Schon gehört? - Grado Systeme der neuen Timbre Serie

  • Hallo Zusammen,


    es gibt wohl eine neue Serie von Tonabnehmern von Grado, genannt "Timbre".

    Darin die alten Typenbezeichnungen der Systeme wie Sonata, Master, Reference, jeweils mit Ziffer römisch III.


    In der aktuellen Stereoplay ist ein Test des Sonata 3.


    Hat jemand schon eigene Hörerfahrungen mit Systemen dieser neuen Serie?


    Mich interessieren vor allem die MI Systeme mit hoher Ausgangsspannung (4,8 mV), die am MM-Eingang des

    Phono-Pre laufen.


    Danke für Feedback :)


    LG Hendrik

  • Hallo Hendrik,


    ich habe ja in einem anderen Thread schon etwas zu den Sonatas geschrieben kürzlich, da ich alle drei Varianten als HO System hier bei mir getestet habe. Und alles was hier drin steht habe ich selbst getestet (eigene Erfahrungen) ehe ich hier wieder Kommentare aus dritter Hand lesen muss - das vorweg. Ich habe auch schon einige (nicht alle, aber aus jeder Klasse mindestens eines) der größeren Grados hier gehört bis auf die beiden LineAge Systeme (AEON und EPOCH).


    Ganz allgemein vorweg etwas zur Justage und dem praktischen Gebrauch der Grado Holzbody Serien. Das hier gilt generell bei allen Holzbodies, die ich bislang installiert habe. Alle diese Tonabnehmer mögen eine exakt waagerechte Tonarmausrichtung ohne Ausnahme bisher. Ganz im Gegenteil zu den Benz Systemen zum Beispiel, bei denen man durchaus experimentieren kann und darf mit dem VTA.


    Alle diese Systeme kamen bisher mit etwa 1,7g - 1,8g VTF am besten zurecht. Da kann man minimal sogar noch mit spielen in dem Bereich. 1,7g etwas mehr Raumabbildung - 1,8g etwas fulminantere Basswiedergabe - aber nur minimal bei weitem keine Welten!


    Die meisten der kleineren Systeme der Holzbody Serie reagieren ein klein wenig empfindlich in den Sybillanten, wenn Azimut, VTA und Geometrie nicht gut eingestellt sind. ABER ... entgegen den Angaben auf der Grado Seite gehe ich nicht konform mit der Grado Aussage, daß die Abnehmer "unempfindlich" gegenüber der Kapazität sind. Ich nehme kleine Unterschiede wahr bei Kapazitätsänderung und insbesondere etwa 200pF besänftigen die leicht kritischen Sybillanten noch ein wenig bei korrekter Justage.


    Und der geneigte Käufer muss wissen, daß man bei Einstellung von Kröpfung und Überhang nur recht schwer von der Seite auf die Nadel schauen kann unter den verhältnismäßig großen Gehäusen. Das ist ein klein wenig Fummelei. Dabei ist ein bissel Sorgfalt angesagt. Wer einen Rigid Float hat, hat es etwas einfacher mit den Grados .. ;)


    Und noch etwas, insbesondere die Serie 2 und 3 haben so große Gehäuse, daß in der Auslaufrille dieses bereits gegen eine verhältnismäßig große Plattenklemme stoßen kann. Man sollte dann das System dort nicht lange "hängen" lassen, versteht sich von selbst oder ?


    Zu deiner Frage möchte ich meine eigenen Tests mit den drei Sonatas in HO Variante hier kurz schildern.


    1.) Sonata 1 HO:

    Dieses System hatte mir zwar von Anfang an gefallen, aber daran mußte man sich ein klein wenig gewöhnen. Es machte Spaß mit schönen Stimmen, aber war an den Frequenzenden immer irgendwie limitiert. Insbesondere oben herum. Rückblickend im Vergleich zum 2er und 3er würde ich das als ein wenig "verhangen" bezeichnen.


    Man gewöhnt sich daran und vermisst eigentlich auch nichts bis man das Sonata 2 hört. Danach will man kein Sonata 1 mehr haben.


    Es gibt Leute, die dem Sonata 1 ein klein wenig Langweiligkeit unterstellen. Dem möchte ich gar nicht widersprechen, wenn die Kette dahinter auch eher langsam und warm spielt und so seine Schwierigkeiten hat die Frequenzgänge oben und unten wirklich gut auszuleuchten.


    Man könnte vielleicht sagen das Sonata 1 braucht sehr gute Komponenten hinten dran, die vielleicht dann im Verhältnis sehr teuer erscheinen als das Sonata 1 selbst. Dennoch gute Raumabbildung und eine sehr schöne Stimmen Wiedergabe fördert das Sonata 1 auch zu Tage.


