Welcher AT MM Tonabnehmer für SME IV?

  • Vergleiche gerade zwei Audio Technica Tonabnehmer bezüglich der Eignung für einen SME IV Tonarm mit 10,5g Masse. Hat da jemand einen Tipp?


    Hier die für mich etwas verwirrenden Daten:


    VM540ML

    Statische Nadelnachgiebigkeit: 40 x 10-6 cm/Dyn

    Dynamische Nadelnachgiebigkeit: 10 x 10-6 cm/Dyn (100 Hz)

    6,4g


    VM95ML

    Statische Nadelnachgiebigkeit: 20 x 10-6 cm/Dyn

    Dynamische Nadelnachgiebigkeit: 10 x 10-6 cm/Dyn (100 Hz)

    6,1g


    Audio Technica selbst gibt an, dass für die Berechnung der Resonanzfrequenz, der dynamische 100Hz Wert mit 1,5-2 zu multiplizieren ist, um auf den 10Hz Wert zu kommen, der üblicherweise in Formeln verwendet wird. Demnach würden beide Systeme auf die gleiche Compliance von etwa 15-20 kommen.


    Wie aber passt das zu den völlig unterschiedlich Werten der statischen Nadelnachgiebigkeit? Haüfig liest man, das VM540ML wäre das weicher aufgehängte System und eher für leichtere Arme geeignet. Wenn man der obigen Berechnung folgt, sind allerdings beide Systeme in Sachen Nadelnachgiebigkeit identisch.


    Gruss

    Gustav

  • Hallo Gustav, Audio Technica gibt für das VM540 ML in der Tat eine dynamische Comliance von 10 x 10-6 cm/Dyn bezogen auf 100 Hz an. Der VE Calculator (https://www.vinylengine.com/ca…e_resonance_evaluator.php) wirft, wenn ich 10 g oder 11 g effektive Masse für den SME IV ansetze und 7 g Gewicht für das System eine Resonanzfrequenz (Maximum) bei 12 Hertz aus. In der Praxis gemessen habe ich im SME 3500, dessen effektive Masse vermutlich genauso groß wie die deines SME IV oder minimal geringer ist (siehe Spezifikationen vom SME 309), nämlich 9,5 g, eine eher etwas niedrigere Resonanzfrequenz, und zwar um 10 Hertz (bei einer Auflagekraft von 2,0 g, mit Resonanztest auf der Vinyl-Essentials-LP).

    Was ich sagen möchte: Solche Compliance-Angaben sollte man ernst nehmen, aber in der Praxis kommt manchmal etwas Abweichendes heraus. Und nur die Praxis zählt. Ich habe das VM540ML schon zur vollen Zufriedenheit in Tonarmen zwischen 8,5 g (Zavfino Aeshna Carbon) und 18 g (Transrotor TRA 9) betrieben.

    Zum VM95ML kann ich mangels Erfahrung nichts sagen. Aber das VM540ML spielt im SME 3500 wirklich gut, wenn man seinen schlanken, detailreichen Klang prinzipiell mag und nicht etwas bewusst "analog" (= schwerer, dunkler) klingendes sucht. Ich habe mich schon oft über die knifflige Montage geärgert (keine Gewinde), aber das VM540ML ist so gut, dass ich es eben doch immer wieder als Zweitsystem einbaue. Vielleicht hilft Dir das.

    Grüße,

    HG

    Gewerblich? Privat? Nach den neuen Regeln nicht. Allerdings schreibe ich für image hifi. Hier Gepostetes ist aber immer privat gemeint.

  • Zum Thema Compliance auch hier wieder die Ergänzung:


    Die Formeln zur Resonanzfrequenz sind wirklich nur ein Indikator. Die Realität sieht anders aus und hat auch andere Formeln. Alex Korf hat sich die Mühe gemacht durch messen und herleiten zusammen mit einem Mathematiker korrektere Formeln zu erarbeiten die zu den Messergebnissen und seinen (und vielen anderen hier im Forum) Erfahrungen passen.


    Hier geht die Blogserie dazu los:

    Tonearm and Cartridge Matching, Part I (korfaudio.com)


    Hier der Kalkulator:

    http://korfaudio.com/calculator


    Zusammenfassung:

    Zu schwer ist so lange kein Problem, solange die Lager gut sind und man keine stark verwellten oder dezentrierten Platten hört.


