DIY Masselaufwerk

  • Um der Lockdown-Lethargie zu entkommen habe ich mir in den letzten Wochen ein Masselaufwerk gebaut.


    Ziel war es ein schlichtes Laufwerk nach dem Masseprinzip zu bauen, welches in Bezug der Materialauswahl und Fertigungstolereanzen einem Laufwerk eines professionellen Herstellers ebenbürtig ist. Da ich gelernter Feinmechaniker bin, und im Werkzeugbau arbeite, hatte ich Zugriff auf entsprechende Fertigungsmaschinen und Materialien.


    Das Chassis besteht aus 50mm, mehrfach verleimten, Bambusholz. Und zwei 10mm dicken Aluminiumplatten, welche mit dem Holz verklebt sind . Zusätzlich hatte ich zuvor diverse Kreistaschen in das Holz gefräst und diese mit feinem Messingschrot gefüllt. Ein Klopftest mit dem Fingerknöchel gegen das Chassis vermittelt das Gefühl es handelt sich um ein großen Stein. :)

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    Das Lager für den Plattenteller ist ein Invertlager.

    Die Lagerachse hat einen Durchmesser von 19mm. Sie ist gehärtet, geschliffen und poliert. Die Achse ist in einer Aufnahme aus Aluminium verbaut. Diese ist mit der oberen Deckplatte in einer Kreistasche verschraubt.

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    Drei Stifte, kreisförmig um die Achse angeordnet ,dienen der Höhenverstellung der Magnetlagerung. Die kann durch eine Stellschraube am Unterboden des Chassis eingestellt werden.

    Auf der Achse befindet sich zusätzlich eine Keramiklagerkugel. Im Gegenstück des Lager befindet ich ein Lagerspiegel aus PEEK-Teflon-Graphit.

    Die Magnetlagerung kann so eingestellt werden, dass die Lagerung über die Kugel entlastet wird oder komplett frei ist. Diese doppelte Ausführung habe ich mir bei den EAT Laufwerken abgeschaut.

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    Der Plattenteller besteht aus POM-C und hat eine Dicke von 104mm und hat ein Gewicht von 11Kg.

    Das Lager ist gegossen mit einem speziellen Gießharz für Führungen. Die Fa. Acoustic Solid stellt die Lager ihrer Laufwerke nach dem gleichen Prinzip her.

    Da wir seit vielen Jahren in unserem Betrieb Führungen ausgießen hatte ich damit Erfahrung.

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    Die schwenkbare Tonarmhalterung ist aus Aluminium und dient zur Aufnahme eines Tonarm, den ich auch gerade baue.

    Der Motor ist ein "Jasmine TM R501 MKII" gespeist von einem "BRZHifi" Netzteil. Der Motor sitzt auf einem Halter, der an der unteren Platte mittels Langlöchern verschraubt ist. Dämfende Zwischenlagen aus Gummi sollen eine Übertragung von Vibrationen vermeiden. Wobei der Motor sehl ruhig läuft.

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    Das Laufwerk hat mit Teller ein Gewicht von knapp 40 Kg.

    Das Ganze steht auf drei Spikes aus Stahl mit Kugelspitzen die das Laufwerk an eine Schieferplatte ankoppeln, die dann wiederum nach unten gedämpft ist.

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    Der passende Tonarm wird ein Well Tempered Clone in einer 12" Ausführung. Der ist jedoch noch nicht ganz fertig.


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  • Saubere Arbeit!


    Speziell das aufwändige Lager gefällt mir. Aber natürlich auch alles Übrige! Um Deine technischen Möglichkeiten kann man Dich nur beneiden! :thumbup:

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Ich bin maschbau Konstr.


    Deine Arbeit bedingt meinen höchsten Respekt. In dieser Form kann das Produkt durchaus einen Platz in der Spitzenklasse ergattern!


    Darauf kannst Du stolz sein.



    Tüsss

    Lothar

    ..... stellt euch vor, es ist Krieg. Alle gehen hin. Und keiner kommt zurück!

  • ... wie ich gesehen habe, kamen nebenbei günstige chinesische Komponenten zum Einsatz. (Motor und Netzteil)


    So ein NT habe ich auch und bezog letzthin auch einige andere brauchbare Komponenten und DIY-Vorprodukte aus der Ecke. Ich denke Corona hat einige von uns zum Basteln als Zeitvertreib angeregt. :)

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • ... Weltklasse!

