RABCO ST-8 - eine vergessene Legende?

  • Hey, ich mag hier mal was zu diesem Dreher erzählen ...


    RABCO ST-8


    Warum Tangential-Tonarm?

    Warum RABCO ST-8?


    Wer einen sucht, der weiß sehr wohl warum, aber nicht jeder, der sich für hochwertige

    Vinyl-Abtastung (neu) interessiert, ist hier in der Tiefe der Bedeutung kundig.


    Ganz grundsätzlich gilt: Eine jede Schallplatte, oder besser gesagt, deren Pressmatritze,

    ist Tangential geschnitten. Also von einem parallel über die Platte geführten Arm der Schneidemaschine.


    Bei herkömmlichen Tonarmen zur Abtastung, die der Einfachheit halber drehbar an einem Punkt gelagert sind und vom Rillenverlauf ‚gezogen‘ werden, beschreibt der Tonarm vorn an seiner Spitze eine Kreisbahn.
    Der abtastende Diamant steht also nur an einer Stelle (auf die er justiert ist) wirklich gerade zur Rille.

    Es gibt also stets den sogenannten Spur-Fehl-Winkel von einigen Grad, es sei denn, der Tonarm wäre gegen Unendlich lang.


    Ein Tangentialtonarm soll theoretisch keinen Spurfehlwinkel haben, aber dies gilt dann doch nur theoretisch. Denn Plattenrillen sind mit unterschiedlichen Steigungen geschnitten.
    Ein Tangentialtonarm kann und darf also nicht starr geführt werden. Er wird in diesem Falle im Vortrieb

    in Abhängigkeit von seinem Austritt aus dem Ideal 0° rein mechanisch geregelt.
    Hierzu braucht es dann eben die, wenn auch sehr geringe Abweichung von 0°. Daher doch … plus/minus etwas …


    Möglicher Weise gibt es am Markt inzwischen Tangentialtonarme, deren Vortrieb über

    einen Laser und aufwändiger Elektronik gesteuert werden.

    Unter 3500.- € werden solcherlei aufwändige Teile allerdings nicht zu bekommen sein.


    In den späten 70igern, in denen auch dieser Harman Kardon mit dem RABCO ST-8 Tonarm

    entwickelt, gefertigt und vermarktet wurde, gab es noch die Konkurrenzprodukte von B&O und Revox.
    Allein, beide, waren deutlich komplizierter und verbauter im Aufbau, als der ST-8.


    Zudem war bei diesen beiden die Auswahl des möglichen Systems drastisch eingeschränkt.

    B&O ist halt B&O;


    Beim Revox passten maximal 3 Systeme vom ganzen Markt wirklich.

    Um ein Solches aber zu montieren, muss man den gesamten Plattenspieler von unten an zerlegen.

    Dann sieht man auch, dass Bauhöhe und Eigengewicht des Systems, sowie Steifigkeit der Nadel

    Praktisch NULL variabel sind.


    Anders, ganz anders – beim RABCO ST-8, der zu dieser Zeit auch als Referenzplattenspieler

    in der STEREOPLAY-Redaktion galt …


    Ein System kann hier, wie sonst gewohnt ausgewählt und montiert werden. Da zu damaliger Zeit vorzugsweise sehr leichte Systeme verwendet wurden wie AKG P8es, Sonus, Pickering, Shure, etc. ist die Balancierbarkeit über das Gegengewicht ähnlich aufgestellt, wie bei den Legenden von SME, MikroSeiki oder gar Mayware Formula IV.
    Sprich: Schwer iss nich!

    Ein Gimmik der besonders durchdachten Art, ist das verschiebbare Zusatzgewicht auf dem Tonarmrohr.
    Über dieses erhöht sich die Variabilität von Wunschsystemen um ein Vielfaches,

    da nun auch die Masse des Tonarmes sauber und einfach auf verschiedene Nadelnachgiebigkeiten abgestimmt werden kann.


    Zudem ist der Plattenteller über einen elektronisch geregelten Papst-Motor angetrieben (per Flachriemen), dessen Laufruhe und Durchzugskraft man sich heute in so manchen Nobel-Drehern/Masselaufwerken wünschen würde
    - und Alternativen teuer bezahlt.


    Beste Grüße

    aus Berlin


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    2 Mal editiert, zuletzt von Mysterendy ()

  • Ja zugegeben, aber ich habe ja nicht darauf verwiesen, mich also an die Spielregeln gehalten.

    Außerdem kann er da auch gern gelöscht werden. Die Priorität dieses Forums liegt doch deutlich auf Information und gegenseitiger Hilfestellung.


    ... als ich aber den Text vorhin verfasste, dachte ich mir dann doch: 'warum willst Du eigentlich diesen verkaufen? Ist er nicht letztlich ein Teil Deiner Geschichte aus besten Zeiten ???'


    So werde ich ihn mir heute Abend, spätestens morgen doch nochmal ordentlich zu Gehör führen ... - und abwägen 8)

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