    Dein SME sollte also ein ziemlich idealer Spielpartner für die ATs sein.


    Wenn dir der Klang zu schlank ist, nimm statt dessen

    Shure V15V MR

    Technics EPC-205 C-II oder C-II L

    SONY XL-50


    Alle mit SAS oder SAS/R Nadel. Insbesondere das XL-50 fühlt sich auch in etwas schwereren Armen sehr wohl und ist ein echter Geheimtipp!


    Mike

    --- Ich höre hiermit und zwar das.

    Es gilt wie immer: das ist meine Meinung. Sie muss deshalb weder für andere passen noch erhebt sie Anspruch absolute Wahrheit zu sein.

  • Danke! Sehr interessanter Link. Beim Kalkulator bleibt leider die Frage offen, ob man die statische oder dynamische Compliance angeben soll. Dass rechnerisch "zu schwer" oft klanglich unproblematisch ist, diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Ebenfalls aus den Korf-Erkenntnissen abzuleiten: Wer LPs mit leichten Wellenschlägen mit einem Außenring oder Plattenbügler plan hält, der gewinnt noch mehr Freiheit bei der Arm-/System-Kombi. Insgesamt kann man wieder einmal mitnehmen: In der Praxis geht mehr als rechnerisch, nur die Kombination eines leichten Tonarms mit einem System geringer Nadelnachgiebigkeit, die ist definitiv nicht zu empfehlen.


    HG

    Gewerblich? Privat? Nach den neuen Regeln nicht. Allerdings schreibe ich für image hifi. Hier Gepostetes ist aber immer privat gemeint.

  • Weder ist der SME IV schwer, noch ist die Compliance der angedachten Tonabnehmer sonderlich hoch. In der Praxis wird das sehr gut passen. Wobei in der Theorie passende Kombis sehr bescheiden klingen können und genau so umgekehrt. 😉

    Viele Grüße


    Jörg


    Ich höre damit und meine kleine Plattensammlung seht ihr bei DISCOGS.



  • Schwerer Arm mit hoher Nachgiebigkeit kombiniert, klingt bescheiden und das Dämpfungsgummi leiert auch schnell aus.

    So schnell Leiern solche Gummis nicht aus. Und wie schon geschrieben hängt das primär von den Lagern ab. Fehlerfreie Lager hoher Sensitivität (also kleine werte) und niedriger Toleranz sind in der Regel klanglich kein Problem. Wenn man natürlich viele verwellte und dezentrierte Platten hat, ist es nicht die beste Lösung.

    --- Ich höre hiermit und zwar das.

    Es gilt wie immer: das ist meine Meinung. Sie muss deshalb weder für andere passen noch erhebt sie Anspruch absolute Wahrheit zu sein.

  • Shure V15V MR

    Technics EPC-205 C-II oder C-II L

    SONY XL-50

    Es muss gar kein 205er sein. Habe gerade ein EPC-207 mit einer EPS 205 SAS (lt. Jico für alle Systeme der Bauform passend) verheiratet. Das klingt hervorragend. Ein Sony XL45 mit SAS mag eher etwas schwerere Arme und klingt auch wirklich richtig gut. Wobei ein SME IV an sich fast alles gut führen kann.


    Beide Systeme gäbe ich nicht für ein 2M Black her bzw. sortiere sie da oberhalb ein. Die kleinen AT kommen da absolut nicht mit.

    Beim Kalkulator bleibt leider die Frage offen, ob man die statische oder dynamische Compliance angeben soll.

    An sich interessiert für die Resonanz immer nur die dynamische Compliance.

  • Vielen Dank für Eure Kommentare. Das VM540ML läuft hier seit ein paar Stunden und es scheint, das war ein sehr guter Griff zumal für den recht volksnahen Preis.


    Das VM540ML hängt an einem Ear 834P Röhren-VV. Die beiden ergänzen sich ausgezeichnet. Zum runden, röhrigen Klang des Ear kommt jetzt noch eine Prise Transparenz. Genau so hatte ich es mir vorgestellt.


    Der Einbau lief unkompliziert. Was auffällt, ist der sehr kurze Nadelträger. Dieser sorgt dafür, dass das System quasi tiefergelegt, nur wenige Millimeter über der Platte unterwegs ist.


    Finde es „richtiger“, wenn etwas mehr Abstand vorhanden ist, aber auf die Funktion dürfte das wohl keinen Einfluss haben.