Übertragervergleich Ortofon ST-7 / Fidelity Research XF-1L / (Andreoli?)

  • Hallo zusammen!

    Seit einiger Zeit betreibe ich neben meinem EMT HSD006 am Reed 3P auch ein SPU Classic GM MKII am kurzen Schick Arm. Während das EMT über den MC Zweig meiner EAR 324 Vorstufe läuft, hängt das SPU per externem Übertrager am EAR-MM Eingang. Dafür habe ich bisher einen Ortofon ST-7 verwendet, der laut Ortofon mit 24dB Verstärkung für MC Tonabnehmer mit einem Spulenwiderstand von 2-60 Ohm empfohlen wird (was m.E. eine erstaunliche Bandbreite ist - welcher 60 Ohm TA hat eine so geringe Ausgangsspannung, dass er einen 24dB Übertrager benötigt?).

    Mit dem ST-7 war ich eigentlich zufrieden, der Übertrager hat ja auch hier im Forum durchaus seine Fans und gilt unter den derzeit neu zu erwerbenden Übertragern (DIY Versionen mal ausgenommen) vielen als best Buy. Wenn da nicht der Spieltrieb wäre und das vage Gefühl "da geht noch was".

    Nun ist mir durch einen glücklichen Zufall ein Fidelity Research Übertrager XF-1 zugeflogen und zwar in der "L" Version mit gigantischen 36dB Verstärkung und geeignet für MC-TA mit einem Innenwiderstand von max 3 Ohm. Das schränkt den Anwendungsbereich natürlich erheblich ein, ist aber wie gemacht für ein SPU mit 2 Ohm. Der Übertrager hat eine Besonderheit, nämlich fest verbaute Kabel vom Übertrager zum Vorverstärker.

    Gesagt getan: Ich habe jetzt seit 2 Tagen mit dem FR gehört, zunächst gestern mit dem FR alleine, dann heute im Vergleich zum Ortofon. Zum Glück läßt sich meine EAR324 in der Verstärkung einstellen (0db / -6dB 7 -12dB), so dass die Lautstärkeunterschiede ausgeglichen werden konnten.

    Was soll ich sagen: Bisher bin ich vom FR sehr angetan! Es klingt höher auflösend als über den ST-7, behält aber die SPU-Charakteristik ohne ins Analytische abzudriften. Der FR bietet mehr Räumlichkeit sowohl in der Tiefe als auch in der Breite. Er baut das Klangbild auf einem sehr soliden Bassfundament auf ohne diesen überzubetonen. Durch bekommen akustische Instrumente mehr Körper, wirken plastischer. Dynamisch ist das SPU ja ohnehin kein Kind der Traurigkeit, aber mit dem FR bin ich bei Dynamiksprüngen mehrfach zusammengezuckt, kommen doch die Dynamikspitzen derart unvermittelt - man hat das Gefühl auf einmal lauter zu hören als zuvor. Dabei entsteht die Musik vor einem sehr "schwarzen" Hintergrund - der FR zeigt keine Spur von Brummen oder sonstigen Nebengeräuschen. Gehört habe ich übrigens: Miles Davis - Sketches of Spain (MoFi), Oregon - Out of the Woods, Keith Jarrett - Death and the Flower, Santana - Abraxas. Auch klassische Musik legt emotional noch etwas zu - gestern die Mozart'schen Haydn-Quartette (Esterhazy String Quartett, L'Oiseau Lyre) hatten eine Faszination, die einem den Spaß am Vergleichen nimmt - ich wollte einfach nur weiterhören.

    FR Übertrager sind heutzutage (zu akzeptablem Kurs) und in gutem Zustand gar nicht so leicht zu bekommen. Meiner stammte von einem Sammler in München. Ich hatte schon lange unter anderen auch hier im Forum von diesen Übertragern gelesen und dann war es ein Spontankauf. Es hat sich gelohnt, der FR darf bleiben und vielleicht freut sich ja hier im Forum bald jemand über einen günstigen und neuwertigen Ortofon ST-7?


    Zum Abschluss noch ein paar Fotos:

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    Von unten nach oben: EAR 324, FR XF-1L, Ortofon ST-7


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    XF-1L von vorne


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    XF-1L von hinten (was wie ein Stromkabel aussieht, ist das fest verbaute Ausgangs-Cinch-Kabel)


    Liebe Grüße

    Sebastian


    PS: Besagter Sammler aus München hat mir einfach ungefragt noch ein paar Übertragerkapseln von Reto Luigi Andreoli zum Testen beigefügt (Sachen gibt's...). Damit werde ich mich dann mal in den nächsten Tagen beschäftigen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Sebastian ()

  • Hallo Sebastian,

    Herzlichen Glückwunsch zum FR Übertrager.

