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EAT s-forte
Lange habe ich einen Plattenspieler gesucht, der das technisch Erforderliche möglichst perfekt und ohne Schnörkel erfüllt.
Angetrieben wird im EAT s-forte mit zwei nicht hörbaren Synchronmotoren, die stur mit der Netzfrequenz laufen (die reale Netzfrequenzschwankung in unserem Stromnetz liegt bei +/- 0,025 Hertz, damit schwankt der Kammerton A mit 440 Hz um +/- 0,22 Hz. Orchester stimmen ihre Instrumente zwischen 442 und 444 Hz. Die Stimmung eines Streichinstrumentes vom Anfang bis zum Ende einer Symphonie kann bis zu 3 Hz driften). Synchronmotoren ruckeln leider beim Polwechsel. Dies wird beim EAT mit hochelastischen Triebriemen durch Dehnung und Zusammenziehen auf der Strecke zwischen Motor und Plattenteller aufgefangen. Hierfür müssen die Riemen bei geringer Zugkraft am Teller immer innerhalb der Haftreibung bleiben, was mit der etwas raueren Oberfläche des Tellerylinders erreicht wird. Im Zusammenspiel mit einem 15 Kilo schweren Teller, dessen großer Durchmesser mit 36 cm Durchmesser sein Gewicht nach außen schiebt und damit die Trägheit zusätzlich vergrößert, ist der Gleichlauf so stabil, wie er von keinem anderen Konzept erreicht werden kann.
Der Teller ist mit einer Keramikkugel in einer Teflonpfanne gelagert ist. Der Druck auf das Teflon wird durch zwei starke Neodym-Magneten verringert, welche den Großteil der Vertikalkraft aufnehmen. Ein kleiner Rest der Vertikalkraft und die Lagerung des Tellers auf dem Magnetfeld halten die Lage des Tellers. Damit ist keine Gleitbüchse in der Tellerachse erforderlich. Eine Lagerinspektion braucht jeder gute Plattenspieler. Ich habe diese Inspektion in meinen Jahresrhythmus aufgenommen. Jeden Herbst schmiere ich die Lager und poliere dabei auch den Plattenteller auf sauber, nicht auf glänzend (wäre eine Sisyphusarbeit und wahrscheinlich ohne Politurmittel gar nicht möglich, womit die für das Antriebskonzept wichtige rauere Oberfläche dahin wäre).
Das etwa 25 kg schwere Chassis, sauber mit schwarzen Klavierlack, ist mit Sand und Bleischrott gefüllt und minimiert so die Schwingungsübertragung weit unter unsere Hörgrenzen, einerseits zwischen Teller und Tonarm und andererseits auch den Schwingungseintrag von außen. Zusätzlich wird die Schwingungseintragung von außen mit magnetgedämpften Füßen reduziert.
Womit die Technische Beschreibung EAT s-forte beendet ist, denn mehr an Technik ist nicht drinnen und auch nicht erforderlich.
Um die hohe Qualität des EAT s-forte tatsächlich zu nutzen, ist ein präziser Tonarm (nur 12“) vorzugsweise aus japanischer Fertigung erforderlich. Das heißt, wer mit circa 5.000 Euro A zum S-forte sagt muss auch mit 6 bis 10.000 Euro B zu einem hochwertigen Tonarm sagen. Wenn dies die finanziellen Grenzen nicht zulassen, würde ich für 1000 Euro Aufzahlung den 12-Zoll Tonarm Pro-Ject Evo 12cc als Übergangslösung nehmen. Dieser hat eine wechselbare Headshell mit SME Bajonettanschluss, die ich für unverzichtbar halte. Präzise Tonarme sind meist etwas schwerer, damit ist eine Nadelnachgiebigkeit unter 15 µm/mN erforderlich. Das heißt, man muss von Van den Hul Abschied nehmen.
Auf der Suche nach besserem Klang habe ich mit einem Tonarm GLANZ MH-124S, ein minimalistischer japanischer Präzisions-Tonarm, aufgerüstet (8.000 Euro). Zusammen mit dem Tonababnehmer Soundsmith Hyperion und dem Röhrenphonvorverstärker EAT s-glo bin ich im High-End Himmel angelangt. Ich denke, eine wirklich hörbare Verbesserung ist nur mehr schwer möglich.
Hörbar sind aber die Klangunterschiede verschiedener Tonabnehmer. Je besser vom Tonarm geführt, umso deutlicher zeigen die Tonabnehmer ihr Können und ihre Eigenschaften. Hier komme ich zu meiner Plattenspielerphilosophie. Dreher und Tonarm müssen unhörbar im Hintergrund Gleichlauf und Schwingungsdämpfung gewährleisten. Zwischen Plattenteller und Tonabnehmer müssen die durch Schwingungen verursachten Bewegungsabweichungen möglichst gering bleiben. Das Ziel ist eine stabile Bühne für den Tonabnehmer, der in seiner Funktion ein hochsensibles Musikinstrument ist. Die stabile Bühne habe ich mir geschaffen und so kann ich mein Experimentieren auf die Strecke Headshell, Tonabnehmer, Platte und Plattentellerauflage einschränken.
Grüße aus Österreich
Kurt
Danke für den interessanten thread und die gute Beschreibung Deines Plattenspieles. Mit dem Glanz 124 und dem Soundsmith Hyperion verwendest Du direkt 2 meiner Lieblingskomponenten, die zusammen vorzüglich harmonieren. Das EAT Laufwerk kenne ich nur von Messen, hatte es also (noch) nicht bei mir im Einsatz, da es aber ursprünglich mit dem Ikeda 407 entwickelt wurde, wird der Glanz auf dem Laufwerk auch sehr gut harmonieren.
Ich finde es schön, dass in diesem Forum mal wieder eine hochwertige Komponente vorgestellt wird, mit der Einladung weitere Plattenspieler vorzustellen.
Es passt aber leider zum AAA Forums Sommer 2021, dass bereits die ersten Beiträge in einer Art geschrieben sind, dass man den thread nicht mehr weiter führen mag und gut verstehen kann, dass die letzten Produkt Vorstellungsthreads nahezu alle in der Rille landeten, bzw ganz gelöscht wurden.
Wo kommt nur all die negative Energie her, die Produkte von Mitforisten so nieder zu schreiben …
Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn sich trotz der letzten Beiträge noch jemand traut, sein Laufwerk, seinen Plattenspieler in seiner technischen Konzeption vorzustellen!
(nach Möglichkeit, ohne dass der Beitragsersteller danach „gegrillt“ wird, da er nicht der Entwicklungsing. des Laufwerks/ Tonarms/TA war und evtl bei technischen Beschreibungen Begrifflichkeiten aus der Plattenspieler Broschüre oder einem Testbericht verwendet)
Gruss
Juergen