Frequenzverlauf in meinem Zimmer

  • Vielleicht hilft hier ein wenig aus der Studiotechnik - in der die Räume oder Regien ja schon akustisch optimiert wurden. Leider sind auch da aber oftmals Grenzen sehr schnell erreicht und Raummoden können auch dort nicht ganz beseitigt werden. So ist gerade im Studio oftmals die Punktschallquelle und eine exakte vorher geplante Abhörposition das "A" und "O". Hier erzielt ein gutes abgestimmtes gerichtetes Hornsystem als Zweiwegsystem je nach Bauart, Ausführung und Aufstellungsort wirklich überzeugende Ergebnisse. Als Beispiel hier meine "Kellerregie" - eigentlich ist der jetzige Misch- und Masteringplatz ein Teil meines Kellers ( nur 2.30m Deckenhöhe in L- Form und insgesamt 30qm.) Ausserhalb der Hörzone die Audiowerkstatt und hinter der Hörzone die Kellerbar und der Weinkühlschrank. ( systemrelevant )


    Die reine Hörzone beträgt ca. 8 qm. Der Hörabstand ca. 1,90m zu den Lautsprechern. Auf diese Position bin ich gekommen - weil ich mich mit den Raummoden angefreundet habe und eine Hörposition gesucht in der die geringsten Auslöschungen waren und die "Überhöhung" möglichst nur moderat. An den Wänden und Decken ist eine Kombination aus Schaumstoffabsorbern und Mittenabsorbern. Die Bässe unterhalb von 200 Hz sind dann halt so wie sie sind - daher ist der Aufstellungs Ort auch so wichtig. Will sagen - dies war für eine ergänzende Feinkorrektur mit einem DSP-gestütztem System die beste Voraussetzung. In meinem Fall nutze ich ein System mit vielen FIR-Filtern ( Realsound Lab CONEQ ) dass vernachlässigbare Phasenverschiebungen bei Frequenzkorrekturen verursacht. ( FIR-Filter sind digitale Filter, die über einen weiten Frequenzbereich gleiche Phasen ( Gruppenlaufzeiten ) besitzen. Das bedeutet - ich verbiege durch meine Korrekturen mit rein analogen Filtern nicht den Phasengang des Lautsprechersystem - was für uns Tonkutscher enorm wichtig ist - da wir Ortungsschärfe, Stereotiefenstaffelung und eine messerscharfe "Mono-Mitte" " hören müssen. Für uns sind die Lautsprecher ein Werkzeug zum Arbeiten, was präzise und schnell sein muss. Eine nochmalige AD / DA Wandlung ist völlig unkritisch. Moderne Wandler in 24 Bit / 96Khz und ein 48 Bit Prozessing klingen wie Analog oder besser... Diese Behauptung stelle ich einfach mal hier auf... Vielleicht ist für euch mein Beitrag auch unter einem anderen Punkt interessant. Meine Idee mit dem Kellerstudio unter "fast" Wohnraum Bedingungen war auch - das ehemalige Abhörstudio der EMI Electrola Köln ( Maarweg ) nachzubauen. Hier hatte ich 1971 gelernt und hier hat sich der Klang der legendären ALTEC 604 D Lautsprecher bei mir für fast ein halbes Jahrhundert eingeprägt. Nun bin ich in der glücklichen Lage zwei dieser ehemaligen EMI ALTEC zu besitzen, habe ein neues Gehäuse bauen lassen - und hinzu kommt noch dieser legendäre Röhren Compressor / Limiter Fairchild 670, der damals für den Plattenschnitt enorm wichtig und Klangentscheident war. Ebenso besitze ich dazu die Telefunken T9 Stereo Bandmaschine mit den traumhaften V87 Röhren-Preamps. Sozusagen das Beste aus der damaligen analogen Welt mit modernen DSP`s aufbereitet und natürlich in der Produktion und Mischung digital mehrspurig aufgezeichnet - dann aber analog summiert.