    Es ist bekannt, dass dieser FR SUT sehr gut mit den SPUs harmoniert .😎

    Die Retro Luigi Kapseln sehen auch sehr lecker aus 👍

    :24:

    LG


    Horst

  • Interessant! Den Typ M hatte ich Anfang des Jahres leihweise von einem Freund zum Test da. Der M hat eine Verstärkung von 25dB.


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    Die Räumlichkeit war hier auch auffällig. Der Charakter des Klangbildes doch verschieden zu dem in meiner Phono verbauten Syntax ÜT. Mein System klang zusammen mit diesem noch besser.

    Leider hatte ich es nicht geschafft, eines meiner FR-Systeme damit zu testen. So habe ich vielleicht den Best Match verpasst,

    Viele Grüsse,
    Mario


    It is good taste, and good taste alone, that possesses the power to sterilize and is always the first handicap to any creative functioning. (Salvador Dali)

  • Der FR XF-1 in der "M" ist sehr selten und gesucht, da kompatibelstes mit vielen gängigen MC Systemen, zB den AudioTechnica.


    Wenn jemand Lust auf Internet Suche hat, die FR XF-2 Übertrager sind noch mal etwas besser und mitunter auch zu fairen Preisen zu bekommen.

    Gruss

    Juergen

    HEIMSTATT DER MUSIK

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    AAA- Mitglied

  • Kennt eigentlich irgend jemand die Andreoli Kapseln? Ich habe im Netz nichts gefunden und habe auch keine Dokumentation dazu. Ich weiß nicht mal den Verstärkungsfaktor oder die Impedanz. Ich werde sie heute Abend einfach mal ausprobieren ...

    Sebastian

  • Guten Morgen,


    ich verwende den XF-1L seit ein paar Jahren im Zusammenspiel mit meinem Ortofon Jubilee und meinem Ikeda 9 CV Tonabnehmer am MM-Eingang meines Octal-Pres.

    Ich bin zufrieden damit...

    Beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Sebastian,


    gratuliere zum Fidelity Research XF-1 low Übertrager und willkommen im FR-1 Club. Der Low ist gedacht für die alten niederohmigen MC FR-7 Systeme.

    Nicht nur für die neuen Ikedas ist der Low ein sehr guter Partner, sondern gerade für ein SPU Classic ist er eine besonders gute Wahl!!

    Will man noch ein Mehr an Auflösung, muss man schon tief in die Tasche greifen!


    Aus der XF-1 Serie gibt es 3 Typen:

    XF-1 low mit 3 Ohm oder niedriger und einer Verstärkung von 36 db


    XF-1 middle mit 4 - 18 Ohm und einer Verstärkung von 25 db


    XF-1 high mit 19 - 40 Ohm und einer Verstärkung von 18 db


    Viel Spass beim Musik hören!


    viele Grüße, Christian


    PS:

    In den beiden Bildern von unten nach oben sind die XF-1 L-M-H Übertrager und als Umschalteinheit (MM) mit drei schaltbaren Eingängen (A-B-C) der FRT-5 (MC 3-10 Ohm) zu sehen.

    XF-1-low-middle-high-Front


    XF-1-low-middle-high-Back

  • Wenn ich das hier so lese, möchte ich fast annehmen, 80% des deutschen Bestandes an FR-Übertragern befinden sich in der Hand des Forums ;) .

    Nun, da werden die alten Schätzchen wenigstens in Ehren gehalten!

    Liebe Grüße

    Sebastian

  • Guten Morgen,


    da habe ich dann ja gleich mal eine Frage zu.

    Wie ich sehe hat FR da ganz klar zwischen 3 und 4 Ohm getrennt und entsprechend andere Übertrager zur Verfügung gestellt.

    Was passiert wenn ich ein 5 Ohm System an einem 3 Ohm Übertrager verwende.

    Wodurch drückt sich diese Fehlanpassung klanglich zumindest theoretisch aus?

    Hintergrund, dass von mir verwendete Ortofon Jubilee ist ein 5Ohm System.

    Beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Tom!


