Spendor BC1 - Restauration

  • Hallo,

    diesmal geht es um die Restauration dieser besonderen Lautsprecher. Die gute alte BC1, das erste Produkt der Ende der 60er Jahre gegründeten Firma Spendor, deren Firmenname sich aus den Anfangsbuchstaben des Gründers (Spencer Hughes) und dessen Eherfrau Dorothy zusammensetzt. Die BC1 war in vielen Rundfunkanstalten der standard Monitor.

    Troels Gravesen hat die BC1 auf seiner Webseite ausgiebig untersucht, daher spare ich mir weitere Details hier.


    Ich hatte bereits mehrere Paare (aktiv und passiv) der BC1. Irgendwie sind sie immer weitergezogen um anderen hübschen Speakern Platz zu machen.


    Aber immer wenn sie weg waren habe ich etwas vermisst. Und so konnte ich dann nach einigen Verhandlungen doch mal wieder ein Paar ergattern.


    Der äusserliche Zustand war nicht so prickelnd. Ein erster Test mit der Audio-Spectrum-Analyzer-App zeigte schon vor Ort, dass in einer BC1 der Coles 4001 defekt ist, der in der Anderen ist ok, aber silber, zu der Zeit ging ich von einem "normalen" Austausch aus. Die Frontabdeckungen waren noch halbwegs ok und sogar mit Spendor-Schildern versehen, wenn auch an falscher Stelle. Kurzum, ich habe sie eingepackt.


    Zuhause ging es dann an das Zerlegen. Solltet ihr jemals in die Versuchung kommen, bloss nicht versuchen die Schrauben von vorne zu lösen! Wie auch bei der 75/1 sind die Schrauben in der Front mit einem speziellen Schneidgewinde ausgestattet welches ein Linksgewinde ist. Will man die Schrauben aus der Front befreien muss man zunächst recht herum drehen. Da alle LS und auch die Frequenzweiche mit Muttern von der Gegen-/Rückseite verschraubt sind macht es eh wenig Sinn von vorne anfangen zu wollen.


    Werfen wir zuerst einen Blick auf die Frequenzweichen:


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    Drei Sachen fallen auf, die hochkant stehenden Draht-Widerstände, auf einer Weiche eine Brandstelle (die offensichtlich zum Einsatz der höher belastbaren Drahtwiderstände geführt hat) und falsche Widerstandwerte in der Bassektion. Grundsätzlich sind die guten alten ITT-GB Kondensatoren nicht übel. Ich werde sie mal ausbauen und Kapazität und den ESR messen. Ggf, werden sie ersetzt.


    Auf der Weiche muss es mal gut gebrannt haben und die arme BC1 muss arg missbraucht worden sein:


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    Die Spule hat das Ganze zum Glück halbwegs unbeschadet überstanden.


    Die Widerstände in der Bass-Sektion sind 36 Ohm und nicht 33 Ohm wie es sich gehört.

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    Hier mal der Schaltplan der Weichen:

    Screenshot_2021-02-05 BC1-XCCT DWG - BC1xovercct pdf.png


    Der ausgetausche Coles 4001 war sehr unfachmännisch an die Weiche gefummelt, das sah gruselig aus und das möchte ich euch ersparen. Zum Glück habe ich noch vor dem Brexit-Wahnsinn 2 Coles 4001 bei Falcon-Acoustic in England gekauft. Die werden hier zum Einsatz kommen.


    Kommen wir noch kurz zu den Gehäusen in diesem ersten Teil - hier sagen Bilder mehr als Worte:

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    Die Frontwand ist auch noch ohne BR-Rohr und mit kleiner Öffnung. Hier werde ich noch wie in den späteren Modellen ein BR-Rohr verbauen das auch mit PE-Schaum ausgelegt wird. Dazu später mehr im 2. Teil.


    Fortsetzung folgt.........

    Lange Tage und angenehme Nächte!

  • Meine Flohmarkt BC1 sahen von den Gehäusen her noch übler aus. Ich habe sie damals zu einem Schreiner gebracht. Der hat das dünne (Vorsicht beim Abschleifen!) Furnier vorsichtig abgeschliffen, neu gebeizt und versiegelt. Bis auf die Stoßkanten, die er mit Holzkit ausgebessert hat, sahen die Gehäuse danach wie neu aus. Nach einigen Einsätzen im Vintageraum des Krefelder Analogforums haben sie inzwischen wieder ein paar Macken. Aber ist egal... das sind nach wie vor geniale Lautsprecher und sie funzen wunderbar.


    Viel Spaß mit Deinen BC1, der Aufwand lohnt sich!


    Gruß


    Andreas

    AAA Member mit Unmengen an altem Geraffel

  • EoA, tolles Projekt für diesen phantastisch klingenden LS.Seit ich ihn bei Andreas im Vintageraum in Krefeld hören durfte wollte ich auch über die bc1 hören und konnte vor zwei Jahren ein tolles, intaktes Paar erwerben. Viel Freude bei der Arbeit und späterem hören.20210205_212731.jpg

  • So mal ein kleines Zwischenupdate:


    Die Weichen sind fertig und mit Werten für den Ferrit Bass bestückt worden:

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    In den Rückwänden wurden die Terminals getauscht und neu verleimt plus Verschraubung:

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    Zudem wurden die Rückwände abgedunkelt:

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    Die Fronten werden mit "künstlichem Teak" furniert, vorher wurden noch die Ausbrüche im MPX gespachtelt. Ach ja - die BR-Öffnung ist auf 75mm erweitert worden damit es zum Ferrit passt.

