Würde mir gern einen Tuner zulegen...

  • Aber wer möchte sich schon auf ein Gerät beschränken..?

    Nein, das muss nun wirklich nicht sein

    Es soll auch Leute geben die bis zu 4 (!) unterschiedliche Tuner für verschiedene Zwecke abwechselnd in Verwendung haben :huh:


    8)

    Walter

    "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, die Kriege abzuschaffen, nicht nur sie zu begrenzen."

    Willy Brandt (Friedensnobelpreisträger)

  • Der Sequerra steht für bestmöglichen Klang ohne jede Kompromisse. Was Richard Sequerra damals in der Schaltung verwirklichte, ist wirklich beeindruckend. Das Papoulis-Filter z.B. ermöglicht eine richtig gute flache und gleichzeitig steile Filterkurve ohne viel Klirr, die Mathematik dahinter (Legendre- oder Optimum-L Filter) in eine Schaltung umzusetzen war alles andere als trivial. Heute nimmt man FIR, klar. 45 Jahre und GHz CPUs später.


    Die live Anzeige des Antennensignals ist ein Alleinstellungsmerkmal bis heute in der Unterhaltungsindustrie. Nur einige ganz wenige Meßgeräte konnten das auch. Somit konnte bereits in den 70er Jahren eine Drehantenne visuell ausgerichtet und der Empfang optimieert werden.


    Einzig die quasi nicht vorhandene Selektion macht dem Sequerra Schwierigkeiten. Also gerade WEIL er so gut klingt, kann er nicht so gut Sender trennen. Eine 100 kHz Situation aufzulösen ist nicht möglich, da hört man zwei Sender. Hier muß eine gute Richtantenne dem Tuner helfen.


    Ich habe einmal hier den Satz geprägt, daß ein Sequerra nur die Sender empfängt, die er sieht.


    Der Sequerra ist für eine Empfangssituation gebaut worden, bei der US Sender 400 kHz auseinanderliegen. Nur in Doppelempfangslagen wie New York/Boston oder Los Angeles/San Diego konnten 200 kHz Situationen entstehen, die der Sequerra noch einigermaßen hinbekommt, wenn nicht beide Sender gleich stark sind.


    Ein Revox ist für höchste Senderdichte bei gleichzeitiger extremer Empfindlichkeit gebaut worden. Er steht für excellentes Schweizer Engineering, Verwendung neuester Bauteile (Dual-Gate MOSFET - damals state-of-the-art), pfiffige Detaillösungen (Verzögerungsleitung im Decoder) und parxisgerechte Komfortmerkmale wie die Drehantennen-Steuerung durch den Tuner. Der B760 fällt mir dazu ein. Also alles das, was ein Wellenjäger braucht.

    Wieschhoff bot für den B261 die Quarzfilter-Zusatzplatine an, damit kam ein B-261-X auf Trennschärfewerte wie ein FM 3003. Aber leider lange nicht auf dessen Großsignalfestigkeit.


    Extreme Trennschärfe (bis runter auf 90kHz) erreichte man bei Revox später mit den B260 Tunern, die es in zwei oder drei leicht unterschiedlichen Versionen gab. Sehr gutes IM-Verhalten bei hervorragender Trennschärfe schälen selbst bei mir hier im Dreiländereck auch die schwierigsten Sender aus dem Spektrum.


    Leider aber auf Kosten des Klangs. So wie bei allen sehr trennscharfen Tunern.

    Der B260 benutzt auch in der narrow Stellung LC-Filter, was die spektrale Verteilung des Klirrs immerhin optimiert. . Das zu erreichen verdient größten Respekt.


    Ich denke, das erklärt meine Aussage.


    Stay tuned, 73

    Ralph

    Einmal editiert, zuletzt von SequerraFan ()

  • Bin ich gemeint? Ich habe nur einen Test kommentiert, den Walter zitiert hatte und bei dem der Sequerra sehr schlecht eingestuft wurde -- ich sagte lediglich, dass ich wenig auf diesen Test geben würde. Ich selbst höre mit einem FM2002.