    • Prinzipiell gilt: Je niederohmiger ein MC ist, desto geringer ist meist seine Ausgangsspannung. Das ist natürlich vereinfacht, denn es gibt nicht nur eine unterschiedliche Anzahl von Spulenwindungen bei MCs, sondern die Ausgangsspannung hängt natürlich auch vom Spulenmaterial und der Dicke des Drahtes ab sowie von der Stärke des Magneten. Die FR SUT für höherohmige MC haben daher ein geringeres Übersetzungsverhältnis. Es gilt also zunächst mal auszurechnen, wieviel mV Dein TA "hergibt" und was Dein Übertrager daraus macht. Beispiel: MC-TA 0,2mV Ausgangsspannung, 1:30 Übertrager ergibt 6mV am MM Eingang. Das Ergebnis sollte zu der verwendeten MM Vorstufe passen. Zu leise = mehr Rauschen, zu laut = Verzerrungen durch Übersteuern.
    • Das Übersetzungsverhältnis bestimmt, welche Impedanz Dein TA "sieht". Ein MC-TA sieht an einem 1:10 Übertrager an einer Standard-MM-Vorstufe mit 47kOhm dann 470 Ohm. Bei einem 1:20 Übertrager sind es nur noch 118 Ohm, bei einem 1:30 Übertrager 52 Ohm. Das verändert die Klangcharakteristik etwas.
    • Zu Deinem Beispiel: Ein 5 Ohm MC-TA an einem FR XF-1L ist sicher kein grobes Mismatch. Er wird lauter klingen, als an einem FR XF-1M und er "sieht" eine etwas niedrigere Abschlußimpedanz, als an einem FR XF-1M. Daher könnte er nicht nur etwas lauter, sondern auch minimal "dunkler" klingen. Das kann optimal sein, es könnte auch sein, dass der FR XF1M noch besser, weil minimal freier/offener spielt. Hier hilft nur Ausprobieren.

    LG

    Sebastian

  • Na, da bin ich mal gespannt wie der Andreoli klingt ...

    Man sagt ja, dass man vom Aussehen des 'Schöpfers' auf den Klang schließen kann. Bei Helmut Brinkmann trifft dies mMn zu. :)

  • Das Übersetzungsverhältnis bestimmt, welche Impedanz Dein TA "sieht". Ein MC-TA sieht an einem 1:10 Übertrager an einer Standard-MM-Vorstufe mit 47kOhm dann 470 Ohm. Bei einem 1:20 Übertrager sind es nur noch 118 Ohm, bei einem 1:30 Übertrager 52 Ohm.

    Hallo Sebastian,


    oft schon hier im Forum gesagt worden, aber wer liest schon den Schnee von gestern.


    Also, so einfach ist die Übertrager-Welt nur bei einer Leelaufbetrachtung, mit anderen Worten, ist das MC angeklemmt, muß die Impedanz des MC berücksichtigt werden.


    Die Impedanz des MC und die Impedanz der primären Seite des Übertragers bilden einen sogenannten Spannungsteiler.


    Beispiel: EMT mit 1mV und mit ca. 24Ohm Impedanz an einem 1:30, es gilt


    52Ohm/(24Ohm + 52Ohm) * 1mV * 30 = 20mV


    und nicht Leerlauf 1mV * 30 = 30mV


    Ein Drittel weniger, wg Übersteuerung, oft sind höhere Übersetzungen sinnvoll, auch bei höherohmigen MCs.


    Grüße,

    Holger

    Einmal editiert, zuletzt von keeskopp ()

  • Ja, Holger, prinzipiell hast Du natürlich Recht. Ich wollte die Sache halt nicht unnötig kompliziert machen, denn Deine Rechnung ist vor allem bei hochohmigen MCs relevant (deshalb auch Dein Beispiel mit dem EMT). Tom hat aber ein MC mit 5 Ohm und da ist der zusätzliche Spannungsabfall zu vernachlässigen. An meiner grundsätzlichen Aussage " an einem FR XF-1 M wäre der TA etwas leiser und der Klang evtl. minimal höhenbetonter" ändert sich nichts. Das war ja die eigentliche Fragestellung.

    LG

    Sebastian

  • Holgers Rechenbeispiele sind die Theorie,

    die bestimmt für viele Übertrager zutrifft, aber eben nicht für Alle. Man sollte sich immer die Kombi ÜT, Phono und Tonabnehmer in Ruhr anhören.

    Es gibt bestimmt auch genügend Kombinationen die rechnerisch zwar passen, aber klanglich nicht gefallen.

    Bei mir laufen alle Systeme perfekt an einer Kombi ( von 2 Ohm, SPU Synergy bis 45 Ohm Benz Ruby lll).

    Für das normale SPU würde ich andere Übertrager vorziehen. Das ist aber die absolute Ausnahme. Der Rest; SPU Synergy, Benz LP, Ruby, Kiseki Blue NS und auch diverse Dynavevtor Systeme spielen 🤩...optimal.
    Wenn man allerdings überwiegend leise niederohmige Systeme hat, dann ist ein 1:20 natürlich passender ( weniger Rauschen).

    Ich würde bei den Dynavector Systemen mit

    mit ca. 0,3mV zu einem 1:20 tendieren

    LG


    Horst