    2. Sonata 2 HO:

    Hier macht Grado einen riesigen Schritt in eine mbMn. völlig neue Klangausrichtung beim Sonata zumindest. Das 2er ist ein Dynamik Hammer im Vergleich zum 1er, komplett anders für mich. Der Bass ist sehr deutlich fülliger fast als warm einzustufen als beim 1er und vereint Spaß und ausreichende Präzision wie ich es bei keinem anderen System der Preisklasse kenne.


    Ich vergleiche mal mit dem Benz Glider SL, das ich gute 10 Jahre hatte. Das kommt unten herum nicht an das Sonata 2 heran. Selbst Stimmen finde ich beim Sonata 2 bereits etwas besser wie beim Benz Glider SL. Obwohl auch das eine richtig gute Stimmenwiedergabe zeigt, tendenziell warm spielt und eine sehr guten Raum macht.


    Erst ein Benz SLS Gullwing ist bei Stimmen und den anderen Kriterien dann doch eine andere Hausnummer wie ein Sonata. Das muss man dann aber mit dem Statement The Statement 2 (STS2) vielleicht eher vergleichen und man kommt wieder ins Grübeln. Hier würde ich aber einstufen, daß beide auf demselben Level spielen in diesem Punkt wohl gemerkt. Es gibt aber viele Unterschiede zwischen SLR Gullwing und dem STS2, die einen durchaus vergleichbaren Charakter haben. Ich bleibe hier beim Sonata Vergleich, obwohl ich die anderen beiden Systeme auch hier habe.


    Das Sonata 2 HO ist ein Rocker und darüber hinaus bereits mit dem typischen Timbre von Grado Stimmen ausgestattet, die ich so mag. Und das vergleiche ich zum Beispiel auch einmal mit dem vielfach teureren Koetsu Rosewood Standard, dessen Stimmwiedergabe auch nicht von schlechten Eltern ist. Das Sonata gefällt mir bereits besser in dem Punkt und ein STS 2 erst recht verglichen mit diesem Koetsu Rosewood. Dieses mußte dann auch aus meinem Tonabnehmerbestand weichen letztlich.


    Oben herum spielt das Sonata 2 derart frei und klar, das ich das als Paradigmen Wechsel bei Grado einstufe in der Holzbody Serie. Es spielt völlig anders wie eine neue Serie bei Grado. Der erzeugte Raum ist deutlich größer und vor allem lässiger und völlig offen gegenüber dem 1er, daß kein Gedanke mehr ans 1er aufkommt. Und das entscheidet man nach 180 Sekunden Test bereits so deutlich empfinde ich den Unterschied. Das Sonata 2 HO ist eines meiner Lieblingsysteme auch wenn ich noch viel bessere und teurere Tonabnehmer hier betreibe.


    Es macht einfach nur Spaß und das Preis immanent betrachtet auch wenn mir ein STS2 noch viel besser gefällt und das ist es natürlich auch. Die Basswiedergabe ist halt nicht gänzlich präzise, aber das würden viele Zeitgenossen, die ich kenne, sogar bei Rock & Pop begrüßen. Auch die Stimmenwiedergabe liegt sehr viel weiter oben wie es der Preis von damals (650€) signalisiert.


    Das Sonata 2 HO würde ich uneingeschränkt empfehlen wegen Dynamik, Basswiedergabe, Stimmenwiedergabe und für den Preis ganz enormer Raumabbildung. Und weil man mit dem System vielleicht schon im Hifi Leben nichts mehr vermisst bis man sich etwas sehr deutlich höher im Regal leisten kann oder möchte.


    3.) Sonata 3 HO:

    Das Sonata 3 liegt bei weitem nicht so fern von seinem Vorgänger weg wie das 2er vom 1er. Grado hat hier das sehr gute 2er nur etwas verändert, warum auch. Die Deltas sind für mich nach noch nicht allzu langer Betriebszeit des Sonata 3 im Wesentlichen: Das 3er ist hörbar präziser im Bass geworden wie das 2er, aber auch nicht mehr so ganz so fulminant und emotional unten herum, deutlich neutraler eben. Dennoch hat es einen qualitativ hochwertigen Bass Punch, der mir sehr gefällt.


