Welcher Tonabnehmer auf einem Lenco L75 ?

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier, daher zunächst eine kurze Vorstellung: Bin 48 Jahre und bin in den 70/80er Jahren noch mit Schallplatten aufgewachsen. Bedingt durch meine in diesem Jahren bereits gesammelten Platten, war ich eigentlich auch nie wirklich ohne einen Plattenspieler. Allerdings waren das qualitativ ( und klanglich) eher minderwertige Plattenspieler, die meist Bestandteil irgendwelcher günstigen Kombianlagen waren. Mit Anfang 30 habe ich dann als Belohnung für eine Umzugshilfe einen recht lädierten Lenco L75 Plattenspieler geschenkt bekommen. Diesen hatte ich dann mit geringem Aufwand irgendwie wieder ans laufen gebracht. Ich war dann sehr überrascht wie gut die Platten auf einmal klangen, die ich damit abgespielt habe. Verbaut war ein Shure M75 MB 2 Tonabnehmer mit Shure Nadel. Da ich selber Bassist in einer Rockband bin, und gerne Stonerrock höre stehe ich auf einen warmen, eher bassigen Sound, und der Klang der da aus dem Lenco kam, war einfach "erdig".

    Nach etlichen Umzügen, Familiengründung usw, stand der lädierte Lenco nur noch rum, und da ich Geld brauchte, hab ich ihn irgendwann verkauft. Ich hatte mir dann einen Dual 606 gekauft, der mir etwas neuer und komfortabler vorkam, als der Lenco. Soundmäßig hat er mich jedoch nicht so vom Hocker gerissen. Vor kurzem bin ich dann über eine Verkaufsanzeige über einen Lenco L75 in gutem Zustand gestoßen und konnte nicht widerstehen.

    Allerdings hat dieser einen ADC 220 Tonabnehmer mit original Nadel verbaut. Der Sound ist schon besser als von dem Dual 606, aber er kommt mir nicht ganz so warm vor, wie von meinem alten Lenco mit Shure M75 MB 2 Tonabnehmer. Nun frage ich mich, ob es Sinn macht, einen gebrauchten Shure M75 MB 2 Tonabnehmer zu suchen, oder etwa gleich auf den wohl besseren ( und neueren ) V15 III Tonabnehmer zu gehen?

    Ist dieser noch besser, was einen warmen, erdigen Sound angeht? Oder gibt es noch andere empfehlenswerte Tonabnehmer für den Lenco L75? Von ADC gab es wohl auch noch bessere Tonabnehmer, wie z.B. den ADC 990 ? Der ADC 220 ist schon in Ordnung, aber evtl gehts ja noch besser ?

    Habt Ihr da Tipps oder Erfahrungen ? Bin ansonsten eher neu bei dem Thema .

    Danke Euch und beste Grüße

    Andreas

  • Hallo Andreas,


    wenn Dir das M75 gefiel kannst du es jederzeit für ganz schmalen Taler bei ebay/Kleinanzeigen kaufen, die Spulen bei diesem System machen eigentlich nie Probleme. Originale Ersatznadeln sind noch zu bekommen, schreib mal Andreas aka Platten-Spieler.de an. Das V15III passt von der Compliance nicht optimal zum Tonarm.


    Die ADCs sind ebenfalls fast durchweg zu weich aufgehängt für den schweren originalen Tonarm des L75, eine Ausnahme macht hier das QLM30MK3, auch hierfür findet man gelegentlich noch NOS-Nadeln (K8 ist identisch), die richtig gut sind. Eine weitere interessante Möglichkeit könnte ein DL-103 sein. Oder... oder...


    Viele Grüße

    Jörg

  • Moin Andreas,

    an der Bahnschranke (orig. Lencotonarm) habe ich ein Denon 103 zu meiner Zufiedenheit betrieben. Ich habe ein Headshell von Analogis genutzt, da das orig. Headshell nicht wirklich der Hit ist; mal vorsichtig umschrieben. Diese Kombination sollte auch deinen Hörgewohnheiten entsprechend ein gutes Match sein. Das Denon ist ein kleiner Rocker ;)

    Gruß Torsten

  • Wenn es kein High End Abnehmer sein muss, kann ich ein Tonar Diabolic E empfehlen.