    Hallo Joachim,


    ich hätte genauer lesen müssen. Sorry ....


    Ja, der Test. Zwei Geräte mit einem komischen Fehler. Völlig taub, Störton ... Man sieht daran, daß es Sequerras gab, die nicht perfekt gebaut waren. Eben wie Corvettes von damals. A little sloppy but with character.


    Aber man kann diese Macken beheben, dann kommt man so knapp auf 1-1.5yV Empfindlichkeit, immerhin sind im Sequerra, also dem Ursprungsmodell Model 1 FM, sehr gute FETs verbaut (okay, damals top). Und den Störton vom Zähler kann man mit einer kleinen Drossel beherrschen.


    Wenn Dich Dein Weg einmal in den Südwesten führt, melde Dich, dann kannst Du einen FM 2002 und einen der Sequerras A/B hören. Ich nehme dazu France Musique als Quelle, die Station klingt einfach besser als SR2 oder SWR2.


    Ein gut eingestellter FM 2002 klingt sehr präzise, nur der Raum nach hinten ist zu schmal, man hört den Sequerra regelrecht atmen. Da ist einfach mehr Luft, der FM 2002 erzeugt eine Projektion nach vorne in einen kleineren Raum. Kommt sehr darauf an, wie alles abgeglichen ist. Wieschoff hat an seiner Abgleichmethode jahrzenhntelang getüftelt.


    Stay tuned, 73

    Ralph

  • Hallo Ralph,

    echt strange, Ralph!


    das sind technische Features von denen ich in meinem Leben noch nie etwas gehört habe. Dachte immer, dass das Ende der Fahnenstange der technischen Anfang der 1990er-Jahre (mit u.A. der Entwicklung von RDS) abgeschlossen war.


    Auch in Sachen "Klang" dachte ich dass immer alles weiter und weiter entwickelt wird. Die Features die in den Flaggschiffen namhafter Markenhersteller der 1970er-Jahre verbaut waren, wurden selbstverständlich in die Topgeräte der 1980er und 1990er-Jahre übernommen und sogar verbessert. Überhaupt: "Was will man beim Klang eines ollen UKW-Empfangsgerät denn großartig verbessern" dachte ich immer - wenn die von Dir beschriebenen Innovationen, dieser frühen Geräte, kein reiner Voodoo (ak. Kabelklang) sind - so wurde ich somit eines besseren belehrt.


    Aber ich hatte immer mein Hauptaugenmerk auf die Empfangseigenschaften (Empfindlichkeit, Großsignalfestigkeit und Trennschärfe [kann man modifizieren]) und nicht auf den Klang, gelegt.


    Viele Grüße,

    Walter

    "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, die Kriege abzuschaffen, nicht nur sie zu begrenzen."

    Willy Brandt (Friedensnobelpreisträger)

    Einmal editiert, zuletzt von Eiserner Walti ()

  • Guten Morgen Walter.

    Dachte immer, dass das Ende der Fahnenstange der technischen Anfang der 1990er-Jahre (mit u.A. der Entwicklung von RDS) abgeschlossen war.

    RDS ist ja ein reines Komfort-Feature, welches man schätzen kann, jedoch keine Relevanz in klanglicher und empfangsseitiger Hinsicht hat. Auch halte ich die PLL-Abstimmung für einen Rückschritt, zumindest wenn sie keine ausreichend feine Abstimmung (in 10kHz od. 12.5kHz Schritten) bietet. Da bevorzuge ich die wirklich stufenlose Abstimmbarkeit via Drehko oder von Kapazitätsdioden.

    Auch in Sachen "Klang" dachte ich dass immer alles weiter und weiter entwickelt wird. Die Features die in den Flaggschiffen namhafter Markenhersteller der 1970er-Jahre verbaut waren, wurden selbstverständlich in die Topgeräte der 1980er und 1990er-Jahre übernommen und sogar verbessert. Überhaupt: "Was will man beim Klang eines ollen UKW-Empfangsgerät denn großartig verbessern" dachte ich immer - wenn die von Dir beschriebenen Innovationen, dieser frühen Geräte, kein reiner Voodoo (ak. Kabelklang) sind - so wurde ich somit eines besseren belehrt.

