Als ich seinerzeit den Titel „High End Extrem“ sah, wusste ich erst nicht, was das sein sollte.
Ich dachte dann schließlich, dass das monetär, abmessungstechnisch und/oder gewichtsmäßig über das „normale“ High End Hinausgehende gemeint sein müsse.
Denn „HighEnd“ (ohne Zusatz) ist in meinen Augen bereits das absolute Optimum bei der Klangwiedergabe. Eigentlich müsste dazu gemeint sein, dass es eine „natürliche“ Wiedergabe hergeben sollte. Wobei das auch schon wieder heikel ist: was ist bei Pop und Rock „natürlich“? Da ist dann, glaube ich „HighEnd“, wenn es dich aus den Socken haut.
Dies hier ist nur über Klassik, die Tonbeispiele sind alle vollständig, unkomprimiert und bis zu 18 Minuten lang (Konzert für Orgel und Orchester). Und ich kann nur beschreiben, was die Aufnahme zu HighEnd macht, abhörseitig bin ich eher in der oberen Mittelklasse unterwegs.
Ich verlinke hier noch einmal einen sehr schönen Artikel, der aus der Sicht eines Musikers und Tontechnikers die (zuweilen eklatanten) Unterschiede zwischen Tonschaffenden und Tonhörenden aufzeigt.
https://www.amazona.de/verglei…-technik-vs-hifi-technik/
Sehr schön hier auch die verlinkten Videos. Der Bau der B&W-Boxen zum Beispiel erinnert mich eher an ein Video vom Bau eines Steinway-Flügels als an einen Lautsprecher. Aufnahmeseitig wird da bei einem Lautsprecher eher Wert auf Neutralität als auf Klavierlack gelegt. (Aber ja, es gibt auch Studios mit B&W Boxen!) Die vom Autor erwähnten KS-Boxen sind exzellent, muss man sich aber auch leisten können.
Und dann verweise ich mal auf die Rezensionen der „Analog“-Musikrezensenten seit der Ausgabe 2/20 mit meinen Tonbändern. Bisher (fast) allesamt mit „1“ bewertet, da hat die Deutsche Grammophon oder andere Klassiklabels auch keine bessere Bewertung hinbekommen. Wie entsteht so eine „Einser“-Aufnahme, die höchsten Ansprüchen genügt? Ich habe ein paar Tonbeispiele in Flac abgespeichert und in meinem Google-Drive abgelegt.
Hier ein schönes Beispiel mit Sinfonieorchester und Solo-Stimme, das den Rezenseten sehr berührte, live aufgenommen mit minimalstem Aufwand (zwei Hauptmikros, ein Stützmikro). James Tolksdorf, Bariton und die Bottroper Sinfoniker.
https://drive.google.com/file/…4poAi_VJ/view?usp=sharing
Beteiligt waren hier 3 Mikrofone von MBHO, etwa 45 m Mikrokabel, namenlos, ein Mikrofonvorverstärker preiswerter Art und ein Festplattenrecorder von Fostex. Und die passenden Stative: bis über 4 m hoch.
Ein scheinbar einfaches Beispiel: Chor mit Klavier: Unichor Essen. „Mut“ aus der „Winterreise“ von Franz Schubert in einer Bearbeitung für Chor und Klavier.
https://drive.google.com/file/…ItCKLJFT/view?usp=sharing
Dieser Chor kann wegen der räumlichen Enge nicht „akustisch sauber“ mit 2 Hauptmikrofonen aufgenommen werden, sondern hier sind 4 Kugelmikros für den Chor (etwa 130 Leute) und 2 Nieren fürs Klavier verteilt. Die Räumlichkeit entsteht erst im Mixer. Etwa 100 Meter Kabel bis ins Pult „Tascam Model 24“.
Das hier kennen bisher nur wenige, das kann ich nicht veröffentlichen; hier vorzeigen schon:
Konzert für Orgel und Orchester d-Moll op. 70 von Gerard Bunk, erster Satz „Allegro moderato e molto marcato“. Live!
https://drive.google.com/file/…r-6B7Gg2/view?usp=sharing
Dies hat u.a. mein Freund Uwe Bayernhifi schon mehrfach gehört. Zuletzt noch einmal, nachdem er seine Anlage weiter präzisiert und feingetunt hat. Er schrieb dazu:
„Die letzten Schlechtwettertage habe ich noch zum weiteren messen und programmieren genutzt…. Deine Aufnahmen haben ja bisher schon immer klasse geklungen 👍 Was sich aber jetzt hier gerade abspielt ist mit Worten nicht zu beschreiben! Es läuft ... Deine CD „Orgelkonzert mit Orchester“… Diese Räumlichkeit in Tiefe und Breite, das gesamte Frequenzspektrum der Orgel und jetzt, nach dem Phase und Delay aller Lautsprecher 100%ig korrekt sind, erscheint ein geradezu holographisches Klangbild! Das ist der Hammer und ich zieh‘ ein weiteres mal den Hut vor Dir. 👍
Was habe ich gemacht? Habe vorn brav meine 2 Hauptmikros hingestellt, wie immer in EBS-Anordnung auf einer Stereoschiene, etwa 3,5 m hoch (das ist wichtig für so einen großen Klangkörper). Und habe hinten mein großes 9-m-Stativ hingestellt. Akustisch so, dass die Orgel schön voll eingefangen wird und in dem Mix quasi hinter dem Orchester ertönt. Das funktioniert. Material: 4 Nieren-Mikros, MBHO, etwa 100 m Kabel preiswerter Art, ein Mikrovorverstärker von Tascam und ein DAT-Recorder. Das wurde live zu 2 Kanälen zusammengemixt.