    Die Stimmenwiedergabe ist auch minimal präziser geworden, obwohl es das zum 2er nicht wirklich herausreißt. Oben herum ist es hörbar offener, lässiger und auch Detail reicher geworden als das 2er. Die Raumdarstellung ist vielleicht das was den größten Unterschied mit dem präziserem Bass zum 2er ausmacht. Allerdings ist mein 3er noch nicht ganz eingespielt. Aber die Grado Holzbodies spielen fast aus der Kiste schon auf sehr hohem Niveau. Die Einspielzeit ist mbMn. nicht allzu lange.


    ... Ende Teil 1.

  • ... Teil 2:


    Im Übrigen mag ich im Gegensatz zu den meisten, die die Holzbodies kennen, die HO Systeme lieber als die LO Systeme. Bei den heutigen LineAge gibt es ja nur noch LO Varianten, die nehmen wir mal heraus. Das bisschen was die LO Systeme an Feinstauflösung bringen (sollen), kann ich vielleicht mit meinen alternden Ohren gar nicht mehr wahrnehmen. Mag sein, daß diese Feinauflösung bei den LO`s besser ist, aber der Unterschied ist vielleicht für die meisten Anlagen für die ein Sonata gekauft wird von eher akademischer Natur.


    Dagegen ist der Dynamik Zuwachs der HO-Variante auf wahrscheinlich fast jeder dieser Anlagen / Dreher zu hören, auch den kleineren Anlagen. Ich habe auch einen großen Boliden und ein Einsteiger Laufwerk um sowas testen zu können. Und es ist auch auf meinem kleinen Dreher sofort auszumachen. Das gilt für die 2er und 3er Varianten.


    Fazit bis dahin für mich:

    Ein Sonata 1 HO ist ein schönes System und wer das hat wird vermutlich glücklich damit hören. Ein neues 1er würde ich mir aber nicht mehr kaufen. Denn das 2er bringt soviel mehr in allen Bereichen mit, daß es für mich ein Klassenunterschied ist, obwohl es damals dasselbe kostete.


    Die Systeme Sonata 2 und 3 HO sind für mich eigentlich gleichwertig, wenn auch ein bisschen anders abgestimmt. Ich würde mal sagen jemand mit einer tendenziell Bass schwachen Kette, der gern Rock, Pop, kleine Besetzungen und Stimmen hört, dem würde ich das Sonata 2 HO ans Herz legen wegen dem kleinen Plus an Emotionalität. Es spielt nachvollziehbar wärmer als das 3er.


    Hat man eine neutrale Kette und steht Klanggeschmacks mäßig etwas mehr auf neutralen Seite des Hifi Lebens und mag vielleicht auch das wahrnehmbare "mehr" an Raumabbildung, dem würde ich das heute 50€ teurere Sonata 3 ans Herz legen.


    Um es mal klar zu sagen ich finde 2er und 3er gleich gut mit etwas - bei weitem keine Welten - anderer Ausrichtung. Und natürlich muss man auch die Kette sehen die dahinter spielen soll und was man mit den Systemen genau verändern will an seiner Kette.


    Um einmal noch etwas Polarisierendes in die Runde zu werfen. Bis zum Lyra Delos herauf, das eine komplett andere Klangausrichtung darstellt als ein Grado Holzbody, sehe ich nicht viele Systeme um es mal deutlich zu sagen genau keines, welches ich schon getestet habe, das dem Sonata 2/3 das Wasser abgraben kann in der Preisklasse. Eventuell das nächst größere Holzbody (1200€), aber ich empfinde das dortige "mehr oder besser" den Aufpreis ehrlich gesagt nicht wert.


    Oftmals lese ich die Frage, daß Hifi Fans mit "normalen" Vollverstärkern und eingebauten "einfachen" Phonozweigen hier fragen was man da sinnvoll dran betreiben kann. Meistens kommen die üblichen langweiligen Empfehlungen einfacher Systeme in der Klasse bis 300€. Das sehe ich auch so völlig anders.


    Gerade jenen Menschen mit Vollverstärkern der 600€ - 2000€ Klasse um es mal sehr grob zu spezifizieren, möchte ich ein Sonata 2/3 HO ans Herz legen, das an solchen "einfachen" eingebauten Phonoeingängen ganz hervorragend spielt. Die 650€ - 700€ lohnen sich deutlich gegen die oftmals genannten "kleineren" Empfehlungen.


    Und gerade mit den Standard MM-Eingangswerten dieser Vollverstärker können die HO Sonatas sehr gut an diesen Eingängen ohne Einschränkung betrieben werden. Und sind dann auch nachvollziehbar "besser" (ich hasse die Klassifizierung eigentlich) als die Systeme der ganz unteren Schublade. Ich vergleiche da einmal ein gutes Ortofon VM red, welches ich durchaus gar nicht schlecht finde, mit dem Sonata 2/3. Der Unterschied ist sagen wir mal konservativ ausgedrückt ganz erheblich an solchen Standard MM-Eingängen der VV.