    Dem ist leider nicht so. Vomals aufwendig realiserte Lösungen konnten in späteren Zeiten kostenreduziert umgesetzt werden und immer mehr elektronische Helferlein sollten dem guten Empfang auf die Sprünge helfen. Gebracht hat es nicht immer etwas und häufig blieb der Klang auf der Strecke. Als Beispiel möchte ich hier den bekannten Onkyo T-9990 anführen. Ein Riesentrumm, vollgestopft mit Elektronik und ein durchaus guter Empfänger. Klanglich auf dem Niveau eines "Kofferradios".

    Der in den späten 1980er und den 1990er Jahren verbreitete Einsatz von Keramikfiltern, auch in den TOL-Geräten, macht den Neuabgleich im Gegensatz zu Geräten mit LC-Filtern heute schwer bis unmöglich. Die Verfügbarkeit wirklich guter Filter ist mit den Jahren nicht besser geworden. Da helfen dann auch hunderte Stationsspeicher und RDS nicht mehr... ;)


    Aber ich hatte immer mein Hauptaugenmerk auf die Empfangseigenschaften (Empfindlichkeit, Großsignalfestigkeit und Trennschärfe [kann man modifizieren]) und nicht auf den Klang, gelegt.

    Das ist eine durchaus legitime Herangehensweise und jeder hat da seine Präferenzen. Mir ist z.B. in erster Line der gute Klang wichtig und dieser steckt, so konnte ich für mich feststellen, nur bedingt in diesen Kriterien.

    Es wurde zuvor schon geschrieben und ich möchte diese Aussage unterstreichen: DXing und Musikgenuß auf hohem audiophilen Niveau sind nicht unbedingt unter einen Hut zu bringen. Da bedarf es unterschiedlich konzipierter Geräte. OK, es gibt gute bis sehr gute Kompromisse.


    Schönen Sonntag,

    Marc

  • Der in den späten 1980er und den 1990er Jahren verbreitete Einsatz von Keramikfiltern, auch in den TOL-Geräten, macht den Neuabgleich im Gegensatz zu Geräten mit LC-Filtern heute schwer bis unmöglich.

    meinst Du diese hier:

    abgleich6.jpg

    Marc?


    Frage: Sind die nicht von Haus aus sehr "breit", und lassen sich die Trennschärfe solcher Empfänger überhaupt noch modifizieren?


    Als Beispiel: Falls ich einen Filter äquivalent zum MuRata 10.7HY (110kHz) oder gar zum E10.7T (80kHz) will. Wäre das theoretisch realisierbar?


    Viele Grüße,

    Walter

    "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, die Kriege abzuschaffen, nicht nur sie zu begrenzen."

    Willy Brandt (Friedensnobelpreisträger)

  • Hallo Walter,


    sorry - ich bin da leider nicht der richtige Ansprechpartner wenn es um die Modifikation von Geräten geht. Ich betreibe meine Tuner zwar sämtlich top abgeglichen, nehme das aber nicht selbst vor. Alle Geräte befinden sich im Serienzustand; vom Austausch defekter Teile, wie z.B. Elkos, abgesehen.


    Maximale Trennschärfe ist auch kein Kriterium welches hier an meinem Standort notwendig ist. Klanglich wird es mit zunehmender Trennschärfe ohnehin schwierig. Bei meinem Tandberg z.B. wird die hervorragende räumliche Darstellung, gerade auch in der Tiefe, in der Bandbreite "narrow" deutlich zweidimensionaler. Daher bin ich froh diese nicht nutzen zu müssen.


    Gruß,

    Marc

  • Auch halte ich die PLL-Abstimmung für einen Rückschritt, zumindest wenn sie keine ausreichend feine Abstimmung (in 10kHz od. 12.5kHz Schritten) bietet

    gibt es schon. Auf die Schnelle fällt mir jetzt lediglich der Dual CT-441RC mit seinen 10kHz-Schritten.