Ein Wort zum Tascam MX-4: ein schlichtes, fast designfreies, aber völlig professionelles Gerät. Das obere hier:
Ist seit gut 25 Jahren bei mir in Betrieb und da knarzt kein Poti, da wurde nie ein Elko ausgetauscht, das funktioniert immer und überall. Und tönt „wie ein Stück Draht“, nämlich gar nicht. Verstärkt gut und korrekt und gut is´. Da gibt es natürlich Studios, die auf ganz andere Kaliber stehen, Neve oder Lake People oder SPL. Den meisten teuren ist ein „Sound“ gegeben, deretwegen vor allem die Pop-Produzenten darauf stehen. Oder sie klingen neutral und vielleicht etwas feiner als der Tascam. Auswirkungen auf die Aufnahme: gering.
Und nun also eine „1+++“ vom Chefredakteur. Ich zitiere mal das Fazit:
Und spätestens bei Widors ”Toccata“ zieht diese Aufnahme im wahrsten Sinne des Wortes noch einmal alle Register: Alles charakteristisch Monumentale und Majestätische dieses Orgel-Triumphes gelangt in den Hörraum. Die »Angst« vor der Wucht des kraftstrotzenden Finales weicht schnell der Atemlosigkeit und Begeisterung des unmöglich Geglaubten. Näher bin ich High End nie gewesen.
Musik: 1
Klang: 1+++ (Andere Liga)
Der ganze Artikel ist hier nachzulesen:
Dr. Thomas Senft ist vollauf begeistert. Kann ich verstehen, war ich damals auch:-)
Hat es eine solche Benotung schon mal gegeben?
Sein Fazit in Klartext:
Und spätestens bei Widors ”Toccata“ zieht diese Aufnahme im wahrsten Sinne des Wortes noch einmal alle Register: Alles charakteristisch Monumentale und Majestätische dieses Orgel-Triumphes gelangt in den Hörraum. Die »Angst« vor der Wucht des kraftstrotzenden Finales weicht schnell der Atemlosigkeit und Begeisterung…
Hier mal daraus als Beispiel der erste Satz von Widors 5. Sinfonie (die „Toccata“ kennt ja jeder) mit grandioser Dynamik (96 kHz vom HiFi-Video-Band!):
https://drive.google.com/file/…YWy7hG2l/view?usp=sharing
Wie ist nun diese Aufnahme entstanden, dass sie so gut ist?
Hinten zwei Kugelmikrofone von „MB-Peerless“ (daraus ist etwas später MBHO entstanden) an einer Jecklin-Scheibe. Das ganze 9 m hoch mit etwa 8-9 m Abstand zum Orgelprospekt aufgebaut. Etwa 40 m Kabel (preiswertes Zeug, das sich leider schlecht wickeln ließ, aber: es leitete!) mit Kabelübertragern in einen kleinen (asymmetrischen) Nakamichi-Vorverstärker, von dort in einen HiFi-Videorecorder von Blaupunkt. Also eigentlich alles eher preiswertes Equipment. Worauf es hier ankam, war die Qualität der Mikros (auch heute noch TOP!) und die Positionierung, die abseits des Gewohnten ist.
Was macht das ganze zu „HighEnd“? Das Material ist es nicht, es ist das Know-How, welche Mikros wo zu platzieren sind. Dass auf der Abhörseite ordentliches Material stehen muss, um das so zu hören, ist klar. Uwe zum Beispiel hat irre viel Aufwand getrieben, um da wirklich eine High-End-Abhöre zu gestalten. Dr. Thomas Senft ebenso. Ich kann meine Aufnahmen nicht in dieser Qualität hören.
Was es nicht ist: Kabel. Das Mikrokabel soll leiten und gut aufwickelbar sein. Wenn man dann noch Geld übrig hat und es einen beruhigt, kann man teureres Zeug kaufen. Aber man bedenke: ein 48-kanaliges Pult hat, voll bestückt, sicher hunderte Meter Kabel daran. Da tun es auch mittelwertige. Auswirkungen auf die Aufnahme: keine.
Die verwendeten Mikrofone sind preislich ganz am unteren Ende der Profi-Mikros; staunenswerter Test hier:
https://www.professional-audio…a100lkka200nmbp603mbp648/
Davon habe ich zehn. Weitere etwas oder viel preiswerter machen ebenfalls einen schönen Ton, dann aber mit bestimmten Eigenschaften, die mal hier, mal da nützlich sein können. Teurer (z.B. Neumann) oder viel teurer (z.B. Schoeps, dpa) geht natürlich auch, hört man im letzteren Falle auch, etwas.
Da ist es bei der Profi-Technik wie zuhause auch: für ein kleines Quäntchen feineren Klang muss man erheblich tiefer in die Tasche greifen.
Viel Spaß beim diskutieren und hören (da gibt es außergewöhnliche Klänge in den Beispielen!)