    Und noch ein völlig subjektiver Kommentar. Das Sonata 2 HO würde ich uneingeschränkt als Spaßsystem bezeichnen und das 3er als das etwas erwachsenere System.


    Nun macht das Beste draus.

    So long,

    Jürgen

  • Jürgen,


    Ganz herzlichen Dank, ich habe selten einen so differenzierten und informativen Beitrag zu einer Anfrage wie meiner gelesen.


    Du hast praktisch alle Fragen beantwortet, die man hier stellen könnte. Ich freue mich auch deshalb, weil ich selber an meinem Rega P7 ein Grado Sonata 2 HO betreibe und nun glaube, es sollte bleiben und nicht durch ein neues Grado ausgetauscht werden.


    Nochmals vielen Dank und beste Grüße


    Hendrik 🙂

  • Danke Dir Hendrik und ich werde nicht von den Werbeeinnahmen der Inserenten in solchen Blättern finanziert.


    Und ich habe noch nicht mal den Stereoplay Test gelesen, geschweige den gewußt, daß es einen Test zum Sonata 3 nun gibt. Ich stöbere nur noch selten in solchen Heftchen. Ich teste das lieber selbst. Und es ist besser einen eigenen Test ohne vorgespannte Meinungen - auf die ich eh praktisch keinen Wert mehr lege - aus der Presse zu machen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jürgen,


    ich betreibe ein Sonata 1 HO als Monosystem und bin damit sehr zufrieden. Das wird auch noch länger bleiben, es soll aber zusätzlich noch ein höher auflösendes System hinzu kommen. Da ich vermutlich nicht zwischen Serie 2 und 3 wählen kann, wenn ich eines bestelle frage ich dich mal um Rat. Würdest du mir ehr zum Sonata 3 HO raten, oder gleich höher greifen. Ich habe u.a. das Reference 2 LO als eines meiner Hauptsysteme im Einsatz und liebäugle mit einem Reference 3 HO in Mono. Meinst du, der Schritt gegenüber dem Sonata 3 HO ist eine lohnenswerte Sache? Ein STS 3 spielt in meinen Überlegungen übrigens keine Rolle.


    Viele Grüße

    Rainer

  • Hallo Rainer,


    Du bist ja selbst schon erfahrener Grado Nutzer. Und ich habe keine Erfahrung mit den Mono Systemen ehrlich gesagt.


    Ich habe ein paar der Reference und Master Systeme gehört auf meiner Anlage und anderen Anlagen. Ich finde generell, daß man jeden Preisschritt dieser Serie nachvollziehen kann im Klang. So muss jeder entscheiden, ob das bisschen "mehr", das ein Master (1200€) und dann das bisschen "mehr" das ein Reference (1700€) aufzeigt einem Nutzer es wert ist den Aufpreis zu zahlen. Bis zum Reference ist für mich kurz gesagt das Sonata klar der Preis- / Leistungssieger.


    Noch einmal anders: Mir sind diese Aufpreise und das was ich bei diesen Systemen höre es nicht wert den Aufpreis neu zu bezahlen. Gleichwohl spielen Master und Reference hör- und nachvollziehbar schöner (etwas oberhalb des jeweiligen Serien Nachbarn unten dran) als ein Sonata. Aber nicht so viel wie es der Preisanstieg zeigt für meinen Geschmack. Deshalb würde ich mir kein Master und kein Reference neu anschaffen. Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt, denn wenn ich meinen Satz nochmal lese, verstehe ich ihn selbst nur schwer. Gar nicht so einfach den Sachverhalt wie ich ihn empfinde darzustellen.


    Aber wenn Du magst können wir gern auch mal telefonieren. Für mich kommt der große Unterschied erst zum STS2 und der große Preisschritt ist für mich dann auch gerechtfertigt.


    Auch wenn das STS keine Rolle in deinen Überlegungen spielt, für mein Empfinden spielt das STS2 bereits in der Liga jener Systeme, die doppelt oder vielleicht sogar noch teurer sind. Und ich hoffe ich bekomme die Chance einmal ein AEON zu kaufen noch.