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    Zu guter Letzt Furnier aufgeklebt und ab in die Presse.

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    Die Aussengehäuse sind mittlerweile dreimal geölt. Aktuell warte ich auf meine neue Poliermaschine um das Finish zu gestalten. P.S. der Blitz macht seltsame Reflektionen....

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    Demnächst dann irgendwann das finale Ergebnis.

    Bis neulich.

    Lange Tage und angenehme Nächte!

  • und mit Werten für den Ferrit Bass bestückt worden:

    Wie hast du die Bauteile ermittelt? Oder ist Bauteilklang nicht so dein Thema und du hast da keine weitere Auswahl gemacht?


    Grüssle Henner

  • Die Werte dürften ja bekannt sein. Nein - ich meine den "Bauteilklang", also beispielsweise eine unterschiedliche klangliche Signatur von Kondensatoren gleichen Kapazitätswertes usw...


    Bitte nicht falsch verstehen - das soll keine Spitzfindigkeit sein, sondern das Interesse beruht auf meinen Erfahrungen beim Ersatz von insbesondere C´s bei antiken LS.

    Da gab es bei mir in der Vergangenheit wiederholt Probleme, LS der 70er mit modernen Weichenbauteilen wieder zu einer guten Performance zu verhelfen.


    Beim jüngsten Kandidaten, einem einfachen 2-Wegerich mit 12 db Weiche mußte ich rund 20 Kandidaten durchhören, um einen adäquaten Ersatz zu finden.


    Je besser ein LS abgestimmt ist, um so schwieriger isses Ersatzteile einzufügen und es interessiert mich immer brennend, wie andere das angehen.


    Wer bevorzugt, einfach den wichtigsten Kennwert der Bauteile zu treffen und damit glücklich ist, darf das natürlich auch...

  • Das ist ja unschwer auf den Bildern der Weichen schon oben zu sehen Piet ;)


    Wenn die ITT noch in Ordnung sind bleiben sie auch drin.

    Das war die originale Bestückung:

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    mit fürchterlichem Kabelpfusch.....


    das ist die (teilweise)neue Bestückung

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    Mit den Jantzen Cross-Caps und Jantzen Mox-R haben Hanno (Banix) und ich in den Spendoren (BC1, 75/1) bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Bauteile sind von den Werten her gemachted.


    Wie es diesmal klingt, werde ich dann ja bald hören.

    Lange Tage und angenehme Nächte!

  • Mit den Jantzen Cross-Caps und Jantzen Mox-R haben Hanno (Banix) und ich in den Spendoren (BC1, 75/1) bisher sehr gute Erfahrungen gemacht.

    Aha ;) - Ihr habt da also nicht in Blaue gearbeitet, sondern bei früheren Projekten grundsätzliche Erfahrungswerte gesammelt.

    Dann bin ich auch schonmal gespannt, ob es diesmal so funzt :thumbup:

  • So, die erste ist heute fertig geworden:


    Nach dem Furnieren wurden noch die Rückwände gefärbt und geölt und natürlich die Löcher von Furnier befreit bevor die Fronten dann auch geölt wurden. Mit dem Farbton des Furniers habe ich lange gehardert. Ich habe mich dann für die Teak-Nachbildung entschieden in der Hoffnung das sie nach dem Ölen dunkel genug wird. Das war nicht der Fall, aber mittlerweile finde ich es auch so ganz, nett, besser als schwarz jedenfalls. Wenn es mich doch irgendwann stören sollte - es gibt ja noch Abdeckungen ;)

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    Zu guter Letzt wurde dann alles wieder miteinander verheiratet ;)


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    Nummer 2 baue ich dann die Tage zusammen. Ich werde dann mal wieder berichten wenn der Hörtest gelaufen ist. Vielleicht kommt ja der bestellte Schaumstoff für das BR-Rohr noch in diesem Leben an.....


    Bis dahin - bleibt gesund.

    Lange Tage und angenehme Nächte!

  • Ich hatte doch fast vergessen wie gut die klingen. Also ich bin mit der Auswahl der Komponenten der Frequenzweiche sehr zufrieden, wie immer hat sich auch bewährt nur das zu tauschen was auch defekt bzw nicht mehr so gut ist. Fehlt nur noch der Schaumstoff für das BR-Rohr. Wobei das beim Hören heute eigentlich perfekt war. Die Stimmwiedergabe ist einfach umwerfend - getestet heute mit Sade - Promise. Damit ist diese Kapitel hier abgeschlossen und es ist schön wieder BC1 im Haus zu haben. Ach ja Ständer sind in Auftrag gegeben, die sollen ja nicht ewig auf den Dynaco A25 stehen. Die mögen nämlich keine Bodenhaltung ;)


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    Lange Tage und angenehme Nächte!