    Das rockt an meinem Lenco mit dem original "Bahnschrankentonarm" richtig klasse und ist nicht teuer... Leider ist es momantan oftmals vergriffen, da sich rumgesprochen hat, was das für ein "Rocker" ist...

    beste Grüße


    Rainer

  • Hi Andi,


    Schön, dass es Verstärkung im U50-Team und speziell bei den Lenco-Hörern gibt!


    Um dir wirklich zielführend antworten zu können, wären noch ein paar mehr Infos zu deiner Kette und vor allem deinem Budget hilfreich.

    Willst du bloss mal einen neuen Tonabnehmer ausprobieren oder hast du vor, deine Kette Stück für Stück zu verbessern? Das ist für mich und.a. das Schöne an diesem Hobby, man kann seine Kette step by step, auch ohne böse Fehlkäufe zu machen, aufwerten und entwickeln.

    Das genannte Denon DL103 z.B. ist ein prima Tonabnehmer, den man durch geringen Eigenenteil noch deutlich verbessern kann. Er würde vermutlich auch mechanisch gut zum originalen L75 Tonarm (aka "Bahnschranke") passen. Da das 103 jedoch ein sog. MC (moving coil) ist, würdest du hierfür einen Verstärker benötigen, der die geringe Spannung, die diese Art Tonabnehmer erzeugt, verstärken kann. Richtig Sinn macht ein 103 vermutlich jedoch erst im Zusammenspiel mit einem zusätzlichen Übertrager (ein sog. Step Up Transformator, SUT). Da gibt es zwar im Bietebereich hier im Forum regelmäßig gute gebrauchte SUT, dennoch kosten die natürlich auch wieder Geld.


    Daher würde ich mich an deiner Stelle zunächst bei MM (moving magnet) Tonabnehmern umsehen, die ohne eine aufwändige MC-Vorverstärkung bzw. SUT auskommen. Ich kann dir hier für recht überschaubares Geld einen Tonabnehmer empfehlen, den ich auch an meinem Lenco (ein L78), allerdings nicht am Lenco-Arm, betreibe. Es ist ein A&R P77, das ich hier über das Forum (alternativ ebay, häufig aus UK) günstig gekauft habe. Um diesem System auf die Sprünge zu helfen, empfiehlt sich sehr, im eine neue Nadel, z.B. eine Jico1 SAS zu gönnen. Bauartbedingt können bei MM die Nadeleinschübe, an denen Nadelträger und Diamant hängen einfach selbst gewechselt werden. Summa summarum würde dich das so um die 300,- kosten, du hättest jedoch damit schon einmal einen richtig guten Tonabnehmer, den du auch direkt ohne Invest in neue Verstärker betreiben könntest.

    Die Bahnschranke könnte später durch kundige Hände verschiedener Mitforisten gereinigt und verbessert werden. Oder du machst den nächsten Schritt und denkst über einen neuen Tonarm nach. Hier käme mir ad hoc der Arm von Alfred Bokrand in den Sinn... Aber das ist dann ein anderes Thema.


    Viel Spaß auf jedem Fall mit deinem L75. Das ist ein prima Plattenspieler, der eine Menge Potential bietet und bei Bedarf durch ein Paar Upgrades noch weiter verbessert werden kann.


    Glück auf

    Steffen

    And if you tolerate this

    then your children will be next

  • Viel Spaß auf jedem Fall mit deinem L75. Das ist ein prima Plattenspieler, der eine Menge Potential bietet und bei Bedarf durch ein Paar Upgrades noch weiter verbessert werden kann.

    Wie wahr, da möchte ich mich in jedem Fall anschließen. Das Tonar Diabolic habe ich persönlich noch nie ausprobiert, aber es wird von T. Schick als Basis für sein MM-System genutzt. Wohl nicht ohne Grund. Das A&R P77 kenne ich von den Garrott Brothers, also auch hier mit neuem Nadeleinschub. Da kommt man schon ans grübeln.

