen Messmöglichkeiten um, um solche Fragen beantworten zu können.


    Wie ich bereits schrieb, sehe ich das recht pragmatisch, und ein SET besitzt verglichen zu Lautsprechern, hervorragende Phaseneigenschaften.


    Ist zwar OFF TOPIC, aber selbst ein simpler 2-Wege Lautsprecher würde im Idealfall im Bassbereich mindestens 180° Phasendrehung haben, nochmals 180° durch die Frequenzweiche, eher 360° und im Hochton im Roll-Off Bereich, der typischerweise bei 15kHz - 20kHz liegt, nochmals 180°. Macht in Summe mindestens 540°, eher 720°.


    Da spielen übliche Phasenverschiebungen von 20° - 30° gängiger AÜs, eine eher untergeordnete Rolle, außer natürlich, dass sie als Qualitätsmerkmal dienen können.

  • Hi......was noch wichig wäre wenn das Audiosignal bis 60khz und der AÜ da noch kein Pegelabfall macht... so hat man bei 20Khz auch keine Phasendrehung...

    Solche Aussagen lassen mir keine Ruhe und ich habe mir geeigneteres Messequipment zugelegt um etwas breitbandiger messen zu können.

    ... geht schon, aber nicht als SE mit hochohmigen Trioden.

    Wie ich bereits schrieb und auch mehrere User bereits erwähnten, liegt die Crux an der 211 Endröhre, die einen recht hohen Anodenwiderstand besitz. An den von mir gewählten BIAS bei ca. 3,5kΩ.


    Ich habe mich mit ARTA als Messsoftware nie so viel beschäftigt, weil die Software recht vielfältige Messergebnisse darstellen kann. Ich habe mich immer nur auf das Notwendigste konzentriert, doch um aussagekräftigere Messungen machen zu können, muss man sich mit den Möglichkeiten intensiver beschäftigen.


    Das habe ich in den letzten Tagen gemacht und dabei festgestellt, dass es einige Funktionen gibt, die meine vorherigen Messungen erleichtern und etwas genauer werden lassen.


    Durch die von mir gewählte Audiokarte, kann ich mit bis zu 192kHz Abtastrate arbeiten und das bei einer Auflösung von 24bit. Dadurch kann ich Messungen vom Frequenzgang bis ca. 100kHz durchführen, wie auch sehr präzise Spektralanalyzen, usw.


    Um das so genau wie möglich machen zu können, muss das System kalibriert und wenn möglich im Dual-Modus genutzt werden, da so eine interne Rückkopplung eingesetzt wird, die Unregelmäßigkeiten der Audiokarte korrigiert.


    Nach Kalibrierung und einigen Messaufbauversuchen, wie auch das Eingewöhnen in ARTA, habe ich immer wieder reproduzierbare Messungen machen können.


    So sieht der Frequenzgang meines SET 211 Verstärkers aus:


    SET-211-TBT-OPT-15k-06-20-FG-100kHzi.jpg

    Zur besseren Interprätation der Messung habe ich zwei zusätzliche Frequnzgänge dazugenommen, nämlich das vom Eingangsignal ( blau ), das was am Gitter der 211 Triode anliegt ( rot ) und den Frequenzgang am AÜ bei 6Ω Last ( schwarz ) und ca. 1 Watt Leistung.


    Demnach würde dieser Verstärker bei gängigen Messungen, wie zum Beispiel stereophile.com, wie folgt spezifiziert werden:


    Frequenzgang -3dB: 10Hz - 30kHz


    Berücksichtigt man den Pegelabfall der Vorstufenröhren am 211 Triodengitter, dann würde der -3dB im oberen Frequenzbereich bei ca. 50 - 60kHz liegen...


    In dem Zug der vielen Messungen habe ich auch mal eine Spektralanalyze bei 1 kHz und 1 Watt an 6Ω durchgeführt.


    SET-211-OPT-TBT-15k-06-20-SPA-1kHz-1Wi.jpg

    Abgesehen vom sehr "ruhigen" Verlauf wäre das geringen Brummen zu erwähnen, das an den kleinen Peaks bei 50Hz, 100Hz, 150Hz und 200Hz zu erkennen ist.


    Beim Rumspielen mit der Messsoftware ist mir aufgefallen, dass das gemessene Signal bei Spektralanalyzen aufgenommen wird und angezeigt werden kann.


    Somit konnte ich die Signale bei Volllast 100Hz und 30Hz anzeigen lassen und viel genauer die Pegel ermitteln als letztens über den Ozsilloskop.


    Bei -1dB unter Volllast an 6Ω und 100Hz ( wie beschrieben die Referenz ) sieht das Signal so aus:


    SET-211-OPT-TBT-15k-06-20-100Hz-9Wi.jpg

    Da ich das System kalibriet habe, kann ich die Spizenpegel Vp anzeigen. Laut Messung liegt der bei 105,533mV. Da ich über einen 1:100 Tastkopf messe liegt dieser Wert bei 10,533 Vp, was an 6Ω eine Leistung von 9,3 Watt bedeutet.


    Bei 30Hz sieht bei gleichen Eingangspegel das Signal wie folgt aus:


    SET-211-OPT-TBT-15k-06-20-030Hz-9Wi.jpg


    Nach gleicher Berechnung liegt der Spannungspegel bei 9,2502 Vp, was ca. 1dB unter den Pegel bei 100Hz und 1kHz ( Referenz ) liegt. Das mindert die Leistung um ca. 20% und würde nach Der Peak-Messung bei ca. 7,1Watt.


    Gemessen habe ich bei -1dB unter maximalen Ausgangspegel, weil bei 1kHz das Signal schon etwas ins Clipping kam und leider ARTA die Pegel nur in 1dB-Schritte ändern kann.


    Nichts desto trotz, auch diese genaueren Messungen zeigen, dass der AÜ die gesetzten Ziele und Dimensionierung voll erreicht und den gedachten Zweck voll erfüllt.