    Insofern glaube ich die Antwort wird Dir kaum etwas nutzen. Ich würde jedem raten ein Sonata 2/3 zu nehmen je nach Anlage und zu sparen bis es für das STS2 reicht. Das Sonata 3 löst in jedem Fall etwas besser auf wie das 2er und macht eine detailliertere Raumdarstellung. Ich habe zwar noch keine weiteren 3er gehört, aber ich würde stark annehmen, daß sich dieser Charakter durch die gesamte 3er Serie zieht.


    Spannend wäre eher ein Test mit dem neuen STS3 zum STS2. Denn das STS2 ist derart präzise, detailreich, Raum greifend (Surroundsound pur), kurzum für mich ohne Schwäche, das ich mich ernsthaft frage was man daran noch verbessern kann.


    Bekommst Du vielleicht gebraucht ein Master oder besser ein Reference sehr günstig nahe am Neupreis des Sonata 3 würde ich vielleicht das nehmen. Neu würde ich mir kein Master und kein Reference kaufen wollen. Da gibt es für mich durchaus Alternativen am Markt. Entschuldige die wenig präzise Antwort auf deine Frage, aber ich habe nahezu keine Erfahrung mit Mono Systemen.


    Trotzdem wünsche ich highfidele Grüße,

    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    gerne lese ich Deine Ausführungen zu den GRADO-Systemen... das macht mich geradezu "hungrig"...

    Wie auch andere schon in anderen Freds geschrieben, komme ich ebenfalls nicht klar mit den GRADO Bezeichnungen. Du beschreibst mit sehr viel Lob das System "Statement The Statement 2" (STS2). Mir (anderen offensichtlich auch) ist es auf der GRADO Homepage absolut nicht klar das System zu finden. Dort findet man eine "Lineage" Serie mit einem Statement 3. Aber was ist "Statement The Statement2" ?

    Würde ich gerne mal hören/versuchen, aber ich stehe da völlig im Nebel.... Gab/gibt es eine "Statement" - Serie, welche ausgelaufen ist?


    Du deutest oben an, dass die GRADO's gänzlich anders aufspielen als ein LYRA Delos.

    Da ich unter anderem langjähriger Delos Hörer bin, würde es mich sehr freuen, wenn Du hierzu ein paar Worte schreiben könntest. Ist zwar eher Off-Topic.... aber bevor wir einen neuen Faden aufmachen....


    Besten Dank im Voraus und nochmals vielen Dank für Deine klasse Beschreibungen bis hierher, das macht richtig Spaß und Lust...


    Martin

    AAA - Mitglied

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Martin,


    ich bin zwar nicht der Jürgen, aber einen Teil deiner Fragen kann ich beantworten. Es gibt zwei Serien: Statement (= 1,0 mV = LO) und Reference (= 4,8 mV = HO). Die Systeme heißen in aufsteigender Hierarchie: Platinum, Sonata, Master, Reference. Oberhalb davon gab es nur noch das The Statement in der LO-Version also Statement The Statement = STS abgekürzt. Das wurde aber offiziell eigentlich immer nur als "The Statement" oder kurz "Statement" bezeichnet. Das gilt für alle Versionen 1, 2 und auch 3. Neu ist darüber die LineAge-Serie, die es nur in der LO-Version gibt. Das The Statement wurde nun mit der Einführung der Versionsnummer 3 zur LineAge-Serie hinzugerechnet. Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen. :)

    Ich habe auch etwas gebraucht, bis ich damit klar kam. ;)


    VG
    Rainer

  • Hi Martin,


    Rainer hat es perfekt erklärt. Und Grado täte gut daran das Wirrwarr wirklich mal aufzuklären. Ich will Rainers Ausführungen noch ergänzen.


    Heute in der Serie 3 wird das ehemalige Statement The Statement 2 den LinaAge zugerechnet, was für mich falsch ist. Aber Grado macht das eben. Damit gibt es drei LineAges: EPOCH & AEON (beide in Cocobolo Holz) und das heutige Statement3 in Jarrah Holz (Eukalyptus). Alle nur in 1mV erhältlich. Deshalb hat Grado vermutlich das Statement3 zur LineAge Familie sortiert nicht zur heutigen Timbre Serie.


    Früher hat Grado die heutige Timbre Serie mit Reference hinten dran was HO war bezeichnet und Statement hinten dran was LO war damals. Das war mehr als unglücklich, da es insbesondere auch ein Modell mit dem Namen Reference gab. Sehr unglücklich benamst wie wir vermutlich alle es empfinden.


    Deshalb haben sie jetzt doch lieber die Kürzel HO und LO hinten dran verwendet beim 3er statt der Bezeichnung Reference und Statement für die Ausgangsspannung. Und haben vorne Sonata, Master und Reference als Namen belassen. Ich hoffe du kommst mit Rainers guten Erklärungen und diesen Ergänzungen zu Rande. Ich schreibe zur Konkretisierung meistens noch die Preise in meine Ausführungen rein um klarzustellen was für ein System ich beschreibe.