    Die Bahnschranke ist erstmal besser als ihr Ruf und die bisher genannten Empfehlungen haben alle ihren Reiz.

    Dir Andreas möchte ich noch den Hinweis auf das Forum lencoheaven.net geben.

    Nicht erschrecken, der Lenco L 75 bietet halt sehr viel Potential.


    Torsten

    Einmal editiert, zuletzt von Mr. Burns ()

  • Eine modifizierte China Raketa.

    Denon DL110

    Shure V15 III E / HE / ...

    Unitra MF 104 E mit Goldring G 800 E-Nadel

    (Das original Goldring war mal ne Grundausstattung für Englische Lencos.)

    Grado Reference Platinum ... - Grado-Klang ist Geschmackssache.


    Gruß Nadja

  • Darf hier mal widersprechen.

    Die Lencos waren original mit ADC 220X ausgestattet.

    Ist also nicht zutreffend, wenn behauptet wird, diese seien zu weich aufgehängt.

    Die klingen auch wunderbar warm und sorgen für genau das Feeling, welches

    man sich als Liebhaber des 70er Jahre Sounds wünscht.

    Wenn das bei Dir nicht gut klingt, ist entweder die Originalnadel hinüber oder

    der Rest der Kette paßt nicht.

    Du kannst genausogut ADC 550 oder 990 verwenden.

    X ist die Rundnadel, XE die Ellipse, alle klasse mit kleinen Unterschieden.

    Diese Abnehmer laufen bei mir zur vollsten Zufriedenheit auf dem Thorens

    TP90, der 17g wiegt und sicher kein Leichtgewicht ist.

    Also mein Tip, eine NOS Nadel für den 220er oder einen Pfeiffer-Nachbau

    besorgen und zufrieden Musik lauschen.


    Gruß

    Frank

  • Also das Nagaoka OS300 MP fand ich ziemlich spaßig am Original-Arm. Passt bestens.

    Nur muss man schon danach fahnden im Net..


    Gruß

    Peter

    -Gruß Peter-


    `Im Jazzrock steckt die Chance zur Versöhnung von Körper und Geist.` - DIE ZEIT, 27/2003, S. 37.

  • Das ADC 220x als üblicher TA beim L75 hat einen nicht so langen Nadelträger und passt daher gut zum O. Arm.

    Klanglich würde ich das System auch mit Vintage-Sound beschreiben. Es klingt toll in meinen Ohren..

    -Gruß Peter-


    `Im Jazzrock steckt die Chance zur Versöhnung von Körper und Geist.` - DIE ZEIT, 27/2003, S. 37.

  • Ja der 220X Brocken in seinen Ausführungen passt wohl ganz gut zur Bahnschranke, ist aber alles andere als ein besonderes hoch auflösendes System. Gute Mittelklasse und offensichtlich nicht das, was den TE aus den Latschen haut.


    Ich bezog mich auf die "besseren" ADCs. Die hochwertigen ADCs (XLM, ZLM, 10E ect) haben meines Wissens nach fast alle eine deutlich höhere Compliance.

  • Darf hier mal widersprechen.

    Die Lencos waren original mit ADC 220X ausgestattet.

    Ist also nicht zutreffend, wenn behauptet wird, diese seien zu weich aufgehängt.

    Die klingen auch wunderbar warm und sorgen für genau das Feeling, welches

    man sich als Liebhaber des 70er Jahre Sounds wünscht.

    Moin Frank,

    was Du schreibst ist zutreffend. Die ADC Systeme sind zwar etwas weich aufgehängt, funktionieren an der Bahnschranke aber sehr gut. Fast alle Lenco´s die mir in die Hände gefallen sind hatten auch ein ADC 220X verbaut. Somit ist die von Dir aufgezeigte Lösung die mit Abstand kostengünstigste :)

    Leider bleibt ein Lenco im Originalzustand damit aber auch hinter seinen Möglichkeiten, zumindestens für meinen Geschmack. Mit einem Denon DL 103 sieht das schon anders aus :sorry:

    Was ein 70er Jahre Sound ausmacht, möge jeder für sich entscheiden. Ist halt Geschmackssache.