    Edit: Stimmt, eine Abstimmschritte von 25 oder gar 50kHz machen so gar keinen Spaß bei der manuellen Sendersuche.


    Viele Grüße.

    Walter

    "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, die Kriege abzuschaffen, nicht nur sie zu begrenzen."

    Willy Brandt (Friedensnobelpreisträger)

    Einmal editiert, zuletzt von Eiserner Walti ()

  • Hallo Walter,


    natürlich gibt es diese Geräte - ReVox B260, Kücke T-22, um einige weitere zu nennen. Es geht aber auch nicht zwangsläufig um "Spaß" bei manueller Sendersuche. Ich habe hier zwei Sender bei welchen ich durch ganz leichtes außermittiges abstimmen bessere Ergebnisse erziele. Ob ich das mit 10kHz-Schritten hinbekäme kann ich aktuell mangels eines Tuners der dies bietet nicht sagen. 50kHZ sind definitiv zu grob.


    Gruß,

    Marc

  • Ich will noch das eine oder andere anmerken, ohne im Einzelnen auf Eure Beiträge einzugehen.

    Wem's zuviel Text ist, einfach überblättern.


    Die Präferenzen und die Senderlandschaft der späten 60er Jahre waren halt grundlegend anders, als in den 70ern und 80ern. Wenn man in USA Sender nur alle 400 kHz nebeneinander zuläßt, gibt es automatisch weniger Stationen.Es wurde auch grundlegend mehr Klassik übertragen.


    Gehen wir zurück: Reinhard Wieschhoff arbeitet bei Avery Fischer in New York, Richard Modafferi entwickelt gleichzeitig bei McIntosh in Binghampton den MR-75, 77 und 78.Dessen narrow-Stufe ist bereits als Quarzfilter ausgeführt und hat eine (auch für Europa!) ausgezeichnete Trennschärfe.


    Die Idee dazu hat Modafferi bereits Mitte der 60er Jahre, er reicht seine "Thesis" zur Erlangung des MSc. im Jahre 1965 ein. Die Arbeit handelt von der Optimierung eines ZF-Filters in HInblick auf optimale Gruppenlaufzeit und wenig Phasendrehung bei vorgegebener Selektion. Nun, genau das wird DER Ansatz in jedem richtig guten Tuner der späteren Jahrzehnte werden.


    Das Thema wird auch bei Revox explizit erkannt und optimiert werden. Ernst Mathys / Siegenthaler veröffentlichen ein Paper zu Gaussfiltern in der ZF, die Daten des A76, A720 und B760 sind entsprechend hervorragend. Empfindlichkeiten an der Grenze der Physik bei sehr praxisgerecht ausgelegter Gesamtbandbreite und wenig Klirr. Tolle neue Features wie die Rotorsteuerung über die Programmerung der Stationstasten kommen hinzu. Nur die Großsignalfestigkeit ist mäßig.


    Wieschhoff geht nach Deutschland zurück, entwickelt den FM 2002, der 1976/77 auf den Markt kommt. "Nur" mit einer Bandbreite, die aber gut gewählt und überragender Großsignalfestigkeit. Keine Antenne kann den PIN-Diodenabschwächer übersteuern, auch nicht meine 18-Element bei dichter Senderlandschaft. Diverse andere Tuner scheitern an der Aufgabe, einen T9990 mußte ich zweimal an den Umschaltdioden der Antenneneingänge reparieren lassen (Garantie). Die Revox Tuner scheitern ebenfalls an der Aufgabe, halten aber durch, zeigen halt nur IM-Produkte. Ein externer Abschwächer löst das Problem, was aber auf Kosten der Empfindlichkeit geht.


    Die Wieschhoff Tuner, vor allem der FM 3003 mit zwei Bandbreiten wide/super-narrow und die Revox-Tuner bleiben die Tuner, die hier in Deutschland/Schweiz optimal mit den Bedingungen klarkommen. Revox über die Jahre mit zum Teil überraschenden Komfortmerkmalen, Wieschhoff bleibt puristisch, designmäßig karg, aber souverän führend im Klang.