    Aber ganz klar ist, daß Grado bei den Namen sich nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Wenn Du noch Schwierigkeiten hast, dann rufe mich einfach an und ich beantworte Dir deine konkreten Fragen am Fon ist einfacher denke ich.


    Das heutige Statemant3 kostet LP 3700€, dann identifizierst du das besser vielleicht. Das teuerste Timbre ist das mit dem NAMEN Reference3 zu LP 1700€ und das Timbre Master3 kostet LP 1200€, das Sonata3 kostet 700€. Einige Systeme der Serie haben echt Lieferzeit, weil Grado wohl mit dem Bau nicht mehr hinterher kommt. Angeblich stimmt John Grado die großen System vor dem Verpacken noch immer selbst ab in seiner Werkstatt. Ist wohl ähnlich wie bei Lyra und einigen anderen Systemen.


    Viel Spaß,

    Jürgen

  • Hallo Rainer,


    das hilft prima, zeigt aber auch, dass sich GRADO mit deren Intransparenz einen Bärendienst erweist.

    Für mich somit, wenn ich das hochgelobte "STS2" haben möchte, müsste ich heute bestellen ein "LineAge-Statement3", richtig?

    Kennt jemand den Unterschied zwischen STS2 und "LineAge-Statement3" ?

    ... und funktioniert das auch an einem SME5009 (309) Tonarm? der SME ist eher von der leichten Sorte (9,5g eff. Masse).


    Lieben Dank im Voraus und beste Grüße Martin

    AAA - Mitglied

  • Hi Martin,


    zu den Unterschieden Lyra vs. Grado. Du hast ja ein Delos, das wirklich anders klingt wie die größeren Lyras nach meinem Empfinden. Für mich ist ein Delos ultraschnell, extrem agil, sehr Detail reich, fast ein bissel zu viel. Um ehrlich zu sein mir ist das Delos echt zu nervös. Ist fast wie das hier diskutierte Te Kaitora RUA, das aber noch extremer ist in dem Punkt. Leider ist das nicht wirklich mein Geschmack, sagen wir mal diese Analytik, obwohl ich tendenziell auf der minimal analytischen Seite des Hifi Lebens stehe.


    Ein Etna, das ich hier habe spielt sehr viel ausgewogener, neutraler, Langzeit tauglicher und hat trotzdem sehr viel mehr Raum, ist schnell und detailliert. Die lässige und einfach vorhandene unglaubliche 3D Wiedergabe kann das Delos nicht mal Ansatz weise gegenüber dem Etna. Es ist oft bei den Herstellern, daß man bei dem ganz unteren System etwas ganz anders macht. Koetsu z.B. mit dem Black auch. Das ganz kleine Benz ist gar kein Benz, usw.


    Ein Grado je nach Klasse spielt gänzlich anders oder mindestens stark anders als ein Lyra. Um es mal in einem für mich wichtigen Begriff zusammen zu fassen. Ein Grado spielt einfach menschlicher noch analoger und natürlicher wie ein Lyra. Das Etna ist tendenziell hell abgestimmt mit sehr guter Mittenwiedergabe. Das STS2 ist etwas dunkler dennoch noch natürlicher vom Timbre her und Stimmen sind ganz deutlich natürlicher, wenn man so will livehaftiger für mich, wie beim Etna.


    Jahre lang glaubte ich das Etna hat die beste 3D-Raum Abbildung, die es gibt im Tonabnehmerbau, weil es so lässig das Zimmer füllt und alles ohne Schwierigkeiten hörbar macht bis hinter dem Zuhörer. Details im Raum sind völlig abgelöst von den Boxen und einfach vorhanden, man muss sie nicht erhören.


    Ich möchte noch das Benz SLR Gullwing hinzuziehen, das wieder anders spielt wie das Etna und STS2. Es ist deutlich dunkler timbriert und die Stimmenwiedergabe finde ich auch etwas besser als beim Etna. Eine Diana Krall läßt den Hörer dahin schmelzen mit dem SLR. Aber das SLR kann nicht die Raumabbildung des Etna. Der Raum ist zwar auch lässig und frei, aber er wird irgendwie weiter vorne orientiert dargestellt als beim Etna, bei dem man eigentlich glaubt Geräusche von draußen zu hören statt von einer Stereo Anlage.