    Zitat

    Das Ganze steht auf drei Spikes aus Stahl mit Kugelspitzen die das Laufwerk an eine Schieferplatte ankoppeln, die dann wiederum nach unten gedämpft ist.

    Womit dämpfst Du?


    Danke & Gruß


    Carsten

    Das Auge hört mit ...

  • ... wie ich gesehen habe, kamen nebenbei günstige chinesische Komponenten zum Einsatz. (Motor und Netzteil)

    Da ich Anfangs noch nicht wusste was aus dem Projekt wird habe ich erstmal einen günstigen Motor gekauft. Falls ich unzufrieden bin kann ich jederzeit etwas hochwertigeres kaufen.

  • Falls ich unzufrieden bin kann ich jederzeit etwas hochwertigeres kaufen.

    ... nee, berichte mal, wie sich der chinesische Motor in der Praxis bei Dir macht! Gerade solche Neuigkeiten finde ich interessant.


    Das Netzteil jedenfalls ist professionell gemacht. Du kannst zwar mehr Geld für ein anderes ausgeben, aber damit ist nichts gewonnen.

    Mit freundlichen Grüßen, Jo


    Jedes Mal, wenn ich es einfacher machte, klang es besser.

  • Noch mit Dämpferpads aus Gummi. Da ich diese noch zu Hause hatte. Aber ich hatte auch Sylomer im Kopf. Wenn ich wieder Lust habe baue ich mir vielleicht auch Magnetdämfer. Aber zur Zeit kann ich die Drehmaschine nicht mehr sehen. :wacko:

  • Sehr sehr schöner Spieler -Respekt !

    Mich würde mal interessieren ob der Motor wirklich keine Geräusche auf das Chassis überträgt-könnte man mit einem günstigen Mechanikerstethoskop testen-vielleicht habt ihr ja sowas auch in der Firma ? Ich sehe da keinen richtigen Vorteil in der gewählten "Motorplattform" -so ein sackschweres Laufwerk wird man ja nicht öfters auf- und abbauen...

    Eine Frage zum Lager : Wie realisiert man die "Lagerluft" beim Ausgießen der Lagerbuchse?

    Oder wählt man einfach eine definiert" dünnere" Achse ,nachdem der Buchsendurchmesser feststeht?

    Schöne Grüße, Tobias

  • Sehr sehr schöner Spieler -Respekt !

    Mich würde mal interessieren ob der Motor wirklich keine Geräusche auf das Chassis überträgt-könnte man mit einem günstigen Mechanikerstethoskop testen-vielleicht habt ihr ja sowas auch in der Firma ? Ich sehe da keinen richtigen Vorteil in der gewählten "Motorplattform" -so ein sackschweres Laufwerk wird man ja nicht öfters auf- und abbauen...

    Eine Frage zum Lager : Wie realisiert man die "Lagerluft" beim Ausgießen der Lagerbuchse?

    Oder wählt man einfach eine definiert" dünnere" Achse ,nachdem der Buchsendurchmesser feststeht?

    Schöne Grüße, Tobias

    Ja, mit der Plattform hast Du wohl recht. Das mit den Resonanzen habe ich zwar noch nicht geprüft aber das Einstellen der Riemenspannung ist umständlich. Da die Gummidämfer beim Festschrauben verhindern,dass man nur mal eben die Schrauben lösen und die Plattform leicht verschieben kann. Ich werde wohl den Motor auf Dauer auf einen entsprechenden Sockel frei neben das Laufwerk stellen. Da die Platte von unten angeschraubt ist kann man sie einfach demontieren ohne das Äußere zu verändern.

    Das mit dem Lagerspiel beim Ausgießen wird dadurch realisiert, dass man die Achse mit einem Trennmittel behandelt.Das ist ein wenig knifflig und erfordert Erfahrung. Bei zu viel gibt es zu viel Spiel und bei zu wenig sitzt die Welle fest. Wir haben im Laufe der Zeit mit verschiedene Mitteln gearbeitet. Für dieses geringe Spiel habe ich einen dünnen wachsartigen Spray ganz fein aufgenebelt.

  • Da ich Anfangs noch nicht wusste was aus dem Projekt wird habe ich erstmal einen günstigen Motor gekauft. Falls ich unzufrieden bin kann ich jederzeit etwas hochwertigeres kaufen.

    Da du ja bereits eine Lösung mit doppeltem Rundriemen im Einsatz hast, fallen mir spontan die separat erhältlichen MD von Herrn Schubert ein.

    Wenn du gleich über Los gehen willst, tut es auch Rainer‘s!😉


    Thomas