    Was machen die Japaner?

    Sie müssen zunächst einmal Tuner für ein Frequenzband entwickeln, das sie selbst nicht haben. UKW in Japan ist 76 MHz bis 90MHz. Also alles neu. Dann muß auch noch gleichzeitig für den US-Markt und Europa entwickelt werden. Also dort also Features über Features (drei Anzeigen,auch Multipath, jede Menge Gimmicks), aber wenig Anforderung an Großsignalfestigkeit und Selektion und bei uns Konkurrenz zu den deutschen Top-Marken in Gegenden mit 100 UKW-Stationen. Das führt zu Generationen von Zwittertunern, die alle möglichen Konstellationen schaltbar machen müssen: Dämpfung an/aus, bis zu vier Bandbreiten, Highblend, Stationstasten ...


    Immer mal wieder ist ein richtig guter Tuner darunter, nehmen wir den CT 7000 von Yamaha oder den KT-917 von Kenwood. Ein richtig toller Empfänger, gebaut von einer Firma, die auch für ihre gute Amateurfunktechnik bekannt ist. Man sieht's an den mehrfach abgestimmten Kreisen vor dem Mischer. Leider driften die SAW-Filter (exakter Ersatz mir nicht bekannt) und in der AFC-Schaltung werkelt ein Spezial-IC. Auch der T 9900 und 9990 sind sehr gut vom Empfang her, leider nicht vom Klang. Hier driftet der Oszillator über die Jahre weg.


    Die Zeitschriften in Deutschland, die Ende der 70er Jahre wahre Prüfprotokolle erstellten und Nachrichtentechniker wie Dipl.-Ing. Wienforth beschäftigten, mogeln sich da irgendwie durch. Lest einmal den Test des B760 in der Hifi stereophonie. Für HF-Ingenieure ein Leckerbissen. Johannes Maier und Schüller von der stereoplay entwickeln in den 90ern einen 3D-Testverfahren für die Intermodulationsfestigkeit mit gleich mehreren Meßsendern, bei dem auch die besten Tuner Schwächen preisgeben, nur DEN Tuner, für den dieser Test quasi gemacht wurde, der FM 3003, den testen sie nicht. Ist Politik, sagt Maier mir einmal. Gegen den sieht jeder andere Tuner schlecht aus. Stimmt.


    Was bleibt also ?


    Eine doppelte Handvoll Tuner, die über Jahrzehnte etwas besonderes waren und immer sein werden:



    * der Marantz 10B, der beste Röhrentuner aller Zeiten, bei passendem Signal überrragend im Klang. Und das Goniometer ist doch toll, oder ? Wenn die Fotodiode nicht aussetzt, klappt's auch in stereo.


    * der Sansui TU-X1, ein Doppel-Empfänger, der Mittelwelle besser kann, als jeder andere Tuner. Warum haben die Japaner die Trägererzeugung mit einzeln schaltbaren Seitenbändern nicht gleich Synchrondetektor genannt? Optisch mit den Doppelskalen ein Gedicht. Wieschhoff und ich haben meinen überarbeitet, das hat jede Menge Spaß gemacht. Dabei haben wir leider auch die eine oder andere Schaltungs-"Spezialität" entdeckt. Geht schon im Antennenkreis los. Die SAW-Filter driften über die Jahre leider, Selektion nicht toll.


    * der Kenwood KT-917. Ein Tuner wie aus dem Bilderbuch. Displayhelligkeit umschaltbar? Da kommt nur ein Japaner drauf. 9-Kammer Frontend, puuh, viel Spaß beim Abgleich. Doppelplatine zum Aufklappen. Oh je. Gibt's den wirklich nur in silber? Schade. Aber die drei Instrumente... Der Rest steht oben: weder ganz top Empfindlichkeit, noch Selektion, aber kein IM.

    * der Sequerra Model 1 FM, für mich der bestklingenste UKW-Tuner überhaupt. Kein anderer Tuner der großen Ära hat eine Anzeige des Antennensignals in Echtzeit (Spektrumanzeige).