    So war für mich irgendwie der Wunsch da ein System mit der Raumabbildung des Etna zu haben und der Stimmenwiedergabe und dem Bass Punch des SLR Gullwing. Um es vorweg zu sagen beide Systeme sind sagenhaft und abhängig von dem was man hört Frontrunner für mich.


    Bis zu dem Zeitpunkt wo ein Freund mir ein Koetsu vorschlug zum Test. Da habe ich mir zum Einstieg in die Koetsu Welt das Rosewood Standard beschafft. Und ja die Stimmenwiedergabe ist irgendwie anders und klasse am Koetsu. Aber über die Zeit und den Test auf einer weiteren top Anlage eines Bekannten, der noch ein Rosewood Signature zum weiteren Test beschaffte, beschlich mich das Gefühl, daß ich mit den Koetsus nicht richtig warm werde. Ich kann gar keinen Nachteil nennen irgendwie an den Koestus. Irgendwie ist mir das Koetsu einfach zu einseitig nur auf eine top Stimmenwiedergabe ausgerichtet. Ich weiß ist doof ausgedrückt mir fällt nix anderes ein ehrlich gesagt. Ich werde nicht warm mit Koetsu fertig. Weder mit dem Standard noch mit dem deutlich teureren Signature.


    Alle haben immer behauptet die Stimmenwiedergabe von Koetsu sei besser wie die von Grado und Benz. Das sehe ich wieder einmal völlig anders. Grado liegt bei mir auf Augenhöhe zu Benz, wenn auch geringfügig anders, aber vor Koetsu in der Stimmenwertung nach all den Tests.


    Letztlich hatte mich ein Forianer vor längerer Zeit nach einem Analog Treffen hier im Raum Stuttgart auf die Grado Holzbodies gebracht. Meine erste Begegnung mit dieser Serie begann bei ihm zu Hause. Danach begann ich Grados zu testen. Ich meine er hatte ein Master auf dem Dreher. Ein weiterer Bekannter kam mit seinem Reference zu mir und als ich das auf meinem Masse LW - lausig weil schnell justierte - mit ihm gehört habe waren wir beide wohl in kürzester Zeit weg geflascht. Wir hatten an dem Abend glaube ich 6 oder 7 Systeme unterschiedlicher Hersteller und Klassen auf dem Laufwerk drauf. Keines konnte diesem älteren Grado das Wasser reichen. Am Tag drauf habe ich das STS2 bestellt.


    Ich erinnere mich an den Tag an dem es kam und ich es das erste Mal auf demselben Laufwerk justiert habe, wo auch das Etna und das SLR Gullwing läuft. Zusätzlich habe ich noch eine umschaltbare Vorstufe hier, wo ich einen direkten A/B/C-Test machen kann.


    Bereits nach ein paar Stunden habe ich gedacht - das ist es. Dieses STS2 vereint die Vorteile des Etna und des SLR. Ich glaubte nie, daß man ein Etna im Punkt Raumwiedergabe egalisieren kann. Das STS2 ist für mich in dem Punkt sogar noch einen Ticken lässiger und irgendwie selbstverständlicher. Der Surroundsound steht derart präsent neben und hinter mir, daß es für mich einfach perfekt ist. Dazu kommt eine Stimmenwiedergabe, die das SLR egalisiert - ist aber ein wenig anders. Und je länger ich das STS2 höre desto fester wird mein Eindruck gegenüber dem Etna und SLR.


    Trotzdem verkaufen tue ich Etna und SLR nicht, weil die einfach andere Charaktere darstellen und ich je nach Platte auswähle was ich höre. Ich weiß ein dekadenter Luxus. Rock macht auf dem Benz einfach unbändigen Spaß, Klassik klingt auf dem Etna einfach klasse. Alles klingt auf dem Grado immer sowieso gut und irgendwie ganzheitlich. Ich weiß ein abgedroschener Begriff, aber mir fällt nix anderes ein, da es für mich so ist eben.


    Es gibt einfach Tage, da will ich einfach Benz oder Etna oder Grado hören. Dazu habe ich die in Arme gepackt, die zu den Systemen passen und entsprechende Kabel noch gewählt, die den Charakter der Systeme noch besser ausloten. Auch wenn alle hier nicht an den Wert eines guten Phonokabels glauben. Ich tue das aber.


    Wie ich schon sagte ich gebe keines dieser Systeme wieder her, aber wenn mich einer in eine Zwangsjacke steckt und mich zwingt nur ein System zu behalten, dann ist es das STS2. Vielleicht hilft dir das ein wenig weiter noch.


