VTL Vorstufe: starke Kanalungleichheit

Ich habe in der Bucht einen größere VTL-Röhrenvorstufe von David Manley aus den frühen 90er-Jahren geschossen. Erster Höreindruck: hervorragender Klang. Allerdings hat das Teil einen Defekt: Der rechte Kanal ist viel leiser als der linke. Aus der rechten Box kommt nur halb so viel an Lautstärke raus wie aus der linken. Was ist da los?

Ich habe erst mal einiges probiert, habe die Kabel getauscht, habe dann rechts und links vertauscht, trotzdem kommt rechts nur die Hälfte. Das Balancepoti bringt kaum was, es kann die Kanalungeichheit nicht ausgleichen. Übrigens ist es an allen Eingängen das gleiche, ob an Phono oder Line.

Ist das Lautstärkepoti defekt? Oder sind die Röhren ungleich? Oder dass bei der Post was passiert ist? Irgendwelche Lötstellen gebrochen? Aber dann würde es doch brummen, oder?

Das Paket war nicht gut verpackt und wurde wohl bei der Post ziemlich rumgeschmissen (das Übliche), durch den Transport waren einige Röhren teils oder ganz aus dem Sockel gefallen. Funktionieren aber alle noch, jedenfalls gibts kein Rauschen.

Woran kann das liegen mit der Kanalungleihheit? Lässt sich das einigermaßen leicht beheben? Hat jemand Erfahrung damit und kennt den Fehler? Oder soll ich die Kiste zurückgeben? Was aber nicht so leicht ist.

(Ebay kann echt nerven.)

Viele Grüße und danke für Tipps

Jochen

Hallo an alle,

also, es handelt sich um Manleys größte Vorstufe, die ultimative, wie er sie vollmundig getauft hat. Ich wollte die schon immer mal haben.

Schaltpläne gibts im Netz. Könnte ich auch hochladen. Was würde das bringen?

Ich habe bislang, seit Jahren, eine kleinere Vorstufe aus demselben Stall in Betrieb, die Deluxe. An dieser Vorstufe funktionieren beide Lautsprecher, und zwar in derselben Anlage, also kann es nicht an der Endstufe liegen (Vermutung von Shakti), derzeit läuft bei mir eine alte Technics-Endstufe. Die Beard hat Sommerpause gemacht.

Sehe ich das richtig, ihr vermutet alle, dass es an den Röhren liegt?

Die Röhren wurden beim Wiedereinsetzen nicht vertauscht. Es war nur eine Röhre ganz rausgefallen, die anderen lediglich zur Hälfte rausgerutscht.

Röhrentausch als Test (rechts, links) wäre eine Idee. Steckt dahinter die Vermutung, dass eine Röhre (rechter Kanal in meinem Fall) bedeutend schwächer sein könnte? Dann wäre der Defekt doch schon beim Vorbesitzer gewesen, hätte er mitteilen müssen.

Allerdings gibts in der Kiste etliche Röhren: Doppelmono-Aufbau, 4 Röhren Line, 4 Röhren Phono. Das heißt doch, es müssten einige Röhren schwächer sein? An die unteren Röhren kommt man übrigens schlecht ran, Austausch nicht einfach.

Es sind alles dieselben Röhren, pärchenweise. Eine war rausgeflogen und hat sicher etliche Stöße abgekriegt, kann das die Leistung halbieren? Es ist eine der Phonoröhren, aber auch bei Line ist der rechte Kanal halb so laut.

Ich werde noch mal verschiedene Kabel testen. Hat jemand noch eine andere Idee, woran es liegen könnte?

Es gibt zwei Balanceregler (doppelmono), ich höre aber kaum einen nennenswerten Lautstärkeunterschied, wenn ich da drehe. Könnte bewusst so konstruiert sein. Oder sind die Balancepotis das Problem?

Gruß und Dank

Jochen

Nachtrag: Ich habe mich bei dem Verkäufer beschwert, dass die Kanäle nicht gleich sind. Vielleicht vom Transport, weil er miserabel verpackt hat, nur zwei Lagen Luftpolsterfolie. Oder dass das Problem vielleicht schon bei ihm gewesen sein könnte.

Er hat geantwortet, dass ich wahrscheinlich das Gerät falsch an und ausgemacht habe (??), da könnte er nicht sicher sein. Die Vorstufe hat 2 Netzschalter (doppelmono). Er schreibt, diese müssen in der richtigen Reihenfolge an und ausgemacht werden, sonst können die Kanäle beschädigt werden. Hier der O-Ton:

"There is no way that you can assure me that you connected the amp the wright way and put on and off the power in the correct order. When powering the amp the wrong way you can damage the channels and that may have happened now."

Ist da was dran? Oder ein Ablenkungsmanöver?

Ich habe erst den oberen und dann den unteren Netzschalter angemacht. Beim Ausschalten genauso, erst oben, dann unten. Was soll da kaputtgehen?

Danke Juergen, guter Tipp, am Vorverstärkerausgang hatte ich nicht das NF-Kabel rechts-links gewechselt. Ich werde das noch machen. Auch an allen anderen Buchsen noch mal checken. Die Chinchbuchsen sind übrigens ziemlich dick, die Stecker gehen kaum rein.

Ne dumme Frage noch: Wenn ich bei jedem der vielen Kabelwechsel die Vorstufe immer wieder an und ausschalte, tut ihr das ja nicht gut. Gibts ne Möglichkeit, die Vorstufe dabei anzulassen? Oder wie lange sollte man warten zwischen an- und ausschalten?

Die rausgefallene Röhre werde ich auch mal links-rechts tauschen. Ob die vielleicht einen Defekt hat. Frage: Die Kiste ist jetzt drei Tage vom Netz. Muss ich trotzdem höllisch aufpassen wegen der Spannung, oder haben sich die Kondensatoren inzwischen entladen?

(Manley schreibt im VTL Book, die halten mehrere Wochen die Spannung. Aber ich vermute, das gilt für die Endstufen.)

Viele Grüße

Jochen

Ich kann berichten, das ich auf Juergens Tipp hin das Kabel zwischen Vor- und Endstufe rechts-links vertauscht habe. Tatsächlich wandert der schwache (defekte) Kanal dann auf die andere Seite. Also, das Problem ist klar die Vorstufe. Allerdings ist die Ursache damit nicht ermittelt, stimmt, Volker.

Röhren habe ich auch vertauscht, aber das hatte keinen Effekt. Ein Pärchen konnte ich nicht tauschen, weil man nicht rankommt, ohne die ganze Platine auszubauen (alles ziemlich eng, und die Röhren stehen nicht hochkant, sondern horizontal).

Was mich wundert, der schwache Kanal ist klanglich genauso hervorragend wie der okaye Kanal. Es ist alles da, nur eben halb so laut. Kein Zerren, Brummen oder so, nur ein deutlicher Lautstärkeunterschied.

Könnte es sein, dass irgendein Kondensator mehr gealtert ist als der andere? Seltsam ist auch, dass die Balanceregler so gut wie nicht anschlagen. Laut Manley regeln die auch die Gegenkopplung (schreibt er im VTL Book).

Phile Grüße

Jochen