    * die Revox A720, B760, B261 und B260, die zeigen, daß ein Hersteller durch konsequente Weiterentwicklung über Jahrzehnte die Feinheiten der europäischen Senderkonstellation bis an die Grenze der Meßgeräte ausreizt.


    * der FM 3003, bei dem Wieschhoff nach 30 Jahren die optimale Synthese zwischen Empfindlichheit, Klirr/Klang, Selektion und Großsignalfestigkeit erreicht hat. Und das mit technischen Daten wie ein HF-Meßgerät. An den wirklich großen Rotorantennen wie der Galaxie von Ron Smith oder der 19.3 von Peter Körner unerreichter Empfang.


    * und natürlich der McIntosh MR-78, der nicht nur klasse aussieht, sondern als einziger US-Tuner auch mit unserer Senderlandschaft zurecht kommt. Quarzfilter in super-narrow, umschaltbare Empfindlichkeit, wide als LC-Filter ausgeführt, etc. Modafferi konnte eben auch einen richtig guten Tuner bauen. Wer jetzt noch das MPI-4 Anzeigeinstrument dazukauft, hat *FAST* einen Sequerra.


    Aber, es gilt immer der Satz, den ich von Wieschhoff gelernt habe: erst muß ein Tuner einen Sender einmal gut empfangen können, bevor er gut klingen kann.


    Ein Problem vorne im Frontend (zu wenig Empfindlichkeit, Intermodulation), kann ich ich später in der ZF oder im Decoder nicht wieder gut machen.


    Sorry, ich kam in's Schreiben ....

  • Hallo Ralph,


    wie könnte man nur einen Text, der derart viele hoch interessante Informationen enthält, einfach überlesen ?( Danke dafür! :thumbup::)

    Wieschhoff geht nach Deutschland zurück, entwickelt den FM 2002, der 1976/77 auf den Markt kommt. "Nur" mit einer Bandbreite, die aber gut gewählt und überragender Großsignalfestigkeit. Keine Antenne kann den PIN-Diodenabschwächer übersteuern, auch nicht meine 18-Element bei dichter Senderlandschaft. Diverse andere Tuner scheitern an der Aufgabe, einen T9990 mußte ich zweimal an den Umschaltdioden der Antenneneingänge reparieren lassen (Garantie). Die Revox Tuner scheitern ebenfalls an der Aufgabe, halten aber durch, zeigen halt nur IM-Produkte. Ein externer Abschwächer löst das Problem, was aber auf Kosten der Empfindlichkeit geht.

    über welche Antennenspannungen (in mV) sprechen wir da in etwa?


    * der Marantz 10B, der beste Röhrentuner aller Zeiten, bei passendem Signal überrragend im Klang. Und das Goniometer ist doch toll, oder ? Wenn die Fotodiode nicht aussetzt, klappt's auch in stereo.

    was hat eigentlich eine Fotodiode mit Stereo zu tun?


    Liebe Grüße,

    Walter

    "Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, die Kriege abzuschaffen, nicht nur sie zu begrenzen."

    Willy Brandt (Friedensnobelpreisträger)

  • Hallo Ralph,


    auch von mir vielen Dank für Deinen Beitrag:thumbup:

    Aber hast Du jemals einen modernen DSP-Tuner, wie den aktuellen Accuphase oder auch den Reuter RDR 160 vergleichend zu den von Dir genannten Geräten getestet?

    Gruß tomfritz

  • Hallo Ralph,


    danke für die sehr interessante Zusammenfassung! Ich habe nur einige der erwähnten Tuner separat hören können: vor langer Zeit in den USA den Sequerra und den Marantz 10B, und den Vorgänger des FM 3003, den FM 2002, verwende ich seit etlichen Jahren selbst (bei gutem Empfang soll der FM 3003 ja noch etwas besser klingen).