    Highfidele Grüße,

    Jürgen



    PS: Das oben Beschriebene habe ich alles auf meinen Laufwerken und demselben Equipment hinten dran ausprobiert. Allenfalls auf sehr guten, gleichwertigen Anlagen von Bekannten noch vertieft und gegen gecheckt. Nichts davon ist aus dritter Hand oder angelesen.

  • Die alten Grados sind im Vergleich sehr einstreuempfindlich. Das macht sich vor allem bei meinen alten Technics-DD bemerkbar. Das brummt schon ordentlich in der Auslaufrille. Laut aktuellem Test der "Audio" hat Grado da was geändert. Wisst Ihr genaueres?


    Gruß

    Siggi

  • derausserirdische

    Danke Jürgen für Deine Berichte hier - macht Spaß zu lesen :thumbup:


    Weiterhin viel Spaß mit STS2, SLR und Etna (welches mich für den DPS3 echt mal reizen würde...).


    Musikalische Grüße

    Tom

    Is that what you wanted, Alfred?

    AAA-Mitglied

  • Hi Jürgen,


    ich bin fasziniert, wie detailliert Du die Analyse der verschiedenen TA wiedergibst, besten Dank, klasse :thumbup::thumbup::thumbup:

    Einerseits werde ich ganz "nervös" wenn ich Deine Ausführungen zum Etna als auch zum STS2 lese.

    Meinst Du das Statement-3 spielt so wie das STS2 ?

    ... und laufen die GRADO's in leichten Tonarmen?


    Danke Dir vielmals und beste Grüße Martin


    P.S. Sieht fast danach aus als ob wir den Thread umbenennen müssten in "GRADO's Gral" 8o

    AAA - Mitglied

  • Hi Martin,


    das Statement3 habe ich nicht getestet und kann demzufolge nichts dazu sagen. Aber Neues muss nicht immer "besser" sein als Altes. Vielleicht anders wie beim Sonata 2/3.


    Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß das Statement3 nicht Weltklasse ist und es nicht mit Lyra und Benz aufnehmen kann in ähnlichen Preisklassen.


    Sollte ich eine schwache Stunde haben werde ich aber nicht das Statement3 testen, sondern das AEON. Aber egal ob du ein gebrauchtes STS2 oder ein neues Statement3 kaufst, die Systeme erfüllen deine Wünsche. Diese großen Systeme brauchen allerdings auch schon gutes Equipment dahinter, sonst machst du das "mehr" an Klang dahinter kaputt.


    Um ehrlich zu sein weiß ich nicht wie diese schweren Brocken mit leichten Armen laufen. Ich teste mit verschiedenen Varianten des Rigid Float und einem Graham The Phantom 2.


    Aber wenn nix verzerrt bin ich recht Schmerz befreit in der Diskussion mit der Resonanzfrequenz. Ich hatte erst eine einzige Kombi, die so gar nicht ging, das war der Japan Nagel namens Koetsu und der Acoustic Signature TA-1000.


    Im TA-1000 habe ich das recht schwere SLR Gullwing drin und das passt sehr gut, so würde ich sagen in einem solchen Arm hat man eine gute Chance, daß es mit Grado geht. Ich meine es kommt auch eher auf die Compliance an als auf das Gewicht des TA bei der Kombi oder ?


    Good Luck,

    Jürgen

  • Siggi,


    stimmt teilweise. Diese MI sind ein wenig kritisch mit der Einstreuung. Aber man bekommt das immer hin. Was wirklich Käse ist, wenn so ein Grado im engeren Streubereich der Motoren steht. Das hört man bei allen Serien.


    Bei mir ist das STS2 etwa 10cm weg vom nächsten Motor, da hört man kaum etwas. Meistens kann das Brummen (Einstreuung) durch ein wenig mehr Distanz behoben werden. Ansonsten muss man Wege mit der richtigen Erdung finden. Mit den Grados habe ich bislang immer eine Lösung gefunden innerhalb meines Equipments auch an dem Equipment von Bekannten mit denen ich schon Grados getestet hatte.


    So long,

    Jürgen

  • Ich traue mich ja kaum zu Fragen da hier über die höheren Chargen gefachsimpelt wird...aber...wie groß ist den der Sprung von einem Statement Platinum zu einem Statement Sonata?

    Muss es mindestens ein Sonata sein oder kann man auch mit dem Platinum Spass haben?


    Ansonsten ein großes Lob für diesen wirklich informativen Thread...!:thumbup:

    «Den Charakter eines Menschen erkennt man an den Scherzen, die er übelnimmt.» Christian Morgenstern


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