    Gruß Torsten

  • Der 220er Brick löst sehr ordentlich auf, auch wenn es sicher

    Steigerungen gibt.

    XLM gibt es in sehr unterschiedlichen Varianten, würde ich aber dem TE

    in der Tat für den Lenco nicht empfehlen.

    Wegen der höheren Nachgiebigkeit sind gerade ZLM und ähnliche sehr

    empfindlich, aber sicher nicht grundsätzlich besser oder hochwertiger

    als die Bricks.

  • So gehen die Wahrnehmungen auseinander. In meinen Ohren spielt ein XLM MKII an einem mittelleichten bis leichten Tonarm (SME 3009 S2 imp oder Mayware Formular IV) doch in einer anderen Klasse als ein Brocken an der Bahnschranke.


    Viele Grüße

    Jörg

  • WOW! Ich bin überwältigt über die zahlreichen und fachkundigen Kommentare!! Vielen Dank schonmal an ALLE! Ich werde jeden einzelnen Beitrag nochmal später genau sichten und für mich eruieren. Natürlich, wie immer, wenn es um Musik, bzw Klangbild geht, gehen die Geschmäcker auseinander und es gibt viele Möglichkeiten.

    Jetzt aber nur kurz zu der berechtigten Frage von Steffen zur vorhandenen Kette. Die ist mitnichten hochwertig. Hatte ich mir damals von meinem ersten Geld nach dem Studium zusammengekauft. Der Lenco L 75 geht via Adapter vom DIN Stecker auf Cinch und dann in einen Yamaha AX-396 Verstärker. An dem Verstärker hängen dann zwei Centrum Oberon 100 Boxen. ( 3-Wege Bassreflex Boxen, 150 Watt bzw. 250 Watt sinus) Nix dolles, ist bestimmt ausbaufähig ;)

  • Hallo Andi,


    So ziemlich alles im Leben ist ausbaufähig, es sei denn, man ist russischer Oligarch oder arabischer Ölquellenbesitzer. Wichtig - und das darf ruhig auch im philosophischen Sinne verstanden werden - ist, dass man/ du zufrieden Musik hörenn kannst. Mir scheint, dass vielen genau das bei aller Verbesserei und Optimiererei abhanden gerät. However.


    Eine HiFi-Anlage kann man als Kette bzw. - besser- Portfolio aller Komponenten begreifen. In diesem Sinne gibt es meist einen Engpass, bei dem Verbesserungen am einfachsten/ relativ günstigsten sind. Zudem gibt es so etwas wie Synergien, die im Zusammenspiel miteinander technisch und klanglich harmonierender Komponenten entstehen und idealerweise dazu führen, dass die Kette mehr ist als die bloße Summe ihrer Komponenten. Umgekehrt geht das jedoch auch.


    Selbstverständlich sind dein Verstärker und deine Lautsprecher so gesehen ausbaufähig. Vermutlich würde es sogar Sinn machen, darüber nachzudenken, wenn du mit einem neuen Tonabnehmer liebäugelst. Vermutlich würde ich neben den Überlegungen zum Tonabnehmer bei den Lautsprechern beginnen. Hierzu würde ich an deiner Stelle nach guten HiFi-Händlern in deiner Gegend suchen und dort nach Absprache verschiedene LS Probe hören. Überlege dir aber vorher, ob du Pandora's Box wirklich öffnen willst...


    Grüße

    Steffen

    And if you tolerate this

    then your children will be next

  • Hallo

    Meine Lencos mit Originalen Tonarm

    (Bahnschranke) laufen sehr gut

    mit Shure M75 mit Analogis Black Diamond Nadel. Und mit AT 91 mit Japan Ellipse für 40 Eumel und AT VM 95 E.

    Uwe

  • Ich stimme Steffen zu.

    Erstmal Verstärker und Lautsprecher verbessern.

    Ansonsten wird der Austausch der Tonabnehmer keine deutliche

    Veränderung bringen.

    Aber Vorsicht vor Pandora...


    Gruß

    Frank