    Ein noch wichtiger Punkt bei den Altec war das "Crossover" - also die Übernahme des Bass-Mitten Treibers zum Hochtonhorn ( 1,5 kHz ) Die originale ALTEC Weiche hatte da große Mühen - vielleicht waren die Hörgewohnheiten 1966 - als der Lautsprecher entwickelt wurde auch anders - jedenfalls berichten einige ALTEC Hörer von einer Schärfe im Klang bei ca. 2 bis 4 Khz und ich kenne Kollegen - die trotz des 38er Chassi einen Bassabfall unter 100 Hz beanstanden. Nun - die ALTEC D haben eine knallhart aufgehängte Membransicke und waren in dieser Ausführung eigentlich für den Wandeinbau gedacht - der einer Grenzfläche gleichkommt und eine Bassanhebung von ca. 6 dB zur Folge hat. All dies waren aber Parameter welches mein Korrektursystem wunderbar und recht problemlos korrigieren konnte - denn es betraf nicht so sehr die Raum Moden die Ärger machten, sondern die Übertragungseigenschaften des ALTEC 604. Dies zur Erklärung, damit die Kurven, die ich hier zeige, verständlich sind. Kurzum, ich habe jetzt ein Hörsituation oder besser gesagt ein Hörerlebnis - dass ich in all meinen nun bald 40 Jahren Tonmeister Dasein bisher nicht kannte. Die Altec übertragen nun von 28 Hz bis rund 10 Khz sehr linear bis auf geringe Ausreisser aber alles in einem sehr engem Bereich. ( + - 3dB ) Dazu ein wunderbares plastisches Klangbild das einfach faszinierend ist. Durch die harte Membran gibt es nahezu keine Partialschwingungen und eine preiswerte China Röhrenendstufe Dynavox E70E ist hier ein idealer Treiber für die Altec - die mit 25 W schon die Grundmauern des Nachbar-Reihenhaus erzittern lassen. Ein Kollege sagte kürzlich - ein Riesen Kopfhörer ... Die Nachhallzeit in meinem Kellerraum ist unterschiedlich. Im Bereich der Hörzone nur 0.15 sec. Im Bereich der Kellerbar - 0,4 und im Bereich des Audio-Messplatz 0,25. Damit ist es kein "toter" Raum erfährt durch die Schallverteilung der Altec auch beim 30Hz Orgelbass eine "schwebende" Struktur.

    Dass der "linke" Lautsprecher auch nach der CONEQ Korrektur "welliger" ist - hängt natürlich mit seiner Wandnähe zusammen. "rechts" kommen kaum Reflexionen zurück. Dennoch sind sie in wichtigen Hörbereichen recht "nah" beisammen. Die Diagramme ALTEC _ Messungen sind mit einem Messmikrofon ein Mittel von 150 Messungen um den Abhörplatz herum, NACH der Korrektur mit dem CONEQ System. Das Messdiagramm ALTEC original ist der Amplitudenverlauf der Original Altec Weiche des rechten Lautsprechers...

    Ein Gruss in die Runde

    Holger




    Mastering-Mix-Regie.jpg

    ALTEC original.png

    ALTEC Messungen_3_links control 2_02_APFR.png

    ALTEC Messungen_2_rechts control_02_APFR.png

  • Hallo Holger,

    toller Bericht und auch ein schönes Setup. Kleine Frage zur Korrektur der Altecs: Konntest du feststellen, ob die 'Schärfe' zwischen 2-4kHz auf eine allgemeine Überhöhung in diesem Bereich zurückzuführen war, oder eher an der einzelnen Spitze lag, die bei 3kHz im Original-Frequenzgang zu sehen ist?

    Viele Grüsse

    Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    Ich ahne worauf du hinaus zielst... Auch hier oder in anderen Foren gab es Vorschläge und Erfahrungen in der Modifizierung der ALTEC Weiche - sprich Luftspulen, Mundorf Elkos usw. Bevor ich mich für eine Korrektur mit dem Coneq System entschied, habe ich fleissig und erwartungsvoll versucht ebenso die Weiche zu optimieren. Da die ALTEC D aber gegenüber anderen Ausführungen ( meist H ) 16 Ohm Impedanz am Horn und Konus haben - gegenüber den sonst üblichen 8 Ohm, war das "Klangtuning" weit aus schwieriger und nach etlichen Versuchen und 200.- € an Strassäcker ...war letztlich der tonale Übergang der Original ALTEC Weiche noch am besten. Was mir im Nachhinein - also der jetzige Höreindruck - nach der CONEQ Korrektur gegenüber dem Original Zustand auffiel, betraf den gesamten Bereich von 600 Hz bis 5000 Hz, den ich so passend linearisieren konnte.

    Will sagen - die Überpräsenz - die außer der Spitze bei 3 K - eigentlich den Bereich 2800 Hz bis 4000 Hz umfasst - wurde durch eine Senke im oberen Mitteltonbereich 600 Hz - 1500 Hz noch deutlicher.

    Bei der Original Altec - klangen BigBand und Bläser - als auch Flügel richtig gut ( eigentlich zu gut...)

    während tonale mittige Instrumente - also Holzbläser, Celli, Bratschen, Streicher usw. deutliche Defizite hatten was deren erste Obertonstruktur ( 600 Hz bis 1500 Hz ) anbelangt.


    So gesehen - gelang es mir mit dem CONEQ System hier eine ideale zudem phasenstabile tonale Optimierung, die mit einer herkömmlichen Weiche - sicher nicht zu realisieren ist. Allerdings hatte ich dieses Ergebnis in dieser Deutlichkeit keinesfalls erwartet.

    schönen Gruss

    Holger

  • Hallo Holger,

    danke für deine ausführliche Antwort und vor allem für die Höreindrücke.

    Ich spiel natürlich auch mit Bauteilen in den Weichen, aber es ging mir schon um die Abstimmung, da ich da selber gerade dran bin (aber noch passiv).

    Aber stimmt, die Senke von 6dB ab 700Hz kann zum Eindruck einer 'Schärfe' natürlich auch beitragen.

    Auch wenn man bedenkt, das ein Horn um 3kHz oft schon dynamischer zu Werke geht, als der 15"er darunter.

    VG Jürgen