    Mich interessiert vor allem der Nahempfang eines einzigen Senders. Mich würde auch einmal ein Vergleich (unter diesen Bedingungen) zwischen meinem FM 2002 und einem Ballempfänger, z.B. einem von Rohde und Schwarz interessieren. Oder eine Liveübertragung von Kammermusik Mono zu hören (bei Platten höre ich auch gerne Mono mit einem Mono-Tonabnehmer).


    Viele Grüße


    Joachim

  • Die wichtigste Frage für Radiohörer analogen Rundfunks war und ist mMn welche wesentlichen Eigenschaften von Empfangsgeräten erwartet werden. Von diesen Anforderungen hängen die technisch notwendigen Lösungen ab. Die Empfangsbedingungen und die technischen Möglichkeiten von Radios haben scih durch Bauelementeweiterentwicklungen und damit machbare neue schaltungstechnische Konzepte samt effektiverer Fertigungstechnologien ständig und mit zunehmender Geschwindigkeit weiterentwickelt. Daraus ergibt sich, das nur der Vergleich in einer gewissen Zeitspanne entstandener Empfänger sinnvoll ist, ausgenommen man will den besten Empfänger ever oder ähnliches postulieren.

    Bei allen Bewertungskriterien von Empfangsgeräten ist wohl der sogenannte "Klang" des Radios am schwierigsten einzuschätzen und deshalb so umstritten, weil auf individueller Einschätzung beruhend. Einzig mögliches objektives Kriterium dabei ist die Genauigkeit der Wiedergabe der Aussendung, d.h. die geringsmögliche Verfälschung der übermittelten Information. Davon ausgehend können detaillierte Beurteilungskriterien der Leistungsfähigkeit der Radios bestimmt werden.

    Bei der Bewertung von technischen Geräten, die ihre geplanten Nutzungsdauer lange überschritten haben, ist es auch immer notwendig möglichst weitgehend den technischen Zustand zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme wieder herzustellen, da durch Alterung die Einstellungen oft bis zu vom Bediener merkbaren Fehlfunktionen verändert sind. Schon nach wenigen Jahren hat der genannte Entwickler Wieschhoff einen Umbau und Neuabgleich seiner Geräte empfohlen. Dabei war die Nachrüstung der schmalen ZF im 2002 in Bezug auf die eingesetzten Filter nicht unbedingt die leistungsfähigste technische Lösung, wie man auch über manche schaltungstechnische Details dieses und eigentlich jeden Gerätes diskutieren kann.

    Anbei, wie hat der große Meister eigentlich das Gruppenlaufzeitverhalten in den Zwischenfrequenzverstärkern der Geräte bei seinen Überholungen eingestellt? Revox hat mKN lange Zeit bei Abgleichproblemen in der ZF die Servicewerkstätten aufgefordert die Geräte einzuschicken, da damals keine Werkstatt über geeignete Gruppenlaufzeitmeßplätze verfügte wie auch kaum heute verfügt.

    Zu den bisher genannten guten Radios ist mMn unbedingt der Tandberg TPT-3001, der durch konsequentes Konzept und hohen Aufwand in FE, ZF, Demodulator und Stereodekoder absolute Spitzenleistungen erreicht. Dabei kann man durchaus über die zusätzlich in der schmalen ZF zugeschalteten Keramikfilter hinwegsehen. Für HIFI-DX, wenn denn solche Orientierungen heute überhaupt noch sinnvoll sind, sollten diese Dinger wie auch in anderen Geräten zumindest von ihrem und der resultierende Amplitudengang der gesamten ZF geprüft und ggfs. getauscht werden,

  • Hallo,


    in den letzten Beiträgen sind ja viele hochwertige Tuner genannt worden. Ich entsinne mich an eine Bauanleitung in der Zeitschrift elektor aus dem Jahre 1992. Dort wurde ein Tuner mit direkter Frequenzeingabe und 4 Quarzfiltern in der ZF vorgestellt. Das Gerät wurde FM2000 genannt. Meine Frage bezieht sich auf die Quarzfilter in der ZF. Was ist davon zu halten und wurde so etwas auch in professionellen Geräten eingesetzt?


    Gruß Bertram